Die Framus Panthera PRO - Wild and Vintage

ein Test von Hansi Tietgen

Die Firma Framus kann auf eine lange Instrumentenbau-Tradition zurückblicken. 1946 von Fred Andreas Wilfer gegründet, wurde der Markename schnell zu einem Garanten für vorbildliche Handwerkskunst. Gitarren und Bässe aus dem Hause Framus fanden ihren Weg auf die Bühnen der Welt. Doch Mitte der 70er Jahre kam es dann zu Problemen: Da Fred Wilfer fast alle seiner Instrumente ausschließlich in qualitativ hochwertiger, aber auch teurer Handarbeit produzieren ließ, konnte die Firma dem Preisdruck der durch kostengünstige, massengefertigte japanische Instrumente entstand, nichts mehr entgegenhalten und mußte schließlich aufgeben.

Doch das sollte nur vorübergehend sein. 1982 gründete Fred Wilfers 24 Jahre alter Sohn Hans Peter die Firma Warwick, die sich ausschließlich auf die Produktion von Bässen spezialisierte. Seine jahrelangen Erfahrungen und die praktische Umsetzung der Vision einer Synthese aus handwerklichem Instrumentenbau und modernsten Herstellungsmethoden, machten die Firma schnell zu einem der führenden Brands im Bass-Biz. Zeitgleich mit dem Umzug der Firma aus dem oberfränkischen Pretzfeld in die vogtländische Instrumentenbau Hochburg Markneukirchen (1995), verhalf Hans-Peter Wilfer dem ursprünglichen Markennamen Framus zu neuem Ruhm. Ausgestattet mit einer völlig überarbeiteten Modellpalette gelang es dem eingespielten Team rund um Mr. Wilfer sehr schnell, den Traditionsnamen Framus wieder am Markt zu etablieren. Der Einsatz modernster Fertigungsmethoden, in Verbindung mit handwerklichem Know How, ausgeklügelten Instrumentenkonzepten und der Verbauung hervorragend abgelagerter Klanghölzer, garantieren das jede Gitarre das Werk auf höchstmöglichem qualitativen Niveau verläßt.

 

Korpus und Konzept

Die uns zum Test vorliegende Panthera Pro repräsentiert die neue Framus Gitarren Generation. Genau wie die meisten ihrer Schwestern betört auch die Panthera den gewogenen Gitarrero durch ihren vintagemäßigen Charm. Das Shaping des Bodies basiert, grob gesprochen, auf dem bewährten Single Cutaway-Design der Les Paul. Um das Bespielen der hohen Lagen zu vereinfachen, wurde die grundsätzlich geschlossene Oberseite zusätzlich mit einer kleinen Einfräsung versehen. Auch in der Holzauswahl orientierten sich die Gitarrenbauer aus Markneukirchen am bekannten Bestseller. Der Korpus besteht aus hochwertigem Mahagoni mit einer aufgesetzten Decke aus 20 mm starkem Riegelahorn (siehe auch PG Gear Check). Das gewählte Finish unterstreicht den Vintage Charakter der Panthera und hört auf den Namen Honey Violin. Die durch das colored Oil-Finish entstandende Oberfläche ist als perfekt zu bezeichnen und besticht durch ihr seidenmattes Outfit.

Die beiden, exklusiv von Seymour Duncan für Framus "gewickelten" Humbucker(SSH1N/SSH4), wurden mit verchromten Abdeckkappen versehen und unter Zuhilfenahme von cremefarbenen Einbaurähmchen direkt in den Korpus geschraubt. Geregelt und geschaltet werden die beiden Doppelspuler durch je ein Volumen- und ein Tone-Poti und den obligatorischen 3-Wege Toggle-Switch. Abschließendes Feature der Panthera Vorderfront ist die verchromte Kombination aus Tun-O- matic Bridge und Stop Tailpiece.

Auf der Rückseite der Gitarre findet man die beiden Fächer für die Elektronik und das Innenleben des 3-Wege Pick-Up Wahlschalters. Besonders herauszuheben ist die Tatsache, dass die Abdeckung des Elektronkfachs nicht verschraubt wurde, sondern lediglich durch einen patentierten Schnellverschluß arretiert wird. Nach dem Lösen der beiden Sperren läßt sich die Kunststoffklappe spielend leicht abnehmen und gibt den Blick frei auf einen komplett mit Abschrimlack ausgestrichenen Innenraum und eine sauber verlötete Elektrik.

 

Der Hals

Der Hals der Panthera wird durch Bolzenschrauben fest und sicher in der dafür gefrästen Korpustasche gehalten. Framus setzt hierbei auf ein Bolt-In System, bei dem zwei sichtbare Bolzenschrauben durch den Body in den Hals und zwei nicht sichtbare Schrauben durch den Hals in den Body geführt werden. Der Easy Access Hals-Korpus Übergang gewährleistet einen problemlosen Zugriff auf die höchsten Lagen der Gitarre.

Der Hals besteht aus sehr gleichmäßig gemasertem Bergahorn, ist geölt und gewachst und recht üppig proportioniert. Er liegt sehr gut in der Hand und in Verbindung mit der sehr niedrigen Saitenlagen (ohne scheppern!!!), lassen sich selbst Hightech Kapriolen mühelos in die Tat umsetzen. Das Palisander Griffbrett wurde mit 22 mediumsize Jumbofrets beschlagen und dezente Perloid Dot Inlays sorgen für die nötige Orientierung.

Das Shaping der Kopfplatte fällt framustypisch aus. Die Ausfräsung für die Halsstellschraube wird von einer Metallplatte abgedeckt, die die Typenbezeichnung Panthera trägt und zusätzlich vom Framus-Logo verziert wird. Die Fixierung der Abdeckung erfolgt durch eine einzelne, leicht zu erreichende Schraube. Nach dem Öffnen der Abdeckung sorgt das im Lieferumfang enthaltene Spezialwerkzeug für komfortable Halseinstellfreuden. Die hier verwendete Einstellschraube läßt sich aber auch problemlos mit einem Standard Imbusschlüssel betätiggen. Sechs leichtgängige, geschlossene Stimm-Mechaniken (Framus) runden das Erscheinungsbild der Kopfplatte ab.

 

Die Praxis

Die Panthera hängt ausgewogen am Gurt. Dabei entspricht das Gewicht in etwa dem einer Les Paul. Schon trocken gespielt offenbart die Gitarre ihre klanglichen Vorzüge. Der Sound ist ausgewogen und transparent. Die Kombination aus den Tonhölzern Ahorn und Mahagoni leistet ganze Arbeit und sorgt für Wärme, eine präzise Ansprache und jede Menge Sustain.

Der im Trockendock gemachte Eindruck setzt sich auch im verstärkten Betrieb fort. Im verzerrten Modus leisten die beiden Seymour Duncan Humbucker ganze Arbeit und rocken was das Zeug hält. Der Bridge Pick-Up entlockt dem Amp (Roland VGA-7) eine singende Verzerrung mit ordentlichem Höhenanteil und vorblichem Durchsetzungsvermögen. Das Audio im PG Gear Check zeigt das sehr eindrucksvoll. Egal ob man nun traditionellen Rock bevorzugt, oder dem New Metal Riffing frönt: Mit der Panthera liegt man richtig!

Der Halspickup entpuppt sich als äußerst charaktervolle Soundmaschine mit einer glockigen Transparenz. Auch bei reduzierter Verzerrung sorgt der dichte Sound dafür, das selbst rasante Legatoläufe glasklar und präzise rüberkommen (siehe PG Gear Check). Aber auch Bluesfreaks kommen hier voll auf ihre Kosten. Dieser Eindruck festigt sich nach dem Umschalten in die Mittelposition. Der eigenständige Charakter wächst und verleiht der Gitarre eine sehr angenehme Individualität.

Aber auch im Clean Modus kann die Panthera überzeugen. Der Hals-Pickup liefert einen sehr warmen, vollen Ton, der sich wunderbar dazu eignet, dem Jazz zu frönen (siehe PG Gear Check). Doch auch normale Akkordarbeit im Strumming Style (geschlagen) ist problemlos möglich. In der Mittelposition läßt sich der Gitarre ein richtiges Funky-Brett entlocken. Der Sound ist zwar nicht so glockig wie bei einer Strat, eignet sich im Bandzusammenhang aber sehr gut dazu, authentische Funk-Riffs in den Äther zu jubeln.

In der Bridge Position spielt die Panthera die Vorteile ihres Mahagoni/Ahorn Korpus voll aus. Die Grundwärme der beiden Klanghölzer greift beschwichtigend in den im Cleanbetrieb (Erlen oder Eschenkorpus) normalerweise doch recht schneidenden Sound dieses Pick-Ups ein und macht die Einstellung zur ersten Wahl in Sachen Country- und Blues-Playing.

 

Fazit

Der Name Framus ist seit vielen Jahren ein Synoym für hervorragende Handwerkskunst und Instrumente in Top-Qualität. Die vorliegende Panthera macht da keine Ausnahme. Die Gitarre überzeugt durch vorbildliche Verarbeitung und klangliche Vielseitigkeit. Egal ob eisenhartes Riffing oder cooles Jazzen, die Panthera hat es drauf. Die speziell von Pick-Up Guru Seymour Duncan für Framus ent"wickelten" Pick-Ups leisten ganze Arbeit und sorgen dafür, dass der ausgewogene Grundsound der Gitarre auch verstärkt 1 zu 1 erhalten bleibt. Die Bespielbarkeit ist sehr gut und macht das Instrument, in Verbindung mit den klanglichen Eigenschaften, zu einem überaus kreativen Werkzeug.

Die Specs

 

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