Korg Ampworks - Handheld Soundgenerator für Gitarristen

ein Test von Hansi Tietgen

Nicht nur für Handy-Fetischisten und Straßenbahn-Zoccer bringt die zunehmende Miniaturisierung elektronischer Schaltkreise und der Fortschritt in der Prozessortechnik Vorteile mit sich. Auch wir Gitarristen profitieren von den vielfältigen Möglichkeiten der immer leistungsfähiger werdenden elektronischen Helferlein. Längst vorbei ist die Zeit in der sich die Qualität eines Geräts von der Üppigkeit und Menge der verlöteten Bauteile ableiten ließ. Auch beim jüngsten Sproß der Firma Toneworks, dem Ampworks Modeling Amp, kommt modernste, ultrakompakte DSP Technologie zum Einsatz. Den Schraubendreher kann man also getrost in der Werkbank lassen. Den Zollstock übrigens auch: Der kleine Soundgenerator misst 144mm in der Breite, 78mm in der Tiefe und schlappe 48mm in der Höhe, passt also problemlos in jedes Gigbag.


Dank seiner Konzeption und Ausführung lässt sich der Ampworks-Modeller in nahezu jeder musikalischen Situation einsetzen. Ein, in seiner Ausgangsleistung in zwei Stufen anpassbarer Output unterstützt den Betrieb in Verbindung mit dem PC, einem Homerecorder, Kopfhörer oder Mischpult (P.A.), erlaubt aber auch den Einsatz in Verbindung mit dem Clean-Kanal eines Gitarrenamps. Ein zusätzlicher Fußtaster-Anschluss mit dem sich zwei Sound-Presets in einer vorher festgelegten Reihenfolge durchschalten lassen, ebnet dem kleinen Silberfisch sogar den Weg auf die Bühne.

Konzept und Bedienung

Das Gehäuse des Ampworks ist zweiteilig und wurde aus robustem Kunststoff gezogen. Flanken und Boden sind blau, Bedienpanel und Rückseite matt silber eingefärbt. Zwei breite Moosgummistreifen am Boden sorgen für den nötigen Grip. Ein weiteres Detail der Geräte-Unterseite ist ein Batteriefach, das Platz für zwei 1,5 V Mignon-Zellen bietet. In Sachen Bedienpanel gibt sich das Ampworks handfest. Ein Display und die für kompakte Geräte obligatorische Multifunktionsschalter-Armanda sucht man vergebens. Stattdessen sorgen neun eindeutig beschriftete Regler und vier Taster für eine extrem übersichtliche Oberfläche. Die Regler bestehen aus glänzend silbernem Kunststoff. Alle Schalter sind aus Metall. Drei Hauptgruppen definieren den Sound des Ampworks und prägen gleichzeitig die Anordnung der Bedienelemente auf dem Panel. Los geht es links mit dem Amp-Type Wahlschalter, gefolgt vom "Cabinet-Einwähler" und dem Effect-Dialer. Durch die großen, mit Rasten versehenen Regler inklusive aufgedruckter Infos, ist die Konfiguration neuer Presets schnell und intuitiv zu erledigen. Die Feinjustierung der Sounds erfolgt über sechs separate Potis. Folgende Parameter stehen zur Verfügung:

Gain, Treble, Middle, Bass und Volume für die Amps und Eff.Depth zum Abgleich der Effektintensität. Die Bedienung erfolgt nach dem bewährten WYSIWYG Motto. Alle anderen Funktionen des Amp-Work werden über vier Taster gesteuert.

  • Tap-Button - Einfaches Einstellen der Delay-Verzögerungszeit, der Modulations-Geschwindigkeit oder Reverb-Time durch Drücken des Tasters im gewünschten Rhythmus.
  • Write-Button - Speichert Programmänderungen bzw. vom User erstellte Presets auf einem der beiden User-Speicherplätze (Program 1/2). Außerdem dient der Taster der Wiederherstellung der Werks-Presets
  • Prog/Manu Button - Dient der Anwahl der beiden Speicherplätze des Ampworks. Im Manu-Mode, dem What You See Is What You Get-Modus, orientiert sich die Performace an den über die Regler momentan eingestellten Werten.
  • Preset/Cancel Button - Das Drücken des Buttons aktiviert den Preset-Modus des Ampworks.Jetzt lassen sich die 11 integrierten Preset-Sounds mit Hilfe des Amp-Type Selctors scharfschalten.Außerdem dient der Button dem Abruch des Write-Prozesses.

  • Die Details

    Der Soundgenerator im praktischen Taschenofen-Format liefert insgesamt elf Amp-Modelle, elf Cabinet-Simulationen und neun Effekte. Alle drei Sektionen haben eines gemeinsam: Die Basis der Sounds bildet das bewährte Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling System, kurz REMS. Das von Korg/Toneworks entwickelte digitale Klangformungsverfahren ist in der Lage, dass komplexe akustische und elektrische Verhalten von Instrumenten oder elektronischen Schaltungen virtuell nachzustellen. Interessant ist sicher, dass die Eckdaten, die der Prozessor des Ampworks verarbeitet, auf den digitalen Fingerabdrücken basieren, die den angesagtesten Amps Of All Time während der Modeling-Sessions zum Vox Valvetronix abgenommen wurden. Anders als beim neuen Vox Tonelab oder den Vox Valvetronix muss der Kleine natürlich ohne die Power der Valve-Reactor Endstufe auskommen.

    Eine Liste mit detaillierten Beschreibungen der zur Verfügung stehenden Amp-Models und der Cabinet-Simulationen findest du hier.

    Neben den Boxen-, und Amp-Simulationen liefert das Ampworks neun der beliebtesten Ambience-, und Modulations-Effekte. Außerdem stehen zwei Effekt-Kombinationen und eine Noise Reduction zur Verfügung.

    Compressor, Wah, Chorus, Flanger, Phaser, Trem, Rotary, Delay, Reverb sowie die Effekt-Kombis Chorus + Delay und Chorus + Reverb.

    Ein frei kombinierbarer Parallel-Betrieb unterschiedlicher Effekte ist (bis auf die beiden Kombis Ch+Dly, Ch+Rev) nicht vorgesehen. Bei einem Gerät, das mit nur zwei Mignon-Zellen bis zu 10 Stunden betrieben werden kann, muss man in Sachen Prozessor-Performance halt einige Zugeständnisse machen. Die Justierung der Effeke erfolgt ausschließlich über den Tap-Taster. Pro Effekt lässt sich jeweils ein vordefinierter Parameter beeinflussen. Bei Chorus, Phaser,Flanger, Rotary und Tremolo ist es die Modulations-Geschwindigkeit,beim Delay die Delay Time und beim Reverb, die Reverb Time. Der Anteil des ausgewählten Effekts am Gesamtsound wird separat über den Effect Depth Regler feinjustiert.

    Factory-, und User-Presets

    Das Ampworks kommt mit elf fest konfigurierten Werksprests, die sich jeweils aus der Kombination Amp-Modell, Cabinet-Modell und Effekt zusammensetzen. Anwählen lassen sich die Sounds mit Hilfe des Amp-Type Wahlschalters bei zeitgleichem Druck des Preset-Knobs.

    Die elf Patches sind "fixed", Änderungen an den Sounds lassen sich also nicht direkt speichern. Indirekt aber schon. Zu diesem Zweck bietet das Ampworks zwei User-Speicherplätze die in der Lage sind sich eigene Kreationen in allen Einstellungs-Details zu "merken". Die beiden Speicher und der sogenannte Manual-Speicherplatz lassen sich übrigens auch mit einem passenden Fußtaster fernbedienen. Die Anwahl erfolgt in festgelegter Reihenfolge - ein direktes Aktivieren eines der drei User-Speicher ist also nicht möglich. Trotzdem ist die Option sehr lobenswert und erweitert den Einsatznutzen des Ampworks enorm. Dank des verzögerungsfreien Umschaltens der User-Patches und des gerade eingestellten Manual-Sounds würde sich so, bei geschickter Staffelung der drei schaltbaren Presets, sogar ein Gig über die Bühne bringen lassen. Schließlich liefert ein "echter" Amp im Normalfall auch nicht mehr als drei Kanäle. Damit man beim Durchsteppen der Sounds im Eifer des Gefechts nicht vom rechten Weg abkommt "sendet" das Ampworks, je nach aktiviertem Speicherplatz, eindeutige Signale. Leuchtet die Programm-LED grün ist Prog 1 scharfgeschaltet, bei rot geht´s im Prog 2 Patch zur Sache. Der Manual-Mode macht sich durch oranges Leuchten bemerkbar.

    Die Praxis

    Das über den Output mit einem Standard-Klinkenkabel abgegriffene Signal wurde über unseren Studiomischer (EQ aus), eine neutral klingende Endstufe und die Studioabhöre verstärkt. Als Testgitarre kam eine MusicMan Axis SuperSport zum Einsatz. Unsere Versuchsreihe startet mit dem Antesten der elf Factory-Presets des Ampworks. Das schnelle Durchzocken der Test-Kandidaten zeigt, dass die Toneworks-Designer die Patches so zusammengestellt haben, dass ein schneller Einsatz des Ampworks in allen Stilistiken möglich ist. Das Angebot reicht von sehr brachialen NuMetal Sounds, über Blues-, und Rock-Crunchs, bis zur ultracleanen Chordmachine. Zeit die Lupe auszupacken um die Qualität der bereitgestellten Simulationen und Effekte im Detail zu untersuchen. Zu diesem Zweck wollen wir uns einige der angebotenen Amp-Models in Verbindung mit den jeweils empfohlenen Cabinets -mit und ohne Effekt- zu Gemüte führen. Also ab in den Manual-Mode und los geht´s mit dem Amp-Type Recto, in Kombination mit der Simulation eines 4x12" Cabinets mit 75 Watt Speakern - zunächst ohne Effekt. In dieser Konfiguration liefert der Ampworks einen erstaunlich druckvollen, natürlichen Sound. Auf Pick-Up Wechsel reagiert das kleine Teil genauso direkt , wie auf die Arbeit mit dem Gitarrenvolumen. Mit einem entsprechenden Effekteinsatz lässt sich die Performance des Amp-Models an die Ansprüche der unterschiedlichsten Anwendungsbereiche anpassen. Eine Prise Hall und der Ampworks wird zum NewMetal Generator (siehe Audio PG Gear Check). Mit dem Chorus/Delay Gespann sind sahnige Leads kein Thema. Die Qualität der Effekte ist für einen Amp-Modeller dieser Größe absolut o.k.. Auch die Anpassung der Parameter über den Tap-Taster geht nach einer gewissen Eingewöhnungsphase recht einfach von der Hand. Zwar ist kein Millisekunden genaues Justieren der Delay-, oder Reverb-Time möglich. Wenn man mit dem Ampworks tatsächlich im Studio arbeiten sollte und Wert auf exakt angepasste Delays legt, kann man immer noch auf externes Equipment zurückgreifen.

    Aber auch die weniger gainintensiven Amp-Modelle des Ampworks lassen sich sehr gut gebrauchen. So liefert die Simulationen des JTM 45 (Amp-Modell Blues) in Verbindung mit dem 4x12" CLS Cabinet knackige Crunch-, und Blues-Sounds. Auch das Model des AC30TB versorgt in Kombination mit dem 212VOX Cabinet, mit ansprechenden, erstaunlich charakterstarken Variationen zum Thema. Alle angebotenen Sounds sind dynamisch und reagieren direkt auf jedes Spieldetail. Freunde des gepflegten, cleanen Funk-Vamps kommen mit der Simulation des Fender Blackface Twin Reverb BLK212 auf ihre Kosten. Bei voll aufgedrehtem Gain lassen sich dem Modell auch klassische, warm angezerrte Blues-Sounds entlocken.

    Fazit

    Egal ob Strand, Bus, Proberaum, On Stage, Wohnzimmer oder Homerecording - Kopfhörer-, oder P.A. Betrieb: Der sehr kompakte, komplett ausgestattete Ampworks-Ampmodeller erledigt seinen Job in jeder erdenklichen musikalischen Situation zur vollsten Zufriedenheit seines Users. Das Klassenziel "tragbarer, batteriebetriebener Soundgenerator mit hohem Einsatznutzen" wäre also erreicht. Die auf der REMS Technologie basierenden Amp-, Boxen-, und Effektsimulationen sind von guter Qualität und machen jede Übungs-Session zu einem Happening - ganz egal ob man nun eher der Prototyp des knallharten Rockers oder der detailverliebte Jazzer ist. Dank der diversen Anschlussmöglichkeiten und der Option der Kanalanwahl per Fußschalter, in Verbindung mit einer sehr intuitiven Bedienoberfläche, lässt sich der Amp-Modeller aber auch ohne Stress im Proberaum oder auf der Bühne einsetzen. Gitarristen, die viel unterwegs sind und nicht immer ihre Amps und Effekte in der Sack-Karre mitschleppen wollen, werden mit dem neuen Toneworks-Tool voll auf ihre Kosten kommen.

    Specs
    • Hersteller: Toneworks/Korg
    • Typ: Mini Amp-Modeler mit Effektsektion
    • Verstärkertypen: 11
    • Boxentypen: 11
    • Effekte: 9 plus Rauschunterdrückung
    • Anzahl der Programmspeicher: 96 (24 Bänke x 4 Speicher)
    • Eingänge: 1 x Input, Fußschalter-Anschlussbuchse
    • Ausgänge: Output (Line/Headphone)
    • Stromversorgung: 2 AA Mignon-Zellen (Betriebszeit ca. 10 Stunden), 4,5 Volt Netzteil
    • Abmessungen (mm): 144x783x48 (BxTxH)
    • Gewicht: 222g, ohne Batterien
    • Preis: € 179,- (uvp)

    PG - Test Archiv

    Planet Guitar Home

    © 2003 Planet Guitar Online GmbH