PG Workshop Harmonisch Moll Special Part 2 Seite 2

In Takt 6 wird es richtig interessant. Die bereits im ersten Teil angedrohte A Harmonisch Moll Scale kommt ins Spiel. Und die hat es wirklich in sich. Zur Erklärung müssen wir allerdings ein wenig ausholen. Also,hier die Bedienungsanleitung in aller Kürze: Die harmonische Moll Scale leitet sich von der "normalen" aeolischen Mollskala ab. Im Gegensatz zu dieser (A B C D E F G A) wird bei der harmonischen Moll-Tonleiter allerdings der siebte Ton um einen Halbtonschritt erhöht (A B C D E F G# A). Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang von einem künstlich erzeugten Leitton, der sich chromatisch (im Halbtonabstand) zum Grundton A hin auflöst. Und genau dieser Ton ist es, der nicht nur den Sound der Scale bestimmt, sondern auch noch einen massiven Einschnitt in die Akkordstruktur der Tonleiter mit sich bringt. Zur besseren Verdeutlichung des Sachverhalts schauen wir uns die beiden Skalenvarianten unter exakt diesem Aspekt einmal etwas genauer an:

Der klitzekleine Eingriff in die Struktur der Tonleiter sorgt unter anderem dafür, dass auf der fünften Stufe der harmonischen Mollskala ab sofort kein normaler E-Moll Akkord zu finden ist, sondern ein reinrassiger E7 Dominant-Sept Akkord (blau markiert). Das Coole: der ist bekannt für seine Eigenschaft, sich perfekt im A-Moll Akkord der ersten Stufe aufzulösen, besitz also echte Dominant-Qualitäten. Und damit kann der E-Moll der normalen A-Moll Scale nun mal nicht aufwarten.


Der E7 Akkord der V.Stufe der A Harmonischen Moll Scale eignet sich also hervorragende, um ihn im Am Akkord der I.Stufe aufzulösen. Sehr schön, genau das was wir brauchen! Die Skala, die wir aus der V.Stufe der A Harmonischen Moll Tonleiter ableiten können, trägt den Namen "harmonic dominat scale" oder schlicht und ergreifend HM5.

TIPP: Natürlich hat die coole Scale noch viel mehr zu bieten. Das würde in diesem Zusammenhang allerdings zu weit führen. In meinem Buch Scales ´n´more, aus dem übrigens auch die hier vorgestellte Studie stammt, gibt es eine ganze Reihe effektiver Übungen, Lix und Soli, die die Skala im Einsatz zeigt. Informier dich.


Lange Rede, kurzer Sinn. Die A-Harmonisch Moll Skala eignet sich ideal zur Improvisation über E7 (und E7b9) Akkorden. Na dann wollen wir uns doch direkt einmal davon überzeugen. Denn tatsächlich spiele ich in den Takten 6 und 8 Auszüge aus der spannungsgeladenen Scale. Dabei beschränke ich mich im sechsten Takt noch auf ein Zitat (das G#, die große Terz des E7b9 Akkords). In Takt 8 geht es dann richtig zur Sache und ich spiele die Skala bergauf, um mit einem Lagenwechsel in Takt 9 eine zweite Runde der Akkordfolge einzuläuten. Hier geht es zunächst wieder brav in der A Moll Scale weiter (9/10/11/12/13), bevor wir über dem E7b9 in Takt 14 richtig wild in A Harm. Moll anbieten. Den Anfang machen zwei staccato gespielten Tönen (G# und F /9 und 6.Bund/B-Saite), bevor ich auf den Zählzeiten "2" und "3" die komplette Tonpalette "rocke".

TIPP: Übe den in 16´tel Triolen rhythmisierten Lauf zunächst sehr langsam und achte auf den Lagenwechsel am Ende der 16tel Gruppe der "3" (4.Bund B-Saite).

In Takt 15 geht es dann bluesy zur Sache. "Skala der Wahla" ist hier die A-Moll PentatoniK. Das Ende des zweiten "Törns" leiten wir dann mit einer linear gespielen A Harmonisch Moll Scale ein (Takt 16).

Das war´s für heute. Im letzten Teil unseres Specials, werden wir uns den Rest des Solos vornehmen. Viel Spaß beim Üben.

Hansi Tietgen

Seite 1 - Seite 2
Teil 1 - Teil 3
Planet Guitar Home