Details

Der Einbau des Sets gestaltet sich bei einer passenden Gitarre sehr simpel. Es gibt allerdings ein paar Dinge zu beachten: Da das KH-20 mit drei Pick-Ups kommt, sollte man, will man auf aufwendige Fräsarbeiten verzichten, auf jeden Fall eine Gitarre verwenden, die von "Natur aus" bereits mit drei Pick-Ups ausgestattet war. Außerdem sollte man vorab einen groben Vergleich der jeweiligen Pickguard Formen und Größen vornehmen. Da das im KH-20 Set verwendete Schlagbrett "made. in. U.S.A." ist und sich exakt an den Maßen des Megasellers Fender Strat American Standard orientiert, kann es nämlich gerade bei Instrumenten aus asiatischer Produktion schon mal passieren, dass die Fräsungen nicht zu hundert Prozent abgedeckt werden.

Ist das "Größenverhältnis" geklärt muss man nichts weiter tun, als einen Platz für die notwendige 9V Blockbatterie zu finden(Im Normalfall im Bereich der Regler ) und die drei "Main-Kabel" an die mitgelieferten Buchse anlöten. Und keine Sorge: Das ist dank der detaillierten Anleitung, sehr einfach.

Die Buchse ist speziell für den Einsatz in Verbindung mit aktiven Systemen ausgelegt und schaltet die Stromversorgung ab, wenn kein Gitarrenkabel eingesteckt ist. Ein Feature, das die Lebensdauer der Batterie maßgeblich erhöht. Diese liegt, laut Herstellerangaben, bei der Verwendung einer hochwertigen Zelle, bei circa 3000 Betriebsstunden.

Sauber verdrahtet, das EMG KH 20 von hinten.

Ursprünglich ging die Mär, aktive Pick-Up Systeme für die E-Gitarre würden gerade im verzerrten Modus steril und weniger warm klingen als passive Tonabnehmer. Aktiv-Fans wie Steve Lukather, oder der Pink Floyd Gitarrist David Gilmure beweisen allerdings eindrucksvoll das Gegenteil und gehen ohne eine EMG-bestückte Gitarre schon seit langem nicht mehr vor die Tür. Und auch der Sound des KH-20 Set-Ups kann sich hören lassen. Der Test fand, standesgemäß für das Kirk Hammett Signature Set, in Kombination mit einem Mesa Dual Rectifier statt. Los ging es mit dem EMG-81 in der Bridge-Position im verzerrten Modus. Der 81er macht seiner Konzeption als HiGain Pick-Up alle Ehre. So sorgt er, dank seiner hohen Ausgangsleistung, selbst bei reduziertem Amp-Gain für satte Zerrwerte. Der Sound ist (gerade im Leadbetrieb) wie ein "Strahl" und zu jeder Zeit transparent, sauber und sehr definiert. Auch die Umsetzung von Spieldetails, wie dem jeweiligen Phrasing und der eingesetzten Anschlag-Dynamik, löst der EMG-81 perfekt. Dank des mit Hilfe des integrierten Preamps vorjustierten Frequenzspektrums, bleibt die Performance auch bei extremem, detunten NewRock Riffing souverän und offen.

Die zweite Schalterstellung kombiniert den EMG-S in der Mittelposition, mit dem EMG-81 im Humbucking-Modus. Wegen des Konzepts der EMGs ist das in dieser Einstellung normalerweise übliche Coil-Splitting des Bridge-Humbuckers nicht vorgesehen. Auch in dieser Konfiguration versorgen die beiden EMGs mit druckvollen, gleichmäßigen Lead-, und Riffsounds. Dabei würzt der mitlaufende "S" die Performance mit einem crispen, brillanten Unterton (siehe auch Audio PG Gear Check) und verleiht ihr so einen individuelleren Charakter.

Womit wir beim Thema wären. Der "S" in der Mittelposition zeigt, dass auch aktive Pick-Ups richtig "dreckig" und bluesy klingen können. Der Grundsound ist crisp und rotzig und macht einfach nur Spaß. Obwohl die Ausgangsleistung naturgemäß weniger stark ausgeprägt ist, als die des EMG-81, liefert der Pick-Up dennoch genügend Power, um selbst lange Legatolinien fließend und dynamisch rüber zu bringen. In der vorletzten Stellung des 5-fach Pick-Up Wahlschalters, werden beide "EMG-S" scharfgeschaltet. Das Zumischen des Hals-Pickups macht den Sound gemäßigter und weniger "dreckig", als in der Mittelposition.

Leads werden strahlend und kraftvoll übertragen. Auch hier ist besonders die Detailtreue der Abbildung zu erwähnen. Selbst minimale Änderungen des Phrasings finden sich eins zu eins im übertragenen Signal wieder. Kommen wir zum Hals-Pickup im Zerrmodus. Seine Performance ist voluminös und versorgt mit fetten, warmen Sounds. Zwar klingt er wegen seiner aktiven Bauform (auch die aktiven EMGs im Singlecoil Format sind Humbucker mit gestackten Spulen) nicht ganz so "singlecoilig" wie ein echter Singlecoil . Dank des eingesetzten "Tone Modeling Verfahrens" ist es EMG aber möglich, auch ihren "s-style" Pick-Ups, einen nahezu authentischen "Einspuler-Sound" anzuerziehen. Vorteil des Stapel-Designs: Brummen und Nebengeräusche werden bei allen EMG Pick-Ups naturgemäß auf ein Minimum reduziert!

Clean-Biz

Clean-Sounds sind die Domäne der Pick-Ups mit dem EMG Logo. Starten wir unsere Untersuchungen doch gleich mit dem eben schon im Zerrbetrieb vorgestellten Hals-Pickup. Auch im Clean-Modus überzeugt der "S" mit vollen, warmen Sounds, die sich gleichermaßen gut für cooles Jazz-Comping (und auch Soloing), wie für durchsetzungsstarkes Strumming (engl. für geschlagene Akkorde) eignen.

Die Zwischenposition (Hals-, und Mittel-Pickup aktiv) ist das El Dorado für Liebhaber perkussiver, knackiger Funk-Sounds. Nicht umsonst ist Paul Jackson jr., einer der meistbeschäftigten amerikanischen Studio-Gitarristen und ein Rhythmus-Ass unterm Herrn, seit vielen, vielen Jahren ein leidenschaftlicher EMG-User. Tatsächlich lassen sich den tiefen Saiten, bei einem entsprechend starken Anschlag, slapbassähnliche Sounds entlocken. Der Mittel-Pickup im Alleingang kommt brillanter rüber und eignet sich ideal für extrem cleane Leads und durchsetzungsstarke Akkordarbeit (siehe auch Audio PG Gear Check). In der Zwischenposition werden Mittel-Pickup und Bridge-Pickup in Kombination scharfgeschaltet. Durch Mitwirkung des EMG-81 wird der Sound kraftvoller und noch eine Spur brillanter - die ideale Basis für Blues-Leads und Riffs mit dem typischen "Twäng". Noch mehr davon gibt es in der Bridge-Position. Im Normalfall im Clean-Betrieb eher unbeliebt, weil schmal und höhig, versorgt der EMG-81 mit einer Performance, die die Herzen von Country-, und Blues-Fans ganz sicher höher schlagen lassen werden. Tatsächlich ist der Sound zu keinem Zeitpunkt harsch oder hart. Ganz im Gegenteil: Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl lassen sich dem eigentlichen HiGain Spezialisten sehr geschmackvolle, wohlproportionierte cleans Lead-, und Rhythmus-Sounds entlocken.

Fazit

Die fertig konfektionierten Sets der Pro-Serie ermöglichen auch Lötmuffeln ein schnelles und sauberes Umrüsten ihres Instruments auf "Aktiv-Betrieb". Die im getesteten Kirk Kammett Set KH-20 verbauten Pick-Ups machen einen hervorragenden Job, sind dabei aber -anders als es der Namensgeber vermuten lässt- alles andere als reine HiGain Spezialisten. Ganz im Gegenteil: Die Kombination eines leistungstarken Humbuckers (EMG-81), mit den beiden singlecoilstyle EMG-S, stellt ein Soundspektrum bereit, das mit echten Allround-Eigenschaften aufwarten kann. So sind die angesagtesten Sounds des Rock-, Hardrock-, und NewRock Biz genauso im Angebot, wie extrem gute, stilistisch megaflexible Clean-Sounds. Das alles, in Verbindung, mit einer enormen Nebengeräuscharmut, selbst bei krassester HiGain-Bedienung, macht die drei EMGs zu einer echten Alternative zu passiven Systemen.

Hansi Tietgen