Vox Valvetronix Head AD 120 VTH + AD 412 Cabinet-

ein Duo auf Erfolgskurs

ein Test von Hansi Tietgen

Nachdem Vox mit den beiden Valvetronix Combos AD 120 VT und AD 60 VT im letzten Jahr ein sehr beeindruckender Einstieg in die Modeling Szene gelungen ist, setzt die britische Kult-Factory jetzt noch einen drauf und präsentiert mit dem imposanten Vox Valvetronix Stack, ein Power-Gespann der besonderen Art.

AVT 120 VTH Aufbau und Konzept

Genau wie schon die beiden Combos, kommt auch das neue Head im typischen Vox-Design. Das aus stabilem Multiplex gefertigte Gehäuse läuft an den Seiten schräg zu und ist mit schwarzem, strukturierten Kunstleder bezogen. Da die Bedienoberfläche auf der Oberseite zu finden ist, bietet die Frontplatte platz für eine voxtypisch bestickte Stoffbespannung , inklusive goldenem Valvetronix Logo. Apropos Bedienung: Das Panel des Amps, mit den kultigen Chickenhead Potiknöpfen, ist leicht versenkt, lässt sich aber auch hoch auf dem Cabinet thronend, selbst von kleinen Gitarreros und Gitarritas (oder so), problemlos einsehen. Auf der Rückseite des AD 120 VTH findet man Anschlussmöglichkeiten, wie die USB-Style Buchse für den Vox VC-4 Footcontroller, die Stereo-Effektloop zum Einschleifen eines externen Effektgerätes, sowie zwei optionale Lautsprecher-Anschlüsse. Da die Impedanz schaltbar ist (4,8 und 16 Ohm) lässt sich das Top ohne Powerverlust an fast jede beliebige Box anschließen. Weiter geht es mit einem Kopfhörer-Anschluss und einem Stereo-Line Out, inklusive Speaker Simulation. Und die ist wirklich ein echtes Highlight! Ihr Sound ist so gut, dass eine Abnahme "per Kabel" ab sofort kein schlechter Kompromiss zum traditionellen "Abmiken" mehr ist, sondern nahezu ebenbürtige Aufnahme-Ergebnisse ermöglicht. Als besonders praktisches Feature hat sich schon bei den Combos der sogenannte Power-Select Regler erwiesen. Und auch das Head wartet mit dem coolen Tool auf, mit dessen Hilfe sich die Endstufen-Leistung des Amps individuell voreinstellen und optimal an die jeweiligen räumlichen und/oder "gesellschaftlichen" Gegebenheit anpassen lässt in denen das Stack zum Einsatz kommen soll Die Leistungs-Abstufung sieht dabei wie folgt aus: 2x 60 Watt (Fullrange), 2x 30 Watt, 2x 15 Watt und 2x 1 Watt. Aber "Leisemachen" ist noch nicht alles, was die praktische "Schalte" drauf hat. Durch die Möglichkeit der intelligenten Leistungsabsenkung, lässt sich die Endstufenleistung des Heads nämlich an die Power des jeweils gemodelten Original-Amps anpassen. Ein Detail, das besonders "Echtheitsfreaks" überzeugen dürfte und -auch "ohne die Fähigkeit die Flöhe husten hören zu können"- für ein Plus an Authentizität sorgt.

Das Konzept:

Die Endstufe des Heads schöpft ihren universellen Sound aus einer, speziell auf die Bedürfnisse der neuen AD Cabinets abgestimmten Variante der Vox Valve Reactor Technologie. Anders als die Modeling Ebene des Amps, in der die zur Verfügung stehenden Amp-Modelle und Effekte rein digital nachgestellt werden, basiert die Endstufe auf purer Analog-Technik - dem Geheimnis des sehr erfolgreichen Valvetronix Designs.. Mit einer 12 AX7 Röhre, einem Ausgangstransformator und -je nach angewähltem Ampmodell- sogar einer Gegenkopplungsschleife, enthält sie typische Merkmale traditioneller Analog-Röhrentechnik. (12 AX 7 ist übrigens die amerikanische Bezeichnung für die im Ampbau äußerst beliebte ECC83!) Das hier erzeugte Signal entspricht in seinen Klangeigenschaften genau dem, was man auch von einer normalen Röhrenendstufe her kennt- eben nur im Miniaturformat. Eine spezielle VariAmp Schaltung pusht die ca. 1 Watt starke Leistungsabgabe der Mini-Endstufe auf insgesamt vier Leisungsstufen hoch, die sich dann mit dem eben beschriebenen Power Selector frei anwählen lassen (2x 60 Watt (Fullrange), 2x 30 Watt, 2x 15 Watt und 2x 1 Watt). Die VariAmp Schaltung kommt dabei, anders als viele andere Verstärker mit entsprechender Funktion, gänzlich ohne einen in diesem Zusammenhang gerne verwendeten Lastwiderstand aus und gewährleistet so, dass sich beim Umschalten der Endstufen-Power weder das Spielgefühl noch Dynamikeigenschaften oder Höhenanteil des Signals negativ verändern. Diese smarte Herangehensweise versorgt den Valvetronix mit genau den Dynamikeigenschaften die jeder Gitarrero an "echten" Röhrenamps so schätzt. Einen weiteren Schritt in Richtung Natürlichkeit bringt die stetige Überwachung der Impedanzkurve des angeschlossenen Lautsprechersystems. Einfach ausgedrückt kann man sagen, dass sich beim guten alten Röhrenamp Endstufe und Speaker gegenseitig beeinflussen. Die Endstufe passt sich also dynamisch den jeweiligen Impedanz-Werten (Lautsprecherlast) der angeklemmten Speaker an. Diese reagieren wiederum auf die anliegende Leistung, usw. Alle beschriebenen Features wurden perfekt auf die Performance des neuen AD 412 Cabs abgestimmt, machen aber auch im Zusammenspiel mit anderen Boxen eine gute Figur. Falls man sich nicht für die AD 412 entscheidet, empfiehlt Vox Cabinets, die mit 30 Watt Greenbags ausgestattet sind. Von allen angebotenen Standard-Speaker sind diese am ehesten in der Lage, die universelle Klang-Bedienung des Amps "an die Luft" zu bringen.

Zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen, wird die Grundstruktur der Endstufe automatisch an das entsprechend ausgewählte Amp-Modell angepasst. So initiiert die Anwahl des Vox AC-30 oder Plexi-Modells zum Beispiel automatisch die Konfiguration einer Class A Enstufe, die modernen Amp-Modelle hingegen werden mit Class A/B Eigenheiten versorgt. Auch die Funktion des Presence Reglers bzw. der Resonanz-Schaltung wird- je nach gewähltem Amp-Typ- im Endstufenbereich des Valvetronix nachempfunden.

Die Preamp-Effekt Sektion

Genau wie bei den bewährten Combos, basiert auch der gesamte Vorstufen-Bereich des Amps, (inklusive der integrierten Effekte bzw. Bodenpedal- und Speaker-Simulationen) auf der letzten Ausbaustufe der seit Jahren bewährten REMS Technologie. Das sich hinter dem Kürzel verbergende Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling System ist eine von Korg entwickelte Klangumformungstechnologie, die in der Lage ist, das komplexe Verhalten von akustischen und elektrischen Instrumenten authentisch nachzubilden. Um eine möglichst authentische Simulation der integrierten Amp-Typen zu gewährleisten, verfrachtete die Vox Entwicklungsabteilung die wichtigsten und erfolgreichsten Verstärker der Amp-History ins New Yorker Korg Research and Development "Labor" um sie dort, unter Federführung von Steve Grindrod (ehemaliger Marshall Research and Development Leiter), digital zu "scannen". Den nötigen technischen Support fand das Team von Amp-Spezialisten in einer Reihe sehr erfahrener Korg DSP Ingenieure (DSP = Digital Sound Processing). Die anschließenden Voicing Sessions dauerten mehrere Wochen und führten zu den ersten Prototypen des Valvetronix-Amps, die dann -zur Qualitäts-Sicherung- von namhaften Gitarristen genauestens unter die Lupe genommen wurden. Die so gewonnenen Erkenntnisse wurden dann in der Weiterentwicklung der Amp-Serie berücksichtigt. Ähnlich akribisch ging man auch beim Modeling der integrierten Effekte vor. Namentlich Vox Ikone Brian May war es, der seinen legendären Treble Booster zur Verfügung stellte, um ihm im Rahmen der Sessions den digitalen Fingerabdruck abnehmen zu lassen.

Der AD 120 VTH bietet insgesamt 16 unterschiedliche Amp-Modelle:

  • AC 15 Modell des zweiten Kanals des ersten Vox Amps. Die gemodellte Version stammt aus dem Jahre 62. Fröhliche Urstände feierte der Verstärker im Jahre 1958.
  • AC15TB Der Amp wurde erstmals in den 90ern vorgestellt und kombiniert die Klangeigenschaften der legendären AC15 Endstufe mit der Flexibilität der Top Boost Vorstufe eines AC30.
  • AC30 Modell des Standardwerkzeugs britischer Gitarrenbands der späten 50er und 60er Jahre. Simuliert den weltbekannten Sound des Normalkanals des Amps.
  • AC30TB Etwas mehr Gain und klangliche Flexibilität bietet der AC30 TB, Treble Boost. Der Brilliant-Kanal hat bei dieser Modell-Variante mehr Saft und die zusätzlichen Klangregelmöglichkeiten erweitern die Einstellbarkeit des Amps. Beide Modifikationen gehören übrigens seit 1964 zur Standard-Ausstattung jedes AC30.
  • UK Blues JTM 45 - wo wäre Angus Young ohne diesen Amp? Aber auch ungezählte andere Acts lieben den offenen Klang dieses Class A Verstärker Urgesteins.
  • UK´70S Simulation eines Marshall 1959 SLP. Das legendäre britische 100 Watt Vollröhren Top (Plexi) wurde erstmals 1969 vorgestellt und kommt ohne Mastervolumen, erreicht seinen genialen Sound also erst bei Kampflautstärke. Das Valavetronix Modell ist, dank Mastervolumen und Power Selection Schalter, auch in Zimmerlautstärke zu genießen.
  • UK´80S Englischer Power-Sound Jahrgang 83. Das Modell basiert auf dem Sound eines im Hard'n'Heavy Biz äußerst beliebten Einkanal-Vollröhrentops mit Mastervolumen, dem Marshall JCM 800 Modell 2203.
  • UK´90S Das Modell des Marshall JCM 900 Modell 2100 bietet gnadenloses Gain. Das Original versorgte (und versorgt) so manche Produktion mit genialen Zerrsounds.
  • UK Modern Der für diese Simulation Pate stehende UK Marshall JCM 2000 DSL100 vereint die Vorzüge seiner Vorgänger. Viel Gain und ein Mörder-Punch machen im Riffing wie Leadspiel eine verdammt gute Figur.
  • RECTO Modell des beliebten amerikanischen HiGain Monsters Mesa Dual Rectifier. New Metal Fetischisten kommen hier voll auf ihre Kosten.
  • US HIGAIN Digitale Simulation des Overdrive-Kanals eines Edel-Amps aus der Schmiede des amerikanischen Amp-Gurus Mike Soldano.
  • BOUTIQUE OD Modell eines sehr seltenen und kostbaren custommade Vollröhrenamps (Howard Dumble Overdrive Special). Gitarristen wie Robben Ford, Eric Johnson und Larry Carlton schätzen seinen warmen, samtigen Lead-Ton.
  • BOUTIQUE CL Der Cleansound eines anderen Amps aus den Werkstätten von Howard Dumble. Der warme, volle Sound des Modells, mit seiner schnellen Ansprache im Mittenbereich und einer offenen Brillianz, läd zu ausgiebigen Comping Orgien ein.
  • Black 2x12 The Black Blues Machine- Der hier gemodelte Fender Blackface Twin Reverb stammt aus dem Jahr 1959 und ist die ungeschlagene Nummer eins in Sachen Clean- und Blueslead-Sounds.
  • Tweed 1x12 Das Original (Fender Tweed) erblickte im Jahre 1958 das Licht der Welt
  • und wurde schnell zum Garanten für obertonreich-angezerrte Rockabilly und Rock 'n' Roll Sounds.
  • Tweed 4x10 Ursprünglich für den Bass entwickelte, fand der sanfte, aber durchsetzungsfähige Zerrsound des 1959 erschienene Fender Bassmanns schnell seine Liebhaber in der 6-Saiter Fraktion und ist seit vielen Jahren ein heißbegehrtes Tool.

Individuell abgestimmte Klangregelung- der Schlüssel zum Erfolg

Aber es ist nicht nur das reine Amp-Modeling, dass für eine authentischen Performance eines Digital-Amps verantwortlich ist. Vielmehr hat das Nachbilden der individuellen Wirkungsweise der Klangregelungen der gemodelten Amps, einen massiven Einfluß auf den Gesamt-Sound eines Digi-Amps. Um auch diesem wichtigen Detail optimal Rechnung tragen zu können, wurden auch diese Merkmale während der Voicing-Sessions analysiert und digitalisiert und finden sich im Verhalten der unterschiedlichen Amp-Modelle des AD 120 VTH wieder. Da nicht jeder der gemodelten Verstärker über die Regelmöglichkeiten verfügt, die der Valvetronix bereitstellt (Gain, Volume, Treble, Middle, Bass, Presence und Master), verlegte man sich bei Vox darauf Regler, die beim jeweiligen Original-Amp nicht vorhanden sind, in der Bedienmatrix des AD 120 VTH mit einer adequaten Zusatzfunktion zu belegen. So wurde zum Beispiel bei Amp-Modellen deren Originale ohne Gain (AC15/AC30) auskommen, dem entsprechenden Valvetronix Gain-Regler die Funktion eines Lautstärkereglers zugewiesen. Bei Amps, die über keine 3-Band Klangregelung verfügen, sollten Puristen die "überschüssigen Regler" -laut Handbuch- in die Neutral-Position bringen. So ist gewährleistet, dass die Performance der Simulation so authentisch wie eben möglich rüberkommt. Experimentierfreudige Gitarreros sollten aber ruhig mal antesten welche Zusatz-Sounds den betreffenden Amps mit Hilfe der virtuellen Einstellmöglichkeiten abzuringen sind.

Die Effekt-Sektion

Der Aufbau der unterschiedlichen Elemente der Effekt-Abteilung findet in einer Art Modulsystem statt. Dabei wurde die Abfolge der einzelnen Module im Signalweg so gewählt, dass jede Effektgruppe innerhalb der Kette den ihrer jeweiligen Funktion entsprechenden besten -weil effizientesten- Platz erhält. So findet man zum Beispiel alle Pedal-Effekt Simulationen (Bodeneffekte) vor der Endstufe. Die Delay-, Reverb-, und Modulations-Effekte wurden hingegen in einer virtuellen Effektloop zwischen Vor-und Endstufe geparkt.

Gitarre -> Pedal-Effekte -> Vorstufe -> virtuelle Effektloop -> Endstufe -> Speaker

Die Pedal Sektion bietet 10 digitale Nachbauten der erfolgreichsten Bodenpedale:

Comp (Compressor), Acoustic (Akustik Simulation), Vox Wah (Klassisches V847), Auto Wah, U-Vibe (Uni Vibe), Oktave (Oktav-Divider), Treble BoostBooster (hebt die Höhen an) a la´ Range Master/Pete Cornish siehe Kommentar Brian May), , Tube OD (Tube Overdrive/Tubescreamer TS808), Fat OD (amtlicher Bratsound/ The RAT), Fuzz (bissiger Overdrivesound/Arbiter Fuzzface).

Die Anwahl findet einfach und schnell über einen Wahlschalter statt. Anhand von zwei weiteren Potis lassen sich -je nach Effekt- Parameter wie Effektanteil (Level) bzw. Effektgeschwindigkeit/Intensität (Drive) individuell anpassen.

Die Effekte, die vom User in die virtuelle Effektloop gehängt werden können, teilen sich in drei Bereiche ein: Modulations FX, Delay und Reverb. Jede dieser Untersektionen liefert Varianten des jeweiligen Effekttypus. Die Anwahl findet über entsprechende Taster (Type-Taster) statt. Der jeweils aktivierte Effekt wird durch das Leuchten einer LED markiert.

Die Modulation FX Sektion liefert die Effekte Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo und Rotary. Über zwei Potis lassen sich Effekt- Parameter wie Speed (regelt die Geschwindigkeit des Modulations-Effekts) und Depth (Effekt-Intensität bzw. Rückkopplung) einstellen.

Die Delay Abteilung hält drei unterschiedliche Delay Typen bereit, die sich- genau wie die Modulation FX- durch einen Type-Taster anwählen lassen. Die Untergruppe Delay bietet dem User ein qualitativ hochwertiges Digital-Delay. Unter dem Logo Tape Echo firmiert das Modell eines analogen Band-Echos das, dank seines warmen Sounds, bei Musikern nach wie vor sehr hoch im Kurs steht. Ebenfalls analog arbeitet der Pate des Multi Head Delays. Es simuliert ein analoges Band-Echo mit zwei Wiedergabeköpfen und liefert einen warm klingenden Multi-Tap Sound. Die individuelle Anpassung der Delays erfolgt durch drei Potis/Tastern. Dabei regelt das Feedback-Poti die Anzahl der vom Delay wiederholten Noten. Mit dem Depth Regler lässt sich der Anteil des Effekts am Gesamtsignal bestimmen. Für die Anpassung der Verzögerungszeit (satte 2 Sekunden) zeichnet die Tap-Taste verantwortlich. Das rhythmische Drücken dieses Tasters im jeweils gewünschten Tempos, sorgt für ein Abstimmen der Delay-Time auf den eingegebenen Beat (siehe auch PG Gear Check).

Die Reverb-Sektion beherbergt alle Arten von Raum-Simulationen. Namentlich zur Verfügung stehen die Varianten Spring (Simulation eines Federhalls), Room (Simulation eines mittelgroßen Raums) und Plate (Modell eines Plattenhalls). Auch in dieser Abteilung erfolgt die Anwahl der Untergruppen über einen entsprechenden Type-Taster. Der Anteil des jeweils gewählten Effekts am Gesamtsignal wird mit Hilfe des Depth-Potis bestimmt.

Als praktisches Hilfsmittel zur Beurteilung der ausgewählten Effektelemente bzw. Einstellungen erwies sich die Bypass-& Original Value Taste. Sie hat die Funktion, alle in die virtuelle Effektschleife gehängten Effekte zu überbrücken und macht so einen problemlosen Vergleich des trockenen Amp-Sounds mit dem durch Effekte bearbeiteten Signals möglich.

AD 412 Cab- Das Sound-Bollwerk

Das Vox 412 Cab macht mit seinen üppigen Abmessungen schon rein optisch ordentlich was her. Das Boxen-Gehäuse wurde aus sehr hochwertiger baltischer Birke hergestellt. Das Material hat sich im gehobenen Boxen-Bau durch seine exzellenten Klangeigenschaften, ein angenehmes Gewicht und eine sehr robuste Qualität seit vielen Jahren bewährt und hat dementsprechend auch einen maßgeblichen Anteil am Gesamtsound der "Großen". Das Gehäuse ist geschlossenen, ein Feature, das für eine fokussierte, stramme Performace sorgt. Genau wie das Top, wird auch die Oberfläche der Box durch einen, strapazierfähigen, strukturierten Kunstleder-Bezug geschützt. Zwei goldenen, seitlich verlaufende "Nadelstreifen", sorgen für den typischen "Vox-Spirit". Das tut auch der rautenförmig bestickte Bespannstoff (dreireihig grün,weiß,rot). Er prägt nicht nur das Outfit der Front, sondern schützt dank seiner robusten Qualität, auch die Speaker optimal vor eventuellen Transportschäden. Apropos Schutz! Auch die acht robusten Kunststoffbeschläge die die Boxen-Ecken zieren, halten die exponierten Stellen optimal "in Form". Getragen wird die Box mit Hilfe von zwei großen, in die Flanken eingelassenen, Kunststoffgriffen. Dank der mitgelieferten, abnhembaren Rollen lässt sich die AD 412, auf einem entsprechenden Untergrund aber auch ganz entspannt schieben. Auf der Rückseite des Cabinets findet man die vier Eingänge im Standard-Klinkenformat (Stereo 8, Mono 4 und Mono 16 Ohm).

Kommen wir zum Herzstück der Box- den von Vox in Zusammenarbeitet mit Celestion entwickelten 12" Neodog Speakern. Die Lautsprecher sind mit hocheffizienten und superleichten NeoDymium Magneten ausgestattet und wurden in ihrem Wirkungsgrad speziell auf ihren nicht ganz einfachen Job abgestimmt- schließlich müssen die Vier in de Lage sein die extrem breite Klangpalette des Valvetronix so natürlich wie eben möglich rüberzubringen. Und die reicht, wie du weißt, von den brachialen Sounds eines Marshall JCM 2000 DSL100 oder Mesa Rectifiers, bis zur subtilen, charaktervollen Clean-, und Crunch-Bedienung der Vox-Modelle, oder der Fender-Amps (to name just a few). Wie das Ganze ausgegangen ist erfährst du im "Praxis Teil" des Tests.

Hier die Boxen-Features in der Übersicht

  • Max. Eingangspegel: 160W 2x (L/R), 320W 1x Mono
  • Eingangsimpedanz: 8 Ohm (L/R) Stereo, 16 Ohm Mono, 4 Ohm Mono
  • Lautsprecher: 12", 8 Ohm x4, VOX Original Neodog-Lautsprecher aus dem Hause Celestion
  • Gehäuse: Versiegelte Box
  • Abmessungen: (B x T x H) 701 x 360 x 927(ohne Rollen)
  • Gewicht:36kg (ohne Rollen)
  • UVP: € 1.390,-

Die Praxis
Test Details

Um den Praxis-Check möglichst repräsentativ anzulegen, wurde das AD 120 VTH Stack in den unterschiedlichsten Situationen getestet. Neben diversen Aufnahme-Sessions kam das Gespann auch im Band-Kontext (im Proberaum)zum Einsatz.Als Haupttest-Instrument fand eine Music Man Axis Super Sport Verwendung. Um alle Einstellungen des Verstärkers optimal kontrollieren zu können, haben wir den Amp zunächst einmal im sogenannten Manual Mode betrieben.Ist diese Funktion aktiviert, arbeitet der Amp nach dem"What-You-See-Is-What-You-Get-Prinzip".Geladenene Presets werden ignoriert und der Vox klingt genau so, wie es die jeweiligen Stellungen der einzelnen Regler verheißen.

Bevor wir uns den "artfremden" Amp-Modellen zuwenden, wollen wir uns zunächst einmal anhören was das Stack in Sachen "Voxbedienung" zu bieten hat. Schnell die Simulation des berühmten Vox AC 30 TB angewählt und schon kann es losgehen. Da sich Vox-Sounds, gerade im Rhythmusgitarrenspiel nach wie vor einer extremen Beliebtheit erfreuen, starten wir unsere Untersuchungen mit intensivem Chord-Playing. Um dem AC 30 TB einen leicht angezerrten Rhythmus-Sound zu entlocken, sollte man sich mit dem Gain im ersten Drittel des Regelbereichs bewegen. In dieser Einstellung liefert der Valvetronix charaktervolle, dynamische Sounds mit diesem ganz speziellen Unterton, den nur Amps mit dem Vox Logo im Angebot haben. Schnell noch eine Prise MultiHead Delay und Reverb (Plate) dazugemischt und schon erfüllen typische The Edge U2 oder Tom Petty Sounds den Raum. Mit mehr Gain begiebt sich der Amp mehr und mehr in den Sättigungsbereich und im oberen Gain-Drittel sind dann auch satte, dynamische Lead-Sounds möglich. Wer dem Amp-Modell noch mehr Feuer machen will und auf sahnige Class A (siehe unten) Endstufenzerr-Sounds steht, der sollte mal die diversen Vorschalt-Pedalsimulationen antesten. Mit dem Treble Boost a la´ Range Master/Pete Cornish sind auch satte Brain May Lead-, und Riff-Sounds problemlos zu realisieren. Überhaupt bietet die Pedal-Sektion was ihre Bedienungsfreundlichkeit und Sound betrifft viel Raum für Experimente. Ganz egal ob man auf coole Wah-Sounds oder kultige Uni-Vibe Bedienung steht- hier wird man fündig.Aber auch die diversen Overdrive-Pedal Simulationen machen- wie eben schon erwähnt- richtig Gas. Als besonders cool hat sich in diesem Zusammenhang übrigens die Kombination aus BLACK 2x12 und TUBE OD erwiesen. Sie liefert Blues-Sounds vom Feinsten und klingt, in Verbindung mit dem obligatorischen Single-Coil Pick-Ups, charaktervoll und warm. Stevie Ray läßt grüßen!

ÜBRIGENS: Bei Amp-Modellen wie den Vox AC Simulationen oder dem Plexi (UK70S), deren Paten mit einer Class-A Endstufe ohne Master-Volumen auskommen, erwies sich die Power Selector Schaltung als geniales Tool. Einfach die Leistung runterschrauben, alle Regler auf 10 und der Valve-Reactor Endstufe richtig eingeheizt. Genau wie bei einem "echten" Röhrenamp wirkt sich diese Maßnahme auch beim Valvetronix sehr positiv auf das Klangverhalten aus. Der Amp belohnt den User mit einer organischen Verzerrung und Dynamik pur. Wer gerne zuhause übt, der wählt die 2x1 Watt Variante. Mit dem so gezähmten Amp hat man die Möglichkeit zu shreddern was das Zeug hält, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt Gefahr zu laufen, Mutti und/oder Vatti beim Mittagsschlaf zu stören. Und ganz egal ob Vollgas-, oder Nervenschon-Modus- das AD 412 Cabinet macht in jedem Lautstärkenbereich einen perfekten Job.

Und das dies auch für brettharte HiGain Sounds in Kampflautstärke gilt wird schnell klar, wenn man sich für das Modell des Mesa Rectifiers, oder des Marshall JCM 2000 DSL100 entscheidet. Die Simulationen der angesagten NewMetal HiGain Sound-Lieferant überzeugen durch ihre Authentizität und Dynamik. Ganz nebenbei reagieren die beiden auch noch (wie übrigens alle Amp-Modelle des Valvetronix) sehr "Echt" auf Veränderungen des Gitarren-Volumes oder des Amp-Gains. Auch die Klangregelung arbeitet perfekt und ermöglicht ein optimales Anpassen an den individuellen User-Geschmack. Selbst bei extremen Lautstärken und Drop D Tuning bringt man das Amp/Box Gespann nicht in "Schwulitäten" - die Übertragung bleibt zu jeder Zeit kontrolliert und transparent.

Doch wir wissen es, eine bange Frage bewegt viele Digital-Amp Interessenten: Setzt sich der Sound auch im Bandzusammenhang durch?! Genau wie schon beim getesteten AD 120 VT Combo, lautet auch hier die Antwortet: Ja und wie! Und dabei ist es ganz egal wie massiv Bass und Drums auch zu Werke gehen mögen. Das Valvetronix Stacks liegt immer einige Stufen drüber. Das gilt übrigens nicht nur für die HiGain Sounds. Auch die erstaunlich ehrlich und "echt" klingenden Tweed- und Blackface-Modelle setzten sich sehr gut durch. Egal ob clean oder angechruncht: Zu keinen Zeitpunkt läuft man Gefahr mit seinem Sound zu verhungern. Reserven sind -um im Bild zu bleiben- satt und genug vorhanden.

Als Lieferant sehr schöner Clean-Sounds erwies sich das Modell BOUTIQUE CLEAN. Die sich am Sound eines Amps aus der Schmiede des legendären Verstärkerpapstes Howard Dumble orientierende Simulation, klingt warm und rund und eignet sich für cooles Jazz Comping ebenso gut, wie für arpeggiiertes Akkordspiel im Fingerstyle. Freunde klassischen Fusionsounds kommen mit dem BOUTIQUE OD auf ihre Kosten. Die sahnig klingende Simulation ist wirklich sehr gelungen und erzeugt einen organischen, detailreichen Gitarrensound.

Fazit:

Genau wie schon die beiden Combo-Versionen überzeugt auch das neue Vox Valvetronix Head durch sein sehr natürliches Amp-Modelling und eine komplette Ausstattung. Und dabei ist es ganz egal, ob man die Simulationen hauseigener Vox-Klassiker wie AC30 TB, oder AC15 anwählt, oder sich für moderne HiGain Sounds Marke Rectifier entscheidet - der AD120 VTH liefert in jedem Modus eine hervorragend Performance und überzeugt durch seine erstaunlich "echten" Reaktionen auf Änderungen des Gitarrenvolumes oder der Spieldynamik. Überhaupt ist Dynamik das Wort der Stunde. Dank der speziell auf die vier customdesign Neodog Speaker des Cabinets abgestimmten, überarbeiteten Version der Valvereactor Röhren-Endstufe, kann das brandneue Vox Valvetronix Stack auf allen Ebenen überzeugen. In den Disziplinen Lautstärke, flexible Abbildung der sehr unterschiedlichen Amp-Models und Durchsetzungsvermögen erhält das voluminöse 4x12" Cabinet die Note 1. Wer sich für Modelling-Amps interessiert, der sollte das eindrucksvolle Gespann unbedingt mal antesten.

Vox Valvetronix AD 120 VTH Specs
  • Vox Valvetronix AD 120 VTH
  • Hersteller: Vox
  • Typ: Digitaler Gitarrenverstärker/Topteil
  • Ausgangsleistung: 120 Watt RMS@ 8 Ohm
  • Impendanz einstellbar: 4, 8 und 16 Ohm
  • Leistungsaufnahme: 175W
  • Signalverarbeitung: A/D Wandlung = 20bit, D/A Wandlung = 20bit,
  • Sampling Frequenz: 48 kHz
  • Anzahl der Ampmodelle: 16
  • Effekte: 10xDrive Effekte, 5xModulations Effekte, 3x Delay, 3x Reverb,Rauschunterdrückung Programmspeicher: 32 (8 Bänke x 4 Kanäle)
  • Eingänge: 2 (Hi/Lo), 2x Loop Return, 1x Footcontroller
  • Ausgänge: 2x Loop Send, 1x Phone Out, 2x Line Out, 4 x Speaker Out (2xL&R)
  • Special: Tuner
  • Abmessungen: 690 x 272 x 250 (mm B/H/T)inklusive hervorstehender Partien
  • Gewicht: 18 kg
  • Preis: € 1.090,- unverbindliche Preisempfehlung
VC4 Footcontroller

Der VC-4 Foot Controller, dient der Fernbedienung des AD60-VT und des von uns getesteten AD 120-VT Valvetronix Combos. Der Controller bietet insgesamt drei Modi (PROGRAMM Anwahl, INDIVIDUAL (Effekte an/aus) und TUNER), die es erlauben eine ganze Palette von Amp-Funktionen per Fuß-Tap zu kontrollieren und zu beeinflussen. So stehen neben Standards wie dem Aufrufen von Programmen (Speichern), folgende Funktionen zur Verfügung:

  • Einstellen der Amp Lautstärke
  • WAH
  • Einstellen der U-VIBE Geschwindigkeit (PEDAL Modell)
  • Einstellen der MODULATION Geschindigkeit
  • Stimmen der Gitarre (auch im "Stumm" Modus)
  • Ändern des DELAY Tempos
  • Ein-/Ausschalten der PEDAL-, MODULATION-, DELAY- und REVERB-Effekte

Zusätzlich unterstützt das VC-4 den sogenannten Seamless Programchange. Wiederholungen (Taps) von der DELAY Effektgruppe erhalten so die Möglichkeit auszuklingen, obwohl bereits ein völlig anderes Programm aufgefufen wurde.

 

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