Marshall Mode Four MF 350

Metall-Hammer mit Vintage-Herz

ein Test von Hansi Tietgen

Nie waren Drop Tunings und Bariton-Gitarren so beliebt, wie in den letzten Jahren. Doch so viel Spaß tiefes, böses Riffing auch macht, die gitarristischen Tieftonattacken bringen auch Probleme mit sich. Lassen wir die strapazierten Nerven der Besatzung des Nachbarproberaums (zweifellos Jazzer oder eine Unplugged Combo, Anm. der Redaktion) mal außen vor und konzentrieren uns voll auf das verwendete Equipment. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorstellen zu können, dass heftiges, detuntes NewMetal Riffing einen normaldimensionierten Amp (und auch Box) schneller in die Knie zwingen kann, als einem lieb ist. Die Transparenz und Dynamik, mit denen die angesagtesten NuRock Heroes rifftechnisch zu Werke gehen, rückt für den "Ottonormal-Musiker" in solchen Augenblicken zunächst einmal in unerreichbare Ferne. Doch Abhilfe ist auf dem Weg, denn auch die Musikinstrumentenindustrie hat den Bedarf erkannt und präsentiert seit kurzem Amps, deren Endstufen-Leistungen sich in Bassverstärker-Dimensionen ansiedelt und auf diese Weise eine ungeahnte akustische Souveränität bereitstellen. Einer der attraktivsten jungen Wilden, ist der uns zum Test vorliegende 350 Watt starke Marshall Mode Four, samt passendem MF 400 B Cabinet

Durch die intensiven Kontakte zur Szene ist der Firma Marshall das Kunststück gelungen, in jedem Jahrzehnt ihres Bestehens aktiv an der Entwicklung der Sounds der gerade aktuellen Stilistiken beteiligt gewesen zu sein. Egal ob bei den innovativen Exzessen eines Jimi Hendrix, dem traditionellen Hardrock und wilden Punk der 70er, dem glatten Mainstream-Rock der 80er oder den rauen Grunge-, und Crossover-Sounds der 90er Jahre- Amps mit dem Marshall Logo waren in jeder Ära des Rock die erste Wahl. Mit dem neuen MF 350- Mode Four legt das britische Amp-Labor jetzt noch einen drauf und präsentiert einen Verstärker, der durch sein einzigartiges Konzept und eine unglaubliche Leistung von sage und schreibe 350 Watt, selbst tinitusgeplagten NewMetallern die Ohren wieder freipusten kann. Doch das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Ziel der Ingenieure war zwar einen Amp zu kreiiren, der spielend in der Lage ist in Sachen Gain, LowEnd und Leistung bis ans Limit des menschlichen Gehörapparats gehen zu können, der Amp sollte aber genauso selbstverständlich in allen anderen gängigen Stilrichtungen einsetzbar sein.

Das Konzept

In der Entwicklungsphase bemerkten die Marshall-Techniker ziemlich schnell, dass die gewünschte Flexibilität durch bloßes Austauschen einiger Vorstufenkomponenten beim Kanalumschalten nicht zu erreichen war. Also entschloss man sich das geplante Flaggschiff mit zwei vollkommen separaten Vorstufen auszustatten, die sich wiederum noch mal in jeweils zwei Modes unterteilen sollten (und fällt dir was auf?! Klar 2 Kanäle x 2 Modes = Mode 4).

Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Auslegungen haben beide Kanäle des Moede Four eines gemeinsam: Sie basieren auf bester Hybrid-Technologie und arbeiten mit der harmonischen Übersteuerung von jeweils einer ECC83 Vorstufenröhre. Dabei ist der erste Kanalzug (AMP1) eher für die klassischen Sounds zuständig, AMP2 übernimmt die moderne HiGain Bedienung. Das, in Verbindung mit einer vollkommen neu designten Soild-State Endtstufen mit Monsterkraft und coolen Features, wie einem separaten Digital-Hall für jeden Kanal, serieller/paralleler Effekt-Loop, Scoop Schaltung, variablem Solo-Level, Tone Matrix EQ Presets, Tuner-Out etc., garantiert eine Performance, die keine Wünsche offen lässt.

Fangen wir mit dem substantiellsten Element des Amps an: Dem Gehäuse. Das wurde beim MF aus dem von Marshall erst seit einigen Jahren verwendeten Werkstoff Chipboard gefertigt. Chip-Board ist ein Verbundmaterial, das aus kompletten Holzstücken besteht, die in einer Kunststoff-Leim Masse eingegossen sind. Gerade im Boxenbau überzeugt das Material durch extrem gute Werte. Eine aus Chip Board gefertigte Box nimmt die Schwingungen der Lautsprecher optimal an und überzeugt durch ihren individuellen, stark ausgeprägten Oberton-Charakter. Für das Top kommt 18 mm starkes C.B. zum Einsatz. Bezogen wurde das Gehäuse mit einem strapazierfähigen Kunstlederbezug. Die exponierten Gehäuseecken werden von stabilen Kunststoff-Beschlägen geschützt. Für einen sicheren Stand des Amps sorgen vier gefederte Gummifüße. Die Front, das Gesicht des Amps, wurde aus einem Aluminium-Gitter gefertigt und von einem ebenfalls aus Metall geschnittenen Marshall-Logo verziert. In Kombination mit dem goldenen Bedienpanel und polierten Potiknöpfen macht der Amp einen sehr edlen Eindruck - ohne aber in irgend einer Weise abgehoben zu wirken. Auf der Rückseite des MF350 sorgt ein schwarz lackiertes Blech mit zahlreichen Schlitzen für den nötigen Schutz und eine ausreichende Luftzufuhr. Apropos Lüftung. Schon von außen erkennt man die beiden großen Radial-Lüfter, die eine perfekte Kühlung der 350 Watt starken Endstufen-Sektion garantieren.

Schauen wir uns das Bedien-Panel des Mode Four einmal etwas genauer an:

Die Anordnung der Bedienelemente ist für einen so üppig ausgestatteten Multichannel Amp wie den MF, mehr als vorbildlich. Um eine optimale Übersichtlichkeit zu erreichen haben sich die Designer dazu entschlossen, die Mastersektion mit all ihren relevanten Reglern und Schaltern im Zentrum des Panels anzuordnen. Die beiden Amp-Channels finden sauber getrennt, links und rechts vom Masterbereich platz (AMP 1 links/AMP 2 rechts).

AMP 1 Bedienelemente

Die AMP 1 Sektion wartet mit den folgenden Bedienelementen auf:

  • CLEAN Mode Select Schalter Ein Druck auf den Schalter aktiviert den CLEAN Mode der AMP 1 Sektion. Der via CLEAN Mode Select Switch oder 6-Wege Fußschalter scharfgeschaltete Clean-Modus wird durch das Leuchten einer roten LED innerhalb des Schalters angezeigt.
  • CRUNCH Mode Select Schalter Aktiviert den AMP 1 CRUNCH Mode. Der aktive CRUNCH Mode wird durch das Leuchten einer LED angezeigt.
  • GAIN Regler Den Gain Regler teilen sich beide Amp-Modes. Je nachdem welcher Mode "eingelockt" wurde liefert der Amp glockige Clean-Sounds (Clean Mode), bis hin zur dynamischen Overdrive-Power im legendären Marshall Outfit(Crunch Mode). Dabei sind die zu erreichenden Gain-Level schon aller ehren Wert und problemlos in der Lage auch Metaller zufrieden zustellen.
  • BASS Regler Regelt die Bass-Anteile des AMP 1 Sounds.
  • VOLUME Regler Kontrolliert die Gesamt-Lautstärke von AMP 1.
  • MIDDLE Regler Dient der Regelung der für die Wirkung des Sounds extrem wichtigen Mitten-Anteile.
  • SCOOP Schalter Ein Druck auf den SCOOP Schalter konfiguriert den kompletten EQ Bereich des Amps neu, senkt die Mitten breitbandig ab und betont gleichzeitig die Bässe und Höhen. Die Folge: Ein extrem aggressiver, dichter Sound mit jeder Menge Punch - ideal für Metalheadz.
  • REVERB Regler Der MODE FOUR ist mit einem speziell entwickelten Digital Reverb ausgestattet. Der Regler dient der Justierung des Reverb-Anteils am AMP 1 Sound.
  • TREBLE Regler Der effektiv arbeitende TREBLE Regler kontrolliert den Höhen-Anteil.
  • FX LEVEL Regler Dient der Kontrolle des Effekt-Anteils (externe Effektgerät), der dem trockenen AMP 1 Signal zugemischt wird.

    AMP 2 Regler

  • GAIN Regler Genau wie der Gain Regler der AMP 1 Sektion, ist auch der Regler des zweiten Kanalzugs für beide verfügbaren Modes (OD1&OD2) zuständig. Dabei liefern niedrige Einstellungen klar definierte, natürliche Overdrive-Sounds. Ein Erhöhen des Gain-Werts macht den Sound dichter und voller. HiGain Einstellungen bringen die Vorstufenröhre in den Sättigungsbereich und entlocken dem MODE FOUR mächtige Distortion-Sounds.
  • TONE MATRIX Das speziell auf das Sound-Design des AMP 2 Kanals abgestimmte Tool stellt drei vollkommen unabhängige EQ Presets bereit. Dabei konfiguriert jedes der drei Preset die Klangregelung vollkommen neu und versorgt den Amp mit drei vollkommen eigenständigen Mittenwiedergabe-Mustern.Die Funktionsweise der TONE MATRIX ist so angelegt, dass sie zwar den Wirkungsgrad der Bass-, Mitten-, und Höhen-Regler im Vergleich zum Normalbetrieb verändern, die Interaktivität innerhalb der Klangregelung aber voll erhalten bleibt.

    Die drei Basis-Presets lassen sich wie folgt beschreiben:

    TONE MATRIX Einstellung 1 - Liefert die stärksten Mittenanteile der drei Settings und produziert so einen marshalltypischen, trockenen HiGain Sound.

    TONE MATRIX Einstellung 2 - Verdichtet die tiefen Mitten und macht den Sound "heavier" und "fleischiger".

    TONE MATRIX Einstellung 3 - Das extremste der drei Presets. Entfernt die tiefen Mitten und sorgt so für einen extrem fetten, Bottom-End Sound mit einem brachialen Druck.

  • VOLUME Regler Der Regler kontrolliert die Gesamt-Lautstärke von AMP 2.
  • BASS ReglerDient der Anpassung der Bass-Anteile am AMP 2 Sound.
  • REVERB Regler Der Regler dient der Kontrolle des speziell für den MODE FOUR entwickelten Digital Reverbs der AMP 2 Sektion.
  • MIDDLE Regler Regelt die Mitten-Anteile.

    SCOOP Schalter Die Schaltung senkt den Mittenbereich breitbandig ab und betont gleichzeitig die Höhen und Bässe. Die Maßnahme sorgt für einen fokussierten, extrem aggressiven Sound und macht die beiden Modes des AMP2 Channels zur idealen Spielwiese für Metal-Fans.

  • FX LEVEL Regler Bei einem in die Effekt-Loop des MODE FOURs eingeschliffenen externen Effekt Gerät, dient der FX Level Control der Kontrolle des Effektanteils, der dem trockenen AMP 2 Signal zugemischt wird.
  • TREBLE Regler Kontrolliert die Höhenanteile des AMP 2 Channels.
  • OD1 Mode Select Schalter Der OD1 Mode Select Schalter aktiviert den OD1 Modus der AMP 1 Sektion.
  • OD2 Mode Select Schalter Ein Druck auf den Schalter aktiviert den OD2 Mode der zweiten AMP Sektion.

    Fehlt uns noch die mittig angeordnete Master Sektion. Neben dem obligatorischen Mastervolume finden hier typische Endstufen-Features, wie die sehr effektiv arbeitenden Resonance-, und Presence Regler ein Zuhause. Während der RESONANCE Regler den Sound des Amps mit einer druckvollen Low-End Performance versorgt, verschafft der PRESENCE Regler den Ampsounds den nötigen Biss. Weitere praktische Tools des Master-Bereichs sind der Tuner-Mute, mit dessen Hilfe sich die Speaker-, und Line-Outs stummschalten lassen (Stichwort: Silent Tuning) und das Solo-Level Poti. Der Regler ermöglicht das Anheben der Gesamtlautstärke aller vier AMP MODES um einen Wert von bis zu 6dB. Aktiviert wird die Funktion durch die Betätigung des BOOST Schalters auf dem mitgelieferten 6-Wege Fußschalter.

    Die Rückseite

    Und auch die Rückseite des Mode Four hat einiges zu bieten. Zwei Line-Outs im Klinken-, und XLR Format, FX-Send-, und Return-Buchsen mit Level-Anpassung (-10/+4dB), Tuner Out, ein stabiler, 15-poliger Fußschalteranschluss und die beiden Lautsprecher-Outputs (Klinke) lassen anschlusstechnisch keine Wünsche offen. Die Line-Outs sind mit einer sehr gut arbeitenden Speaker-Simulation ausgestattet und liefern ein Signal, das sich ideal zur Weiterverarbeitung in Aufnahmegeräten und Mischern eignet.

    Eine zusätzliche rote LED zeigt an, wenn die Schutzschaltung des Mode Four aktiv ins Geschehen eingreifen musste. Die Schutzschaltung überprüft die angeschlossene Last (Box) und deaktiviert den Amp, falls der gebotene Wert unterschritten wird.

    Das Cabinet- MF400B
  • Um der massiven Low-End Power des Tops optimal gerecht werden zu können, wurden allen vier Cabs der Mode Four Serie, im Vergleich zu Standard-Marshallboxen 3 Zoll zusätzliche Höhe spendiert. Mit der Vergrößerung des Volumens ist es den Ingenieuren gelungen, die Resonanzfrequenzen aller MF Boxen noch weiter abzusenken und auf diese Weise optimal an die Performance des Heads anzupassen. Die Gehäuseelemente bestehen, mit Ausnahme der Rückwand, aus 15mm starkem Chipboard und wurden, marshalltypisch, via Nut und Feder zu einem akustisch und mechanisch homogenen Konstrukt zusammengefügt.

    Um die durch den hohen Druck innerhalb der Box ausgelösten Vibrationen besser kontrollieren zu können, kam für die Erstellung der Boxenrückwand aller MF Cabinets sehr massives Birken-Sperrholz zum Einsatz. Features, wie der strapazierfähige Kunstlederbezug, eine Frontbespannung aus einem speziell für diesen Einsatzzweck entwickelten Stoff und das obligatorische weiße Marshall-Logo, sorgen für eine coole Optik und eine hervorragende Roadtauglichkeit. Getragen wird der Schrank mittel zweier, seitlich eingelassener Kunststoff-Schalengriffe. Auf geradem Untergrund garantieren vier stabile Rollen eine sichere "Fahrt". Die uns zum Test vorliegende Halfstack Boxenvariante MF400 B ist mit vier 100 Watt Celestion G12K-100 Speakern ausgestattet. 400 Watt an 8 Ohm sollten reichen, um selbst "Volllast-Betrieb" zu überleben (damit ist aber nur die Box gemeint- denn schließlich produziert der MF 350 solche Lautstärken, dass jeder Proberaum schon nach einmaligem Einsatz des Stacks ungezieferfrei sein dürfte). Die Anschlussbuchse wurde versenkt in einem Kunststofftrichter untergebracht, ein Detail, das einen optimalen Schutz der eingesteckten Klinke garantiert.

    Specs MF 400 B 4x12" Cabinet (400 Watt)

    Hersteller: Marshall
    Vertrieb: Musik Meyer, Marburg
    Modell: MF 400 B 4x12" Cabinet geschlossen
    Gehäuse: Seiten,Front, Deckel und Boden aus15mm Chipboard, Rückseite aus stabilem Birkensperrholz (verschraubt)
    Anschlüsse: 1xInput Klinke
    Speaker: 4x Celestion G12K-100 (je 100 Watt)
    Impedanz: 8 OhmAbmessungen:  760x910x390 mm
    Gewicht: 42,5 Kg
    Preis: 1149 Euro u.v.P.

    Praxis

    Nachdem wir uns die geeigneten Räumlichkeiten für den Fullrange Test des Boliden ausgeguckt hatten, stand einem exzessiven "auf den Zahn fühlen" nichts mehr im Wege. Als Testgitarre kam, einmal mehr unsere Haus-Axt, eine Music Man Axis SuperSport mit zwei Humbuckern zum Einsatz. Und obwohl uns das Austesten der Leistungsfähigkeit des AMP2 Channels ganz besonders reizte, startet die Testreihe mit dem Check der AMP1 Sektion. Nach dem Einschalten geht der MF mit einem leisen Schnurren der beiden Lüfter in die Betriebsbereitschaft. Von Haus aus wurde der AMP so konfiguriert, dass er nach jeder Aktivierung zunächst in den Clean-Modus geht, bei einer Leistung von 350 Watt eine sehr gute Idee. Man stelle sich nur mal vor was passieren würde wenn der Mode Four nach der Einschaltverzögerung mit Vollgas und im AMP 2 Mode losbrüllen würde- alles klar?! Packen wir also die Gelegenheit beim Schopf und fangen direkt mit der Untersuchung des Clean-Modes an. Und der hält schon die erste Riesenüberraschung bereit. Selbst bei nahezu vollaufgedrehtem Gain und dem Einsatz der ganzen Humbucker-Power der Axis liefert der Mode Four ultracleane, unglaublich transparente-, und dichte Sounds. Erst im letzten Viertel und entsprechender Spieldynamik lassen sich dem Amp leicht angezerrte klassische Blues-, und dezente Crunch-Sounds entlocken. Ein echtes Highlight sind die fetten Funk-Rhythmusgitarren-Sounds, die der Kanal ohne großartigen Justierungsaufwand Aufwand bereitstellt. Dank der sehr effektiv arbeitenden Klangregelung sind aber auch alle anderen gängigen Clean-Varianten für den Amp kein Thema. Schon mal mit ´nem Marshall-Stack gejazzt? Es geht wirklich - und wie.

    Nach einem Druck auf den "Softtouch" Crunch Select Schalter, mit integrierter LED (oder dem entsprechenden Fußschalter), liegt dem User die ganze Welt der Crunch-, und Vintage-Marshallsounds zu Füßen. Das über den Gain-Regler (Clean und Crunch-Modus teilen sich den Gain Regler) bereitgestellte Drive-Angebot des Crunch-Kanals reicht von dezent angechrunchten Blues-, und Riffsounds, bis zur sahnigen Lead-, und Powerriff-Bedienung. Und tatsächlich wäre mancher Amp froh, wenn er im "Lead-Kanal" so viel "Zerre" anzubieten hätte, wie der MF schon im Crunch-Betrieb. Dank der verbauten ECC83 Vorstufenröhre und der sehr aufwendig gestalteten Endstufe ist der Charakter der Verzerrung zu jeder Zeit supernatürlich und dynamisch. Auch im Crunch-Mode lässt die Klangregelung der AMP1 Sektion keine Wünsche offen. Die Abstimmung der interaktiv arbeitenden Regler (Treble,Middle, Bass) ist sehr harmonisch und effizient. Zusätzlich zu der 3-Band Klangregelung bietet der Scoop Schalter die Möglichkeit die Mitten breitbandig abzusenken, bei einer gleichzeitigen Anhebung der Bässe und Höhen. Um der Lautstärkenanpassungs-Problematik, die ein einzelner Gain-Regler für zwei Amp-Modes mit sich bringt, entgegenzuwirken, haben die findigen Marshalltechniker dem Mode Four ein ganz spezielles Verhalten antrainiert. Durch die Definition eines sogenannten Sweet Spots innerhalb des Regelwegs des Gainreglers, wird ein Pegeln der beiden Modes vereinfacht. Die Funktionsweise ist dabei so simpel, wie effektiv. Im mittleren Regelbereich des Gains bleiben die Lautstärkeverhältnisse der beiden Modes von "Werk ab" perfekt ausgewogen. So hat man die Möglichkeit den Verzerrungsgrad des Crunch-Sound zu beeinflussen, ohne dabei Gefahr zu laufen, den Clean-Sound beim Umschalten lautstärketechnisch platt zu machen. "Links" des Sweet Spots ist der Crunch-Kanal lauter als der "Cleane", rechts der Clean-Sound dominanter als der Crunch. Das "Sweet Spotting" kann zwar separate Gain-Controls für beide Modes nicht ersetzen, stellt aber in de meisten Fällen, das gewünschte Gain/Volume Verhältnis bereit. In diesem Zusammnehang hat sich übrigens auch bewährt, direkt den Crunch-Kanal anzuwählen, das Gain bis zur gewünschten Zerrintensität aufzudrehen und dann - in bester Vintageamp-Manier- via Gitarrenvolume auf Clean-Niveau runterzuregeln.

    Wenden wir uns der Heimstatt des Mega-HiGains zu: Der AMP 2 Sektion. Um das Ziel "moderne Zerrsounds" perfekt realisieren zu können, haben sich die Marshall-Ingenieure darauf verlegt, die Endstufe des Amps nach dem Wechsel der AMP Sektionen neu zu konfigurieren und ihr so einen vollkommen anderen Grundsound anzuerziehen. Starten wir mit dem OD1 Modus. Hier reichen die Ausdrucksmöglichkeiten des Amps von saftigen Crunch-, bis zu durchsetzungsstarken HiGain Riff-, und Lead-Sounds (siehe auch Audio im PG Gear Check)- und allem was dazwischen liegt. Die Performance ist sehr natürlich und dynamisch und das Hybrid-Konzept des MODE FOUR zeigt einmal mehr, dass es in der Lage ist absolut röhrenauthentisch anbieten zu können. Auch im OD1 Mode macht es übrigens sehr viel Spaß die Wechsel zwischen crunchigen Riff-Sounds, und sahnigen Leads mit Hilfe des Gitarrenvolumens zu vollziehen. Also den Gain-Regler auf Vollgas und schon kann es losgehen. Auch wenn man auf heruntergestimmte Gitarrensounds steht, kann der OD1 Modus überzeugen. Und genau jetzt macht sich die Leistungsfähigkeit der Endstufe sehr positiv bemerkbar. Dank der satten 350 Watt ist es nämlich problemlos möglich detunte NewRock Riffs mit gemäßigtem Gain zum Besten zu geben, ohne Gefahr zu laufen im Bandgetöse unterzugehen. Gemäßigtes Gain, wieso das denn?! wirst du dich jetzt vielleicht Fragen. Na klar. Entgegen der landläufigen Meinung nehmen viele der angesagtesten NewMetal Gitarreros einen Teil ihrer Brutalo-Gitarrentrax mit eher moderatem Gain und voller Endstufenenergie auf. Die Maßnahme gibt dem Sound einen echten Transparenzschub und erleichtert das Abnehmen des Sounds im Studio. Und dank der "wohlproportionierten" Endstufe des Mode Four bleibt der gainreduzierte Riff Sound auch live auf der Bühne "on top". Aber die Gigantomanie der Endstufe hat noch einen weiteren Vorteil. Sie ist natürlich problemlos in der Lage auch das unglaubliche Gainaufkommen des OD2 Modes souverän weiterzuverarbeiten und macht selbst im Grenzbereich des menschlichen Gehörapparats, eine richtig gute Figur. Und das gilt ohne Abstriche auch für das verwendete Cabinet. Selbst HiGain Drop "C" Riffs können das Gespann nicht aus der Ruhe bringen. Dank der, auch in der AMP 2 Sektion, sehr effektiv arbeitenden Klangregelungen, sind Anpassungen an persönliche Soundvorstellungen einfach und schnell zu realisieren.

    Als praktisches Tool hat sich in diesem Zusammenhang auch die Tone Matrix erwiesen. Mit dem, nach dem Prinzip eines Mitten Notch-Filters arbeitenden Zusatz-EQ, lassen sich die Charakteristika der Zerrsounds (der AMP2 Sektion), schnell und zielgerichtet vorjustieren. Dabei stehen drei Presets zur Auswahl. Das erste Setting liefert die stärksten Mittenanteile und produziert so einen klassischen, marshalltypischen HiGain Sound. Preset Numero 2 verdichtet die tiefen Mitten und macht den Sound so heavier und fetter. In der dritten Einstellung entfernt die Matrix die tiefen Mitten und sorgt so für einen fetten, Bottom-End Sound mit einem brachialen Druck -ideal für abgehärtete MetalHeadz. Wichtig zu erwähnen ist, dass die normale Klangregelung in jedem der drei Presets komplett einsatzfähig bliebt. Anpassungen der Presets sind also problemlos möglich. In diesem Zusammenhang sei noch die Mastersektion des Mode Four erwähnt. Mit den Resonance-, und dem Presence-Regler stehen hier noch zwei weitere coole "Klangbeeinflußer" zur Verfügung. Da der Resonance Regler direkt auf die Bassdämpfung der Endstufe wirkt, ermöglicht der Regler eine weitere Verdichtung des Sounds im LowEnd Bereich. Der Presence-Regler liefert Nachschlag in Sachen Brillanzen und Transparenz.

    Noch schnell was zu den Zusatzfeatures des Amps. Der für beide Amp-Kanäle regelbare Digital Hall klingt sehr gut und homogen. Effekt-Hascherl kommen mit dem integrierten Effektweg voll auf ihre Kosten. Dank seiner parallel/seriellen Auslegung ist er extrem flexibel und eignet sich gleichermaßen gut für den Einsatz in Verbindung mit Modulations-, und Ambience-Effekten, wie zusätzliche EQs, Kompressoren, Noise Gates etc. . Schnell noch was zur Klärung des Begriffs paralleler Effektweg. Bei einem parallelen Effektweg wird nur ein sehr geringer Teil des direkten Ampsignals "abgezapft" und durch die LOOP bzw. das hier angeschlossene Effektgerät geschleust. Das hat zur Folge, dass die Gesamtperformance des Amps nahezu unbeeinflusst bleibt und der Sound nichts von seinem Druck und seiner Power verliert. Dieser Modus eignet sich ideal in Verbindung mit Delay, Reverb und Modualtionseffekten. Bei voll aufgedrehten EFFECTS LEVEL Reglern verhält sich die LOOP des MODE FOUR wie ein serieller Weg: In diesem Fall wird das komplette Signal durch die LOOP geschickt! Noise Gates und Kompressoren kommen in diesem Betriebsmodus bestens zur Geltung.

    Fazit

    Mit dem Mode Four 350 ist Marshall ein echter Volltreffer gelungen. Dabei haben die Ingenieure das zu Beginn der Entwicklungsarbeit gesteckte Ziel "megaflexibler Universalamp" mit Bravour erreicht. Neben unglaublichen Gain-, und Leistungsreserven, die wirklich jedem NewMetal Recken das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen dürften, liefert der MF ein extrem breites Spektrum klassischer Marshall Sounds aus allen Epochen der Firmenhistorie. Eine sehr übersichtliche Bedienoberfläche und eine ganze Armada praktischer Tools, wie z.B. die supereffektiv arbeitende Tone Matrix, der Tuner Mute, die Solo-Level Schaltung oder der integrierte Digital-Hall (to name just a few) machen den Amp zu einem echten "Hansdampf in allen Gassen" - und dabei ist es wirklich ganz egal ob man nun auf hyperkrasse NewRock Power steht, oder eher coole, vintageorientierte Blues-, und Hardrock Sounds bevorzugt, ein Riff-Hai, oder Lead-Freak ist - der Mode Four macht in jedem Genre einen erstklassigen Job

    Specs MF 350 HEAD

    Hersteller: Marshall
    Vertrieb: Musik Meyer, Marburg
    Modell: MF 350 Mode Four
    Typ: Gitarren-Amp mit zwei separaten Amp-Kanälen und vier Amp-Modes (Hybrid Design)
    Leistung: 350 Watt RMS an 8 Ohm
    Röhren: 2 x ECC83 Dual Triode
    Eingänge: Input, FX Return,Fußschalter Anschluss
    Ausgänge: FX Send, Emulated Line Out (Klinke und XLR), 2x Speaker Out, Tuner Out
    Schalter: Power, Clean/Crunch Switches, OD1/OD2 Switches,2x Scoop (Amp 1/2)
    Tuner Mute, FX Level Switch
    Regler Amp 1: Gain, Volume, Bass, Middle, Treble, Reverb, FX Level
    Regler Amp 2: Gain, Volume, Bass, Middle, Treble, Tone Matrix, Reverb, FX Level
    Regler Master Sektion: Resonance, Presence, Solo Level, Master
    Specials: Digitaler Reverb, parallele/serielle FX Loop, Scoop Schaltung, Tone Matrix Schaltung
    Abmessungen (mm): 746x310x215
    Gewicht: 18 Kg
    Preis: 1399 Euro u.v.P.

    Boxen-Talk

    Um die volle Leistung (350 Watt) des MODE FOUR in Verbindung mit einer einzelnen Box ausnutzen zu können, muss diese auf jeden Fall eine Impedanz von 8 Ohm haben. Außerdem sollte die Box mindestens 350 Watt an 8 Ohm liefern (mehr ist besser) bzw. 235 Watt (oder mehr) an 16 Ohm. Mit der MF 4oo A und B hält die Mode Four Serie die idealen Half-Stack Cabinets bereit. More Infos, MF 400 A MF 400 B!

    Full-Stack Fans kommen mit den beiden Cabinets MF 280 A und B voll auf ihre Kosten. More Infos, MF 280 A MF 280 B!

    Unverbindliche Preisempfehlung für jede der vier Boxen ist 1149 Euro

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