Bassanlage: Hughes & Kettner Bass Base 400 -Bass und BässerTopteil: Bass Base 400 Boxen: BR115H und BR410H ein Test von Oliver Poschmann Vor einiger Zeit besuchte ich ein Konzert des Father of Funk Bass Larry Graham and the Graham Central Station. Ort des Geschehens war ein mittelgroßer Club mit einem Fassungsvermögen von ca. 800 Leuten. Auf der Bühne warteten zwei Hughes & Kettner Bass Base 600 Stacks mit Bass Custom Boxen auf die Ankunft des Meister. Das was dann folgte, konnte man wahrscheinlich am ehesten als waschechtes Bassgewitter bezeichnen. Larrys Sound war so fett, das er wohl jeden der Anwesenden (geschätzter Bassistenanteil ca. 60%) in Verzückung versetzte. Zwar hörte man kaum noch was vom Rest der Band, aber umso deutlicher wurde klar: Mit diesem Equipment macht man keine Scherze! Hughes & Kettner ist in der Bass-Welt eine nicht mehr wegzudenkende Größe. So wundert es sicher auch niemanden, dass auch verwöhnte Profis wie Scorpions Bassist Ralf Rieckermann, die Latenight Spezialisten Klaus Fischer (TV Total) und Roscoe Gee (Dirty Harry), Basslegende Bootsie Collins oder Fusion Ass Jeff Berlin voller Begeisterung auf Equipment aus dem Hause Hughes&Kettner zurückgreifen. Und auch ich bekam die Zuverlässigkeit und Klangqualität von Hughes & Kettner Anlagen während meiner zweiten Rödelheim Hartreim Tournee 1996 unter Beweis gestellt. Stilistische Bandbreite wird also bei H&K mitgekauft. Konzept und KonstrunktionDie hier vorgestellte kleinere Geschwisteranlage Bass Base 400 (in Kombination mit den Bass Regular Boxen(BR)), ist mit ihren 400 Watt an 4 Ohm, eine zwar leistungsschwächere Version der gerade beschriebenen Monsteranlage, bietet jedoch nicht minder attraktive Features für Studio und Bühne. Genau wie sein großer Bruder (BB600) verknüpft auch das Bass Base 400 Top eine wohlklingende Röhrenvorstufe mit zuverlässiger, gewichtreduzierender und wartungsfreier Transistor-Endstufentechnologie. In punkto Leistung sei gesagt: Wer von seinen Bandkollegen nicht sofort massakriert werden möchte, der sollte auch bei dieser Anlage den Gain Regler im Auge behalten.... Das Bass Base 400 Topteil ist ausschließlich für den Rackbetrieb konzipiert worden. Aus diesem Grund wird man Griffe oder Füße vergebens suchen. Das mattsilberne Frontpanel teilt sich in vier Sektionen ein, die von beleuchteten, blauen Schriftzügen optisch sehr attraktiv in Szene gesetzt werden. Die Input/D.I.Out Sektion besteht aus dem vorne liegenden XLR Ausgang und zwei zusätzlichen Druckschaltern: Dem Ground Lift Taster, zur Behebung eventueller Brummschleifen und einem Wahlschalter, der das Bass Signal mit oder ohne Bass Base Klangregelung im Signalweg, an den DI Out weiterleitet (bei den Soundbeispielen wurde ausschließlich mit Klangregelung gearbeitet). Ein Klinkeneingang, mit wahlweiser -10dB Absenkung für aktive Bässe, so wie der Input Gain Regler plus Bass und Treble EQ, ergänzen die Sektion. Oberhalb des Gain Potis - alle Potentiometer sind mit schwarz emaillierten Metallknöpfen ausgestattet - findet man drei verschiedenfarbige LEDs, die die Signalsättigung der Vorstufenröhre anzeigen. Die LEDs bieten eine optische Kontrolle, inwieweit die Röhre während des Spielens "überfahren"wird, ein Ereignis das schließlich -im roten Bereich- zu hörbaren Verzerrungen führen kann (Clipping). Im Vergleich zu der Endstufenverzerrung bei Vollröhren-Amps, fällt das Clipping bei Transistorendstufen-Amps ja im allgemeinen eher unharmonisch aus und sollte unbedingt vermieden werden. Mit der DynaClip Funktion ist es den Entwicklern im Hause Hughes&Kettner aber gelungen einen Weg zu finden, diese minimale Schwachstelle in der Kombination aus Röhrenvor- und Transistorendstufe, weitestgehend auszugleichen! Ganz grob beschrieben beschneided die im Hintergrund arbeitende DynaClip Schaltung leistungsfressende Signalspitzen und liefert so, im Vergleich zu herkömmlichen Amps dieser Bauart, bis zu 20% mehr Headroom. Das Ergebnis ist eine größere Leistungsausbeute und ein, auch in Grenzbereichen, "cleanerer" Sound. Varimetric: Klangregelung mit dem gewissen EtwasDie Klangregelung ist eine von Hughes & Kettner entwickelte Spezialität namens Varimetric. Sie kombiniert die Vorzüge der Klangbearbeitung einer Parametrik (Frequenzauswahl und Level-Anhebung /Absenkung), mit der praktischen Neuheit einer an die jeweils gewählte Frequenz gekoppelten, intelligenten Bandbreiten-Vorauswahl, die auf einer Sekundärebene im Hintergrund abläuft. Das die Hughes&Kettner Ingenieure bei der Selektion ganze Arbeit geleistet haben zeigt die Tatsache, dass es tatsächlich kaum möglich ist, den Sound eines angeschlossenen Basses so richtig zu "verhunzen"- eigentlich klingt es immer gut. Die Bedienungsoberfläche ist dabei intuitiv konzipiert und dementsprechend kinderleicht zu bedienen. Zwei Varimetric Frequenzwahlpotis kontrollieren die Bereiche 50Hz - 1 KHz und 500 HZ bis 15 KHz. Jedem der beiden Frequenzwahlpotis sind korrespondierende Level-Regler zugeordnet anhand derer man die Stärke der Frequenzanhebung, bzw. -Absenkung einstellen kann. Neben der automatischen Kopplung an eine gewählte Frequenz, reagiert die im Hintergrund laufende Sekundäreinstellung der Bandbreite auch auf jede hier getätigte Anhebung bzw. Absenkung des jeweiligen Frequenzlevels. Die Varimetric ist per Druckschalter oder optionalem, handelsüblichen Fußschalter schaltbar. Der NotchfilterAuch bei der nächsten beschriebenen Sektion zeigt sich die Praxisnähe des Bass Base 400. Zusätzlich zur Klangregelung plus Varimetric bietet der Amp einen sogenannten Notchfilter. Da Bühne, Raumakustik oder auch der Bass selber, häufig kritische Frequenzen im Tiefbassbereich produzieren, die sich dann in einem schwer zu kontrollierenden Wummern äußern können, haben die Konstrukteure von H&K einen Filter ins Gepäck des Bass Base gelegt, der aus einem sehr schmalbandigen, stufenlosen Frequenzwahlpoti und einem Absenkungspoti (Cut) besteht. Stelle ich z.B. auf der Bühne fest, dass die Anlage wummert, drehe ich den Cut-Regler voll auf und suche zunächst durch langsames Drehen des Frequenzpotis die für den Effekt verantwortliche Frequenz. Dank des schmalen Frequenzbandes des Notchfilters führt die Suche meistens binnen Sekunden zu einem Ergebnis. Danach nimmt man die heikle Frequenz durch eine entsprechende Absenkung komplett heraus und fügt sie langsam wieder hinzu, bis der optimale Kompromiß zwischen Klangvolumen und Wummern gefunden ist. Alle von mir befragten Anwender haben dieses kleine Tool sehr zu schätzen gelernt. Ein weiteres Highlight ist der FX-Regler, der den per Druck- oder Fußschalter schaltbaren Mono Effektweg regelt. Hier entscheidet man, wie stark das eingeschliffene Effektsignal dem unbeeinflussten Originalsignal hinzugemischt werden soll. So bleibt die Qualität des Originalsignals stets voll erhalten und wird nicht durch schlechte Frequenzgänge externer Geräte beeinflusst. Über dem Mastervolumen-Regler prangen drei weitere LEDs, zur optischen Kennzeichnung etwaiger Überlastungen, wie Endstufen-Clipping oder dem Einsetzen der Schutzschaltung bei Überlastung oder Übertemperatur, was im Idealfall natürlich nicht vorkommen sollte. Netzschalter und Kopfhörerausgang schließen die Sektion ab. Auf der Rückseite findet man die Anschlüsse für (nicht im Lieferumfang enthaltene) Fußschalter (Varimetric/Effekt Loop), Tuner out, Line out, Effekt in/out mit -10dB Absenkung per Druckschalter und die Boxenanschlüsse mit jeweils einem XLR- und einem Speakon-Out. Übrigens: Die im Test verwendeten Boxen der BR Serie verfügen über einen Klinken- und einen XLR-Eingang. Die Begründung für die nur 50%ige Kompatibilität des BassBase Tops zu den Boxen liegt einzig und alleine in der Tatsache, daß BR Serie ursprünglich für die Kombination mit der Hughes$Kettner Bass-Force Anlage gebaut wurde. Die originalen BassBase Kabinets verfügen selbstverständlich über die entsprechenden Speakon/XLR Inputs! Die Boxen - BR115H und BR410HDie Boxen bestehen aus relativ dünnem Birken-Multiplex. Die BR115H ist mit einem 15"-Speaker plus Hochtöner bestückt, die BR410H mit 4 x 10"-Speakern plus Hochtöner. Die Kunsstoffecken sind sehr klein gehalten und so wirken die Boxen trotz ihrer Größe sehr kompakt. Das sie trotzdem relativ schwer sind, liegt in erster Linie an den Speakern und den massiven Metall-Lochgittern an der Front, die so gut wie jeder Fremdeinwirkung standhalten dürften. Der in beiden Boxen eingebaute Hochtöner lässt sich per Druckschalter hinter dem Lochgitter an- und ausschalten. Mit meinen Hänsel und Gretel Finger gelang mir das Betätigen dieses Schalters noch ohne externe Hilfsmittel. Kollegen mit voluminöserer Fingeranatomie werden jedoch einen Kugelschreiber oder die Klinkenspitze zur Hilfe nehmen müssen, um durch das Gitter an den Schalter zu kommen. Aber so geht es ja auch! Der TestWie bereits Eingangs erwähnt, macht die Anlage ordentlich Dampf und bietet für jeden Geschmack den richtigen Sound. Solange man die Vorstufe nicht allzu sehr „überfährt“ klingt der Amp satt und trotzdem clean, so dass auch Slap-Sounds monstermäßig rüberkommen. Die 410er Box macht alle Ludereien, Pegelspitzen und Lautstärkeexzesse problemlos mit (und glaube mir, ich habe das Ding bis zum Limit aufgelatzt und gequääält...). Die BR115H fängt bei voller Leistung des Amps und unter hohem Bassanteil schon mal an "zu husten", wobei zur Verteidigung gesagt werden muß, dass man bei einem einzelnen 15-Zöller immer schneller das Limit erreicht, als bei vier 10" Speakern, die sich die „Arbeit teilen“. Außerdem ist die Box, da sie eigentlich zu einer anderen Anlagen-Serie gehört, im Zusammenwirken mit dem BassBase 400 leicht unterdimensioniert. Die Kombination 1x15 und 4x10 funktioniert wiederum sehr gut und die Speaker können der Dauerleistung des Amps in dieser Konfiguration durchaus standhalten. Der Clou ist der Notchfilter, mit dessen Hilfe kritische Frequenzen in sekundenschnelle effektiv herausgefiltert werden können. Witzigerweise leistet der Notchfilter auch im Zusammenspiel mit dem DI Ausgang, ganze Arbeit. Kritische Wummerfrequenzen die nicht von der jeweiligen Räumlichkeit ausgehen in der die Anlage gerade parkt, sondern vom Bass selbst erzeugt werden, können mit seiner Hilfe im Studio schnell behoben werden. Lästiges EQ Herumgefummle entfällt. Abgesehen davon sind auch die Speaker mehr als dankbar, wenn krasse Bassfrequenzen durch den Notchfilter minimiert werden. Alles in allem kann man also sagen, dass durch die präzise Arbeit des Notch Filters eine echte Leistungsoptimierung von Amp und Boxen stattfindet. Tiefe Wummerfrequenzen sind halt Leistungsfresser und gefährden zudem auch noch die Speaker. FazitEine gute Bassanlage mehr für die Welt. Features wie die benutzerfreundliche Varimetric, der Notchfilter, mit dem man nahezu jedes Bühnenwummern in den Griff bekommt, der regelbare parallele Monoeffektweg und eine gute Portion Leistung lassen keine Wünsche offen und sind die Garanten für eine so einfache, wie erfolgreiche Handhabung. Durch ihre praxisorientierte, unkomplizierte Konstruktion bietet die Anlage dem Benutzer die Möglichkeit, sich auf der Bühne auf das zu konzentrieren, worauf es letztenendes ankommt: Das Musikmachen. Besonderen Spaß hatte ich an den attackreichen, knallharten Slap- und Plektrum Sounds, die von der Anlage geradezu segensreich brutal herübergebracht werden. Man kann lange philosophieren, aber das Stack eignet sich letztenendes zu einem echten Allrounder und bietet eine gute Kombination in den Punkten Aufbauvariabilität, Platz, Gewicht, Soundvielfalt, unkompliziertes Handling und Preis/Leistung. Wie der Hesse sagen würde: Da könne mer net meckern.... nach oben - Testberichte - home planet-guitar Soundbeispiel Infos:Die Aufnahmen wurden mit einem Yamaha RBX 5-Saiter Bass gemacht. Simultan wurde jeweils ein D.I.-Signal (hinter der Klangregelung abgegriffen) und ein Speakersignal vom 15"-Speaker per Micro abgenommen. Keine weiteren klangverändernden Elemente wurden eingesetzt.Hinweis:Bei allen Test-Aufnahmen weisen wir darauf hin, daß dies keine vollständige Repräsentation der Klang- und Einsatzmöglichkeiten der getesteten Komponenten darstellen sollen oder können. Ebenso unterliegen die Klangresultate den Spielgewohnheiten und Soundvorstellungen der jeweiligen Tester, sowie den technischen Möglichkeiten der jeweiligen Testumgebung.Copyright Notice:Sämtliche Urheberrechte der hier zu hörenden Sound- und Musikbeispiele, sowohl für Komposition, als auch für die Aufnahmen, liegen uneingeschränkt bei Oliver Poschmann. 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