Toneworks/Korg Pandora PX3- Legenden leben
länger
ein Test von Hansi Tietgen
Jagte der Anblick der Büchse der Pandora den alten Griechen noch
einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, verhält
es sch bei der modernen Ausgabe des eckigen Überraschungseis ganz
anders. Seit einigen Jahren verzückt das portable Multieffektgerät
die Zunft der Saitenbediener mit coolen Sounds und tollen Features. Eines
haben aber beide Behältnisse gemeinsam: Einmal geöffnet hat
man eine Menge "Zeug am Hals"! Und das ist, zumindest im Falle des PX3,
durchaus positiv gemeint!
News
Mit dem PX3, der Version 3.0 des Pocket Multieffektgeräts für
Gitarristen und Bassisten, liefert die Korg Tochter Toneworks eine gnadenlos
überarbeitete Version der kleinsten Workstation On Earth ab. Neben
neuen Ausstattungsmerkmalen wie einem Endlosregler, der jegliche Editierarbeiten
sprichwörtlich im Handumdrehen erledigt, sind es gerade Zusatzfeatures
wie der integrierte Phrasesampler (16 Sekunden Aufnahmezeit) und eine
ON BOARD Pocket Band inklusive Bass (40 Pattern von Rock bis Jazz), die
das Pandora zum ultimativen Werkzeug in allen musikalischen Lebenslagen
werden lassen. Ebenfalls neu ist die HBB Funktion, ein Hyper Bass Boost,
der selbst aus dem kleinsten Kopfhörer einen Hans Dampf in allen
Bässen werden läßt.
Konzept und mehr
Mit dem PX3 hat ToneWorks die Idee eines autarken Multieffekt-Prozessors
im Westentaschenformat konsequent zu Ende gedacht. Die konzeptionelle
Basis bilden 6 Module:
Drive
Die Drive-Abteilung des PX3 liefert 9 verschiedene Amp-Typen plus Kompressor.
Die Palette ist breitgefächert und reicht von perkussivcleanen, kompressorgetriebenen
Funksounds , über sanft angezerrte Vintage-Styles bis hin zum vollen
Metal-Brett. Die Qualität der Sounds ist sehr gut und dank der cleveren
Auswahl an Basis-Sounds, sollte wirklich jeder User -egal ob Metalhead
oder Jazz-Apostel- auf seine individuellen Kosten kommen.
Tone/EQ
Die einfach zu bedienende 2-Band Klangregelung wurde in die Bereiche
Low G (Baß) und High G (Höhen) eingeteilt. Der Grad der Anhebung
bzw. Absenkung der beiden Frequenzbänder wird auf einer Skala von
-15 bis +15 wiedergegeben. Die praktische Umsetzung dieser Funktion übernimmt
der Endlosregler, zu finden in der rechten, oberen Ecke des Pandora.
Mod
Dieses Modul beherbergt diverse Klassiker des Modulations-Business wie
z.B. Chorus, Flanger, Phaser, Wah, Tremolo und -als Neuerung- einen intelligenten
Pitch Shifter. Die meisten Effekte wurden in unterschiedlichen Ausführungen
hinterlegt. Die individuellen Einstellmöglichkeiten hat man dafür
aber recht simpel gehalten. In den meisten Fällen läßt
sich jeweils nur ein Effekt-Parameter verändern. Das ist aber absolut
kein Nachteil, da Toneworks bei der Auswahl der zur Verfügung stehenden
Effektvarianten ganze Arbeit geleistet hat und die wichtigsten Standards
bereits als vorgefertigte Presets anbietet. Beispielsweise liefert das
PX 3 gleich vier Variationen zum Themas Chorus. So findet man eine Version
bei der das direkte Signal (ohne Effekt) auf dem rechten Kanal anliegt
und das Effektsignal seinen Platz im linken Bereich des Stereobildes gefunden
hat. Andere Chorus-Modelle arbeiten mit unterschiedlichen Modulationswellenformen,
wie Dreieck- oder Rechteck-Wellen. Die "Feinabstimmung" beschränkt
sich bei allen angebotenen Chorus-Effekten auf die Möglichkeit des
Einstellens der jeweils zugrunde liegenden Modulationsgeschwindigkeit
(Endlosreglers). Die folgende kleine Übersicht zeigt, was sonst noch
so im Angebot ist:
Besonders erwähnenswert ist sicher der intelligente Pitch Shifter.
Nachdem man die Grundtonart gewählt hat, aus deren Tonmaterial sich
der "Shifter" bedienen soll, liefert er saubere, tonleitereigene Intervalle
und das ganz unabhängig von der jeweils zugrunde liegenden Spielgeschwindigkeit.
Das Tracking ist absolut perfekt. Die zur Auswahl stehenden Intervalle
sind: gr.3/kl.3 höher oder tiefer, reine Quarte höher, reine
Quinte höher, gr. Sexte höher.
Ambience
Im Ambience Modul finden wir all jene Effekte, die in irgendeiner Form
mit der Simulation von Räumlichkeit zu tun haben. Neben einem fetten
Stereo-Delay mit Verzögerungszeiten von 40 bis 2000 Milisekunden,
liefert das Modul diverse Reverb-Effekte wie Hall, Garage und Arena. Neu
in der Pandora 3.0 Version ist die Tasache, dass sich alle Effekte der
Ambience Abteilung auch prolemlos synchron mit den Modulations-Effekten
einsetzen lassen.
Cabinet Resonator
Die Speaker Simulation des Pandora- Insgesamt stehen hier 6 Boxen Simualtionen
zur Auswahl, die allesamt sehr gut funktionieren. Die Palette reicht hierbei
von der einfachen 1x8" Ausführung bis zum klassischen 4x12" Flaggschiff.
Da die einzelnen Simulationen einen starken Einfluß auf die Gesamtwirkung
der im Drive Modul abgelegten Ampsounds haben, lohnt sich das Experimentieren
mit den diversen Boxentypen. Die einfache Bedienung unterstützt dieses
Unterfangen und macht das kreative Arbeiten mit dem PX 3 zum Kinderspiel.
Noise Reduction
Wie der Name schon sagt. Die Rauschunterdrückung arbeitet sehr gut
und läßt sich individuell an die verwendeten Presets anpassen.
Zusatzfeatures
Phrase-Trainer
Wie zu Beginn schon erwähnt, wurde die 3.0 Version des Pandora mit
einigen interessanten Zusatzfeatures ausgestattet. Besonders herauszuheben
ist der sogenannte Phrase Trainer, ein Mini-Sampler der es dem gewogenen
Gitarristen ermöglicht, die Soli seiner Helden zu verlangsamen, um
sie dann in einem gemäßigten Tempo studieren zu können.
Die mögliche Samplingzeit ist hierbei abhängig von der jeweils
gewählten Wiedergabe-Qualität. Toneworks gibt zwei Standardeinstellungen
vor. Bei bestmöglicher Wiedergabe schafft der Speicher des PX 3 ein
Sample mit einer Länge von 8 Sekunden. Die für den Zweck des
Heraushörens qualitätstechnisch vollkommen ausreichende zweite
Variante unterstützt das Samplen einer 16 Sekunden langen Phrase.
Nach dem Aufnehmen einer Passage, läßt sich das Wiedergabe-Tempo
reduzieren, ohne das sich die Tonhöhe (Tonart) des Samples verändert.
Die Rechenleistung des Pandoras reicht aus, um diese Aufgabe in einer
sehr ansprechend Qualität zu erledigen.
Aux-Effects
In diesem Modus läßt sich das Signal eines an die Aux Buchsen
des Pandoras angeschlossenen CD-Player, Minidisk-, oder Cassetten-Rekorders
in Echtzeit transponieren. Der Effekt ermöglicht das erhöhen
bzw. erniedrigen der Originaltonart eines eingespeisten Songs um bis zu
eine Oktave. Gerade wenn man Stücke von Bands heraushören will,
die erfahrungsgemäß mit heruntergestimmten Gitarren arbeiten,
leistet dieser Effekt sehr gute Dienste. Ohne großartige Umstimmaktionen
an seiner eigenen Axt vornehmen zu müssen, kann man sofort zur Tat
schreiten. Da die Echtzeit-Transponierung eine enorme Anforderung an den
Prozessor stellt, wird das Signal hier in Mono wiedergegeben.
Die zweite Funktion die im Aux Modus verfügbar ist, nennt der Fachmann
Center Cancelling, oder kurz CC. Bei diesem Effekt werden Signale, die
in der Mitte des Stereobildes angesiedelt sind, mittels Phasenauslöschung
herausgefiltert. Das zu bearbeitende Material wird, genau wie schon beim
Phrasetrainer, über die Aux-Buchse eingespielt. Da der Gesang und
auch Gitarren-Leads im Mix sehr häufig zentral positioniert werden,
erhofft man sich vom Einsatz der Phasenauslöschung eine Auslöschung,
oder zumindest Lautstärkenreduzierung dieser Stimmen. Den auf diese
Weise eleminierten Part kann man dann, wie in der Karaoke Bar nebenan,
selber übernehmen. Leider liegt es in der Natur der Sache, dass das
nur in den seltesten Fällen wirklich gut funktioniert. Der Mix eines
Songs ist durch den Einsatz diverser Effekte, eine eher unberechenbare
Größe und sobald eine zu filternde Stimme aus dem Center herausfällt,
ist sie für das Tool des Center Cancellings nicht mehr zu greifen.
Trotzdem kann die Funktion sehr nützlich sein, da auch eine Lautstärkenreduktion
dabei helfen kann, Songparts und Soli ungestört trainieren zu können.
Das Rhythm&Bass Modul
Das R&B Modul macht das Pandora zum Übetool schlechthin. Vierzig
Grooves plus Bass-Line, stilistisch quer durch den Garten, regen die Kreativität
an und machen einfach nur Spaß. Ob 12-Bar Blues, oder Pop Progession,
Jazz-Vamp oder Motown-Groove, hier wird man fündig. Dabei lassen
sich die Lautstärkenverhältnisse zwischen Rhythm Section und
Gitarre genauso einfach einstellen, wie das jeweilige Tempo (40...208
BpM) und die Tonart in der die virtuellen Begleitcombo ihre Pattern zum
Besten geben soll. Die, den jeweiligen Pattern zugrunde liegenden Akkordkadenzen,
findet man abgedruckt im Manual. Wer mit dem Pandora komponieren will
und somit eine harmonische Festlegung auf bestimmte Akkkordfolgen nicht
benötigt, der kann die Bass-Linien auch stummschalten (muten) und
sich lediglich von den Drum-Grooves des PX 3 inspirieren lassen. Wer auch
das nicht möchte, dem kann sicherlich das integrierte Metronom weiterhelfen.
ÜBRIGENS: Verschaff' dir doch
selber einen Eindruck vom Grooveverhalten des Pandoras und hör' dir
die in unserem PG Gear Check hinterlegten Audios an. Die verwendeten Presets
heißen: Blues, Rock und Motown. Wie der Name schon sagt!
Fazit
Die Arbeit mit dem Pandora macht einfach nur Spaß. Seine Ausstattung,
die Vielseitigkeit und Qualität der Sounds und die Fülle der
Zusatzfeatures, machen das PX 3 zur ultimativen Workstation für Gitarristen
(und seit neuestem auch Bassisten). Egal ob man einfach nur gute Gitarrensounds
für seine Homerecording Session benötigt, oder sich backstage
vor einem Gig, gepflegt (und begleitet) warm spielen möchte. Beim
Pandora liegt man richtig. Besonders angenehm ist die geringe Größe
und die Tatsache, dass man das Teil mit vier AAA- Mignon Zellen bis zu
9 Stunden befeuern kann. Somit wird jeder mögliche und unmögliche
Ort zum Good Place For Rock 'N' Roll. Positiv herauszuheben ist auch die
extrem einfache Bedienung. Die Bezeichnung Plug 'N' Play paßt hier,
wie die berüchtigte Faust aufs Auge. Das gleiche gilt auch für
interessantes Sonderzubehör, wie den integrierten Phrasesampler oder
den Aux-Effects Modus.
Alle Daumen hoch!!!
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