Hughes & Kettner Editon Tube 20th Anniversary Amp -Alles in Röhre oder Der Wolf im Vintage Pelz!Ein Test von Hansi Tietgen Mit Amps wie dem legendären TriAmp Mk.II, dem Duotone oder dem Puretone hat Hughes & Kettner die Latte für zeitgemäße Vollröhren-Amps ziemlich hoch aufgelegt. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20jährigen Firmenjubiläum präsentiert die saarländische Ampschmiede jetzt die Neuauflage eines Klassikers: Den Edition Tube 20th Anniversary. Planet Guitar hat die Gunst der Stunde genutzt und dem rassigen zweikanaligen Vollröhren-Compo-Amp für dich unter den Pelz geschaut. |
||
|
||
Konzept und AusstattungDer Edition Tube 20th Anniversary folgt dem Prinzip des klassischen Combo-Amps. Sein kompaktes, nahezu rechteckiges Gehäuse ( Abmessungen: 555(B)x480(H)x260(T)) wurde aus robustem russischen Birken-Schichtholz (Multiplex) gefertigt. Ein Material das sich Dank seiner günstigen Klangeigenschaften ideal für den Boxenbau eignet. Das Konzept des "fast geschlossenen" Gehäuses, mit lediglich einem knappe 3 Zentimeter breiten Schlitz zum "Luft holen" im unteren Bereich der Rückseite, sorgt für einen druckvollen Punch im Bassbereich. In Sachen Oberflächenversiegelung setzt Hughes & Kettner beim Edition Tube auf einen mattschwarzen Lack. Die hohen Gummi und Teflon-Anteile der verwendeten Spezialmischung schützen den Amp sicher vor den Unbilden des Roadalltags. Die "Verteidigung" der Gehäuseecken übernehmen "Protektoren" aus 3mm starkem Kunststoff. Die Frontplatte ist mit einem beigen, goldfadendurchwirkten Spezialstoff bespannt hinter dem ein speziell für den Edition Tube entwickelter 12" Eminence RockDriver Cream Speaker auf Beute lauert. Das verwendete Material ist sehr strapazierfähig, sieht cool aus und lässt den Amp-Sound unbeeinflusst durch - was will man mehr! Ein weißes Hughes & Kettner Logo und eine "Dichtlippe" aus ebenfalls weißem Gummi runden die Optik ab. Auf der Suche nach den Bedienelementen wird man beim Edition Tube auf der Amp-Oberseite fündig. Das versenkte Panel ist glänzend schwarz lackiert. Die Potis und die auflackierten Skalen und Beschriftungen sind, passend zum Bespannstoff, in Beige gehalten. Auf der Gehäuserückseite finden sich die Anschlüsse für das Netzkabel, eine Zusatzbox, sowie die Send und Return-Buchsen des separaten Effektwegs. Die DetailsZiel der Designer war es einen kompakten retrostyle 2-Kanaler zu kreieren der einen reinrassigen Röhrenton liefert und dabei mit einer einfachen, aber schlagkräftigen Bedienoberfläche auskommt. Die Basis der Röhrenperformance des Edition Tube bildet eine "12AX7 Preamp-Sektion" sowie eine mit zwei EL84 Röhren bestückte Endstufe. Vorteil der hier verwendeten"Glaskolben": Sie sind relativ schnell in die Sättigung zu bringen und liefern so bereits bei moderaten Lautstärken feinzeichnende Zerrsounds. Unterstrichen wird der klassische Anspruch des Amps durch das gewählte Schaltungslayout und eine Endstufen-Leistung von 20 Watt. Der Edition Tube macht es also möglich den erlesen Sound einer in die Sättigung fahrenden Röhren-Endstufe zu genießen, ohne dabei direkt einen Hörsturz in Kauf nehmen zu müssen. Und wer jetzt meint 20 Watt wären für einen vollwertigen Amp ja wohl ein bisschen wenig der hat den Edition Tube 20th Anniversary noch nicht im Einsatz erlebt. Die gelieferte Lautstärke und Durchsetzungskraft reicht vollkommen aus um in jeder musikalischen Situation locker bestehen zu können - hier ist eben eine Röhrenendstufe im Einsatz! Bevor wir zum Sound des Amps kommen wollen wir aber zunächst einmal die Bedienoberfläche und die Ausstattung unter die Lupe nehmen. Wie bei klassischen Röhren-Amps üblich wird die Lautstärke und damit einhergehend auch die Intensität der Kompression des Clean-Kanals ausschließlich über den Volumenregler kontrolliert. Die Klanganpassung des Sounds übernimmt die für beide Amp-Kanäle zuständige Bass-, Mitten-, und Höhen Klangregelung. Sie wurde so ausgelegt das sich Mid und Treble gegenseitig beeinflussen. Eine Höhenanhebung geht also mit einer Mittenabsenkung einher und umgekehrt -ein Trick der übrigens gerade bei Vollröhrenamps sehr beliebt ist. Der Zerrfaktor des Lead-Kanals wird über einen separaten Gain-Regler justiert. Für die Lautstärkenanpassung steht ein eigenständiger Mastervolume.Regler zur Verfügung. Beide Kanäle werden von einem integrierten Federhall mit der nötigen Räumlichkeit versorgt. Die Intensität des Effekts lässt sich mit Hilfe des Reverb-Reglers kontrollieren. Auf der Rückseite des Amps findet sich die Anschlussbuchse für eine externe Lautsprecher-Box (Impedanz 8-16 Ohm). Der interne Eminence RockDriver Cream bleibt auch bei "eingeklinkter" Box aktiv. Die Send-, und Returnbuchsen des Effektwegs komplettieren das Zusatz-Angebot des Editon Tube 20th Anniversary und unterstreichen seine auf Vielseitigkeit getrimmte Auslegung. Da keine Regelmöglichkeit vorgesehen ist, muss die Intensität hier eingespeister Effekte direkt am Gerät angepasst werden - was ja grundsätzlich kein Problem darstellt. Die PraxisDer Live-Test fand in Kombination mit einer MusicMan Axis SuperSport statt. Abgenommen wurde der Combo-Amp mit unserem Test Standard-Besteck: Einem Sure SM 57 Mikrofon. Wir starten unserer Versuchsreihe mit dem Clean-Kanal des Amps. Der Grundsound des Kanals ist voll und warm. Der Amp reagiert herrlich direkt auf alle Spieldetails und überzeugt mit einer ausgeprägten Dynamik. In der ersten Hälfte des Regelwegs (in Verbindung mit einem kraftvollen Humbucker) bleibt der Sound clean, gewinnt allerdings proportional zur Lautstärkesteigerung zunehmend an Druck und Kompression. Je nach Einstellung und (natürlich) der Wahl des Pick-Ups, liefert der Edition Tube authentisch jazzige Comping und Single-Line Sounds . Dank der sehr effektiv arbeitenden Klangregelung und der üppigen Höhenreserven sind aber auch alle anderen Clean-Varianten problemlos zu realisieren. Beeindruckend ist die Lautstärke die der Amp schon bei Halbgas liefert. Mit dieser Performance sollte man keine Probleme haben sich im Bandgetümmel Gehör zu verschaffen. In der zweiten Hälfte des Regelwegs fährt die Endstufe mehr und mehr in die Sättigung und versorgt mit sahnig angezerrten Crunch-, und Blues-Sounds. Die Performance ist am besten mit Adjektiven wie "dicht" und "ehrlich" zu beschreiben: Was man reingibt kommt auch raus! Und das ist ein echtes Qualitätsmerkmal für jeden guten Gitarrenverstärker. Um den Clean-Kanal am Limit zu betreiben sollte man allerdings den Proberaum aufsuchen - zwanzig Watt können wirklich gnadenlos laut sein. Gerade an der Leistungsgrenze zeigt sich die Güte des verwendeten Speakers. Der Eminence RockDriver Cream lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und erledigt seinen Job souverän. Wer angezerrte Sounds auch bei Muttern auf dem Sofa genießen will, dem empfehlen wir das Umschalten in den zweiten Kanal des Amps. Der Lead-Kanal macht gaintechnisch da weiter wo der Clean -Kanal (voll aufgerissen) aufhört. Mit Hilfe des sehr fein arbeitenden Gain-Reglers lassen sich dem Amp alle Facetten des Zerr-Business entlocken. Im unteren Regelbereich geht es mit durchsetzungsstarken Crunchs los. Der Sound ist transparent und differenziert und überzeugt mit seinem charaktervollen Charme. Dank der Vorzüge der "gekoppelten" Mitten/Höhenklangregelung lässt sich der "Rauheitsfaktor" der Performance perfekt kontrollieren. Von smooth und sahnig, bis britisch rau ist alles im Angebot. Bei leicht erhöhtem Gain kommen dann auch Freunde gepflegter Open-String Powerchordriffs a la AC/DC und Konsorten auf ihre Kosten. Der Sound bleibt zu jeder Zeit differenziert und straight - von Matsch keine Spur. Als Wolf im Vintage-Pelz entpuppt sich der Edition Tube bei voll aufgerissenem Gain. Auch beinharte Rocker werden hier richtig gut bedient. Powerchordriffs kommen dicht und mit druckvollem Punch. Einmal mehr leistet die Kombination aus Speaker und "fast geschlossenem" Gehäuse hervorragende Arbeit. Aber auch geschmeidige Rock-Leads sind für den Edition Tube kein Thema. Das bereitgestellte Gain reicht vollkommen aus um alle gängigen Spieltechniken problemlos umsetzen zu können. Egal ob HiSpeed Picking, oder Legato - alles ist möglich. Der Charakter der gelieferten Sounds lässt sich über die Klangregelung optimal an persönliche Vorlieben anpassen. Wer es eher "schneidend" und rau mag, der betont die Höhen und reduziert die Mitten. Freunde smoother "amerikanischer" Leads machen´s umgekehrt und reduzieren die Höhen bei zeitgleicher Anhebung der Mitten. FazitMit dem Edition Tube 20th Anniversary hat Hughes & Kettner Freunden gepflegter Röhrensounds ein sehr attraktives Geburtstags-Geschenk gemacht. Der kompakte Combo-Amp überzeugt mit allen Vorzügen eines reinrassigen Vollröhren-Amps und liefert eine Performance die begeistert. Der Clean-Kanal verfügt über ein Klang-Spektrum, das von warmen, dynamischen Jazz-Sounds, bis zum drahtig, perkussivem "Funk" alles bietet was das Herz begehrt. Die natürliche Kompression der in die Sättigung fahrenden Endstufe versorgt die Performance mit Druck und einem Mega-Punch. Höhere Lautstärkenlevel belohnt der Amp mit sahnig angezerrten Blues-Sounds. Und auch der Lead-Kanal des Amps weiß zu überzeugen. Das sehr breite Gain-Spektrum des Channels in Verbindung mit der perfekt abgestimmten Klangregelung machen den Edition Tube zu einem echten Allrounder der sich in jedem Genre gewinnbringend einsetzen lässt - ganz egal ob man nun auf Blues, Pop oder harten Rock steht. Wer einen kompakten Amp sucht der alle Vorzüge der Röhrentechnologie zu bieten hat ohne das Budget zu sprengen, der sollte sich unbedingt mal beim Edition Tube 20th Anniversary einklinken. Specs
|
||
|
||
© 2004 Planet Guitar |