Interview mit Basslegende Nathan East
Freelancer's Delight - Ein Meister unter 4 Augen
von Oliver Poschmann
Für Freunde einer erstklassigen Rhythm-Section Performance stand die Eric Clapton Tour 2004 einmal mehr unter einem guten Stern. Schließlich hat man nicht alle Tage die Möglichkeit ein Gespann wie Nathan East am Bass und Steve Gadd an den Drums bei der gemeinsamen Arbeit zu erleben. Genussvoll und lehrreich leisteten die beiden Ausnahmemusiker absolut vorbildhafte Basisarbeit. PG Bass-Spezialist Oliver Poschmann traf Nathan East zum lebhaften Gedankenaustausch.
Hier einige Infos vorab:
Seit 1980 zählt Nathan East zu den begehrtesten Studio- und Live-Bassisten der Welt. Der sympathische und stets zu einem Lachen animierende Musiker, spielte in den letzten 20 Jahren mehr Studioproduktionen ein, als jeder andere Basist der Session-Szene. Kaum ein Top-Star-Album auf dem Markt, das nicht mindestens einen Credit mit dem Namen Nathan East enthält. Trotz seiner zahlreichen Aktivitäten findet der Ausnahmebassist noch Zeit für sein Steckenpferd ,die mit dem Grammy-Awards ausgezeichnete Band "Fourplay". Mit Legenden wie Larry Carlton, Bob James, Harvey Mason und natürlich - Nathan East, der sich hier -ganz nebenbei- als ausgezeichneter Komponist und Sänger vorstellt - stecken in diesem Jazz-Quartett über 100 Jahre geballte Musikalität und Erfahrung. Übrigens: Das Nathan auch als Komponist ein echter Könner ist zeigt der Song "Easy Lover", der mit Phillip Bailey und Phil Collins Weltruhm erlangte.
Nathan East wuchs in San Diego mit sechs weiteren Geschwistern auf. Während seiner Junior Highschool Zeit lernte er Cello, das er nach einigen Jahren aus Spaß so zu spielen begann wie einen Kontrabass. Im Alter von 14 Jahren - er und seine Brüdern traten damals häufiger in Gottesdiensten auf- entdeckte Nathan schließlich am Kirchenaltar einen E-Bass . Und genau damit begann seine Laufbahn als Bassist. "Der Bass fühlte sich absolut natürlich an. Zwar hatte ich anfangs Probleme, weil das Cello in Quinten, der Bass jedoch in Quarten gestimmt war, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hatte ich auch diese Hürde genommen .... trotzdem möchte ich das Cellospiel nicht missen - denn tatsächlich hat es mir sehr dabei geholfen mein Gehör und mein Blattspiel zu trainieren..."
In der Folgezeit arbeitete Nathan in unterschiedlichen Club-Bands. Eine dieser Bands wurde von Barry White entdeckt, der sie kurzerhand für eine USA Tournee engagierte. So bekam Nathan erstmals die Gelegenheit auf solch legendäre Bühnen wie dem Apollo Theatre und dem Madison Square Garden zu spielen. "Das war für mich der Einstieg in die professionelle Laufbahn..."
Er studierte Musik in San Diego und zog 1979 nach Los Angeles, um dort neue Kontakte aufzubauen - was ihm auch umgehend gelang. "...ab 1980 arbeitete ich so gut wie jeden Tag im Studio...., ich war gut im Blatt-Spiel und ich traf Gene Page, der zu dieser Zeit der angesagteste Arrangeur in L.A. war und für Künstler wie Elton John, Barry White, Whitney Houston, etc. arbeitete." Er war begeistert von mir und öffnete mir alle Türen. Plötzlich bekam ich all diese aufregenden Anrufe, um mit Phil Collins, Eric Clapton, Al Jarreau, Philip Bailey, Kenny Loggins, Lionel Richie, George Benson zu spielen - all diese Künstler, die ich so sehr respektierte...".
Trotz seiner multiplen Projekte und Engagement gründete er im Jahr 1991, gemeinsam mit Keyboarder/Arrangeur Bob James, Drummer Legende Harvey Mason und dem später durch Larry Carlton ersetzten, Gitarristen Lee Ritenour, die Gruppe "Fourplay", die bereits mit ihrem Debüt-Album Gold-Status erhielt und seitdem in steter Regelmäßigkeit die Billboard-Contemporary-Jazz-Charts anführt. "...Fourplay bietet mir eine gute Gelegenheit meinen Sound in einem glänzenden Licht zu präsentieren..."
Nathans Spiel bei Fourplay wird ergänzt durch seinen hervorragenden Gesang, mit dem er - zum einen - gerne seine Soli im George Benson "sing-along" Stil ergänzt und zum anderen echte Leadgesangsfunktion übernimmt. "... ich habe früher in Club-Bands sehr viel gesungen und ich liebe George Benson. Es fühlt sich für mich absolut natürlich an Bass zu spielen und dazu zu singen. Die nötige Unabhängigkeit und Koordination hierzu kommt durch Praxis und Routine..."
Spieltechnisch zupft Nathan East stets sehr nahe an der Bridge, hin und wieder auch unter Einsatz des Fingernagels, um so einen pickartigen Effekt zu erzielen. Häufig kombiniert er Finger- und Slaptechnik innerhalb eines Songs bzw. einer Basslinie. "... wichtig ist hier die Ausgewogenheit im Sound. Ich finde es wichtig, dass die Soundfülle des Fingerspiels bei der Slaptechnik nicht verloren geht - also zu unausgewogen, zu dünn oder auch zu laut klingt. Dies zu erreichen ist gar nicht so leicht und stets mit viel Arbeit verbunden..." "...ich versuche immer genau das zu spielen, was dem Song am meisten dient. Ich mag die "unsichtbaren" Basslinien, so wie Stephen Rodby von Pat Metheny sie meisterhaft beherrscht.. - ... ich mag Basslinien, die Emotionen erzeugen, die mich berühren - so wie Jaco Pastrious oder Pino Palladino. Eine wirklich gute Note die das Herz trifft reicht aus. Eric Clapton ist das beste Beispiel. Er spielt weder viel, noch schnell - aber jeder Ton geht durch und durch..."
TIPP: Der Spieltechnik und den Basslinien von Nathan East wird Planet-Guitar eine ganze Workshopreihe widmen. Es lohnt sich also regelmäßig vorbeizuschauen...
Das Interview...
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