Hagstrom Deluxe D2FLuxusgeschöpf mit kleinen GeheimnissenNach dem furiosen Comeback des Hagstrom Brands im letzten Jahr, legt die Kultmarke jetzt noch einmal eine Schaufel drauf und präsentiert, pünktlich zum Frühjahr, eine Gitarre deren Name genauso viel versprechend im Ohr klingt, wie ihre Optik dem Auge schmeichelt: Die Deluxe F, kurz auch D2F genannt. Planet Guitar hat die schöne Schwedin für dich näher in Augenschein genommen. |
||
|
||
Genau wie die bereits vor einigen Monaten von uns getestete Swede ist auch die D2F ein Mitglied der Hagstrom World Vintage Serie. Doch obwohl die Bezeichnung Deluxe in der Geschichte der schwedischen Instrumentenschmiede mehrfach auftauchte handelt es sich bei der D2F nicht um eine Neuauflage eines historischen Modells aus dem Hagstrom-Fuhrpark, sondern um eine komplette Neuentwicklung. Genau wie bei der Produktion der anderen Instrumente der World Vintage Serie kommen aber auch beim Bau der Deluxe F Hölzer aus Kanada und Südamerika, Potis, Maschinen und Tools aus den USA und Mechaniken aus Korea zum Einsatz. Gebaut werden die Instrumente, unter strengen Qualitätskontrollen, in China. Die Gitarre ist in zwei Varianten erhältlich. Der Deluxe (H) und der Deluxe F. In Bezug auf das Singlecutaway Korpus-Shaping, die Holzauswahl und die verwendeten Pickups haben beide Modelle denselben Grundaufbau. Im Gegensatz zur Deluxe, die mit einem massiven Mahagoni-Body mit gewölbter Ahorn-Decke kommt, hält sich in der oberen Korpushälfte der D2F allerdings eine Akustikkammer versteckt. Diese wird durch eine 10 mm starke Ahorn-Decke verschlossen. Ganz so geheim ist das Ganze dann aber doch nicht, schließlich gewährt ein klassisches F-Loch Einblick. Die wunderschön geflammte Ahorn-Decke ist gewölbt und wird durch ein cremefarbenes, handwerklich perfekt gemachtes Binding eingerahmt. Die Testgitarre kommt im klassischen Cherry Sunburst Finish, ist alternativ aber auch in der Variante Amber Sunburst erhältlich. Die Qualität der Polyester-Lackierung ist absolut vorbildlich und verspricht ein langlebiges Vergnügen. Die D2F ist mit zwei, in schwarzen Einbau-Rähmchen montierten, Hagstrom Custom 60 Pickups bestückt. Die mit Chromkappen versehenen Tonabnehmer wurden von einem Team aus Musikern und Experten über einen Zeitraum von 18 Monaten entwickelt. Kontrolliert werden die Pickups über einen 3-Wege Wahlschalter und einen Master-Volume- und Tone-Regler. Die Spulen der Tonabnehmer lassen sich über einen 2-Wege Miniswitch splitten, was für zusätzliche Klangvariationen sorgt. Ein optisches Highlight der D2F ist das verwendete Hagstrom Trapez-Tailpiece (die Deluxe kommt mit Stop-Bar). Der, mit einem aufwändigen Hagstrom-Wappen verzierte Trapez-Saitenhalter wurde in akribischer Detailarbeit nach Originalvorlagen reproduziert. Zwei Schrauben und der Endpin verbinden den stylishen Halter fest mit der Zarge der Gitarre. Die Saiten werden mit den Ballends in spezielle Aufnahmen unterhalb des Tailpieces eingehängt und dann über eine Bridge im Tune-O-Matic Design geführt. Die Bridge unterstützt alle wichtigen Funktionen. Die Parameter Saitenlage und Oktavreinheit lassen sich problemlos und präzise einstellen. Alle Schraub-, und Steckverbindungen sitzen spielfrei und sicher. Der HalsDer Hals der D2F besteht aus Mahagoni, weißt eine Mensur von 628mm auf und wurde fest mit dem Korpus verleimt. Genau wie bei allen Hagstroms hält auch der Arbeitsplatz der D2F einige, nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbare, technische Überraschungen bereit. Fangen wir mit dem Griffbrett an. Das wurde nicht, wie man vermuten könnte, aus normalem Palisander, oder Ebenholz gefertigt, sondern aus sogenanntem Resinator-Wood. Das mehrschichtige Hightech-Material besteht aus gegeneinander im Vakuumverfahren verleimten Holzblättern und nimmt dem Hals, in Verbindung mit dem noch näher zu untersuchenden H-Expander, jegliche Verwindungsmöglichkeit. Parallel dazu, werden auch das Schwingungsverhalten und die Obertonwidergabe verbessert. Eingefasst wird das Griffbrett durch ein cremefarbenes Binding. Die Hagstrom Pearl Block Inlays im Griffbrett und schwarze Dots in der Sichtkante, sind das perfekte Mittel gegen Orientierungslosigkeit am "Knüppel". Kommen wir zum gerade schon erwähnten H-Expander: Der in Form eines Hs profilierte Truss-Rod (Halsstell-Stab) greift üppig in den Hals ein und stabilisiert ihn so optimal: Das Ergebnis ist eine quer durch die Jahreszeiten gleichbleibend gute Bespielbarkeit. Der "Expander" wurde von Firmengründer Karl Eric Hagstrom bereits in den 60er Jahren entwickelt und da er bis heute nichts von seiner Effektivität eingebüßt hat, entschied sich das "neue" Hagstrom Team die Herausforderung anzunehmen und die, für die Produktion des H-Expanders nötigen Maschinen nachzubauen. Der User merkt nichts von all dem und stellt die Halskrümmung, wie üblich, über eine normale Halsstell-Schraube ein. Die Kopfplatte der D2F ist ein weiteres Hagstrom-Designstück und seit den Anfängen Ende der 50er Jahre, das optische Aushängeschild der Marke. Die Front der "Platte" ist schwarz lackiert. Die Rückseite kommt, passend zum Rest des Halses und der Korpus-Hinterseite, in einem dunklen Braunton. Die aufwändige Verzierung des Headstocks (3-schichtiges Binding und Hagstrom-Logo/Wappen) wurde aus Perloid gefertigt. Ein weiterer Eyecatcher mit Tradition, ist das Mechanik-Design. Einziger Unterschied zu den auf alter Hagstroms verwendeten Tunern sind die etwas kleineren Buttons. Und das hat rein praktische Gründe. Die alten Buttons waren nämlich so groß, dass man sich im ungünstigsten Fall beim Stimmen die Finger geklemmt hat. Das kann jetzt nicht mehr passieren. Die verbauten Mechniken sind von guter Qualität und arbeiten stimmstabil und präzise. Genau wie bei allen neuen Hagstroms besteht auch der Sattel der D2F aus einem Graphit-Composite (Verbundwerkstoff). Ein, aus dem sehr gleitfähigen Materials gefertigter Sattel kann effektiv dabei helfen, dass Festklemmen der Saiten in den Sattelkerben zu vermeiden. Außerdem soll das Material die Saitenschwingungen besser auf den Hals übertragen und so Sustain und Ansprache weiter optimieren. Die PraxisDas Handling der D2F ist absolut unproblematisch. Sie ist nicht zu schwer, hängt ausgewogen am Gurt und lässt - dank des ergonomischen Shapings auf der Korpus-Rückseite - Platz für das Sixpack des Users. Der Hals liegt komfortabel in der Hand und läd, nicht zuletzt wegen der von Werk ab sehr gut eingestellten Saitenlage, zu ausgiebigen Solo-Exkursen ein. Auffällig beim ersten unverstärkten Anspielen der Gitarre ist das sehr intensive Schwingverhalten und der offene, klare und extrem kräftige Ton - erste Hinweise auf die Schlagkraft der Konstruktion und der Akustik-Kammer. Der positive Eindruck bestätigt sich im verstärkten Betrieb. Verzerrt gespielt liefert die D2F eine breite Soundpalette. Der kraftvolle Bridge-Pickup harmoniert optimal mit den verbauten Tonhölzern und liefert sahnige, sehr ausgewogene Leadsounds - ohne das es an Brillanzen und Durchsetzungsvermögen mangeln würde. Bemerkenswert ist das Sustain und die schnelle Ansprache, mit der die D2F auf jeden gespielten Ton reagiert. Wer auf subtile feinzeichnende Blues- und Fusionleads steht, kommt hier voll auf seine Kosten Aber auch harte Rock-Leads und Riffs erledigt die Axt aus dem hohen Norden mit links. Dank der Akustik-Kammer erhält der Ton einen angenehm direkten und sehr offenen Charakter. Gesplittet gespielt wird der Sound schärfer und brillanter, besitzt aber nach wie vor genügend Power um dem Amp ordentlich in den H***** zu treten und so sind auch coole Singlecoil-Leads mit der D2F kein Thema. Auch der Custom 60 in der Neck-Position macht einen richtig guten Job. In Anlehnung an seine Position liefert er einen vollen, satten Ton. Und trotz kurzer Mensur zeigen die Lead-Sounds zu keiner Zeit Tendenzen undifferenziert zu klingen. Der Ton ist wohligwarm, mit angenehmen Obertönen und präziser Attack. Und wer auf etwas ausgedünntere Sounds steht, der kann ja immer noch die Coilsplit-Option ziehen. Genau wie beim Bridge PU, sind auch in diesem Set-Up knackige Leads und charakterstarke Blues-Sounds ohne Druckverlust drin. Im Clean-Betrieb entpuppt sich die D2F als echtes Allround-Talent. Der Neck-Humbucker bringt alle wichtigen Clean-Sounds (in bester Qualität) in Umlauf: Jazz, Pop, Blues, Lead, Rythm - egal! Als echtes Highlight entpuppt sich der Coilsplitter. Trotz der kurzen Mensur lassen sich der Gitarre Strat-typisch klingende Singlecoil-Sounds entlocken. Die Peformance ist knackig und unglaublich funky. In der Mittelstellung (beide Pickups aktiviert) lassen sich dann auch authentische Funk-Vamp und Singlenote-Sounds realisieren (siehe auch PG Gear Check). Die D2F ist tatsächlich ein echtes Allround-Wunder! TIPP: Im optional erhältlichen Gigbag (auch ein echtes Highlight) wird der Transport der D2F zu einer sehr sicheren Angelegenheit. FazitEs ist schon unglaublich wie hoch der Qualitäts-Standard der neuen Hagstrom ist. Für einen absolut gemäßigten Preis (UVP 579,00 €) erhält man eine Gitarre die nicht nur perfekt aussieht und exzellent verarbeitet ist, sondern auch auf allen anderen Ebenen zu überzeugen weiß. Die Bespielbarkeit ist top und die Flexibilität und Güte der gelieferten Sounds lässt keine Wünsche offen. Egal ob traditionelle Rock-, und Blues-Sounds, Jazz oder Funk: Die D2F macht alles mit. Gitarristen, die nach einem Instrument suchen das sich optisch vom Einheitslook abhebt und echte Allrounder-Qualitäten mitbringt, sind mit der jüngsten Ergänzung der Hagstrom-Produktpalette bestens bedient.
|
||
|
||
© 2006 Planet Guitar |