Cort Mirage 520 -

ein Test von Hansi Tietgen

In einer Zeit, in der selbst hartgesottene Rocker mit teuren Edel-Klampfen hantieren, kann ein Nacheifern seiner Idole schon mal ein paar tausend Euros mehr kosten, als man eigentlich zur Verfügung hat. Im Normalfall hilft da nur eins: Sparen! Aber das kann bei den aufgerufenen Summen- erfahrungsgemäß - schon mal etwas länger dauern. Um die Zeit des Wartens sinn- und stilvoll zu überbrücken, bietet Cort mit der Mirage 520 jetzt eine E-Gitarre an, die in der Lage ist den Traum von der kultigen Axt im Edeloutfit ein Stück weit zu realisieren, ohne dabei dem bereits Ersparten all zu sehr auf die Pelle rücken zu müssen.

KK- Korpus und Konzept

Gitarren aus dem Hause Cort erfreuen sich in den letzten Jahren einer stetig wachsenden Beliebtheit. Auch weltbekannte Musiker wie Bass-Legende T.M. Stevens oder der ehemalige Sting Gitarrist und Studio-Ass Hiram Bullock nutzten bereits das Know How der erfahrenen Cort Gitarren-Designer, um sich individuelle Signature Instrumente auf den Leib schneidern zu lassen. Eine Tatsache, die sicher für sich spricht. Und wer das Angebot im Auge behalten hat, der wird wissen, dass es Cort in den letzten Jahren immer wieder gelungen ist, neben den exklusiveren Signature Modellen, Instrumente zu produzieren, die auch im Preisbereich unter der 500 Euro-Grenze qualitativ eine ganze Menge zu bieten haben.

Mit der uns zum Test vorliegenden Mirage 520 stellt Cort jetzt eine überarbeitete Variante der bereits im letzten Jahr releasten Mirage 500 vor. Genau wie schon das Vorgängermodell, besticht auch die aktuelle Variante durch einen günstigen Preis, bei einer kompletten Ausstattung. Die unsymmetrische Doublecutaway Form der Mirage orientiert sich am Design der mittlerweile zum Klassiker gewordenen PRS Gitarren. Der Korpus wurde aus einem Stück Mahagoni gefertigt, eine Wahl die zeigt, wohin die Reise gehen soll. Schließlich versorgte das spezifische Klangverhalten des beliebten Tonholzes bereits Kultinstrumente wie die Les Paul mit warmen, sustainreichen Sounds. Die Decke der Mirage ist leicht gewölbt und läuft zu den Seiten hin plan aus. Lackiert wurde das Instrument in einem dezenten Cherry Sunburst Ton. Der hochglänzende Lack macht einen guten Eindruck, ist makellos aufgebracht worden und gewährt einen ungehinderten Blick auf die dezente, mahagonitypische Maserung. Auch in Sachen Pick-Up Bestücken gibt sich die Mirage traditionell. Zwei, in cremefarbenen Rähmchen montierte Humbucker (Mighty Mite) mit verchromten Kappen, versorgen die Gitarre mit der nötigen Power. Geschaltet werden die beiden Doppelspuler durch einen griffigen 3-Wege Pick-Up Selektor, der, praktisch positioniert in einer kleinen Fräsung im Bereich unterhalb der Bridge zu finden ist. Sowohl die Lage, als auch die Tatsache das der Schalterweg durch den leicht schrägen Einbau, der natürlichen Bewegung der Hand während der Schalterbetätigung folgt, machen das Umschalten im Spielbetrieb zu einer einfachen und sicheren Angelegenheit. Weitere Bedienelemente sind ein für beide PUs zuständiger Volumenpoti und der, mit einer zusätzlichen Push/Pull Funktion ausgestattete Tone-Poti. Mit seiner Hilfe lassen sich die beiden Humbucker in den Single-Coil Modus bringen.

In Sachen Saitenbefestigung und Bridge, setzt Cort auf eine Kombination aus Stop-Tailpiece und Tune-O-Matic Bridge. Beide Komponenten sind verchromt. Die Reiter der Bridge lassen sich leichtgängig und präzise justieren und auch das Einstellen der Saitenlage anhand der beiden Rädelschrauben geht problemlos vonstatten.

Der Hals

Genau wie der Korpus wurde auch der zweiteilige Hals der Mirage aus Mahagoni gefertigt. Die spezifischen Klangeigenschaften des offenporigen Mahagonis unterstützen den warmen Grundklang der Gitarre und passen optimal zu der durch Verleimen realisierten Hals/Korpus Verbindung. Denn tatsächlich nimmt auch die jeweils gewählte Verbindungsart direkten Einfluss auf den Charakter des Tons eines Instruments. Eine Gitarre mit geschraubten Hals wird immer eine Spur direkter und härter klingen, als eine, die mit einem geleimten Hals versehen wurde. Auch in dieser Hinsicht steht die Mirage also ganz in der Tradition solcher Instrumente wie der Les Paul. Somit wird es sicher niemanden wundern, dass auch in Sachen Mensur die kürzere 628 mm Variante zum Einsatz kommt. Das aufgelegte Palisander-Griffbrett wird durch 22 sauber eingesetzte und abgerichtete Bünde im Medium Jumbo Format eingeteilt und durch Dot-Inlays verziert.

Ein Hingucker ist die Kopfplatte der Mirage. Die schwarz lackierte, relativ kleine "Platte", mit dem kecken Einschnitt in der rechten oberen Ecke, ist ein Cort Trademark, dass auch schon bei Instrumenten wie den Artisan Bässen oder dem der T.M. Stevens Funk Machine zum Einsatz kam. Neben dem chromfarbenen Cort-Schriftzug, bietet sie Features wie die sechs, geschlossenen Mechaniken oder die obligatorische Platte zur Abdeckung der Halsstellstabschrauben-Fräsung. Die Anordnung der leichtgängigen, präzise zu bedienenden Mechaniken ist so realisiert worden, dass der Weg der Saiten über den Sattel perfekt verläuft. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass ein Festklemmen der Saiten in den Sattelkerben ausgeschlossen wird und garantiert so - selbst bei extremen Bending-Orgien - eine optimale Stimmstabilität.

Die Praxis

Die Gitarre hängt willig und ausgewogen am Gurt. Trotz des verbauten Mahagonis, ist das Gewicht der Gitarre als durchaus angenehm zu bezeichnen. Besuche beim Orthopäden oder der Massagepraxis um die Ecke bleiben so auch Vielspielern erspart. Schon unverstärkt gespielt zeigt sich, dass sich die Papierform der Mirage auch in der Praxis bestätigt. Der Sound ist warm und relativ sustainreich, springt zügig an und bildet auch Nuancen im Spiel willig ab. Das Shaping des Halses ist angenehm dimensioniert und vermittelt ein komfortables Spielgefühl. Die Saitenlage ist gut, lässt alle gängigen Spieltechniken problemlos zu und macht auch "Berufseinsteigern" das Leben leicht.

ÜBRIGENS: Zur besseren Vergleichbarkeit der einzelnen PG Tests, haben wir die Mirage, die ursprünglich mit 009er Saiten bezogen war, mit einem 010-046er Saiten-Satz ausgestattet. Die kürzere Mensur der Gitarre und die damit einhergehende geringere Saitenspannung, unterstützt auch bei der Verwendung stärkerer Saitensätze eine gute Bespielbarkeit - selbst dann, wenn man im Normalfall ein ausgewiesener 009er Purist ist.

TIPP: Gerade Freunden des New Rocks kann man im Allgemeinen nur empfehlen Gitarren mit kurzen Mensuren vor Detune-Aktionen jedweder Art, mit einem dickeren Saitensatz zu bedenken. Nur so ist gewährleistet, dass die durch ein Herunterstimmen auftretende Erschlaffung der Saiten im Rahmen bleibt und sich nicht negativ auf die Intonation des Instruments auswirkt.

Der eigentliche Live Test und das Recording der Audios fand mit Unterstützung der diversen Amp-Models des Vox Valvetronix statt. Im Zerr-Betrieb liefert der Bridge Pick-Up einen strammen und transparenten Ton. Auch Sounds mit jeder Menge Gain kommen ausreichend gut ortbar rüber. Trotz der kurzen Mensur und der damit gerade bei der Verwendung preisgünstiger Tonabnehmer häufig verbundenen Undifferenziertheit im Bass-Bereich, macht die Gitarre auch dann noch eine angemessene Figur, wenn man sie um einen Halbton herunterstimmt. Und dieser durchaus positive Eindruck setzt sich auch im Lead-Einsatz fort. Nicht zuletzt dank der verbauten Tonhölzer überzeugt die Gitarre mit warmen, sustainreichen Sounds . Ein Zug am, mit Push/Pull Funktion ausgestatteten Tone Regler, bringt den Bridge Humbucker in den Single-Coil Modus. Und auch hier gibt es wirklich nichts zu meckern. Der "Einspul" Sound des Mighty Mite Pick-Ups hat Charakter und kann sich durchaus hören lassen. Das gleiche gilt auch für den Hals-Pick-Up. Auch in dieser Position überzeugt die Mirage mit typischen, ansprechenden Sounds.

Als durchaus repräsentativ erweisen sich auch die Clean-Sounds der Gitarre. Die Performance ist ausgewogen und deckt ein breites stilistisches Spektrum ab. Die Klangeigenschaften des Mahagonis wirken sich mäßigend auf den, im Clean-Betrieb häufig eher spitzen, perkussiven Klangcharakter des Bridge Pick-Ups aus und eröffnen so zusätzliche interessante Sound-Varianten.

Fazit

Ohne den Preis von 380 Euro als Legitimation für eine gute Kritik vorschieben zu müssen, kann man die Mirage als ein wirklich gelungenes Instrument bezeichnen. Dank Features wie dem massiven Mahagoni-Korpus und Hals, zwei kräftigen Humbuckern oder der klangprägenden 628mm Mensur, bietet das gut verarbeitet Instrument sowohl Einsteigern, als auch fortgeschritteneren Spielern einen repräsentativen Einblick in die Klangwelt typischer Instrumente der Bauart. Die Möglichkeit, die PickUps per Push/Pull Poti in den Single-Coil Modus zu bringen, versorgt die Gitarre mit zusätzlichen Soundvarianten. Die Bespielbarkeit des schlanken Halses ist gut und lässt alle gängigen Spieltechniken problemlos zu. Alles in allem ist die Mirage 520 ein Instrument, das sich problemlos in den unterschiedlichsten Stilrichtungen einsetzen lässt, "Berufseinsteigern" das Leben leicht macht und auch bei wachsender Spielerfahrung Freude bereiten kann.

Specs
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22 medium Jumbos
  • Halsbr. Sattel: 42 mm
  • Halsbr. 12. Bd: 52 mm
  • Mechaniken: ölverkapselt, verchromt
  • Hardware: Tune-O-Matic Bridge, Stop Tailpiece verchromt
  • Pick-Ups: 2x Humbucker (Mighty Mite)
  • Regler: 1x Volumen, 1x Tone inklusive Push/Pull Funktion Single-Coil Splitting
  • Preis: € 380,- unverb. Preisempfehlung

ÜBRIGENS: Die Mirage 520 ist auch im Farbton Amber lieferbar

 

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