Elektrisierendes aus südlichen GefildenDie Ortega RCE280T Thinline E-KonzertgitarreDer spanische Gitarrenhersteller Ortega entwickelt und produziert seit 1994 Konzertgitarren. Die Instrumente stehen ganz in der Tradition spanischer Gitarrenbaukunst und kombinieren die handwerkliche Erfahrung von Generationen von Gitarrenbauern, mit modernster Technologie und zeitgemäßen Designs. PG nutzte einen Besuch beim Ortega-Vertrieb Roland Meinl Musikinstrumente in Neustadt a.d. Aisch, um eine der spanischen Schönheiten, die Thinline E-Konzertgitarre RCE280T aus Franken ins Ruhrgebiet zu entführen. Lies selber was danach passiert ist: |
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Anders als bei Westerngitarren, die in vielen unterschiedlichen Bauformen erhältlich sind, ist die Artenvielfalt im Lager der klassischen-Nylonstring-Gitarren eher überschaubar. Das liegt daran, dass die meisten der heute erhältlichen Konzertgitarren auf einem Konzept basieren, das bereits Mitte des 19.Jahrhunderts von dem Gitarrenbauer Antonio de Torres entwickelt wurde. Und es war der Wunsch nach mehr Lautstärke, der „Toni“ seinerzeit zu seinem Design inspirierte. Durch die Vergrößerung der bis dato recht kleinen Instrumente erreichte er eine Verstärkung des Duchsetzungsvermögens und der Dynamik sowie eine Intensivierung der Klang-Färbung. Die Gitarrengemeinde war begeistert und so etablierte sich Antonio' s Instrumenten-Design schnell als Standard, der, bis auf einige Variationen in der Linienführung des Korpus, bis heute Gültigkeit haben sollte. Und wenn man unsere RCE280T unter genau diesem Aspekt in Augenschein nimmt wird man feststellen, dass auch ihr Korpus-Shaping de Torres viel Freude bereitet hätte. Mit einer oberen Schulterbreite von 27 cm und einer unteren von 36,5 cm, entsprechen ihre Korpus-Abmessungen den klassischen Vorgaben des Maestros. Anderes verhält es sich mit der Korpustiefe (7,2 cm). Und das ist auch gut so, denn die RCE280T ist schließlich keine reinrassige Akustikgitarre, sondern wurde in erster Linie als Bhnen- und Studiogitarre entwickelt. Da würde ein volles Korpusvolumen, in Verbindung mit dem integrierten Pickup-System, nur für unerwünschte Nebenwirkungen sorgen Stichwort Feedback und Co. . Aber keine Sorge: Trotz des flacheren Korpus macht die Gitarre, auch rein akustisch gespielt, einen richtig guten Job. Dafür sorgen nicht zuletzt die verbauten Tonhölzer. Die Decke der RCE280T besteht aus massiver Fichte, einem echten Klassiker auf diesem Gebiet. Boden und Zargen der Gitarre wurden aus intensiv gemasertem Ovangkol gefertigt. Das, in seiner Struktur und Dichte dem Mahagoni sehr ähnliche Holz, ist bekannt für seinen sustainreichen, warmen, sehr ausgewogenen Sound, mit dezenten Höhen und singenden Obertönen und harmoniert optimal mit dem offenen Grundklang der Fichtendecke und dem ausgewogen weichen Sound der Nylonsaiten. In Sachen Bracing setzt Ortega bei der RCE280T auf das sogenannte Leiterbracing, bei dem die Leisten parallel gelegt sind. Wenden wir uns den Verzierungen zu. Auch in dieser Hinsicht folgt die Ortega klassischen Schönheitsidealen, gibt sich also eher schlicht. Optische Aushängeschilder der Gitarre sind eine sehr schöne Schallloch-Rosette und handwerklich perfekt gemachte Echtholz-Bindings rund um Decke und Boden. Die Bridge der Gitarre, der typische Tie-Bar (Knüpfsteg) wurde aus Palisander gefertigt. Unter der Stegeinlage schlägt das elektronische Herz der RCE280T, ein Fishman Piezo-Pickup. Verstärkt und bearbeitet wird das Signal durch einen in der Zarge untergebrachten Fishman Classic 4 Deluxe Preamp (4-Band EQ). Als „Treibstoff“ dient eine 9V Blockbatterie, die sich einfach und schnell von außen wechseln lässt. Der HalsDer 19. bündige Hals der RCE280T besteht aus Mahagoni und ist mit einem Palisandergriffbrett ohne Dots belegt (nur in der Sichtkante). Er misst am Sattel eine Breite von schlanken 50mm, im 12.Bund 60mm. In Sachen Mensur setzt Ortega auf 648mm. Das Halsprofil ist relativ flach und liegt angenehm in der Hand. Angenehm ist auch der ergonomisch geformte Halsfuß (laminiert). In Kombination mit dem Cutaway lässt sich die Gitarre problemlos bis in die höchsten Lagen bearbeiten. Noch ein paar Worte zum Halsfuss. Als traditionsbewusster spanischer Hersteller setzt Ortega auf die Hals/Korpus Verbindung in Form des klassischen spanischen Halsfusses. Bei der RCE280T (und den meisten anderen Ortega Modellen auch) werden Hals, Halsansatz und Halsblock also aus einem Holzstück gefertigt. Decke, Boden und Zargen werden anschließend quasi „um diese Einheit herum“ gearbeitet. Die Kopfplatte (Fensterform) ist separat angesetzt. Ihr Shaping orientiert sich zwar an der klassischen Torres Form, wird aber durch zusätzliche Fräsungen innerhalb des legendären 3-Kuppel Designs zum eigenständigen Ortega Markenzeichen. Die, in zwei Dreiergruppen verbauten, vergoldeten Mechaniken folgen dem klassischen Prinzip (Schnecke, Zahnrad,Achse) und arbeiten präzise und stimmstabil. Die PraxisAkustisch gespielt, liefert die Gitarre einen lebendigen, warmen Klang, mit kräftigen Mitten und lebendigen Obertönen. Trotz des Thinline-Designs erzeugt der Korpus eine Luftsäule mit kräftigen Vibrationen! Das Ergebnis ist ein präsenter akustischer Sound, der schon unverstärkt viel Spaß macht. Auch die gelieferte Lautstärke ist zum Üben, Komponieren etc. absolut ausreichend. Der Hals der Gitarre liegt sehr gut in der Hand und vermittelt, in Kombination mit der flachen Saitenlage, ein exzellentes Spielgefühl und das werden nicht nur akustisch fremdgehende E-Gitarristen zu schätzen wissen. Dank der schnellen Ansprache der Gitarre werden gezupfte Akkordpassagen und Single-Note Lines genauso überzeugend in Szene gesetzt, wie mit dem Plektrum gespielte Licks. Somit kann man der Gitarre echte Allround-Qualitäten bescheinigen. Ganz egal ob man mehr auf klassische Literatur steht, Pop, Jazz oder Latin spielen will: An diesem Arbeitsplatz kann man sich nach Lust und Laune austoben! Unterstrichen wird die Auslegung der RCE280T als allroundtaugliches „Solo-Instrument“ durch den Cutaway. Er (und der ergonomisch geformte Halsfuss) erschließt auch die hohen Lagen und so kann man sich solotechnisch bis zum hohen „H“ austoben. Aber die RCE280T ist ja eigentlich ein elektroakustisches Instrument. Zeit, uns um den verstärkten Betrieb zu kümmern. Als Verstärker kam eine Fishman Loudbox zum Einsatz. Die Kombination Fishman Piezo Pick-Up und Classic 4 Deluxe Preamp macht einen sehr guten Job und ist problemlos in der Lage, auch die subtilen Untertöne einer Nylonstring-Gitarre rüberzubringen - und das gilt sowohl gezupft, wie mit dem Plektrum gespielt. Der 4-Band EQ arbeitet effektiv, aber zu jeder Zeit geschmackvoll und macht so problemlos eine Anpassung der Performance an den individuellen Geschmack des Users möglich. Aber auch im anspruchsvollen Studiobetrieb, direkt ins Pult gespielt, weiß das System zu überzeugen. Der gelieferte Ton ist sauber und natürlich und eignet sich ideal für stressfreies Recording. Und da die Gitarre auch akustisch einiges zu bieten hat macht es durchaus Sinn, auch mal mit einem zusätzlichen separaten Mikrofon zu arbeiten. Aber wie gesagt: Ist nicht nötig, aber schön das man die Option hat! FazitMit der RCE280T hat Ortega eine E-Konzertgitarre im Angebot, die auf der ganzen Linie zu überzeugen weiß. Die vollmassive Gitarre ist sehr gut verarbeitet, liefert eine dynamische, ausgewogene akustische Performance und legt so die ideale Basis für eine erfolgreiche Signal-Verarbeitung im Fishman-Pickup-System. Entsprechend gut klingt die Gitarre auch verstärkt gespielt! Dabei ist es ganz egal ob man einen Akustik-Verstärker verwendet, oder direkt ins Pult geht - der Sound steht und überzeugt durch seine Natürlichkeit und Wärme. Die RCE280T ist ein hervorragend zu bespielendes Allround-Instrument für Bühne, Studio und „einfach mal so“. Einmal mehr ist es Ortega gelungen eine Gitarre in Front zu bringen, die wesentlich teureren Instrumenten problemlos Paroli bieten kann Hut ab! Specs
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