Die Elite 1778 von Ovation

Zurück in die Zukunft

ein Test von Bernd Strohm

Das neuste Baby aus dem Hause Kaman hört auf den Namen Elite 1778, trägt das Logo Made In America und wartet mit allen Features auf, die eine echte Ovation-Gitarre ausmachen - und auch das Design kann sich wieder mal sehen lassen.

KK- Korpus und Konzept

Genau wie bei allen Gitarren aus dem Hause Ovation, besteht auch der Roundback der Elite 1778 aus einem Verbundstoff, der sich überwiegend aus natürlichen Materialien zusammensetzt und eine fiberglasähnliche Struktur aufweist. In Sachen Dimensionierung setzt man bei der Elite 1778 auf einen mitteltiefen "Roundback" (Mid Depth Bowl). Der Korpus ist mit einem rund geschwungenen Cutaway ausgestattet und so lassen sich auch die höchsten (22.) Bünde problemlos erreichen.

Für die Schwingungs- und Klangentfaltung der Gitarre ist die Decke der wichtigste Teil des Korpus. Die Elite 1778 wartet mit einer massiven Sitka-Fichten Decke auf, die der Güteklasse AA zuzuordnen ist. Die Decke wird -ovationtypisch- mittels eines Kunststoff-spritzgussrings fest mit dem Bowl verbunden, eine Maßnahme die neben einer optimalen Stabilität auch garantiert, dass sich die Schwingung während des Spiels optimal bis an die Ränder der Decke ausbreiten kann.

Ein weiteres ovationtypisches Trademark der Elite 1778, ist das besonders markante und ungewöhnliche "Multiple Soundhole" Design (Deckenkonstruktion ohne herkömmliches Schallloch). Aber Ovation wäre nicht Ovation, hätte die Verlegung vieler kleiner Schallöcher - auch Epauletten genannt - in den oberen Korpus-Bereich nur optische Gründe. Hauptgrund der Maßnahme ist selbstredend eine Optimierung des Sounds. Neben der durch die Bauweise gewonnenen Zusatzfläche, konnte- dank der gesteigerten Stabilität der Decke (im Vergleich zu einer Gitarre mit Mittel-Schallloch), ein leichteres Bracing (Beleistung) als üblich Verwendung finden. Das sogenannte Quintad-Bracing ist speziell an das Schwingverhalten der Decke angepasst worden. Es besteht aus einem Fächersystem, dass sich aus fünf größeren und vier kleineren Balken zusammensetzt, die vom Hals in Richtung des Saitenhalters fluchtpunktartig zulaufen und lediglich durch eine Querverstrebung stabilisiert werden muss. Das wiederum hat zur Folge, dass die Decke freier und leichter schwingen kann, eine Tatsache die sich unmittelbar auf den Sound und die Performance der Gitarre auswirkt. Heutzutage werden die Epauletten übrigens mit Hilfe modernster Lasertechnologie auf Millimeterbruchteile genau geschnitten. Umfang und Durchmesser der 11 Mini-Schalllöcher wurden streng berechnet und ergeben zusammen die Fläche eines normalen Schalllochs. Größe und Positionierung sollen darüber hinaus die Austrittsfrequenzen bestimmen - kleine Löcher für die Höhenanteile, große für die Tiefenanteile.

Einen maßgeblichen Anteil am auffälligen Outfit der Elite 1778 hat die Lackierung. Erstmals wurde der im Normalfall ausschließlich für die Lackierung des Bowls zum Einsatz kommende Strukturlack auch dazu verwendet, die Decke der Gitarre zu versiegeln. Die Maßnahme versorgt die Gitarre nicht nur mit einer außergewöhnlich coolen Optik, sondern hilft auch dabei die Produktion, dank des Einsparung mehrerer Lackierschritte, kostengünstiger zu gestalten. Ganz nebenbei fällt der Struktur-Lack wesentlich dünner aus, als eine normale Lackierung und lässt die Decke so wesentlich freier schwingen.

Die sechs Saiten werden von hinten durch die aus Ebenholz gefertigte Bridge geführt. Pins werden hier nicht benötigt. Die Stegeinlage wurde für die dünne E-Saite und die B-Saite separat befeilt. Das erhöht die Stimmstabitität.

 
Hals und Griffbrett

Der Ahorn-Hals ist -zwecks besserer Verwindungssicherheit- zweiteilig ausgelegt. Zwei Schrauben verbinden ihn stabil mit dem Lyrachord-Korpus. Der Hals ist nicht zu schwer und so kann man auch in verschiedenen Haltungen (im Stehen und im Sitzen) problemlos die Balance halten. Ein schmaler Halsfuß sorgt dafür, dass sich auch die hohen Lagen komfortabel und sicher bespielen lassen. Der Halsansatz der Elite 1778 befindet sich am 14. Bund und misst hier eine Breite von 5,4 cm. Das Griffbrett besteht aus feinstem Ebenholz und kommt ohne Binding aus. Die 22 Bünde sind an den Griffbrettkanten handschmeichelnd abgerundet und perfekt abgerichtet. Die oberen 5 Bünde wurden aufgrund der spitz zulaufenden Form des Griffbretts auf der Decke, nicht mehr vollständig ausgeführt. Im oberen 22. Bund kann man praktisch nur noch auf der dünnen E- und B-Saite spielen - optisch sehr ansprechend und praktisch kein Problem. Wer benutzt schon die dicke E-Saite im 20. Bund(?!) Zur Orientierung: beim Lagenwechsel befinden sich auf der Sichtkante des Halses kleine Dots (im 3., 5., 7., 9., 12., 15. und 17. Bund). Das Griffbrett selber bleibt inlayfrei. Am Ende des "Bretts" laufen die Saiten über einen sauber gearbeiteten Sattel. Hier misst der Hals eine Breite von 4,3 cm.

Die Halskrümmung lässt sich mit dem eingelegten Stahlstab justieren. Den Zugang zur Schraubvorrichtung verschaffen man sich, indem man einen kreisrunden Deckel, der mittig auf der Korpus-Rückseite zentriert wurde, entfernt. Die Schraube die den Deckel fixiert, kann auch ohne Werkzeug z.B. mit dem Plekrum oder mit einer Münze spielend leicht geöffnet werden. Der auf diese Weise freigegebene geräumige Eingriff (Durchmesser: 11 cm) ermöglicht einen aufschlussreichen Einblick ins Innere der Gitarre.

 
Head

Die Elite ist mit geschlossenen Mechaniken (Ovation) ausgestattet. Sie erfüllen ihren Zweck perfekt und arbeiten weich, kontinuierlich und stabil. Die Anordnung erfolgt symmetrisch 3 zu 3. Die matt schwarz lackierte Kopfplatte unterstreicht den futuristischen Gesamteindruck des Instruments und wird von einem silbernen Ovation Logo verziert.

 
Elektronik

Die Schwingungen der Saiten und der Decke werden mit der aktuellen Version des Tru Balance Piezo Pick-Ups abgenommen, der sich unter der Stegeinlage versteckt hält. Der PU wandelt die mechanischen Schwingungen in ein elektromagnetisches Signal um und leitet die Informationen an den in der Zarge integrierten Pre-Amp weiter. Und auch in dieser Hinsicht gibt sich die Elite 1778 innovativ. Überarbeitet in Design und Funktion bietet der neue Pre-Amp dem Spieler die totale Kontrolle über den elektro-akustischen Sound. Der auf das Kürzel OP 30 hörende Vorverstärker wurde mit einem aktiven 3 Band EQ ausgestattet, der sich per Knopfdruck aktivieren bzw. deaktivieren lässt. Anhand des neuen Mid-Shift-Schalter hat man die Möglichkeit das Mittelfrequenzband von 400 Hz auf 1 KHz zu versetzen, ein Feature, das für zusätzliche interessante Klangvarianten sorgt. Um das Handling der Gitarre noch angenehmer zu gestalten wartet der neue OP30 mit einem zusätzlichen digitalen chromatischen Stimmgerät auf. Der Tuner lässt sich per Knopfdruck aktivieren. Parallel dazu wird auch der Signalfluß zum Verstärker unterbrochen, eine Maßnahme die während des Stimmens nicht nur die Nerven der Musikerkollegen sondern auch die eines eventuellen Publikums schonen hilft. Bei der Grobstimmung informieren 12 rotfunkelnde LEDs über den Zustand der Saiten. Allerdings kann man auf einer unbeleuchteten Bühne das Leuchtsignal der Dioden nicht dem zugeordneten Großbuchstaben der entsprechenden Tonstufe zuordnen ­ diese werden nämlich leider nicht beleuchtet.

Für die Feinstimmung wurden weitere drei LEDs in das Panel eingelassen. Zwei rote (Ton zu hoch bzw. Ton zu tief) und eine grüne, die immer dann aufleuchtet, wenn's passt. Das Stimmgerät ist sehr leistungsfähig und reagiert absolut sensibel. Eine zusätzliche rotleuchtende LED meldet sich rechtzeitig, wenn der 9V-Block, der den Pre-Amp speist, erschöpft ist. Zum Wechseln der Batterie wird der komplette Elektronikblock aus der oberen Zarge entfernt. Mit einem einfachen Knopfdruck lässt sich der Pre-Amp aus der Fassung lösen. Irgendwie gut ­ so ist es bei einer etwaigen Reparatur des Vorverstärkers ab sofort nicht mehr nötig, die komplette Gitarre abzugeben.

 
Klang und Spielpraxis

Die Elite liegt sehr gut in der Hand und spricht vor allem (aber nicht nur) den Solisten an. Das Griffbrett ist optimal bespielbar und lässt alle Spieltechniken zu. Gerade der verwöhnte E-Gitarrist wird den Wechsel zur Akustikgitarre kaum spüren. Die Elektronik mit dem aktuellen Tru-Balance Pick Up und dem brandneuen OP 30 überzeugt vom ersten bis zum letzten Ton und gehört zur absoluten Oberklasse. Das Frequenzspektrum ist ausgewogen. Bässe, Mitten und Höhen werden in allen Oktaven ausgewogen übertragen. Mit dem EQ kann man noch mehr aus der Klampfe herausholen. Im Studio bleibt er besser abgeschaltet.

 
Fazit

Ovation bleibt seiner Linie treu und setzt mit jedem neuen Modell auf eine gesunde Mischung aus altbewährten Strategien und moderaten Neuerungen. Auffälligstes Merkmal der Elite 1778 ist das interessante, puristische Design, mit dem man garantiert für Aufsehen sorgen wird. Aber auch die inneren Werte können überzeugen. Dank des Tru-Balance PickUps und dem neuen OP 30 ist der elektroakustische Sound der Gitarre noch natürlicher geworden, eine Tatsache die die Elite zu einem sehr guten Bühneninstrument werden lässt. Aber auch mit dem unverstärkten "Natursound" der Gitarre kann man durchaus zufrieden sein. Besonders herauszuheben ist die Bespielbarkeit des angenehm dimensionierten Halses. Hier fühlt sich der Solist besonders wohl, aber auch Fingerpicker kommen voll auf ihre Kosten. Mit einer "unwounded G-String" lassen sich Melodielinien, Licks und Riffs ohne Extra-Trainingseinheiten sehr leicht spielen.

 
Specs
  • Hersteller: Ovation, Connecticut, USA
  • Modell: Elite 1778 (6-saitige Elektro-Akustikgitarre)
  • Decke: Massive Sitka-Fichte (AA Güte)
  • Verstrebung: Quintad Bracing
  • Korpus: Mid Depth Bowl mit Cutaway (MDB-C)
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Bünde: 22
  • Piezo-Pickup: Tru-Balance
  • Pre-Amp: OP 30
  • Steg: Ebenholz
  • Mechaniken: sechs geschlossene Ovation
  • Mensur: 64 cm
  • Preis: € 1.450,- unv. Preisempfehlung inklusive Koffer
 
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