DigiTech GNX-1 GeNeTex Hyper Modeling Effekteinheit

Unendliche Weiten

ein Test von Hansi Tietgen

Die von DigiTech erstmals auf der Winter Namm vorgestellte GeNeTex Serie, arbeitet mit einem speziell für Gitarreneffekte entwickelten Prozessor, dem Audio-DNA-Chip. Das wirklich Neue an den Geräten dieser Range ist aber die Tatsache, dass der Benutzer die Eigenschaften verschiedener Amp- und Boxen-Modelle verschmelzen -sie warpen- kann, um so neue, eigene virtuelle Amps und Stacks zu kreieren....die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. Energie!

Konzepte

Das getestete GNX-1 basiert auf dem Konzept eines autarken Multieffekt-Ampmodelers im Floorboard Format. Neben klassischen Amp- und Lautsprecher-Modellen, liefert der Audio-DNA-Chip Zusatzfeatures wie Tonabnehmermodeling, einen Akustiksimulator und erlaubt die simultane Anwendung von 11 Effekten. Neben All Time Standards wie Reverb, Delay, Vibrato und diversen Modulationseffekten, verwöhnt das GNX mit Special-FX wie virtuellem Whammy, oder einem intelligenten Pitch Shifter. DigiTech Trademark-Effects sind die Talkboxplagiate Ya Ya, Auto YA und der coole Synth Talk. Ein Tuner, die Learn-A-Lick Funktion (ein Phrasesampler mit 10 Sekunden Aufnahmekapazität), und ein intergrierter Drum Computer mit 30 vorgefertigten Pattern from Rock To Jazz plus Metronom, runden das Bild ab.

Hier ein kleines Drum-Pattern Medley zum Downloaden(MP3)

Die Tatsache, dass man sich jederzeit von einem Drum-Groove begleiten lassen kann, erhöht den Spaßfaktor beim Üben ungemein und verbessert außerdem noch das Timing. Aber auch beim Komponieren kann ein gepflegter Drum-Groove helfen.

Gepflegter Drum-Groove plus GNX-1 Preset Div. Bomb(MP3)

Die Elektronik, die hinter all dem steckt, findet in einem soliden Metallgehäuse platz. Ebenfalls aus Metall gefertigt wurde das Expression-Pedal. Es sorgt für eine gefühlsechte Anwendung von Effekten wie Wah-, YaYa-, Volume- und Whammy-Pedal, kann aber auch der Echtzeitveränderung diverser Effekt-Parameter dienen. Den nötigen Pedal-Grip liefert eine gummibelegte "Trittfläche". Apropos: vier weitere Fußbedienerle (Kosename für Fußtaster, Anm. der Redaktion) sind für die Schaltung der insgesamt 48 User- und 48 Werkspatches zuständig. In anderen Funktionsmodi sorgen die vier für das Umschalten von Amp-Kanälen, dem Aktivieren der Tuner/Bypass Funktion, oder dem Auswählen diverser Varianten des Learn-A-Lick Modus.

Auch die fünf unterhalb des Multifunktionsdisplays angebrachten Parameter-Potis, erfüllen gleich mehrere Aufgaben: Zum einen dienen sie, mit Funktionen wie Gain, Bass, Mid, Treble, Level, dem intuitiven Einstellen der unterschiedlichen Amp-Sounds. Im sogenannten Performance Mode lassen sich hier zusätzlich die verschiedenen Amp- und Speaker-Modelle des GNX-1 auswählen. Der sagenumwobene Warp Knob ermöglicht schließlich das Zusammenmischen (warpen) der verschiedenen Basissounds zu eigenen, individuellen Amp-Typen, den sogenannten Hypermodels. Doch das ist noch nicht alles! Begibt man sich in den Edit-Mode, regulieren die Potis die in der Matrix unterhalb aufgedruckten Effekt-Paramter. Weiter wichtige Bedienelemente wie Status- Effectselect- oder Data Up- and Down Button (Funktionen: siehe PG Gear Check) werden von einer leicht erhöhten Umrandung eingefasst, die ein zufälliges Betätigen mit dem Fuß nahezu ausschließt.

 

Aufbau und Struktur

Der Weg des Signals durch das GNX-1 ist den jeweiligen Eigenarten der einzelnen Effekte entsprechend angelegt.

Wah/Pickup-Simulator > Compressor > Wah > Whammy/Pitchshift > Amp/Cab Modeling > EQ > Noise Gate > Chorus/Modulations Effekte > Delay > Reverb

Die Bedienmatrix des GNX-1 ist in verschiedene Modi unterteilt. Nach dem Einschalten geht das Gerät in den Performance Mode. In diesem Status hat man Zugriff auf alle Presets. Das Multifunktions-Display zeigt hierbei die Nummer und den Namen des jeweils gewählten Patches an. Vom Performance Mode aus hat man die Möglichkeit den 4 Fußtastern unterschiedliche Funktionen zuzuordnen. Im Preset Mode lassen sich die 16 Factory/User Bänke aufrufen. Drückt man den Bank-Taster kurz, scrollt das GNX-1 numerisch durch die einzelnen Presets. Ein längereres Drücken kehrt den Prozess um.

Kommen wir zu den Editier-Funktionen des GNX-1. Um ein möglichst einfaches Handling zu gewährleisten, teilten die Digitech Ingenieure die Editier-Struktur in zwei Bereiche ein: Die Sektion Amp-Modeling und die Effektabteilung. Am schnellsten lassen sich die Funktionen anhand eines kleinen Anwendungsbeispiels erklären. Starten wir unsere Untersuchungen also mit der Bearbeitung des Amp/Cabinet Models eines vorgefertigten GNX Factory Presets.

Alle Patches lassen sich grundsätzlich in zwei unterschiedliche Kanäle aufteilen, den sogenannten Amp Channels (Green/Red). Jeder der Channels besteht aus einem frei wählbaren Amp-Model, plus einer entsprechenden Cabinet Simulation (ebenfalls frei wählbar). Ähnlich wie bei der Kanal-Umschaltung eines "normalen" Amps, lassen sich die beiden Soundvarianten auch beim GNX-1, per Fußtaster wechseln. Eine Tatsache, die gerade im Live-Einsatz gute Dienste leisten kann. Am besten programmiert man die beiden Channels so, dass sich ein Highgain-Sound (z.B. grün) mit einer Clean- oder Crunch-Variante (z.b. rot) abwechselt. Diese Herangehensweise entspricht am ehesten dem, was man von einem Standard-Amp her kennt und kann in den meisten Songarrangements beste Dienste erweisen. Zurück zum Thema! Um eine Veränderung an den Werkseinstellungen vornehmen zu können, muß sich das GNX im Performance Mode befinden. Anhand des ersten Parameter Potis (Gain/Green Amp) läßt sich das im grünen Kanal zum Einsatz kommende Amp-Model auswählen. Der Name der jeweilige Simulationen erscheint im LED Display. Hierbei stehen folgende Models zur Verfügung:

Die verschiedenen Amp-Models

ÜBRIGENS: Einige Basissounds des GNX-1 liegen im PG Gear Check als Audio für dich bereit!

Ist das Traum-Model gefunden, ist es an der Zeit, sich um eine entsprechende Box zu bemühen. In diesem Fall kann uns Parameter Poti 2 weiterhelfen. Es dient dazu, eine der acht zur Verfügung stehenden Boxensimulationen auszuwählen. Entsprechende Infos über das jeweils aktive Speaker-Model liefert einmal mehr das Multifunktionsdisplay. Das GNX-1 bietet zusätzlich die Möglichkeit, die diversen simulierten Boxen-Typen zu tunen. Nachdem man den Status-Button 2 Sekunden gedrückt hat, lassen sich anhand der Potis 2 (Green Cabinet) und 5 (Red Cabinet) die jeweiligen Resonanzeigenschaften der zum Einsatz kommenden Kabinette individuell verändern und an den eigenen Geschmack anpassen. Sowohl die Standard-Speakermodels, als auch die getunten Versionen klingen natürlich und haben einen maßgeblichen Einfluß auf die Wirkung des jeweils verwendeten Amp-Typs. Experimentieren mit den diversen Möglichkeiten des GNX-1 macht Spaß!

Die 8 Boxen-Models

Um entsprechendes auch für den roten Amp-Kanal einzustellen, dienen die Potis 4 (Amp-Model) und 5 (Boxensimulation).

Nach dem Auswählen der Amp-Modelle kann man weitere Einstellungen am Grundsound vornehmen. Ein Druck auf den Status-Button läßt die 5 Parameter Potis zu intuitiv zu bedienenden Amp-Controlern werden. So lassen sich EQ-Einstellungen (Bass, Middle, Treble) vornehmen und Gain sowie Lautstärke (Level) der beiden Amp-Kanäle beeinflussen.

 

Effects 'n' more

Die Software des GNX-1 liefert eine Vielzahl von interessanten Effekten. Die Qualität ist durchweg sehr gut und gerade Specials wie das integrierte Whammy Pedal oder der gut arbeitende intelligente Pitch Shifter, machen viel Freude. Jeder Effekt besteht aus einzelnen Parametern, die sich individuell editieren lassen. Anhand der beiden Effect-Select Buttons werden die zu bearbeitenden Effekte scharfgeschaltet. Dabei zeigt eine LED-Kette unterhalb der Buttons an, in welchem Bereich man sich gerade aufhält.

Detailansicht der Effectssection

Eine aufgedruckte Matrix, rechts neben jedem Effekt, gibt Auskunft über die jeweils bereitstehenden Paramter. Eingestellt werden sie durch die schon mehrfach in Erscheinung getretenen Multifunktions-Potis. Hierbei übernimmt jeder der glorreichen 5 jeweils die Paramter, die in der Matrix unterhalb aufgelistet wurden. Das Handling ist dabei sehr einfach. Ein Drehen im Uhrzeigersinn erhöht den Wert eines Paramters. Gegen den Uhrzeigersinn gedreht, geht das Ganze wieder bergab. Gerade wenn es mal schnell gehen muß, zeigt die Bedienoberfläche des GNX-1, wie einfache und intuitiuv sie angelegt wurde. Schnell ist, ohne das man sich durch unzählige Untermenüs und Zusatzparameter wühlen muß, Live On Stage eine Anpassung der Sounds an die aktuellen räumlichen Bedingungen vorgenommen.

Die Effekte

Jede Editier-Aktion findet ihren krönenden Abschluß im Speichern! Jede Veränderung an einem der Parameter eines Presets, wird durch das Blinken der Store LED angezeigt. Ein Druck auf den gleichnamigen Button, bringt das GNX in die Stimmung, einen Wechsel des Preset-Namens vorzunehmen und die neu entstandene Variante auf einem der 48 zur Verfügung stehenden User-Speicherplätze abzulegen. Und das ist mehr als simpel. Das Pulsieren des ersten Buchstaben der ursprünglichen Preset-Bezeichnung zeigt an, dass er bereit ist, sich verändern zu lassen. Anhand der Data Up/Down Button kann man jetzt den jeweils gewünschten Buchstaben/Zahl auswählen. Um nach getaner Arbeit an die nächste Stelle zu springen, drückt man den Rhythm Button und wiederholt den Vorgang. Ist man mit dem neuen Namen zufrieden, führt ein erneuter Druck auf den Store Button zum nächsten Schritt der Speicher-Aktion: Der Auswahl des neuen Speicherplatzes. Das Erreichen dieses Modus wird durch ein Blinken der ursprünglichen Preset Nummer angezeigt. Unter Zuhilfenahme der Data Up/Down Buttons kann man jetzt den gewünschten neuen Speicherplatz auswählen und ein erneuter Druck auf den Store Button komplettiert den Vorgang!

 

Sonderausstattung
Warp-Antrieb für flinke Finger

Neben nützlichem Zubehör wie der eben schon erwähnten Jam-A-Long Funktion, dem Drum Computer oder dem praktischen Phrasetrainer, bietet das GNX-1 erstmals die Möglichkeit die Eigenschaften verschiedener Amp-Typen miteinander zu kombinieren: zu warpen. Dem so entstehende virtuelle Zwitter-Amp wurde von DigiTech die Bezeichnung HyperModel verpasst. Der Experimentierfreude jedes einzelnen Users sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Egal, ob man nun den transparenten Sound eines Twin Reverb Style Models mit der Power eines errechneten Rectifiers kombinieren will, oder den legendären Sound des AC-30 im Klang eines Fender Bassman aufgehen lassen will, alles ist möglich. Obwohl das dem Hypermodeling zugunde liegende Prinzip recht aufwendige Rechenprozesse erfordert, ist das Erstellen eines neuen Models schnell erledigt. Nachdem man sich im Performance Mode für zwei Basis-Ampmodelle und entsprechende Boxentypen entschieden hat (Grüner und Roter Amp-Channel), es genügt ein Dreh am Warp-Knob, um die Charakteristika der einzelnen Amp-Typen miteinander zu verschmelzen. Bei diesem Warping handelt es sich nicht etwa um ein schnödes Zusammenmischen der verschiedenen Sounds. Der Audio-DNA-Chip des GNX-1 errechnet vielmehr einen Zwischenwert aus den den einzelnen Amp-Modellen zugrunde liegenden Impuls-Samples. Beschränkt sich das Hardware-Warping beim GNX-1 auf das Zusammenrechnen von Amp-Modellen, ermöglicht die im Internet zum freien Download bereitliegende Bedien-Software, auch ein Warping von Boxentypen. Die Bedienoberfläche des Programms ist einfach gestaltet und die optische Unterstützung der verschiedenen Einstellvorgänge erleichtert die Arbeit.

Genug der Worte. Die Firma DigiTech hat uns einige Warp-Audios zur Verfügung gestellt. Hör' sie dir doch einfach mal an.

Warp Nr.1

Warp Nr.2

Warp Nr.3

 

Fazit

Mit dem GNX-1 präsentiert Digitech das erste Modeling Pedal/Multieffektgerät, das mit dem speziell für diesen Anwendungsbereich entwickelten Audio-DNA-Chip ausgestattet ist. Neben sehr guten Amp Models und einer Vielzahl von interessanten Effekten bietet das GNX die Möglichkeit die Eigenschaften verschiedener Amp- und Boxen-Modelle zu verschmelzen und so vollkommen eigenständige Soundvarianten zu generieren (Hypermodels). Das Bedienungsprozedere ist mehr als einfach und Zusätze wie die Jam-A-Long und Learn-A-Lick-Funktionen plus integriertem Drumcomputer machen das GNX-1 zu einem vielseitig einsetzbaren Sparringspartner.

 

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