Test- Music Man Steve Morse Signature Modellvon Hansi Tietgen Der Einstieg bei den Kult-Hardrockern Deep Purple erhöhte den Bekanntheitsgrad des Gitarristen Steve Morse enorm. Doch Kenner der Szene wissen: Schon in den siebziger und achziger Jahren verzückte der Ausnahmegitarrero die Fans mit seiner schier unglaublichen Fingerakroatik und Energie. Seine Arbeit mit den Dixie Dregs ist legendär und auch Steves diverse Soloalben sollten zum Bestand jeder gut sortierten (Rock-)Plattensammlung gehören. Stilistisch liess Mr. Morse sich eigentlich nie wirklich festlegen. Er ist einer der vielseitigsten Gitarristen der Welt. Und so wundert es sicher niemanden das ein Gitarrist von seinem Kaliber auch ein ihm ebenbürtiges Instrument benötigt. Um seine Ansprüche an ein Instrument zu befriedigen, konnte es nur einen Weg geben: Ein Signature Modell musste her; genau auf ihn abgestimmt, aus edelsten Zutaten gefertigt, ausgestattet mit einem enormem Soundspektrum und einer hervorragenden Bespielbarkeit. Kontakte führten den Ausnahmegitarrero zu den Spezialisten der kalifornischen Instrumentenschmiede Ernie Ball/Music Man. Die Zusammenarbeit brachte eines der flexibelsten Gitarrenkonzepte hervor, das die Welt je gesehen hat: das uns zum Test vorliegende Music Man Steve Morse Signature Modell. KK-Korpus und KonzeptFür den Korpus der Steve Morse Gitarre stand ein Klassiker der Music Man Range Pate: Die Silhouette. Eine Gitarre also, bei deren Design sich die Konstrukteure im Groben an der Formgebung der guten, alten Fender Strat orientiert haben. Herausgearbeitet wurden diese mehr als nur vertraut anmutenden Kurven aus einem gut abgelagerten Stück Pappel, einem Holz also, das mit hervorragenden Klangeigenschaften aufwarten kann. Den nötigen Schutz erhält der Edelkörper der "Steve Morse" durch eine bewährte Lackierung auf Polyester Basis, die im Falle des uns vorliegenden Testmodells, tiefschwarz und hochglänzend ausfällt- perfekt! Verziert wird der Korpus durch ein dreischichtiges schwarz-weiss-scharzes Schlagbrett, auf dem auch die Tonabnehmer-Armada (DiMarzios) und die diversen Regler und Umschalter ihren Platz gefunden haben- dazu aber später mehr. Ein weiterer Hingucker ist das hochwertige Floyd Rose Tremolo in Chrom-Optik, das von Music Man hauseigen in Lizenz gebaut wird. Da die Elektronik der Gitarre unter dem Schlagbrett angebracht ist, findet man auf der Rückseite der Gitarre lediglich die Abdeckung für die Federkammer. Der HalsDer Hals besteht- musicmantypisch- aus einem handverlesenen Stück Ahorn, das den Betrachter mit seiner sehr schönen Maserung betört. In Sachen Oberflächenveredelung setzte man -einmal mehr- auf Wachsen und Ölen, eine Massnahme, die ein sehr angenehmes Spielgefühl und eine ganz spezielle Griffigkeit garantiert. Der Hals liegt satt in der Hand und erinnert in seinem Shaping an alte Strats. Die 22 Medium-Jumbo Frets sind perfekt im aus Palisander gefertigten Griffbrett versenkt und abgerichtet worden. Zierliche Dot-Inlays auf und seitlich des Griffbretts markieren die wichtigsten Lagen und sorgen so für die nötige Orientierung. Die Halsbefestigung erfolgt -stabil und sicher- durch 5-Bolzen, die in einer verchromten Metallplatte halt finden. Verziert wird diese von einem eingravierten Firmenlogo plus Seriennummer. Das Kopfplatten-Design der Instrumente der Ernie Ball/Music Man Range hat mittlerweile sicher denselben Wiedererkennungswert wie das der beiden anderen grossen amerikanischen Traditionsmarken. Die eher zierlichen Ausmasse und die unsymetrische Anordnung der Mechaniken sind echte Music Man Trademarks geworden. Im Falle unserer Morse Signature findet man auf der klar lackierten Kopfplatte sechs wertvolle, verchromte Schaller M6LA Mechaniken. Das Music Man/Ernie Ball Logo und der Steve Morse Signature Schriftzug sorgen für die nötige Markeninfo. Abgerundet wird das Ganze vom floydrosetypischen Locking Nut, einem Sattel also, bei dem die Saiten mit Hilfe von 3 Metallplatten plus Imbusschraube, paarweise arretiert werden können, um so einen verstimmungsfreien Betrieb des Tremolos zu gewährleisten. Die ElektronikAuch die Schaltung und Tonabnehmer-Bestückung der Gitarre wurde speziell auf Steve's Bedürfnisse abgestimmt. Fangen wir mit den Standard-Infos an: Die Elektronik ist passiv. Geregelt werden: 1x Volumen und 1x Tone. Das war schon alles "Normale". Die Steve Morse ist mit vier(!) DiMarzio Pick-Ups ausgestattet, die speziell für Steve ent-"wickelt" wurden. Hier die genauen Typen-Bezeichnungen (vom Hals zur Bridge):
Da die Schaltung der Tonabnehmer recht komplex ist, haben wir eine Animation angefertigt, die dir alle nötigen Infos liefern kann. Fahre mit dem Cursor über das Bild und schau dir an, was passiert: Der 3-Wege Lever Switch dient dem direkten Umschalten der drei Basis-Tonabnehmer der "Steve Morse" (1,2,4). Der 3-Wege Toggle Switch unterhalb des Tone-Potis übernimmt das Zu- bzw. Abschalten des Zusatz-Singlecoil Pick-Ups DP-108 Vintage Single Coil(3) der, schräg eingebaut, direkt hinter dem Neck-Humbucker (DP-205) zu finden ist. Die Funktion des 3-Wege Toggle Switchs 1. Nach oben geschaltet, umgeht das Signal die drei Basis-Pick Ups/Lever Switch und aktiviert ausschliesslich den Zusatz-Single Coil (3). 2. In der Mittelstellung bleibt der Zusatz-Tonabnehmer aktiv und wird mit dem Tonabnehmer kombiniert, den man mit dem "normale" 3-Wege Lever Switch und dem 2-Wege On/Off Switch ausgewählt hat (1,2,4). 3. Das "Nachuntenschalten" des Toggle Switch deaktiviert den Zusatz-Pick Up. In dieser Position sind wieder ausschliesslich die drei Basis-Tonabnehmer verfügbar, die über den 3-Wege Lever Switch geschaltet werden. Der zweite Zusatzschalter, oberhalb des Volumen Reglers, ist als 2-Wege On/Off Schalter ausgelegt. Mit seiner Hilfe lässt sich der Humbucker der Bridge Position (1), zu jedem mit dem 3-Wege Lever Switch ausgewählten Pick-Ups hinzuschalten. Aktiviere ich mittels des Lever Switch also zum Beispiel den Basis Single-Coil Pick Up (2), so bietet mir der 2-Wege On/Off Schalter die Möglichkeit, den Powersound des Bridge Picks zu- und wieder abzuschalten. Die Steve Morse Schaltung liefert insgesamt satte 11 unterschiedliche Pick-Up Kombinationen/Sounds. Damit du dir einen Eindruck von den diversen Klangmöglichkeiten der Gitarre machen kannst, haben wir dir einige der coolsten Sounds in unserem interaktiven Gear Check hinterlegt. Hör doch mal rein! Übrigens: Als Referenz-Amp kam bei allen Audio-Aufnahmen dieses Tests der Hughes&Kettner Zentera zum Einsatz! Die PraxisSchon trocken gespielt offenbart die Gitarre viele ihrer Vorzüge. Der Sound ist kräftig, transparent und reich an Sustain. Die Ansprache ist direkt und lässt sich wohl am ehesten mit dem Begriff "knackig" beschreiben. Eine Eigenschaft, die für einen Gitarristen vom technischen Niveau Mr. Morses äusserst wichtig ist, da sie gewährleistet, dass auch schnelle Läufe präzise und akkurat rüberkommen. Dieser im Trockendock gewonnene Eindruck, setzt sich auch im verstärkten Betrieb fort. Dabei erweist sich die von Steve ersonnene Schaltung als wahre Soundfundgrube. Die klangliche Basis bilden die beiden DiMarzio Humbucker in der Bridge und Neck Position plus einem Single Coil, der, etwas zurückversetzt, direkt oberhalb des Bridge-Pickups angeordnet wurde. Starten wir im Zerr-Modus: Der Bridge Pick-Up überzeugt mit einem charaktervollen, druchsetzungsfähigen Sound, der in jeder Lead- und HiGain-Rhythmsituation eine gute Figur macht. Spieldetails wie Dynamik und Phrasing werden, dank der hervorragenden Grundansprache der Gitarre, perfekt übertragen. Auch der Humbucker in der Neckposition wurde mit der nötigen Power ausgestattet, um jede gewünschte Zerrstufe abdecken zu können -vom Crunch-Sound mit Charakter bis zum warmen Lead-Ton mit jeder Menge Sustain- alles ist möglich. Besonders herauszuheben ist der absolut authentische Sound des DiMarzio Singlecoils in der Mittelposition. Die leicht zurückgesetzte Lage des Pick-Ups versorgt ihn mit einer zusätzlichen Portion Höhen und schafft einen stratig-glockigen Sound- und wirklich, stratiger geht's kaum (siehe, besser: "höre" auch das Beispiel in der Testanimation)! Aber auch im Clean Betrieb kann die Gitarre überzeugen. Egal ob perkussives Funk-Scratching oder warmes, fast jazziges Akkord-Comping- die "Steve Morse" ist überall zu Hause. Die Sondersounds Ähnlich überzeugend wie der "reguläre" Single-Coil, kommt auch der Sound des schräg eingebauten Zusatz-Singlecoils rüber. Wähle ich mit dem 3-Wege Toggle Switch den Modus "3 Only", so liefert mir das Instrument Single Coil Sounds vom Feinsten. Dabei klingt der Tonabnehmer, bedingt durch seine Lage, etwas mittiger und runder als sein "reguläres" Single-Coil Gegenstück. Gerade im angechrunchten Betrieb lassen sich so extrem authentische Stevie Ray und Jim H. Sounds erzeugen, die einfach nur Spass machen. (siehe auch Hörbeispiel im MP3 Format) Schaltet man den 3-Wege Toggle Switch in die Mittelposition, so kombiniert die "Morse Schaltung" den Sound unseres Zusatz-Singlecoils mit dem Basistonabnehmer, der gerade mit dem regulären 3-Wege Lever Switch/2-Wege On/Off Schalter ausgewählt ist. Die so entstehenden Mischsounds sind sehr interessant und erweitern das Klangspektrum der Gitarre enorm. Kombiniert man zum Beispiel den Powersound des Bridge Humbuckers mit dem Zusatz-Singlecoil, so erhält der typische Humbuckerklang einen interessanten, charaktervollen Unterton, der, sowohl im Clean-Modus als auch verzerrt, richtig was her macht. Interessante Kombisounds lassen sich auch mit der zweiten Sonderfunktion der Steve Morse Signature Axt "abrufen". Mit Hilfe des 2-Wege On/Off Switch hat man die Möglichkeit, den Bridge-Humbucker zu jeder mit dem 3-Wege Lever Schalter und dem 3-Wege Toggle Switch ausgewählten Pick-Up-Kombination hinzuzuschalten. Diese Funktion eröffnet eine Vielzahl von äusserst interessanten Mischsounds, die so detailreich sind, dass man die unterschiedlichen Nuancen kaum in Worte fassen kann. Ich empfehle einen Besuch beim Music Man Händler des Vertrauens. Aber viel Zeit mitnehmen! Denn das Klang-Repertoire der "Steve Morse" ist wirklich "gigantisch". FazitWie der Herr, so sein "Gescherr"! Steve Morse ist einer der vielseitigsten und technisch versiertesten Gitarristen der Welt. In Zusammenarbeit mit den erfahrenen Konstrukteuren der Firma Music Man/Ernie Ball ist es ihm gelungen, diese Attribute auch auf sein Signature Gitarre zu übertragen. Das perfekt verarbeitete Steve Morse Modell ist nicht nur phantastisch zu bespielen, sondern verfügt, dank einer ausgefuchsten Schaltung, auch über ein Soundspektrum, das seines gleichen sucht. Aber vorsicht!! Diese Gitarre macht süchtig! Neben der getesten schwarzen Version mit Floyd Rose Tremolo, gibt es die Gitarre in Deutschland und Österreich auch noch in einem sehr schönen Blau: Genau Bezeichnung: MM-SM-8 (Blueburst). Diese Gitarre kommt ohne Tremolo und kostet inkl. Music Man Super Koffer DM 4.815,- U.V.P. |