Crate GTX 212 -

GT ......Xciting

Ein Test von Hansi Tietgen

Bereits mit der Einführung der beliebten GX Serie vor sage und schreibe 12 Jahren hat Crate eindrucksvoll bewiesen, wie effektiv sich modernste Transistortechnik zur Befeuerung erstklassiger Gitarrenverstärker einsetzen lässt. Frei nach dem Motto "Gut ist nicht gut genug" waren die regen Crate-Ampdesigner in der Zwischenzeit natürlich alles andere als untätig und haben den Verstärkern der Serie in schöner Regelmäßigkeit technische Updates angedeihen lassen. Nachdem uns der kleinste Crate-Amp der jüngsten Generation, der 15-Watt starke Übungsgamp GT15 R bereits vor einigen Monaten mit seiner coolen Performance begeisterte, hatten wir jetzt die Möglichkeit zu testen, ob auch einer der großen Brüder, der 120 Watt starke GTX212 hält, was sein wohlklingender Familienname verspricht.

Das GTX Konzept

Bevor wir uns allerdings dem aktuellen GTX212 Amp widmen, hier zunächst einmal einige Detailinfos zur neuen Crate-Produktlinie und der für den Antrieb der Verstärker verwendeten Technologie. Wir rekapitulieren: Anfang 2004 ersetzte Crate die Verstärker der beliebten GX Modellreihe, durch die neue GT Serie. Genau wie bei den Vorgängern basieren auch die Vorstufen der aktuellen Amps auf der patentierten FlexWave Schaltung, mit kaskadierenden Gainstufen. Die in den Verstärkern der GT Serie zum Einsatz kommende fünfte Ausbaustufe der Schaltung hört auf den Namen Evolution 5 und ist das Ergebnis intensiver Entwicklungsarbeit. Mit der smarten Transistorschaltung ist es den Crate Ingenieuren gelungen, dass Verhalten einer in die Sättigung fahrenden Röhre exakt zu simulieren und so den Sound eines übersteuernden Röhrenamps verblüffend "naturgetreu" nach zu stellen. Das Geheimnis der realistischen Performance der FlexWave-Schaltung ist, dass hier vor allem die ersten Harmonischen verzerrt werden, die Höhen dabei aber relativ unbeeinflusst bleiben. Auf diese Weise konnte man der berüchtigten Transistor-Säge entgültig die Papiere gegen und stattdessen Amps auf Transistorbasis präsentieren, die musikalisch komprimieren und entsprechend feinfühlig auf Spielnuancen reagieren. Zusätzlich zur FlexWave Schaltung hat Crate die Amps der GT Serie mit drei hintereinander geschalteten Verstärkungsstufen ausgestattet. Gerät eine Stufe in ihre Sättigung wird sie- ähnlich wie bei aufwändigen Röhrenamps auch- umgehend in die nächste Stufe überführt (kaskadiert). Fehlt uns noch die Endstufe, ein weiterer entscheidender Faktor innerhalb der Signalverarbeitung eines Amps. Die in der neuen Generation zum Einsatz kommenden Low Damping Endstufen verfügen über eine geringe Gegenkopplung und reagieren deshalb sehr direkt und dynamisch auf die sich während des Spiels verändernden Impedanz-Werte (Lautsprecherlast) der angeklemmten Speaker. Auf diese Weise wird es möglich die typischen Reaktionen eines Vollröhrenamps nachzubilden und so auch einen Transitor-Amp mit dem Spielgefühl auszustatten, wie man es sonst nur von Röhrenamps kennt.

Der neue GTX212

Um Verwirrungen vorzubeugen: Trotz des X im Namen ist natürlich auch der von uns getestete Amp ein reinrassiges Mitglied der GT Familie. Durch den Namensunterschied schafft Crate Transparenz und teilt die aktuellen Verstärker, in die Non-Effect Amps der GT Modellreihe und die mit einer digitalen Effektsektion ausgestatteten Verstärker der GTX Serieein. Dabei bildet der, mit satten 120 Watt an zwei 12" Speakern bewaffnete GTX212 Comboamp die Speerspitze der Effects-Serie. Neben seinem gleichstarken GT Pendant, dem GT212 (GT212H), liefert innerhalb der Modellreihe nur der GT350H mehr Dampf. Der GTX212 ist ein Combo-Amp im klassischen Sinne des Wortes. Das hinten offenen Gehäuse besteht aus MDF, das mit robustem Kunstleder bezogen wurde Schwarze Kunststoffprotektoren schützen die Ecken effektiv vor ungewollten Zusammenstössen mit der Proberaumtür, oder dem Bass-Mann, der natürlich mal wieder nicht geübt hat. Trotz seiner bulligen Erscheinung ist der Amp angenehm leicht und entsprechend rückenschonend ist auch sein Handling (Gewicht 22,7 Kg). Wer noch mehr Komfort sucht, dem bieten die mitgelieferten Rollen die Möglichkeit den Amp unbeschwert durch die Gegend zu schieben. Zurück zur Ausstattung: Die beiden verwendeten Crate 12" Custom-Speaker verbergen sich hinter einem strapazierfähigen schwarzen Nylongewebe. Eine schwarze, zirka 5 cm breite Kunststoffleiste, mit mittig angebrachtem, verchromten Crate.Logo trennt die Speaker-Sektion von der Bedienebene.

Das Panel - Die DSP-Sektion

Nicht nur auf der elektronischen Seite hat der GTX212 ein Update erfahren. Auch das Panel des Amps wurde, den neuen Funktionen entsprechend, überarbeitet. Die massivste Veränderung hat dabei die Effektsektion erfahren. Waren beim alten GTX noch alle Effekte als fertige, nicht veränderbare Multieffekt-Presets zusammengefasst, die über einen entsprechenden Regler angewählt und mittels Leveler in ihrer Intensität kontrolliert werden konnten, hat man sich beim neuen 212er für ein anderes System entschieden. Auf dem Panel des Amps warten drei separat regelbare Effektgruppen darauf, vom User ins Spiel gebracht zu werden. So bietet der Multi-Regler zum Beispiel eine Auswahl der angesagtesten Modulationseffekte, der Delay-Regler stellt die beliebtesten "Verzögerungs-Effekte" bereit und der Reverb-Regler versorgt den Amp-Sound mit der nötigen Räumlichkeit. Ausgenommen vom Letztgenannten, sind alle Effektkontroller multifunktionelle ausgelegt. Der Regelweg teilt sich also in unterschiedliche Bereiche auf, von denen jeder einzelne jeweils einen Effekt aktiviert und kontrolliert. So stehen für die meisten der angebotenen Effekt-Typen je drei, in ihrer Intensität (Depth) unterschiedliche Varianten zur Auswahl. Das Handling gestaltet sich dabei mehr als simpel. Schauen wir uns das Ganze doch einmal am Beispiel des Multi-Reglers an. Los geht´s mit dem auf sechs Uhr gedrehten Regler. In dieser Position befindet sich das Effektmodul im Bypass-Modus. Durch Drehen des gerasterten Reglers im Uhrzeigersinn aktiviert man zunächst den ersten der angebotenen Effekte - den Chorus. Innerhalb des Chorus-Bereichs stehen jetzt insgesamt drei Varianten zur Auswahl. Hat man sich durch das Angebot gedreht, gelangt man in die Flange-Sektion" gefolgt von den Effekt-Klassikern Phaser und Vibrato. Abgerundet wird das Angebot durch einen Oktaver, ein Touch-Wah und ein Reverse-Wah. Zusätzlich zur Auswahl der Effekt-Tiefe über die innerhalb des Multi-Reglers bereitgehaltenen Variationen, bietet die DSP Sektion des GTX212 auch noch die Möglichkeit, die Geschwindigkeit (Speed) einzelner Effekte zu beeinflussen. Dies erledigt der Tap-Taster per Knopfdruck. Dabei misst er die Zeitspanne die zwischen zwei Taps vergeht (innerhalb einer Sekunde) und ordnet dem gefundenen Wert eine entsprechende Effektgeschwindigkeit zu. Bei ungeraden Taps (1,3,5 etc.) fährt die Geschwindigkeit auf den Maximalwert hoch. Neben der Kontrolle der Effektgeschwindigkeit hat der Tap-Taster aber noch eine weitere Funktion und übernimmt das Speichern einmal gefundener Effektsettings. Dabei sind jedem Kanal zwei Speicherplätze zugeordnet. Die Settings sind direkt mit den Kanälen verknüpft und werden durch entsprechendes Umschalten aktiviert. Ohne angeschlossenen Fußschalter steht pro Kanal allerdings nur ein Preset zur Verfügung. Beide Patches sind ausschließlich mit dem im Lieferumfang enthaltenen 3fach- Fußschalter erreichbar.

Das Panel - Die Amp-Kanäle

Wie eben schon erwähnt handelt es sich beim GTX212 um einen waschechten 3-Kanaler, mit jeweils getrennter Klangregelung für jeden der drei Kanalzüge. Im Details: Der Clean-Kanal kommt mit einem 3-Band EQ und einem Volume-Regler zur Anpassung der Gesamtlautstärke. Crate hat den Kanal so ausgelegt, dass er selbst bei großen Lautstärken einen kristallklaren Sound abliefert. Ganz anders der Rhythm-Kanal. Mit Hilfe des Gain-Reglers hat man die Möglichkeit sich aus einer breiten Palette der angesagtesten Zerr-Sounds zu bedienen. Das Angebot reicht von zarten Blues-, und Crunchsounds bis zur dynamischen Rock-Riff und Lead-Bedienung. Zur Anpassung der Performance an persönliche Vorlieben, steht ein effektiv zupackender 3-Band EQ zur Verfügung. Der Solo-Kanal macht gaintechnisch da weiter, wo der Rhythm-Kanal aufhört und ist der Spezialist für fette Riff-, und Solo-Sounds. Das Gain-Aufkommen kann man, ohne Übertreibung als gigantisch bezeichnen. Hier werden New-Rocker genauso souverän bedient, wie Gitarristen die davon träumen ihre lichtschnellen Solo-Licks mit einem sahnigen Turbo-Sound in den Äther zu jagen. Genau wie beim Vorgänger teilt sich auch der Solo-Kanal des neuen GTX212 die Klangregelung mit dem Rhythm-Kanal. Um dennoch sicher zu stellen, dass sich die Sounds der beiden Kanalzüge individuell anpassen lassen, setzt Crate - einmal mehr- auf die Vorzüge eines bewährten All-In-One Wunders - des patentierten Shape-Reglers . Der bereits 1985 zum Patent angemeldete Klang-Regler wurde so konzipiert, dass er die Funktion eines 3-bandigen EQs in einem Poti bündelt. Ein Dreh im Uhrzeigersinn hebt die Bässe und Höhen an und senkt zeitgleich die Mittenanteile. Dreht man den Regler entgegen den Uhrzeigersinn werden die Höhen- und Bass-Anteile abgesenkt und die Mitten betont. Aber das ist noch nicht alles. Parallel zu den beschriebenen Justierungen verändert sich der Frequenzansatzpunkt des Mittenreglers, eine Maßnahme, die einen massiven Einfluss auf den Sound des Amps hat und den Shape-Regler zu einem äußerst effektiven Tool werden lässt. Da der Regler in seiner Wirkung optimal auf sein Einsatzgebiet abgestimmt wurde ist es- trotz der Jobteilung der Klangreglung - problemlos möglich, den Sound des zweiten Kanal mit Hilfe des 3-Band EQs so einzustellen wie man ihn braucht - ohne dabei Kompromisse im Lead-Kanal in Kauf nehmen zu müssen (siehe auch Praxis).

Zusatz-Features

CD IN Buchse - Die praktische CD In Buchse erweitert das Einsatzgebiet des GTX212 enorm. Das Signal eines hier angeschlossenen CD-,oder MD Players (Drumcomputer geht auch) wird automatisch dem Gitarrensignal zugemischt und kann den Musiker so z.B. mit Play Along Trax und Grooves versorgen.

Insert - Wer das Angebot an internen Effekten mit individuellen externen Effektgeneratoren erweitern möchte, dem bietet der separate Effektweg des GTX212 die Möglichkeit dazu. Der Anschluss erfolgt über ein entsprechend gelötetes Y-Kabel. Crate bietet für diesen Zweck aber auch fertig konfektionierte Kabel-Lösungen an.

Die Praxis

Der Praxis-Teil unseres Tests fand in Verbindung mit einer Music Man Silhouette Special statt (Tonabnehmer-Bestückung H,S,S). Als sanften Einstieg in den Test-Zyklus haben wir uns zunächst einmal den Clean-Kanal des Amps zur Brust genommen. In Kombination mit dem Hals, und dem Mittel-Pick-Up der Gitarre liefert der GTX212 eine sehr warme Sound - Basis, die sich mit Hilfe der 3-bandigen Klangregelung problemlos in alle gängigen Stil-Richtungen drücken lässt. Der Sound bleibt auch bei hohen Lautstärken absolut clean. Und der GTX212 kann wirklich richtig laut. So laut, dass man sich fast nicht traut den Gain-Regler über die Mittelstellung hinaus zu bewegen. Mit diesem Headroom im Gepäck wird man garantiert in jeder Situation keine Probleme haben die Oberhand zu behalten. Auch mechanisch zeigt die Amp-Konstruktion keinerlei Schwächen und so sind selbst in Kampflautstärke und bei massiv geboosteten Bässen, keine ungewollten Vibrationen zu vernehmen. Die erstklassigen Grundsounds des Amps bilden die ideale Basis für den Einsatz der DSP Sektion. Die Qualität der gelieferten Effekte ist sehr gut. Durch die Möglichkeit die einzelnen Module flexibel miteinander kombinieren zu können, erschließt sich dem User ein sehr breit gefächertes Sound-Angebot. Auch die Bedienung und die Justierung der Effektgeschwindigkeit/Delay-Time über den Tap-Taster, funktioniert nach einer gewissen Eingewöhnungsphase einwandfrei. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl lassen sich alle gängigen Effekt-Settings problemlos realisieren. Und das gilt auch für die angebotenen Delay-Effekte. Weiter geht´s im Crunch-Kanal. Der Gain-Regler arbeitet extrem feinfühlig und bietet die perfekte Kontrolle über die gelieferte Verzerrung. So sind leicht angezerrte Blues-Sounds genauso überzeugend realisierbar, wie stramme Rock-Riff und Solo-Sounds. Die Amp-Performance ist sehr dynamisch, die Verzerrung harmonisch und absolut natürlich. Dank des üppigen Leistungsüberschusses des GTX212, muss man sich auch bei sehr dezentem Gain-Einsatz zu keinem Zeitpunkt sorgen um die Lautstärke und das Durchsetzungsvermögen machen. Hier liegt Gas satt an! Die Klangregelung des Amps arbeitet sehr effektiv und hält die im Überfluss vorhandenen Höhen-, Mitten und Bass-Reserven perfekt im Zaum. Auf diese Weise sind präzise Riff-, und Leadsounds für den GTX212 genauso wenig ein Thema, wie sahniges Bluesen. Noch ein paar Worte zur Qualität der Verzerrung. Hier hat Crate einmal mehr ganze Arbeit geleistet. Der eben schon verwendete Begriff "Natürlich" bringt die Sache auf den Punkt. Aber auch "Ehrlich" passt hier wie die sprichwörtliche Faust auf´s Auge. Dieser Amp will gespielt werden und dankt dies mit einer detailgetreuen Abbildung aller Nuancen - inklusive der klanglichen Eigenarten der jeweils verwendeten Pick-Up Konfigurationen. Eben genau wie ein guter Röhrenamp. Der Solo-Kanal macht gaintechnisch da weiter, wo der Rhtythm-Channel aufhört. Das Zerr-Reservoire ist gigantisch und so werden auch gainsüchtige Heavy-Rocker beim GTX212 voll auf ihre Kosten kommen. Genau wie im Clean-Kanal hat der Amp auch hier selbst bei hohen Lautstärken alles fest im Griff. Neben den drückenden und zu jeder Zeit differenzierten Riff-Sounds, sind es gerade die Solo-Sounds die Spaß bringen. Dank des sehr subtil arbeitenden Shape-Reglers und der sauberen Widergabe des Amps werden wirklich alle Stilistiken optimal unterstützt. So kommen durchgängig gepickte Licks genauso perfekt rüber, wie brachiale Drop-Tuning Riffs. Und dank der natürlichen Kompression, werden auch lichtschnelle Legato-Linien supergleichmäßig und ohne Dynamikeinbrüche an die Luft gesetzt. Das sich die beiden Zerr-Kanäle die Klangregelung teilen hat sich während des Test in keiner Weise nachteilig ausgewirkt. So kann man mit dem 3-Band EQ seinen "Favoriten" im Rhythm-Kanal einstellen und hat- dank der Effektivität des Shape-Reglers - auch im Solo-Kanal nach wie vor eine optimale Kontrolle über die Performance der High-Gain Sounds. Noch ein paar Worte zur DSP Sektion. Auch in Verbindung mit den Zerrsounds machen die angebotenen Effekte einen richtig guten Job. Egal ob man seine Licks nun mit einem dezenten Hall/Delay öffnen, oder das Heavy-Brett mit einer gehörigen Portion Phaser aufdicken möchte -alles lässt sich schnell und in ansprechender Qualität realisieren. Auch bei hohen Gain-Leveln und massiv eingesetzten Effekten bleibt der Sound differenziert und gut ortbar.

Fazit

Der neue Crate GTX212 ist ein absolutes Allround-Talent das , dank einer kompletten Ausstattung und 3-kanaliger Auslegung ein sehr breites Einsatzspektrum abdecken kann. Die gelieferten Sounds sind von sehr guter Qualität, verfügen über eine röhrentypische Dynamik und machen einfach nur Spaß. Und dabei ist es ganz egal ob man nun auf ultracleane Jazz-, und Popklänge steht, oder der Hardcore-Fraktion angehört. Die neue Möglichkeit die Effekte der DSP-Sektion frei miteinander kombinieren zu können hat sich bewährt und so ließen sich im Test alle gängigen Effektkonfigurationen und Settings absolut problemlos und schnell realisieren. Da sich jedem der Kanäle zwei Effektpresets zuordnen lassen und diese auch noch per Fußschalter abrufbar sind , macht der GTX212 auch On Stage einen perfekten Job. Und dank des üppigen Leistungsüberschusses, der zwei 12" Speaker und einer in jeder Lautstärke souveränen Performance können sich auch druckverwöhnte Drop-Tuning User mit dem GTX im Rücken ganz beruhigt zurücklehnen und genießen.

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