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PG-Test: Bassanlage Gallien-Krueger 1001RB mit Boxen 410RBH und 210RBH
Extreme Sounds That'll Rock The House
von Oliver Poschmann
Bassanlagen aus dem Hause Gallien-Krueger überzeugten von jeher durch innovative Features und effektive Praxisnähe. Schon in den 80ern verblüffte die Firma die Szene mit der Entwicklung des einzigartigen, mit einer Hand tragbaren, Basscombo-Amps 200MB im Metallgehäuse. Ich selbst benutze diesen kleinen Zauberamp jetzt seit nahezu 20 Jahren. In dieser Zeit leistete er mir sehr gute Dienste und überstand bravourös so manche Europatournee. Einen weiteren Meilenstein im Amp-Bau setzte Gallien Krüger mit dem 800RB, der auch heute noch -anerkanntermaßen- als Innovationsklassiker im Bassbereich gilt. Zum Ende des letzten Jahrtausends holte Robert Gallien zu einem neuen Rundumschlag aus und bescherte uns Bassisten ein Konzept, das wiederum seines gleichen in der Industrie suchte: Den 1001 RB plus Boxen. Wie Rob Gallien selber sagt: "Ich habe noch nie einen Sinn darin gesehen Dinge so zu tun, wie es andere getan haben... . " Hier ist eben ein ausgebildeter Ingenieur und Musiker am Werk der in der Lage ist, gleichermaßen praxisorientiert wie musikerbezogen zu denken.
Das Konzept
Der 1001RB ist ein 540 Watt Transistorverstärker, der sage und schreibe nur 8 KG auf die Waage bringt. Zur "Befeuerung" der Hochtöner der GK Boxen im Bi-Amping Betrieb, wurde eine zusätzliche 50 Watt Endstufe integriert (näheres dazu später). Der Amp steckt in einem Metallgehäuse mit großzügigen Belüftungsschlitzen. Der eingebaute Lüfter arbeitet temperaturgesteuert. Das Gehäuse umfasst zwei Rack Höheneinheiten, der Amp wird aber als reguläres Topteil ausgeliefert. Zum Lieferumfang gehören supereinfach montierbare Rackhalterungen, mit denen der 1001RB ruckzuck für den Rackbetrieb modifiziert werden kann. An der linken Seite wurde ein Tragegriff montiert, der dem einhändigen Transport außerhalb eines Racks dient (Der Amp ist wirklich unglaublich leicht).
Die Bedienoberfläche des Frontpanels ist weiß unterlegt, die Beschriftung ist schwarz. Selbst auf dunklen Bühnen lässt sich die Skalierung sehr gut ablesen. Die Bedienelemente sind in sechs Sektionen unterteilt. Von links beginnend sind das:
1 Die D.I. Out Sektion Schon die Positionierung des D.I. Anschlusses auf der Vorderseite, zeigt Praxisnähe. Denn wer fummelt schon gerne zwischen vielen Kabeln hinten im Rack herum, um die D.I. Box anzuschließen (zumal bei dieser Gelegenheit selbst die besten Backliner und Techniker gerne mal andere Kabel versehentlich herausziehen)?! Die D.I. Box ist mit einem Ground-Lift Schalter versehen und der Output ist zusätzlich stufenlos regelbar. Mit Hilfe des Pre/Post Schalters kann man auswählen, ob das D.I. Signal vor oder hinter der Klangregelung/Effektsektion abgegriffen werden soll.
2 Die Input-Sektion stellt den Eingangsvolumenregler plus Klinken Eingangsbuchse. Die Eingangsempfindlichkeit läßt sich zusätzlich über einen Taster um -10dB absenken. Eine Clip LED zeigt an, wenn der Eingangspegel übersteuert. Der praktische Muteschalter mit Indikator LED schaltet die Anlage stumm und sorgt, in Verbindung mit einem am Tuner Out angeschlossenen Stimmgerät, für lautloses Stimmvergnügen.
3 Der Voicing-Filter stellt den ersten Teil der Klangregelung dar. Anhand des hier zu findenden Contour-Reglers erreicht man eine breitbandige Mittenabsenkung, wie sie gerne im Zusammenhang mit Slapsounds verwendet wird (eine Art stufenlos regelbares Preset). Der Präsenzen Poti reguliert die Definition des oberen Frequenzbereichs. Der Clou ist ein kleiner Taster, der einer entsprechenden Klangfiltervorauswahl beim Betrieb mit 4- oder 5-Saiter Bässen dient. Ein sehr praktisches Feature, denn tatsächlich tendieren 4-Saiter dazu mittiger zu klingen, als 5-Saiter. 5-Saiter dagegen machen es häufig schwer den Sound der H-Saite auf der Bühne definiert wiederzugeben. Der Schalter bewirkt eine klare Ansprache im Tiefbassbereich auf Knopfdruck.
4 Die Klangregelung umfasst vier Potis zur Regelung der Frequenz-Bereiche Treble, High-Mid, Low-Mid, Bass.
5 Die Bi-Amp Output Sektion ist die Power-Zentrale des Systems. Hier findet man die Regler für den Master Output, für die separate Ansteuerung der Hochtöner und einem zusätzlichen Boost zur Anreicherung des Sounds mit einer röhrenähnlichen Obertonstruktur. Zusätzlich bietet die Sektion einen Hochton Hi-Cut Schalter, zur Höhenbegrenzung der Tweeter und einen Wahlschalter "Woofer Crossover", der die hohen Frequenzen wahlweise nur über die Hochtöner, oder auch über die regulären Speaker laufen lässt.
6 Die Patch-Bay Sektion umfasst einen seriellen Mono-Einschleifweg und den Tuner-Klinken Ausgang.
Abgerundet wird die Bedienoberfläche von einer Power LED, die zusätzlich zu ihrer Aufgabe die Betriebsbereitschaft des Amp anzuzeigen, die Funktion hat (wenn sie von Grün auf Rot springt) darauf aufmerksam zu machen, wenn die Schutzschaltung aktiviert ist. Auch der Netzschalter befindet sich -sinnvollerweise- auf der Frontseite.
Rückansichten
Da die meisten Features auf der Vorderseite angesiedelt sind, fällt die Rückseite erfreulich spartanisch aus und ist somit ausschließlich den Boxenausgängen und dem Netzanschluß vorbehalten. Es existieren zwei Speakon Outputs, deren Belegung 4-adrig ausgelegt ist, so dass die aktive Bi-Amping Funktion, in Verbindung mit den GK Boxen, ausschließlich über diese Ausgänge funktioniert. Dem Fullrange Betrieb dienen zwei zusätzlich Standard-Klinkenausgänge. So kann das Top auch in Verbindung mit allen anderen Boxensystemen (Minimum 4-Ohm Impedanz) betrieben werden.
Die Boxen
Getestet wurden eine 2 x 10" und eine 4 x 10" Box. Beide Boxen sind mit jeweils einem zusätzlichen Hochtonhorn ausgerüstet und entstammen der GK RBH Serie. Die Boxen haben die Besonderheit, dass sie im Wedgeformat gebaut werden, sie sind also an der Rückseite nicht 4-kantig, sondern 6-kantig konstruiert und können auf diese Weise wie Bühnenmonitore angewinkelt aufgestellt werden. Über mitgelieferte Haken läßt sich das Topteil auch in Schräglage auf der Box einklinken. Beide Boxen-Versionen haben schmale Reflexöffnungen und bestehen aus Multiplex-Birkenholz. Sie sind sehr stabil und massiv konstruiert und mit strapazierfähigem Boxenteppich überzogen. Ein massives Stahlgitter schützt die Speaker vor Fremdeinwirkung. Die Kunststoffecken sind vorbildlich abgerundet und bilden -durch passgenaue Stanzungen- die Basis für eine eventuelle Baukasten-Stapelungen. So können beispielsweise 2 Boxen übereinandergestellt und -insgesamt angewinkelt- an eine Wand gelehnt werden, ohne dass man Gefahr läuft, die Anlage könnte auseinander klappen. Die Anbringung der Eingangsbuchsen in der oberen Schräge unterstützt ein solches Vorgehen und sorgt dafür, das jede Steckverbindung ohne Kabelknicken möglich ist.
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210RBHImpedance: 8 OHM |
410RBHImpedance: 8 OHM, 4 OHM |
Die 410 RBH wird mit vier steckbaren Rollen geliefert, die sich auf der Seite der Box befinden. Die 210 RBH lässt sich bequem ohne Rollen transportieren. Auf der oberen schrägen Rückenkante besitzen die Boxen ein Control-Panel mit Speakon- und Klinkeneingang, einem Wahlschalter für Bi-Amp oder Fullrange-Betrieb und genialerweise eine Hochtöner Regulierung für den passiven Fullrangebetrieb. Mit diesem Feature lassen sich die Boxen im Fullrangebetrieb auch optimal mit jedem anderen Verstärker betreiben. Zum Schutz sind die Hochtöner zusätzlich mit einem Limiter ausgerüstet.
Praxis- Der Test
Wieviel Know How in dieser Anlage steckt, zeigt sich in mannigfaltiger Form. Noch bevor der erste Ton erklingt, fällt das phänomenal praktische Handling auf. Durch die Kompaktheit der Boxen passt die Anlage in nahezu jeden Kleinwagen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind ebenfall als genial zu bezeichnen. Heute im Club? Nehmen wir eben nur die 210er! Etwas größer?! Dann halt die 410er! Noch größer?! Dann eben beide Boxen. Gerade auf kleinen Bühnen ist die Konstruktion als anwinkelbare Monitorbox ideal. Man kann die Boxen so hinter, neben, vor sich oder sogar kombiniert positionieren, dass man stets den direkten Sound abbekommt. Die durch dieses Konzept möglich werdenden geringeren Bühnenlautstärken freuen die Ohren des Musikers und jeden Soundmann. Doch auch auf großen Bühnen, wo es ballern darf, zeigt die Anlage äußerste Souveränität. Die 10" Speaker lassen keinen Tiefbass vermissen und sind dennoch klar definiert und superlaut- wenn es sein muss. Selbst auf Festivalbühnen größten Ausmaßes ergeben sich keinerlei Schwierigkeiten. Die Anlage zeigt eindrucksvoll, wie "out" die typische "Backline" im Hintergrund ist. Es ist viel effektiver, Boxen an der richtigen Stelle im richtigen Winkel zu platzieren.
Der 1001 RB ist ein anwenderfreundlicher Amp mit unglaublicher Leistung, und das bei einem supergeringen Gewicht. Die Ansprache des Verstärkers ist sehr gut und bringt aktive, wie passive Bässe stets klar und mit Punch zur Geltung. Der Boost-Regler lässt die Abwesenheit von Röhren schnell vergessen. Der Sound klingt angenehm warm, ohne zu verwaschen, hat jedoch die zu erwartende Attack von 10" Speakern. Die getrennt regelbare Hochtönerverwaltung bietet die Möglichkeit, den Verstärker und die 10"er bis zum Grenzbereich zu fahren, die Artikulation über die Hörner jedoch voll zu erhalten. Selbst knallharte Bass-Synthie Sounds liefert die Anlage bei großer Lautstärke satt und definiert. Die Klangregelung ist schlicht und effektiv- auf unnötigen Firlefanz wurde verzichtet. Priorität gilt dem Notwendigen.
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Fazit
Ein absolutes Powerpaket, das in Sachen Userfreundlichkeit und Zuverlässigkeit seinesgleichen sucht. Die Zeiten der rückenleidenden, kombifahrenden Bassisten ist ein für alle mal vorbei - laut muss eben nicht immer auch gleichbedeutend mit groß und schwer sein. Sound und Leistung entsprechen - sowohl im Studio, als auch live- professionellen Erwartungen. Die Variationsmöglichkeiten im Einsatz sind so vielseitig, dass man sich vorkommt Geburtstag, Ostern und Weihnachten gleichzeitig feiern zu können. Die Boxen im Wedgeformat lassen der Phantasie beim Bühnenaufbau freien Lauf und wer einmal einen Sound von vorne und der Seite geniessen konnte, mag eigentlich nichts anderes mehr. Die Qualität und die Vorteile rechtfertigen den Anschaffungspreis - durchaus eine Anlage fürs Leben.
Soundbeispiel Infos: Für die Aufnahmen wurde ein Warwick Thumb Bass 5-String mit durchgehenden Hals verwendet. Der durchgehende Mittencharakter der Soundbeispiele ist dem Testinstrument zuzuschreiben, die Anlage deckt das volle Frequenzspektrum souverän ab.
zu den anderen Tests - home planet-guitar