Takamine AN 16 X & TRI-AX Akustik-Pick-Up oder-Sound-Segen, ohne RumsägenEin Test von Bernd Strohm Die Firma Takamine wurde im Jahr 1962 im idyllischen Städtchen Sakashita von einigen unabhängigen Gitarrenbauern gegründet. Namensgeber für die Company war der Berg Takamine, der mit seinen Ausläufern das Erscheinungsbild der gesamten Region prägt. Ein aus heutiger Sicht entscheidender Schritt in der Entwicklung Takamines wurde durch den international renommierten Gitarrenbauer Mass Hirade eingeleitet. Der begnadete Designer und Geschäftsmann übernahm im Jahr 1968 die Leitung der Geschicke der Firma und hob mit der klassischen Hirade-Modellreihe eine Serie aus der Taufe, die den weltweit hervorragenden Ruf der Instrumente mit dem Takamine-Logo begründete. Der smarte Mass war es aber auch, der in den 70er Jahren eine für den weiteren Verlauf der Firmenhistorie entscheidende Wende einleitete: Die intensive Auseinandersetzung mit dem spannenden Thema Tonabnehmer-Systeme. Und da man im Hause Takamine nun mal keine halben Sachen macht, arbeitete man damals nicht nur an der Verfeinerung der bereits eingeführten Piezo-Technik, sondern setzte, früher als alle anderen Hersteller, auf die Entwicklung innovativer Techniken wie der Stereo-Tonabnahme und dem Einsatz hochwertiger Preamps mit aufwändigen EQ-Sektionen. Und genau diese Experimentierfreude sollte Takamine schon bald die Vorreiterstellung im Bereich der elektro-akustischen Gitarren einbringen. Die Betonung lag dabei auf der Silbe AKUSTIK, denn TAKAMINE´s eigentliches Ziel war es, "echte" Akustikgitarren mit erstklassigen Natursounds zu produzieren und diese dann mit Hilfe innovativer Technologie zu elektrifizieren. |
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Neustes Beispiel für die Philosophie der Akustik-Schmiede ist der auf der diesjährigen Musikmesse vorgestellte TRI-AX Tonabnehmer, ein Schallloch-Pickup der zwar auf den ersten Blick aussieht wie viele andere, es technisch aber faustdick hinter den Ohren hat. Um dem neuen Tonabnehmer standesgemäß auf den Zahn fühlen zu können, haben wir uns zu einem Kombi-Test in Verbindung mit einer AN 16 X entschieden, einer Dreadnought aus der Supernaturals-Familie. Und genau mit dieser wollen wir jetzt auch den Einstieg wagen: KorpusDie Abmessungen (40 cm x 51 cm) des Korpus der AN 16 X entsprechen dem Standard einer klassischen Dreadnought. Eckige Schultern, breite Taille - diese Korpusform ist einfach unverwechselbar. Die feinzeichnend gemaserte, sehr dünn gehaltene massive Fichten-Decke(Sitka) wurde aus zwei symmetrischen Hälften zusammengesetzt ("bookmatched"). Eine derart dünne Decke reagiert besonders sensibel auf die Schwingungen der Saiten und sorgt so für einen entsprechenden Druck, eine schnelle Ansprache und eine extrem detailgetreue Klangabbildung. Ein neues, besonders leichtes X-Bracing stabilisiert die zarte Decke und sorgt dafür, dass das Instrument jetzt noch besser resoniert. Um das erstklassige Schwingungsverhalten der Decke nicht zu gefährden, setzt Takamine in Sachen Oberflächenveredelung auf einen hauchdünn aufgetragenen, hochglänzenden Lack. Der obere Deckenrand wird durch einen dreifachen, dunkelbraunen Streifen verziert. Ein cremefarbenes Binding sorgt für einen gelungenen optischen Übergang zwischen der Decke und den beiden aus Indischem Palisander gefertigten Zargen. Ein weiteres handwerkliches Highlight ist der ebenfalls aus Indischem Palisander gefertigte, leicht gewölbte Boden. Er besteht aus zwei Teilen, die um einen Bodenmittelstreifen aufgeschlagen wurden ("bookmatched"). Die beiden dunkel lackierten Bodenhälften fallen durch ihre schöne Maserung mit parallelen Zeichnungen auf und machen die Gitarre zu einem visuellen Leckerbissen. DetailsEin aufgeklebtes Schlagbrett aus rot-schwarzem Tortoise schützt die Decke im besonders sensiblen Schallloch-Bereich. Edel und doch dezent ergänzt wird die optische Wirkung der Gitarre durch eine geschmackvolle Schallloch-Rosette aus echtem Abalone. Sie wird aus einem breiten Mittelring und zwei schmaleren Begleitern an der Innen- und Außenseite gebildet. Die dunkelbraune String-Thru Bridge wurde aus einem Stück Palisander geschnitzt. Dabei werden die sechs Saiten durch Führungen "hinten" durch den Saitenhalter gefädelt und mit den String-Balls festgehalten. Dass bei diesem System keine Pins mehr benötigt werden, spart beim Saitenwechsel viel Zeit und Mühe. Die zweiteilige Stegeinlage (Knochen) ist ein besonderes Erkennungsmerkmal der AN 16 X. Dabei werden die beiden "blanken" Saiten über eine separate diagonal versetzt montierte Einlage geführt. Die vier umsponnenen Saiten laufen über eine zweite, längere, ebenfalls diagonal versetzte Einlage. Die zweiteilige Stegkonstruktion hilft effektiv dabei, die Temperierung des Instruments zu optimieren, indem sie bei der Feinabstimmung die unterschiedlichen Saitenstärken berücksichtigt- und um es gleich schon mal vorwegzunehmen: die Konstruktion arbeitet tadellos. NeckDer Halsansatz der Dreadnought befindet sich standardmäßig im 14. Bund. Für die Fertigung des schlanken, runden Halses wurde hochwertiges Mahagoni verwendet. Neck und Headstock bilden dabei eine komplette Einheit. Der Halsfuß aus Mahagoni wurde angesetzt. Alle drei Komponenten sind seidenmatt lackiert. Die Halskrümmung lässt sich mit einem eingelegten Stahlstab justieren. Die Stellschraube kann über das Schallloch erreicht werden. Das Griffbrett besteht aus Palisander und wurde mit 20 schmalen, sauber bearbeiteten Bünden beschlagen. Kleine, weiße Dot-Inlays aus Kunststoff auf der Sichtkante des Griffbretts bilden eine optische Orientierungshilfe. Ansonsten verzichtet Takamine bei diesem Modell auf protzige Einlegearbeiten und setzt bewusst auf schlichte Eleganz. Kein Binding am Hals! Keine aufwändigen Einlegearbeiten auf dem Griffbrett! Den (guten) Klang des Instruments beeinträchtigt dies nicht! Die sechs Saiten laufen über einen sorgfältig gearbeiteten Sattel. Die Breite am Sattel beträgt 4,25 cm. Am 14. Bund hat es eine Breite von 5,4 cm. Die Kopfplatte kommt im typischen Takamine-Shaping. Auf der Oberseite wurde das Firmen-Logo aus echtem Abalone eingelegt. TAKAMINE liefert die AN 16 X mit geschlossenen, goldfarbenen Mechaniken und rotbraunen Wirbeln aus Perloid. Elektronik - Der TRI-AX im DetailMit dem TRI-AX präsentiert TAKAMINE einen neuartigen Tonabnehmer, der problemlos und ohne großartige Montagearbeiten im Schallloch jeder handelsüblichen Steelstring befestigt werden kann. Der Betrieb des Pick-Ups kann wahlweise mit, oder ohne (aktiv) zusätzlichen Preamp erfolgen. Im aktiven Betrieb kommt ein eingebauter Class A Preamp zum Einsatz. Entscheidet man sich für den passiven Betrieb, empfiehlt Takamine ein weiteres innovatives Tool aus eigenem Fuhrpark: Den Cooltube Preamp. Da der Preamp über einen zweiten Eingang verfügt und der TRI-AX perfekt auf den Cool Tube abgestimmt wurde, können stolze Besitzer einer Gitarre, die bereits mit einem Cool Tube ausgestattet ist, ihr Instrument problemlos mit dem TRI-AX nachrüsten. Der Anschluss ist schnell erledigt. Einfach den Pick-Up mit Hilfe des im Lieferumfang enthaltenen Kabels mit dem freien Eingang des Cool Tubes verbinden und schon kann es los gehen. Wir wollen uns aber um die Acous-Ticker kümmern, die mit dem Gedanken spielen ihre Vollakustik nachträglich mit einem Tonabnehmer-System auszustatten und haben uns dementsprechend für den Test im Aktiv-Mode - sprich: mit dem internen Class A Preamp - entschieden. Mit einer CR2032 Lithium-Batterie (3 V) betrieben beträgt die Laufzeit des TRI-AX in diesem Modus sage und schreibe 1.000 Stunden, bzw. 250 Gigs. Der Vorteil eines Schallloch-Pickups liegt auf der Hand. Er kann, ohne großartige Veränderungen am Instrument, mit ein paar Handgriffen installiert werden - gerade für Besitzer sehr teurer Akustik-Klampfen (aber natürlich nicht nur für die) ein unschlagbarer Vorteil. Dabei ist der eigentlichen Ein- und Ausbau des TRI-AX ein absolutes Kinderspiel. Der Tonabnehmer wird mit Hilfe von zwei Schrauben an der Decke im Schallloch fixiert. Aber keine Angst - die Schrauben gehen nicht durchs Holz, sie berühren es noch nicht einmal. Die Decke wird vielmehr eingeklemmt. Einmal verschraubt, arbeitet das System sehr solide. Resonanzen, d. h. unerwünschte Nebengeräusche durch Vibrationen, die in Verbindung mit einer Befestigung im herkömmlichen Klettprinzip entstehen könnten, werden durch die Verschraubung effektiv vermieden.. Das TRI-AX PrinzipObwohl der TRI-AX in seiner Bauart einem gewöhnlichen Schallloch-Pick-Up sehr ähnlich ist, handelt es sich bei ihm um ein innovativ neues System. Der Pick-Up nimmt die Saiten nämlich nicht nur "magnetisch" ab. Dank des einmaligen "Tri-Axial Dynamic-Body Sensor" ist er zudem in der Lage, die Schwingungen des Korpus quasi zu "spüren". Technisch funktioniert das so: Der TRI-AX besteht aus zwei Spulen, die "gestackt" (gestapelt) übereinander liegen. Dabei übernimmt die obere Spule die "normale", magnetische Abnahme der Saitenschwingungen. Die untere, der sogenannte Tri-Axial Dynamic Body Sensor, ist schwimmend gelagert und so in der Lage, zusätzlich zum durch die Saiten gelieferten Signal, die Korpus-Vibrationen aufzunehmen - ein Aspekt, der für die Natürlichkeit und Dynamik der Performance von entscheidender Bedeutung ist. Und die Tatsache, dass der TRI-AX ein waschechter Humbucker ist, hat noch weitere Vorteile: Der Pick-Up ist ganz nebenbei nämlich auch noch absolut feedback unempfindlich und extrem nebengeräuscharm. Außerdem kann, mit Hilfe der sechs höhenverstellbaren Pole-Pieces, eine perfekte Feinabstimmung der Lautstärkebalance unter den einzelnen Saiten erreicht werden. Ein passender Inbus-Schlüssel ist im Lieferumfang enthalten. Grundsätzlich gilt: Einer Erhöhung der Pole Pieces folgt eine Erhöhung des Outputs. Apropos Lautstärke: Da der TRI-AX als autark arbeitendes System konzipiert wurde, lässt sich diese im Aktivbetrieb mit einem internen Drehelement pegeln. Klang und SpielpraxisSchon die ersten Pickings klingen viel versprechend. Man wird von der Druckwelle der dünn gearbeiteten Fichtendecke förmlich überwältigt. Die Gitarre liefert einen lebendigen, warmen, seidigen Dreadnought-Sound. Die Schwingungen der Decke lassen eine Luftsäule mit kräftigen Vibrationen entstehen. Dank der "kompensierenden" Stegleinlage bleibt die Stimmung auch dann stabil, wenn Griffe und Lagen wechseln. Solisten wird sicher freuen, dass Single-Note Lines mit viel Sustain rüberkommen. Auf dem kompletten Griffbrett gibt es keine Dead Notes. Auch die Bespielbarkeit des von Werk ab perfekt eingestellten Instruments macht viel Spaß. Ich beginne den Wert des Instruments für das Solospiel (mit Plektrum) zu entdecken. Zeit, den TRI-AX ins Spiel zu bringen. Mit einem Amp verkabelt, liefert das System eine sehr ausgewogene Performance. Es ist problemlos in der Lage, die gesamte dynamische Bandbreite unterschiedlicher Spieltechniken aufzunehmen und souverän in ein perfekt balanciertes Signal umzuwandeln. Die schmatzenden Nebengeräusche und harschen Höhen, die Piezo Pickups gerne produzieren, fehlen hier vollständig. Stattdessen entfaltet der TRI-AX einen warmen, sehr natürlichen Sound. Bei höheren Lautstärken stellt das TRI-AX System seine Widerstandsfähigkeit gegen Rückkopplungen unter Beweis. Außerdem rauscht es kaum - der Pickup ist eben ein waschechter Humbucker. FazitDie AN 16 X zeichnet sich durch eine sehr gute klangliche Balance und Tonentfaltung aus und beeindruckt mit einem überdurchschnittlich guten, seidig-glänzenden Natursound. Im Studio führt die Abnahme mit einem guten Mikro deshalb zu erstklassigen Ergebnissen. Und angesichts des Preis/Leistungsverhältnisses und der gebotenen Qualität wird sicher so mancher amerikanische Hersteller erzittern. Preislich noch in der Mittelklasse anzusiedeln, konkurriert das erstklassige Instrument nämlich schon mit den renommierten Modellen der Oberklasse. Auch den TRI-AX kann man bedingungslos empfehlen Egal ob on Stage oder im Studio: Der Pick-Up liefert Sounds, die sich in jeder denkbaren Stilistik gewinnbringend einsetzen lassen. Harsche Piezo-Höhen fehlen gänzlich, die Performance ist sehr warm und natürlich. Nie war es einfacher, seine Akustik anspruchsvoll zu "elektrifizieren". Technische DatenGitarre: Hersteller: TAKAMINE (Japan) Tonabnehmer: Hersteller: TAKAMINE (Japan) Hörbeispiel: A Petname For Susan Composed and performed by Bernd Strohm |
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