Vox AC 30 CCH Custom Classic

Ein Test von Hansi Tietgen

Obwohl das Angebot an Gitarrenverstärkern mittlerweile unglaubliche Ausmaße angenommen hat, gibt es doch nur ganz wenige Amps, die in der 50 Jahre dauernden Verstärker-Historie einen grundlegenden Klangcharakter prägten und sich so den Titel "Vintage" ehrlich verdient haben. Einer dieser handverlesenen Sound-Generatoren ist unbestritten der Vox AC 30. Der Amp entstand in seiner Urversion bereits im Jahr 1959 und gehört, nicht umsonst bis heute zu den wohl begehrtesten Maschinen der Branche. Mit dem AC 30 CC Custom Classic setzt Vox jetzt noch einen drauf und präsentiert ein überarbeitetes Update, das mit völlig neuen Features für Furore sorgen soll.

Historisches

Wenn man die Schlagkraft der Ausbaustufe eines Amps wie des AC 30 seriös bewerten will, sollte man auf jeden Fall auch einige Fakten über seine Geschichte und seine Vorgänger kennen. Wie eben schon erwähnt entstand der erste AC 30 im Jahr 1959. Damals beauftragte die Firma Jennings Musical Industries den zielstrebigen Dick Denny mit der Entwicklung eines Allround-Verstärkers. Dem Anspruch der Zeit entsprechend sollte der Amp, neben Gitarren, auch die Signale von Bässen und Gesangsmikrofonen standesgemäß in Szene setzen. Das der AC 30 besonders der Gitarre schmeichelte war also eher ein Zufall. Seine Vorzüge als Gitarrenverstärker sprachen sich allerdings sehr schnell herum und so wurde der AC30 in den frühen 60er Jahren zur ersten Wahl britischer Gitarren-Bands. Tatsächlich war der Amp so beliebt, dass man fast schon auf den Gedanken kommen könnte, die damalige Dominanz britischer Bands wäre ohne den AC 30 gar nicht möglich gewesen. Wer weiß!

Im Laufe der Jahre wechselte die Marke Vox mehrfach den Besitzer. Dabei wurde der Amp jedes mal leicht abgewandelt, seit 1965 hat sich am Design aber nichts Grundlegendes mehr verändert. Der Ur-Vox kam mit drei Kanälen, die über jeweils zwei Eingänge verfügten: Top Boost, Normal und Vib/Trem. Dabei deckt(e) der Top Boost das breiteste Soundspektrum ab. Nicht umsonst gehört er bis heute zu den beliebtesten Klang-Spendern überhaupt. Den Normal-Kanal des AC30 hat Queen Mastermind Brian May berühmt gemacht – und das, obwohl er nur einen Lautstärke-Regler bietet. In Verbindung mit seinem legendären Treble-Booster dient Brian der unwiderstehlich klingende Kanal bis heute als Basis für seine genial, sahnigen Signature-Sounds. Der Vib/Trem Kanal wird heutzutage hingegen eher seltener verwendet. Dies liegt aber nicht an der gebotenen Qualität, sonder einzig und alleine daran, dass die hier bereitgestellten Effekte nicht unbedingt dem Zeitgeist entsprechen. Wer allerdings auf vintageorientierte Stilistiken, inklusive cooler Vibrato-Sounds steht, wird auch hier bestens bedient.

Der AC 30 Heute Das Making Of

Im Jahr 1992 erwarb die Firma Korg Inc. die Rechte am Markennamen „Vox“. Erste Aktion der neuen Eigener war die Neuauflage eines 1963er AC30 „Top Boost“, gebaut von einem OEM-Hersteller und mit einigen „neuzeitlichen“ Features versehen. Im Jahr 2004 lief der Vertrag zwischen Korg und dem Hersteller aus und da man sich sowieso nach einem neuen Lieferanten umsehen musste, beschloss Korg/Vox gleich ein weiteres Funktionslifting vorzunehmen. Bei einem Amp wie dem AC 30 keine ganz einfache Sache, schließlich werden Veränderungen an Vintage-Amps wie dem Vox weltweit von unzähligen Puristen mit einem gewissen Argwohn begutachtet. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch Vox absolut kein Interesse daran hatte, den legendären Signature-Sound des Amps leichtfertig auf´s Spiel zu setzen. Nach langen Diskussionen entschloss sich das Design-Team schließlich dazu, dem Amp Hall (Reverb) und eine Effektschleife zu spendieren. Außerdem sollte ein Master-Volume Regler dafür sorgen, dass der übersteuerte Amp-Sound auch in gemäßigteren Lautstärken zur Verfügung steht. Der Regler war das einfachste, stand mit dem AC15TB doch seit Mitte der 90er Jahre eine Amp-Version mit einer entsprechenden Schaltung zur Verfügung. Da aber auch der Hall und das Tremolo des AC15TB für Begeisterung gesorgt hatten, entschied sich Vox im Jahr 2002 dazu, eine Very Limited Edition des AC30HW aus der Taufe zu heben, die mit eben diesen Features (inklusive Master-Volume Regler) ausgestattet war. Der Amp schlug ein wie eine Bombe und da selbst eingefleischte Puristen absolut begeistert waren, wussten die Vox-Designer, dass sie mit ihren Modernisierungsmaßnahmen auf dem richtigen Weg waren.

Es war also an der Zeit, auch die „breite Masse“ mit einem komplett ausgestatteten AC30 zu verwöhnen. Der Amp sollte klingen wie ein Vintage-Amp, alle Funktionen haben, die man heutzutage voraussetzt und sogar über Features verfügen, die es noch nie in einem -Serienverstärker gab. Wegen der edlen Boutique-Funktionen wählte Vox übrigens auch die Bezeichnung AC 30 Classic Custom. Als die ersten Marktkenner und Gitarristen mit dem Prototyp des neuen Amps spielen durften, waren sie sich einig: Dieser Version des legendären Verstärkers ist der wohl perfekteste AC30 aller Zeiten. Er klingt und verhält sich wie ein Vintage-AC und bietet dabei alles, was man von einem modernen Gitarrenverstärker erwartet.

Nach dem erfolgreichen Design des Prototyps galt es jetzt die Frage zu klären, wo der neue AC30CC im Endeffekt gebaut wird. Wichtigste Kriterien: Eine erstklassige Qualität zu einem ansprechenden Preis. Um den optimalen Hersteller zu finden, inspizierte das Vox-Designteam Fabriken in der ganzen Welt. Die Wahl fiel schließlich auf einen Hersteller, der in der Lage ist, alles zu fertigen, was für den Bau der Amps nötigt ist, inklusive der Trafos und verwendeten Speaker (abgesehen vom Vox Blue, den baut Celestion) . Das garantiert eine absolute Kontrolle über das Design, die Qualität und den Sound der Verstärker.

Das AC 30 CCH Head im Detail

Nachdem wir das imposante AC 30 CC Halfstack auf der Messe in Frankfurt gesehen (und gehört) haben, war uns klar: Dieses Teil müssen wir testen! Dazu kommt noch, dass die meisten Gitarristen mit dem Namen AC30 praktisch reflexartig gleich das Comboformat im Kopf haben. Ein Grund mehr mal zu zeigen, dass es auch anders gehen kann. Die Topteil-Version des AC30 CC kommt in einer kompakten Baugröße von (B x H x T): 615 x 275 x 265mm und einem Gewicht von 19 Kilo. Das Gehäuse wurde aus robuster Baltischer Birke gefertigt und mit strapazierfähigem Kunstleder bezogen. Zwei dünne, goldene Zierstreifen laufen parallel um das Gehäuse und sorgen für ein voxtypisches Outfit. Die Front wurde mit dem Stoff des legendären Vox-Rautenmuster Designs bespannt. Ebenfalls VOX typisch: Das von oben in das Gehäuse eingehängt Elektronikchassis. Dementsprechend ist auch das Bedienpanel von oben erreichbar. Zum optimalen Schutz wurde die Bedienoberfläche des Amps leicht versenkt . Die Kontrolle erfolgt über die kultigen Vox Chickenhead Potiknöpfe.

Ausstattungs-Details

Vox stellt dem neuen AC30CC Head drei Boxen-Varianten zur Seite.

Das 4x12“ Cabinet V412BN kommt im klassischen Stack-Format und ist mit vier GSH12-30 Vox Vintage-Speakern ausgestattet. Die Speaker sorgen für eine optimale Balance aus prägnantem Hoch-, und Mitteltonbereich und eignen sich ideal dazu, den Sound des AC30CC an die Luft zu setzen. Unverbindliche Preisempfehlung 579,00€

Wer es etwas kompakter mag für den hält Vox gleich zwei Varianten eines praktischen 2x12“ Cabinets bereit. In der Version V212BN kommt die Box mit den neu entwickelten GSH12-30 Vox Vintage-Speakern. UVP: 347,00€

Die Version V212BNX wird von Werk ab mit den legendären Celestion Blue ALNICO Speakern (auch Bluebulldog genannt) beladen. Die edlen Lautsprecher werden von Celestion in Kleinserie hergestellt und sind untrennbar mit der VOX AC-30 Linie verbunden. UVP: 985,00€

Der AC 30 CC kommt mit zwei Kanälen: Normal und Top Boost. Da wir uns den Standardfunktionen des Amps noch ausgiebig im Praxisteil widmen werden, wollen wir uns jetzt zunächst einmal die diversen Zusatz-Features des Amps zur Brust nehmen.

Und wo wir gerade schon mal bei den Kanälen sind, fangen wir doch gleich mit dem Link-Schalter an. In den „Good Ole Days“ (und nicht nur in denen) suchten die Gitarristen nach neuen Ausdrucksmöglichkeit, indem sie die Kanäle ihrer Amps zusammenschalteten. Gerade bei den Vöxen mit vier bzw. sechs Eingängen, ging das besonders gut. Beim AC30CC heißt es jetzt: Patch-Kabel ade. Ab sofort bietet nämlich ein Link-Schalter die Möglichkeit die beiden Amp-Kanäle mit nur einem Klick zu mischen und so einen zusätzlichen Klangcharakter bereit zu stellen! Eine gute Idee, die zeigt, wie praxisorientiert und stilvoll die Vox-Designer an das Neukonzept des Amps herangegangen sind.

Ein weiteres effektives Feature des AC30 CC ist der Standard/Custom Schalter. Der Schalter wirkt auf die Klangregelung. Dabei initiiert die Standard-Einstellung die beim Ur-Vox AC30 übliche interaktive Kommunikation zwischen Treble und Bass-Regler. Namentlich bewirkt das Anheben der Bässe und/oder Höhen eine zeitgleiche Absenkung der Mitten. Umgekehrt sorgt das Absenken der beiden Frequenzen für eine Anhebung der Mitten.

In der Custom-Einstellung wird die Stärke der Interaktion gemildert und pendelt sich auf dem Niveau des AC30 Handwired, bzw. AC15TB ein.

Auch bei der Entwicklung des im Custom Classic verwendeten Hall-Effekts hat das Research and Development Team um Chef-Designer Steve Grindrod, ganze Arbeit geleistet. Zur Erklärung: Bei der Erzeugung eines analogen Hall-Effekts hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Eine Feder, oder ein Auslöseverfahren über Röhre, oder Transistor. Vorteil der Röhre: Sie erzeugt eine geringfügige Verzerrung, mit zusätzlichen Obertönen und sorgt so für einen angenehmen Sound. Nachteil: Röhrenschaltungen brauchen einen Wandler und der ist sehr teuer. Außerdem entwickeln sie viel Hitze und sind so in ihrer Haltbarkeit recht eingeschränkt. Die Solidstate-Variante ist billiger, bietet aber auch weniger Reserven. Das äußert sich, bei entsprechendem Einsatz, in einer schrillen Verzerrung – und das ist auch nicht gut!

Trotz dieses Nachteils hat sich Steve Grindrod für die Solidstate-Variante entschieden und eine Schaltung entwickelt, die die unangenehmen Nebenwirkungen der Solidstate-Schaltung umgeht. Die Basis für Steve´s Hall bildet ein Mosfet (Transistor-Element) der nach demselben Prinzip wie eine Röhre arbeit. Er erzielt sogar nahezu die gleichen geradzahligen Obertöne, wie seine röhrende Verwandte. Der Mosfet kommt sowohl in der Treiber-, als auch der Ausgangsstufe des Custom Classic Hall zum Einsatz. Mit Hilfe des Dwell Schalters hat man die Möglichkeit die Intensität der Hallauslösung einzustellen (Low, High). Von der Funktion her handelt es sich bei diesem Schalter um eine Art Effect Send Schalter der hinter dem Fader arbeitet. Im Allgemeinen gilt: Wähle die Low Einstellung für verzerrte Sounds und die High Einstellung für Clean. Aber die Reverb- Sektion bietet noch eine weitere Einstellmöglichkeit Den Tone-Regler. Mit seiner Hilfe lässt sich das Timbre des Hall-Grundsounds heller bzw. dunkler einstellen und so an den persönlichen Geschmack anpassen.

Dem Vintage-Spirit entsprechend kommt der AC30CC mit einer weiteren Effekt: Dem Tremolo. Der Effekt versorgt beide Kanäle und lässt sich über die Regler Speed und Depth kontrollieren. Dabei übernimmt Speed, der Name lässt es ja schon vermuten, die Kontrolle der Effektgeschwindigkeit. Depth dient der Anpassung der Tremolointensität.

Bleibt uns noch der Cut-Regler. Genau wie eine Presence-Schaltung, arbeitet auch dieser Regler in der Endstufe. Da er als „Cut-Regler“ funktioniert bewirkt sein Aufdrehen ein Beschneiden der Höhen. Entsprechendes Drehen entgegen den Uhrzeigersinn führt zu einer Anhebung der Brillanzen.

Die Rückseite – oder: Was man hat, dass hat man!

Die Rückseite des Amps hat viel mehr auf Lager als nur die obligatorischen Boxenanschlüsse, die Sicherung und das Netzkabel. Da wäre zum einen die Effektloop. Sie bietet, neben einem Level-Schalter zur Abstimmung der Signalintensität bei der Verwendung eines 19“ Effets oder eines Bodenpedals, einen True Bypass, mit der sich die Loop, bei Bedarf, rückstandsfrei aus dem Signalweg entfernen lässt. Sound-Puristen können also befreit aufatmen. Aber das ist natürlich nicht alles, schließlich trägt der AC30 nicht umsonst die Bezeichnung „Custom“ im Namen. Tatsächlich sind die folgenden beiden Features sehr häufig nur bei sehr teuren Boutique-Amps zu finden. Auch in dieser Hinsicht hat man bei Vox also ganze Arbeit geleistet. Boutique-Feature Numero Uno ist der Output Bias Schalter. Mit seiner Hilfe lässt sich die interne Betriebsspannung beeinflussen. In der 82Warm Einstellung liefert der Amp 22 Watt (clean). Vorteil: Die dezentere Betriebs-Spannung sorgt für einen wärmeren Grundsound. Außerdem lassen sich die Röhren schneller zum Zerren bringen. Die Werte entsprechen einem AC30 mit 4 Eingängen. Nebeneffekt: Die Lebensdauer der Röhren wird verlängert.

In der 50Hot Einstellung wird die Spannung gepusht. Die Folge: Eine höhere Lautstärke - der Sound bleibt länger clean(33 Watt clean). Nachteil: Die Lebensdauer der Röhren reduziert sich. Diese Werte entsprechen denen eines AC30 mit sechs Kanälen.

Ein weiteres Custom-Feature ist das sogenannte „Smoothing“. Der kleine Schalter wirkt auf die Klangregelung des Amps. Im Vintage-Setting entspricht der Wirkungsgrad der Klangregelung, der eines Ur-AC30. Der Sound wird also offener und luftiger . „Modern“ bewirkt eine Veränderung der Klangregelung in Richtung „neuer AC30“ (Handwired).

In dieser Einstellung wird der Sound kompakter.

Die Praxis

Wir starten unseren Test im Normal Kanal mit dem Bias Switch auf Hot. Als Testgitarre kommt eine Gibson Les Paul Goldtop zum Einsatz. In diesem Set-Up liefert der Amp traumhafte Clean-, und Crunchsounds in typischer AC30 Manier –ehrlich, dynamisch, direkt! Dabei umfasst der Clean-Bereich ungefähr die Hälfte des Regelwegs des Normal-Volumes. Das Steigern über diesen Wert hinaus führt zu einer stetigen Zunahme der Sättigung und im Endeffekt dann auch zum begehrten Crunch. Die Performance ist über den gesamten Regelweg satt und knackig. Das Aktivieren des Brillant-Schalters verleiht dem Sound ein zusätzliches Glitzern in den Höhen. Gerade sehr präzise gespielte cleane Rhythmus-Gitarren lassen sich durch ein Plus an Brillanz wunderbar in Szene setzen. Übrigens: In Verbindung mit einem Booster wie dem Vox Cooltron Britboost, lassen sich dem Normal-Kanal sahnige Lead-, und Riffsounds entlocken.

Ein weiteres Highlight ist der Hall. Man spürt regelrecht die in der „History“ beschriebene Liebe zum Detail. Der Effekt ist sehr natürlich und warm und lässt sich mit den beiden Reglern Tone und Mix perfekt kontrollieren. Wie intensiv hier mitgedacht wurde zeigt auch die Tatsache, dass sich der Effekt alternativ mit einem externen Fußschalter ein-, und ausschalten lässt. Auch das Tremolo ist ein echtes Highlight. Im Gegensatz zu den Ur-Vöxen, lässt es sich beim CC in beiden Kanälen einsetzen. Es arbeitet sehr soft und intensiv und sorgt für richtig coole Vintage-Sounds.

Einzige Klangregelungsinstanz im Normalkanal ist übrigens der Cut-Regler. Er greift sehr effektiv zu und eignet sich so sehr gut dazu, um umfangreiche Soundanpassungen vornehmen zu können – da er auf beide Kanäle wirkt sind diese allerdings nicht exklusiv .

Im Topboostkanal des Amps geht es dann entsprechend heißer zur Sache: Diesen Sound kennt jeder – schließlich wurde er auf unzähligen weltbekannten Recordings zum Einsatz gebracht. Den Volume-Regler auf zehn Uhr und Treble-, und Bass klassisch in Mittelstellung und schon zeigt der AC30CC, das er auch seinen Vintage-Brüdern problemlos das Wasser reichen kann. Tatsächlich steht die Performance des Amps der eines edlen Handwired, oder eines alten Vox in nichts nach. Neu am CC ist allerdings, dass man ihm auch ohne den Einsatz eines zusätzlichen Boosters, oder Distortionpedals, sehr kräftige Zerrsounds entlocken kann. Und das, dem Mastervolume sei dank, nicht nur in Kampflautstärke. Der Sound ist votypisch mittig mit einem seidigen Glänzen in den Höhen. Abhängig von der verwendeten Gitarre stehen bereits ab Volume 12 Uhr charakterstarke Crunchs, im letzten Viertel des Regelwegs dann auch zunehmend „leadfähige“ Sounds zur Verfügung. Und die können sich wirklich hören lassen. Die Dynamik und Lebendigkeit mit denen der AC30CC zu Werke geht liefert eben nur ein am Limit arbeitender Class A Amp. Noch eine Spur sahniger geht es übrigens zur Sache, wenn man mit dem Bias Schalter die Einstellung „Warm“ wählt. Durch die jetzt reduzierte interne Betriebsspannung verzerrt der AC30 noch schneller und liefert Zerrsounds vom Allerfeinsten. Spaß macht auch das Arbeiten mit dem Volumenregler. Bei voll aufgedrehtem Volume reagiert der AC30CC sehr direkt und subtile auf minimale Veränderungen des Inputs.

Richtig cool ist auch die Wirkung des Standard/Custom-Schalters. Wer es eher klassisch mag der wählt die Standard-Einstellung bei der sich die Regler interaktiv beeinflussen. Hier führt das Anheben der Bässe und Höhen automatisch zu einer Absenkung der Mitten. Das Absenken der Bässe und Höhen bewirkt entsprechend das Boosten der Mitten. Ich selber fand die Custom Einstellung besonders angenehm. Hier kann man mit den Bässen und Höhen arbeiten und die pressenden Mitten des Amps bleiben trotzdem voll erhalten. Aber das ist reine Geschmacksache. Ein weiteres ziemlich ausgeschlafenes Feature des neuen AC30CC ist die Möglichkeit des Channel-Linkings. Bei einer an den Top-Boost Eingang angeschlossener Gitarre bewirkt das Betätigen des Channel-Link Schalters ein Mischen des Boostkanal mit dem Normalkanal. Und Leute: Die Wirkung kann sich wirklich hören lassen. Der Top Boost Kanal bekommt noch mehr Dampf und Durchsetzungsfähigkeit. Dabei ist es ist nicht unbedingt die Verzerrung die sich erhöht. Der Sound wird insgesamt fetter und subjektiv lauter. Apropos Custom-Features: Auf der Rückseite des Amps warten ja noch ein weiterer Schamkerl auf seinen Einsatz. Beim Smoothing wird die Filterwirkung im Rahmen der Klangregelung verändert. In der Vintage-Einstellung orientiert sich die Arbeitsweise am Ur-Vox AC30. Für die Modern-Einstellung stand ein moderner AC 30HW Handwired Pate. Wieder ist es reine Geschmacksache für welche Einstellung man sich im Endeffekt entscheidet. Am besten selber mal ausprobieren!

Fazit : Das Konzept, die besten Elemente eines Vintage AC30 mit modernen Custom Features zu kombinieren geht voll auf. Selbst Puristen, die nach ihren einschlägigen Erfahrungen mit alten AC30 am liebsten keinen Fuß mehr ohne ihre Schätzchen vor die Tür setzen würden, kann man den „Neuen“ bedingungslos empfehlen. Tatsächlich hat der CC, bis ins Detail, alles drauf was Puristen von einem Vintage Vox AC-30 erwarten – und mehr. Dank der üppigen Ausstattung und eines perfekten Konzepts, sind sogar Zerr-Sounds im Angebot für die man bei einem Vintage-AC, schon einen Booster benötigen würde. Aber auch in Sachen Flexibilität kann sich der neuste Wurf aus der Vox Research and Development Abteilung sehen lassen. Features, wie die Möglichkeit des Bias Settings oder des Channel Linkings machen den Amp zu einer kraftvoll, dynamischen Soundmachine. Komplettiert wird das Angebot des AC30CC durch eine hochwertige Effektsektion bestehend aus einem perfekt gestylten Hall und einem Vintage-Tremolo, wie es besser nicht sein könnte. Außerdem hat Vox dem AC30CC eine perfekt ausgestattet Effektloop spendiert, so dass auch Gitarristen, die mit externen Effekten arbeiten wollen beim CC voll auf ihre Kosten kommen. Puristen brauchen sich aber keine Sorgen zu machen: Die Loop lässt sich nämlich rückstandslos aus dem Signalweg entfernen. Und das beste: Das alles gibt es zu einem Preis von knapp 1000 Euro. Kaum zu glauben, aber wahr!

Specs
  • Hersteller: Vox
  • Model: AC 30 CCH
  • Bedienfeld: Eingänge x2 („Top Boost” & „Normal”); Input Link-Schalter für die Kombination der beiden Kanälem Normal Volume, Brilliance-Schalter, Top Boost Volume, Treble, EQ Standard/Custom-Schalter; Bass, Reverb-Effekt (Tone, Mix, Dwell-Schalter), Tremolo Speed & Depth, Tone Cut, Master Volume, Standby-Schalter, Netzschalter
  • Rückseite: Ausgänge für externe Boxen x2 (Extension & External), O/P-Impedanzwahlschalter: 8 oder 16Ω, Output Bias (82 „Warm” oder 50 „Hot”), Smoothing (22µF „Vintage” oder 44µF „Modern”), Effektschleife (Send, Return & Bypass-Schalter), Fußtasterbuchse (Tremolo und Reverb), HT-Sicherung, Netzanschluss, Netzsicherung
  • Abmessungen in mm: 615 (B) x 264 (T) x 275 (H)
  • Gewicht: 19 kg
  • Lieferumfang: Das AC-30 CC Top wird mit Fußtaster geliefert
  • Preis: 927,00 € unverbindliche Preisempfehlung

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