Ibanez AX 125 mit D-Tuner
Extended Bass Performance
ein Test von Hansi Tietgen
Keine andere Stimm-Variante in der Historie der Rockmusik hatte einen
ähnlich großen Einfluss auf den Sound und die Kompositionsgewohnheiten
zeitgenössischer Bands, wie das beliebte Drop D Tuning und seine
diversen Ableger. Um dem Wunsch der Szene nach immer tieferen Sounds zu
entsprechen, versorgte uns die Industrie in den letzten Jahren mit immer
neuem Equipment und Konzepten. Bariton-Gitarren mit verlängerten
Mensuren und 7-saitige Äxte befriedigen zwar den Wunsch nach Tiefgang,
bedürfen aber im Allgemeinen einer gewissen Umgewöhnungszeit.
Mit der AX Serie stellt Ibanez jetzt Gitarren vor, die ein normales Handling
versprechen, dem gewogenen NewRocker aber dennoch genau das liefern wonach
er sich Tag und Nacht sehnt - Extended Bass-Performance!
Für Bassisten gehören Instrumente mit D-Tuner Mechaniken schon
seit vielen, vielen Jahren zum Alltag. Schließlich haben die praktischen
Helfer effektiv dazu beigetragen, das "tonale Einsatzgebiet" abgefahrener
Slap-Lix massiv nach unten zu erweitern. Vielleicht fragst du dich jetzt
wo eigentlich das Problem liegt, schließlich kann man das Instrument
doch auch von Hand in Stimmung bringen?! Das ist natürlich richtig.
Dennoch machen Gitarren und Bässe mit D-Tunern durchaus Sinn, bieten
sie doch die Möglichkeit mit nur einer Handbewegung zwischen einem
Standard-Tuning und der gewünschten Drop D Stimmung hin-, und her
zu "schalten". Denn sind wir doch mal ganz ehrlich: Auch der überzeugteste
Drop D User hat sich sicher schon einmal gewünscht normale offene
Chords oder Barré Griffe (vielleicht sogar Leads)im Standard-Tuning
zum Besten zu geben und im nächsten Augenblick auf die Bass-Power
eines Drop D Riffs zurückgreifen zu können. Das Tauschen der
Gitarren, oder Umstimm-Aktionen per Hand stellen in diesem Zusammenhang
keine adäquate Alternative dar- schließlich dauert beides recht
lange ....und ungewollte Pausen können On Stage unglaublich laaaaaaaaang
werden!
Korpus und Konzept
Der Korpus der AX wurde aus Mahagoni gefertigt. Das im Gitarrenbau sehr
beliebte Klangholz steht bekanntermaßen für einen warmen, ausgewogenen
Sound, mit ausgeprägten Mitten-, und Bass-Anteilen. Die Formgebung
des Bodies, mit seinen zwei symmetrischen Cutaways und einem ergonomischen
Shaping der Kanten, sorgt für ein sehr angenehmes Handling. Das matte
Finish der AX firmiert unter dem Kürzel JBF (Jewel Blue Flat). Es
ist perfekt ausgeführt und verleiht der Optik der Gitarre das gewisse
Etwas. Die beiden hauseigenen Ibanez Humbucker (AH1/AH2) wurden mit Hilfe
von schwarzen Einbaurähmchen direkt in den Korpus montiert. Geschaltet
werden die beiden Pick-Ups mittels eines 3-Wege Toggle Switch, der ergonomisch
günstig in unmittelbarer Nachbarschaft der für jeden Humbucker
separat vorhandenen Tone- und Volume-Potis platziert wurde.
Wenden
wir uns der Hardware zu, dem Herzstück des AX D-Tune Konzepts. Als
Bridge kommt eine praktische Ibanez Short Stop II zum Einsatz. Das formschöne
"Modul" ist Steg und Saitenhalter in einem. Die Saiten werden von vorne
in eine entsprechende Führung eingefädelt, durch die Bridge
geführt und laufen dann, von separaten Reiter "kanalisiert", in Richtung
Hals. Die Fixierung der Reiter erfolgt durch Imbus-Schrauben. Ihre individuelle
Einstellbarkeit, erlaubt ein perfektes Feinjustieren der Oktavreinheit
jeder einzelnen Saite. Das "Pegeln" der Saitenlage erfolgt global über
die beiden Bolzen-Befestigungsschrauben, die die Short Stop Bridge in
Position halten. Dank ihres sehr positiven Klangverhaltens erfreuen sich
einteilige Steg/Saitenhalter Kombis von jeher einer sehr großen
Beliebtheit. Und auch in Verbindung mit einem entsprechenden D-Tune Mechanismus
ist der Einsatz des festen Stegmoduls die erste Wahl. Schließlich
garantiert nur ein festgesetztes System eine, trotz wechselnder Saiten-Spannungen
während des Detunen, korrekte Stimmung. Womit wir beim Thema wären
- dem Detuner. Das von Ibanez entwickelte Tool arbeitet so einfach wie
effektiv. Um dir die Arbeitsweise des D-Tuners zu verdeutlichen haben
wir dir eine Animation angefertigt.
Bei korrekter Voreinstellung beider Tuning-Positionen, arbeitet der Detuner
absolut zuverlässig und präzise. Der Detune Mechanismus ist
leichtgängig und die günstige Platzierung des Tools macht selbst
das Wechseln der Tunings innerhalb verschiedener Parts eines Songs problemlos
möglich.
Der Hals
Der Hals der AX wird mit vier Schrauben fest in der vorgesehenen Korpus-Fräsung
fixiert. Er wurde aus Ahorn gefertig und mit einem Palisandergriffbrett
belegt. Das Griffbrett ist weiß eingefasst. Die Markierung der wichtigsten
Lagen erfolgt mittels sehr sauber eingesetzter Dot-Inlays im Griffbrett,
sowie schwarzer kleiner Dots im Binding. Die 22 Bünde kommen im Medium-Format
und sind sauber eingesetzt und abgerichtet worden. In Sachen Mensur fiel
die Wahl auf eine 628 mm Scale, im Volksmund auch als "Kurze Mensur" bekannt
(populärstes Beispiel: die Les Paul). Die Mensur erlaubt geringere
Saitenspannungen und unterstützt so das Aufziehen dickerer Saiten,
eine Tatsache, die echten MetalHeadz sicher entgegen kommen dürfte.
Das Halsprofil liegt sehr angenehm in der Hand und unterstützt eine
sehr gute Bespielbarkeit in allen Bereichen. Die Kopfplatte kommt in einem
fast klassischen Design und wurde als separates Teil mit Hilfe einer sogenannten
geschäfteten Fräsungen sicher und homogen mit dem "Rest-Hals"
verbunden. Die Verbindung ist handwerklich perfekt ausgeführt. Das
bewährte Herstellungsverfahren kommt sehr häufig bei Gitarren
zum Einsatz die den für ein cooels Sustain nötigen Saitendrucks
innerhalb der Sattelkerben durch eine leicht nach hinten abgewinkelte
Kopfplatte beziehen (genau wie z.B. die Les Paul). Zweiteilige Hälse
(mit gewinkelter Kopfplatte) lassen sich mit wesentlich weniger Materialaufwand
fertigen, als die aus einem Stück gearbeiteten Varianten. In Sachen
Haltbarkeit und Sound gibt es zwischen den beiden Herstellungskonzepten
keine Unterschiede. Wenden wir uns noch einen Augenblick dem Kopfplatten
Design zu. Die Anordnung der geschlossenen Mechaniken erfolgt symmetrisch,
3 zu 3. Die Front ist glänzend schwarz lackiert und wird von einem
weißen Ibanez Schriftzug verziert. Die Fräsung für die
Halsstellschraube deckt eine schwarze Kunststoff-Glocke ab.
Die Praxis
Der Test der AX 125 fand unter Mitwirkung der Sounds des Vox Valtronix
AD 120 Amps statt. Als Mikrofon kam ein Shure SM 57 zum Einsatz, der
Referenz in Sachen Gitarren-Boxenabnahme. Den von Werk ab aufgezogene
009er Saitensatz haben wir durch einen 010er Satz ersetzt. Kommen wir
zur Praxis. Trotz des verbauten Mahagonis ist die AX 125 angenehm leicht.
Die Gitarre hängt gut balanciert am Gurt und schmiegt sich, dank
des ergonomischer Shapings der Rückseite wohlig an. Die Kombination
aus Mahagoni Korpus und verschraubtem Hals versorgt das warm klingende
Holz mit einer angenehmen Transparenz und einer direkten Ansprache. Dank
der kurzen Mensur kommen die Bässe satt und voluminös. Ein Eindruck
der sich auch im verstärkten Betrieb fortsetzt. Selbst bei starkt
verzerrten Sounds und detunter E-Saite überzeugt die AX mit einer
transparenten, definierten Performance. Die Stimmstabilität des De-Tuners
ist sehr gut und dank seines einfachen Handlings werden augenblickliche
"Stimmungswechsel" problemlos möglich. Das gilt übrigens auch
bei noch weiter reduzierter Stimmung. Wir haben die Gitarre einmal mit
einem "Drop C" Tuning ausgestattet (C A C F A D) und festgestellt, dass
die in Drop D geortete Defintion, auch in der krasseren Stimm-Variante
erhalten bleibt. Auch die beiden Ibanez AH-1/2 Humbucker machen in beiden
Tunings einen guten Job und liefern ein Soundspektrum, dass keine Wünsche
offen lässt. Und das gilt nicht nur für den HiGain Betrieb.
Auch bei reduziertem Gain-Pegel kann die Gitarre überzeugen. So sind
auch Blues-Leads und rockige Crunch-Riffs für die AX 125 kein Thema.
Das gleiche gilt durchgängig auch für die Clean-Bedienung. Von
jazzigen, vollen Akkord-Sounds bis zum drahtigen Country-Twäng ist
alles vertreten. Und spätestens seit Creed wissen auch hartgesottene
Rocker, dass sich mit einer auf Drop D getunten Axt auch ziemlich coole,
cleane Rhythmusparts kreieren lassen. Der D-Tuner lässt sich dementsprechend
auch im Clean-Betrieb absolut gewinnbringend einsetzen.
Fazit
Mit der AX 125 trägt Ibanez einer Stimm-Variante Rechnung, die den
Sound und die Riffs der Rockmusik der letzten Jahre maßgeblich mitgeprägt
hat - dem legendären Drop D Tuning. Der integrierte D-Tuner erlaubt
ein blitzschnelles und präzises Wechseln zwischen einem Standard-Tuning
und der gerade im New Rock Biz extrem beliebten Drop D Variante. Die Kombination
eines sehr gut zu bespielenden Ahorn-Halses (plus Palisandergriffbrett)
mit einem symmetrisch geshapten Mahagoni-Korpus stellt die nötige
klangliche Basis bereit und sorgt für eine, gerade im Tiefton-Biz
"kriegsentscheidenden", Transparenz. Die beiden Ibanez Humbucker machen
einen guten Job und liefern genügend Durchzugskraft und Definition
um auch ultrafettes Riffing souverän zu realisieren. Trotz ihrer
Ausrichtung liefert die AX 125 eine breite Palette der wichtigsten "E-Gitarren"
Sounds und ist mit ihrer flexiblen Performance problemlos in der Lage,
auch weniger leistungshungrige Rocker und Blueser zu begeistern.
Specs
- Modell: AX 125
- Hersteller: Ibanez
- Vertrieb: Roland Meinl, Neustadt/Aisch
- Korpus: Mahagoni
- Hals: Ahorn
- Griffbrett: Palisander
- Bünde: 22 medium Jumbo
- Halbreite Sattel: 43 mm
- Halsbreite 12. Bund: 53 mm
- Mensur: 628 mm
- Mechaniken: geschlossen,verchromt
- Brücke: Short Stop II Brücke, verchromt
- Special: D-Tuner
- Pick-Ups: 2x Humbucker, IBZ AH 1 (Neck) IBZ AH 2 (Bridge)
- Regler: 2x Volume, 2x Tone
- Schalter:3-Wege Pick-Up Wahlschalter
- Preis: EUR 444,- unverb. Preisempf.
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