Hughes& Kettner Switchblade

Röhrende Versuchung

Mit dem brandneuen Switchblade präsentiert der saarländische Hersteller Hughes & Kettner eine innovative, neue Amplinie. Zielsetzung bei der Konzeption der Serie war es Verstärker aus der Taufe zu heben, die das ganze Spektrum klassischer Röhrensounds abdecken, mit einer hochwertigen DFX Sektion ausgestattet sind und sich, dank umfangreicher Programmier-Features, auf Knopfdruck beherrschen lassen. Mal sehen ob Hughes&Kettner dieses Kunststück gelungen ist.

Schon sein Erscheinungsbild macht klar, worum es Hughes&Kettner bei der Entwicklung des Switchblade ging: Auf dem CC 412 A 25 4x12“Cabinet parkt kein verspielter, gimmicküberfrachteter „Möchtegern-Hightech“ Amp. Der Swichblade hat nicht nur die Optik und Robustheit eines ganz „normalen“ Verstärkers – auch seine Sound-Basis ist 100% Röhre. So kommen in der Vorstufe zwei 12AX7 Röhren zum Einsatz. In der Endstufe werkeln vier EL34 Röhren um die Wette.

Der Switchblade ist als stilistisch sehr offener Amp konzipiert und bietet insgesamt vier Kanäle, mit unterschiedlichen Klangeigenschaften (Clean, Crunch,Lead, Ultra). Doch schon auf den zweiten Blick gerät man ins Grübeln. 4-Kanaler? Moment mal: auf dem Panel findet man aber nur einen GAIN und einen -MASTER-Regler, sowie einen 3-Band EQ. Und genau hier kommen wir zum entscheidenden Punkt. Der Switchblade ist, das darf man nicht vergessen, eben doch kein ganz normaler Amp, sondern ein vollprogrammierbarer „Soundgenerator“, mit integrierter Effektsektion. Da die Hughes&Kettner Sound-Designer bei der Entwicklung des Verstärkers allerdings viel Wert auf eine übersichtliche Bedienoberfläche gelegt haben ist sein Handling, trotz der erweiterten Möglichkeiten, mehr als simpel. So entscheidet erst die Wahl des Kanals, ob der angebotene Regler-Satz gerade für den CLEAN-, den CRUNCH- oder den LEAD-Kanal zuständig ist. Die vier Kanäle sind also völlig unabhängig voneinander einstellbar und brauchen sich keinen der Regler zu teilen. Alle Einstellarbeiten lassen sich genau so erledigen, wie man es von einem ganz normalen Verstärker gewohnt ist. Die verwendeten Potis haben zwar keinen Rechts- und Linksanschlag, funktionieren ansonsten aber wie gewohnt in einer Skala von 1 bis 10. Verwaltet werden die fertig eingestellten Sounds in 128 Presets, die sich über das im Lieferumfang enthaltene Midiboard abrufen lassen. Um die, in einem Preset gespeicherten Reglerstellung zu kennzeichnen, greift Hughes&Kettner beim Switchblade auf ein, bei programmierbaren Digitalamps-, und Multieffektgeräten weit verbreitetes Feature zurück: Die Value-LED. Die Problematik: Schaltet man einen Sound um, entsprechen die Reglerstellungen nicht zwingend dem gerade tatsächlich eingestellten Wert (welcher Amp hat schon motorisierte Potis). Die Lösung: Um dennoch zu markieren welche Werte im momentan aktiven Setting gerade wirken, blinkt die LED immer dann, wenn man beim Drehen der Potis den gespeicherten Wert trifft. Das Verfahren ist tausendfach bewährt und funktioniert auch beim Switchblade ganz exzellent.

Auch die Einstellungen der digitalen Effekte werden parallel mit den „Amp-Settings“ gespeichert und in den Presets verwaltet. Insgesamt bietet der Switchblade drei unabhängige digitale Effekt-Sektionen (Reverb, Delay, Mod FX) die gleichzeitig genutzt werden können. Das Switchblade-Reverb orientiert sich an der Performance eines klassischen Federhalls. Ein echte Verbesserung im Vergleich zum analogen Gegenstück ist die automatische Anpassung der Nachhallzeit: Je mehr REVERB man dem Signal zugemischt, desto länger wird also der Hall. Die Delay-Sektion des Amps bietet volle Kontrolle über alle wichtigen Parameter. So lässt sich mit VOLUME die Lautstärke der Wiederholungen regeln ( von „aus“ bis identische Lautstärke). TIME kontrolliert stufenlos die Delay-Time (von 80ms bis 1,4s) und FEEDBACK regelt die Anzahl der Wiederholungen von „1 bis unendlich“. Die Delay-Time lässt sich übrigens auch mit der TAP-Funktion auf dem mitgelieferten Floorboard fernsteuern. Ein Features, das gerade „On Stage“ und immer dann, wenn es mal schnell gehen muss, sehr hilfreich sein kann. Bleiben uns noch die Modulation-Effekte. Mit den drei Klassikern Chorus, Flanger und Tremolo bietet der Amp auch in dieser Hinsicht alles was „Gitarrist“ braucht. Die Anwahl der einzelnen Effekte findet intuitiv und schnörkellos über einen Dreh-Regler statt. Die Bedienung ist mehr als einfach. Der Regelweg des MOD FX unterteilt sich in drei separate Segmente. Jedes der Segmente ist für einen der zur Auswahl stehenden Modulations-Effekte zuständig . Bewegt man sich mit dem Regler innerhalb eines Segments ändert sich - je nach Einstellung - die Geschwindigkeit (Rate) des verknüpften Effekts. Daran gekoppelt findet eine automatische Anpassung der Modulationstiefe (Depth) statt. Das ganze wurde so vorjustiert, dass in jeder Stellung des Reglers der jeweils optimale Effektsound zur Verfügung steht. Langes Fummeln kann man also vergessen. Hier ist alles auf Praxistauglichkeit und den schnellen Erfolg getrimmt. Der Effekt ist ausgeschaltet, sobald der Regler komplett nach links gedreht wird.

Und wer dennoch mehr Effekte will, dem bleibt ja immer noch der Effektweg.. Und der ist beim Switchblade ein echtes Highlight. Dank des speziellen Effekt-Routing „SmartLoop™“ hat man nämlich die Möglichkeit den Effektweg mit nur einem Knopfdruck von parallel auf seriell umzuschalten, und so eine optimale Anpassung an das jeweils verwendete externe Effektgerät vornehmen zu können. Und das coolste: Alle Einstellung am Effektweg werden im Preset mit abgespeichert. Das heißt, pro Preset ist hinterlegt, ob der Effektweg an oder aus ist und ob er parallel oder seriell betrieben wird.

Die Praxis

Egal wie opulent ein Amp auch ausgestattet sein mag. Wenn er nicht vernünftig klingt, ist alles Essig! Aber darüber braucht man sich beim jüngsten Streich aus der saarländischen Verstärker-Manufaktur nun wirklich keine Gedanken zu machen! Der Grundsound des Clean-Kanals ist sehr voluminös, dicht und in weiten Bereichen des Regelwegs ultraclean. Seine Performance ist seidig, sehr dynamisch und reagiert unmittelbar auf jedes Spieldetail. Die Klangregelung des Amps arbeitet hervorragend und ermöglicht das "Verbiegen" des Sounds in alle Richtungen. So lassen sich mit dem Switchblade problemlos alle erdenklichen Stilrichtungen realisieren. Jazzig warm ist genauso wenig ein Thema wie funky nasal. Aber auch den typisch brillanten Country-Twäng kriegt man, dank der üppigen Höhenreserven des Amps problemlos hin. Bei voll aufgedrehtem Gainregler führt die Endstufe sanft in die Sättigung und liefert leicht angezerrte Blues-, und Crunchsounds.

Der vom Crunch-Kanal gelieferte Sound ist dicht und sehr harmonisch verzerrt. Abhängig vom aktivierten Pick-Up und der Einstellung der Klangregelung, lassen sich mit dem Amp coole Crunch-Akkord Riffs genauso problemlos an die Luft setzen, wie sahnig schmeichelnde Blues-Leadsounds. Die Dynamik ist wirklich fantastisch. Der Switchblade reagiere absolut perfekt und feinfühlig. Alle Spieldetails werden bereitwillig angenommen und im Sound umgesetzt. Wem das Gain des Crunch-Kanals nicht ausreicht, der kommt garantiert im Lead-Channel auf seine Kosten. Über zu wenig Gain-Reserven muss man sich hier ganz sicher nicht beklagen. Dank der hervorragend arbeitenden Klangregelung deckt der Amp alle wichtigen Einsatzgebiete ab. So sind sahnige, gaingeschwängerte Leads in allen Variationen (von rasiermesserscharf bis seidig weich) genauso im Angebot, wie superkrasse Metal-Riffs. Und wer amerikanische High-Gain-Sounds mit fetten Bässen und bissigen Höhen. sucht, der findet im Ultra - Kanal den ultimativen Sparringspartner. Aber nicht nur NuMetal- und Drop-Tuning-Fans werden hier richtig gut bedient. Auch Gitarristen, die nach einer interessanten Lead-Alternative mit noch mehr Gain suchen, werden den amerikanischen „Schmelz“ des Kanalzugs zu schätzen wissen.

Kommen wir zu den integrierten Effekten. Die Qualität der angebotenen Ambience-, und Modulations-Effekte ist sehr gut und die einfache Bedienbarkeit der Sektion ermöglicht ein intuitives, spontanes Handling - ganz ohne lästiges Studium des Manuals. Der Hall klingt dicht und organisch und veredelt jeden der gelieferten Sounds. Da sich das Delay detailliert einstellen lässt, sind alle erdenklichen Effektvarianten möglich – bis hin zu perfekt getimten Delays a`la The Edge. Auch die Modulationseffekte lassen keine Wünsche offen. Der Chorus klingt offen und sehr differenziert und macht im Clean-Kanal eine genauso gute Figur, wie im Lead-Kanal. Auch der Flanger greift beherzt zu und stellt, quer durchs Zerrangebot, alle gängigen Soundvarianten bereit. Fans cooler Retrosounds werden sich mit dem amtlichen Tremolo besonders wohl fühlen.

Das Fazit

Die Sound-, und Effekt- Komponenten des Switchblade sind wirklich erstklassig und so fällt schon die Bewertung der reinen Amp-Funktionen auf der ganzen Linie positiv aus. Die Performance des Amps ist megadynamisch und bietet alles, was man von einem hochwertigen Vollröhrenamp erwartet. Und genauso positiv fällt auch die Bewertung der Switching-, und Programming-Funktionen aus. Trotz seiner umfangreichen Möglichkeiten, lässt sich der Amp absolut intuitiv bedienen. Das Programmieren ist supereinfach und wird, selbst Technikmuffeln, problemlos von der Hand gehen. Dank des sehr übersichtlich und funktionell aufgebauten Floorboards, ist auch die Soundverwaltung eine absolut stressfreie Angelegenheit – egal ob On Stage, im Proberaum, oder beim Recording. Für Gitarristen, die nach einem hervorragend klingenden „All In One“ Soundgenerator mit Langzeitwirkung und klassicher Röhren-Attitüde suchen, ist Hughes&Kettners jüngster Coup bedingungslos zu empfehlen.

Specs
  • Modell: Switchblade
  • Typ: Porgrammierbarer Vollröhrenamp mit int. DSP-Sektion
  • Preamp: 12AX7
  • Power Amp: 4 x EL34 (100 Watt)
  • Kanäle: Clean, Crunch, Lead, Ultra
  • Effekte: Reverb, Delay, MOD FX (Chorus, Flanger, Tremolo) Effekt-Loop (parallel / seriell schaltbar)
  • Speaker Outputs: 1x4 Ohm, 1x8/2x16 Ohm, 1 x 16 Ohm
  • Abmessungen (B x H x T): 750 x 286 x 258 mm
  • Gewicht: 17,6 kg
  • Preis: 1359,- € (uvp.)

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