Ibanez Wah-Wah Weeping Demon

Durchtrainierter Bodenturner

Von Hansi Tietgen

Mit seiner Hilfe brachte Jimi Hendrix seinen Lix das "Sprechen" bei. Virtuosen wie Joe Satriani oder Steve Vai schätzen seinen brillanten, durchdringenden Sound und eine ganze Armada von Metalheadz nutzt die Power des smarten Soundspenders um ihren Amps die Sporen zu geben. Die Rede ist vom Wah-Wah, einem der wohl erfolgreichsten Effektgeräte aller Zeiten. Mit dem neuen Weeping Demon stellt Ibanez jetzt eine Variante des legendären Sound-Veredelers vor dessen zahlreiche Zusatzfeatures das "Wahen" zu einem Erlebnis der besonderen Art machen sollen.

Wah Talk - Die Basix

Die Basis des Wah-Effekts bildet ein sogenannter Bandpassfilter. Die Kombination aus Hoch-und Tiefpassfilter lässt nur ein relativ schmales Mittenband stehen indem sie alle umliegenden Frequenzen wegfiltert. Da die Eckfrequenzen über das Pedal individuell verschiebbar sind entsteht ein Effekt mit dessen geschicktem Einsatz man eine Gitarre im wahrsten Sinne des Wortes zum sprechen bringen kann. Viele Gitarristen nutzen ihre Wah-Wah Pedale aber auch statisch. So liebt Joe Satriani zum Beispiel den durchdringenden Sound eines auf eine feste Frequenz eingestellten Wahs und versorgt seine lichtschnellen Legato-Lines auf diese Weise mit dem nötigen Durchzug.

Da es sich bei dem neuen Weeping Demon Pedal um ein reinrassiges Wah-Wah handelt, basiert natürlich auch seine Performance auf dem beschriebenen Verfahren. Zusätzlich dazu hat Ibanez der stylish designten Tretmine aber jede Menge Zusatzfeatures und Einstellmöglichkeiten mit auf den Weg gegeben. Und genau die wollen wir uns jetzt einmal im Detail anschauen.

Die Details

Starten wir bei der Hardware. Gehäuse, Pedal und Fußtaster des Weeping Demons wurden aus stabilem Metall gefertigt. Dank der sehr robusten Bauweise kann man dem Wah also eine souveräne Roadtauglichkeit attestieren. Und damit der Demon und sein User auch beim wildesten Einsatz nicht vom rechten Weg abkommen sorgen Moosgummifüße und eine gewellte Gummieinlage im Pedal für den nötigen Grip. Die Stromversorgung des Wah-Wahs übernimmt wahlweise eine 9V Blockbatterie, oder ein Netzteil.

Durch seine zahlreichen Zusatzfeatures lässt sich die Funktionsweise (elektronisch und mechanisch) des Weeping Demons detailliert an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Users anpassen. Grundsätzlich stehen zwei Betriebsmodi zur Auswahl, die sich mit Hilfe des sogenannten Mode Levers, eines Umschalters am linken Rand des Pedals anwählen lassen. Im FOOT SW Modus wird der eigentliche Wah- Effekt über einen separaten Fußtaster (rechts, siehe auch PG Gear Check) scharfgeschaltet. Dabei hält eine geringe Haftreibung das Pedal in der jeweils gewählten Position fest. Die Stärke des Widerstands lässt sich mit Hilfe einer in der Trittfläche des Pedals eingebetteten Schraube einstellen. Bis auf die Tatsache, dass der Effekt über einen separaten Taster aktiviert/deaktiviert wird, entspricht die Funktionsweise (auch die mechanische) des Weeping Demons im FOOT SW Modus der eines Standard-Wah-Wahs. Man kann den Demon also sowohl zum"normalen Wahen" benutzen, also auch den Gitarrensound durch festeingestellte Frequenzverbiegungen aufmöbeln. Und anders als bei Wah-Wahs die über einen Schalter unterhalb des Pedals ein-, und ausgeschaltet werden, muss beim Weeping Demon eine einmal gefundene Einstellung zum Deaktivieren des Effekts nicht mehr verlassen werden - ein Vorteil des separaten Ein/Ausschalters.

Im AUTO SW Mode wird der Effekt automatisch aktiviert sobald sich das Pedal minimal bewegt. Nimmt man den Fuß vom Gas bringt eine Feder das Pedal selbsttätig in die Ausgangsposition zurück. Gleichzeitig schaltet sich der Effekt ab. Die Zeit die vergeht bis sich das Wah nach der Rückführung in die "Parkposition" deaktiviert, lässt sich frei bestimmen. Der zuständige Auto Off Delay Regler verbirgt sich unter dem Fußpedal und ermöglicht eine stufenlose Regulierung der Verzögerungszeit. Auf diese Weise hat man zum einen die Möglichkeit eine punktgenaue Abschaltung zu erreichen sobald man das Pedal loslässt. Zum anderen kann man den Sound des Wahs im kompletten Regelbereich voll auskosten ohne dabei Gefahr zu laufen der Demon könnte sich vorzeitig abmelden. Die Spannung mit der die Rückstellfeder am Pedal "zieht" lässt sich mit Hilfe einer Stellschraube am unteren Ende des Wah-Wah Gehäuses feinjustieren.

Neben der Möglichkeit in zwei unterschiedlichen Modes betrieben werden zu können bietet der Weeping Demon eine ganze Reihe zusätzlicher Einstellmöglichkeiten. So erlaubt der Range-Schalter eine Vorauswahl der Arbeitsweise der beiden Filter. Im Normal-Modus arbeitet das Wah standardmäßig. Das Schalten in den LOW-Mode bewirkt eine Verschiebung der Centerfrequenz in Richtung Tiefmitten-Bereich und optimiert so den Einsatz des Weeping Demons in Verbindung mit Bässen, oder weit heruntergestimmten Gitarren.

Aber das ist noch nicht alles. So lässt sich der Frequenzbereich der bei voll durchgetretenem Pedal "freigegeben wird" mit Hilfe des Range Fine Tuning Reglers individuell verschieben. Dabei gilt: Je weiter man den Regler aufdreht umso durchdringender wird der Ton. Entgegen den Uhrzeigersinn gedreht wird die Performance gemäßigter. Parallel dazu bietet der sogenannte Q-Regler die Möglichkeit die Lautstärke der von den beiden Filtern stehen gelassenen Frequenzspitzen anzuheben und so die Intensität und Durchsetzungskraft des Wah-Effekts zu erhöhen. Als echtes Highlight entpuppte sich der LO Regler, der Grad und Qualität der Absenkung im Bass-Bereich bestimmt. Entgeben den Uhrzeigersinn gedreht bleibt die Flanke steil und der Sound wird im Bass massiv ausgedünnt. Kontinuierliches Drehen im Uhrzeigersinn mindert diesen Effekt und sorgt so dafür, dass der Wah-Sound unten rum fett und voluminös bleibt.

Die Praxis

Der Test des Weeping Demons fand zu einem großen Teil im FOOT SW Modus statt, dem Betriebsmodus der mechanisch wie "elektronisch" dem eines Standard Wahs am nächsten kommt. Im ersten Teil unserer Versuchsreihe haben wir uns zunächst einmal um die grundsätzlichen Funktionen des Wahs gekümmert. Dementsprechend blieben auch der Range-Schalter und die beiden Feintuner LO und Q in der"Normal-, bzw. Neutral-Stellung". Testpunkt 1: Lässt das ausgeschaltete Wah das Gitarrensignal vollkommen unbeeinflusst durch, oder geht auf dem Weg durch die Instanzen "Energie" und damit einhergehend auch Amp-Power verloren?" Okay, alles klar. Kein Unterschied zu erkennen - der Weeping Demon verfügt über einen True-Bypass. Das Pedal arbeitet leichtgängig und verharrt dank der anliegenden Haftreibung sicher in der einmal ausgewählten Position. Wer beim Gas geben mehr Widerstand im Fuß spüren möchte, der kann die Reibung mit Hilfe der im Pedal eingebetteten Stellschraube erhöhen. Kommen wir zum Sound. Schon in der Grundeinstellung liefert der Weeping Demon einen ausgeprägten, gut kontrollierbaren vintagestyle Wah-Effekt. So werden im Clean-Betrieb alle Funk-Klischees optimal bedient. Akkorde kommen cool und differenziert und Single-Note Lines erhalten durch den geschickten Einsatz der "Uhs" und "Wahs" ein dynamisches Eigenleben. Bei voll durchgedrücktem Pedal verleiht der Demon dem Sound satte Brillanzen, ohne ihn dabei aber zu sehr auszudünnen. Wer es ein wenig krasser mag, dem kann der Q-Regler weiterhelfen. Das Aufdrehen des versenkbaren Potis verstärkt die Frequenzspitze die der Bandpassfilter stehen lässt und intensiviert so den Wah-Effekt. Entgegen den Uhrzeigersinn gedreht wird die Kurve flacher und die Performance entsprechend dezenter. Aber auch im Bass-Bereich lässt sich einiges machen. So bietet der LO-Regler die Möglichkeit dem Sound auch bei voll durchgedrücktem Pedal Volumen und Fülle zu verleihen. Die beiden Regler ergänzen sich optimal und unterstützen eine perfekte Abstimmung des Wah-Effekts auf das jeweilige Einsatzgebiet und den verwendeten Amp. Der positive Eindruck setzt sich auch im verzerrten Betrieb fort. Wieder überzeugt das Wah-Wah mit seiner sehr ausgewogenen vintageorientierten Performance. Dank der umfangreichen Features sind aber auch sehr krasse Effekt-Einstellungen möglich und so ist vom typischen hendrixstyle Sound, bis hin zum Exzessiv-Betrieb a la´Vai oder Satriani alles im Angebot. Womit wir beim Thema wären: Damit auch in Kombination mit einem HiGain Sound alle gespielten Töne gut ortbar bleiben muss ein Wah-Wah sehr sauber arbeiten. Und das ist beim Weeping Demon der Fall- auch dann, wenn die gespielten Lix richtig schnell werden. Der gelieferte Wah-Effekt ist intensiv, ohne dabei den Sound zu verwischen.

Gitarristen, die das Ein-, und Ausschalten über einen separaten Fußtaster vermeiden wollen werden sich im AUTO SW Mode besonders wohl fühlen. Wie eben schon erwähnt wird das Pedal in diesem Modus nach dem Loslassen automatisch in die Ausgangsposition zurückgezogen und deaktiviert. Erneutes Betätigen des Pedals schaltet den Effekt ohne Verzögerungszeit wieder an. Der Mode ist gerade dann sehr praktisch, wenn man das Pedal nicht in einer festen Position stehen lassen möchte um zum Beispiel ein komplettes Riff mit einem festeingestellten Wah-Parameter zu spielen. Natürlich geht das auch im AUTO SW Mode, aber man muss das Pedal halt mit dem Fuß in der gewünschten Position festhalten. Da der Weeping Demon sich aber mit einem Handgriff umrüsten lässt, hat man jederzeit die Möglichkeit (sogar während eines Songs) die Modes zu wechseln. Praktischer geht´s kaum.

Fazit

Der Weeping Demon ist ein durchdachtes Produkt, das mit seinen zahlreichen Zusatzfeatures problemlos alle erdenklichen Einsatzgebiete abdecken kann. Der Grundsound des Wah-Wahs ist sehr gut und wird selbst beinharte Vintage-Freaks problemlos zufrieden stellen. Auch Handling und Verarbeitungsqualität lassen keine Wünsche offen. Dank der Möglichkeit die Performance des Effekts massiv zu beeinflussen ist eine optimale Anpassung an unterschiedliche Stilistiken und Amps gewährleistet. So ist mit dem Demon von dezentem vintagestyle "Wahen", bis hin zu krassen "Soundverbiegungen" a la´Steve Vai alles möglich. Wer ein Wah-Wah sucht, das mit den Ansprüchen wachsen kann, sich in zwei grundsätzlichen Modes betreiben lässt und in jeder Stilistik eine gute Figur macht, der sollte den Weeping Demon auf jeden Fall mal antesten.

Specs

  • Hersteller: Ibanez
  • Modell: Weeping Demon
  • Typ: Wah-Wah Effektpedal
  • Stromversorgung: 9V Blockbatterie oder optionales Netzgerät
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzanschluss-Buchse
  • Regler: Wah-Pedal,Level, Q, Lo, Range Fine-Tuning, Auto Delay Off
  • Schalter: Fußtaster (an/aus), Range-Schalter, Mode Lever
  • Abmessungen: 154 x 117 x 259 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 1,6 Kg
  • Preis: € 148,- (uvp)
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