Brian Moore iGuitar91.13

Ein Test von Hansi Tietgen

Mit der iGuitar 1000 Serie wendet sich Brian Moore an all jene Gitarristen, die mehr , als "nur" standardmäßig abrocken wollen und dabei keine Berührungsängste mit "Teufelswerk" wie Gitarren-Synthies oder Hard-Diskrecording via Computer haben. Tatsächlich kommt man bei der Beschreibung der uns zu Test vorliegenden 91.13 ohne die Bezeichnung "Eierlegende Wollmilchsau" zu bemühen, nur schwer aus - schließlich hat die Gitarre alles an Bord, was modernste Tonabnehmer-Technik zu bieten hat - verpackt in einem anmutigen Äußeren.

Korpus und Konzept

Ihre Auslegung als "abhahmetechnisches Multitalent" sieht man der 91.13 auf den ersten Blick allerdings nicht an und dementsprechend sucht man futuristisch anmutende Bedien-, und Designelemente bei der iGuitar vergebens - gut so. Der zeitgemäß geshapte Korpus folgt dem typischen Double-Cutaway Design und wurde aus Nato gefertigt. Die Mahagoni-Unterart kommt mit ähnlichen Eigenschaften, wie die bekanntere "Verwandtschaft" und versorgt die Gitarre mit einem sustainreichen, warmen Sound, mit dezenten Höhen und singenden Obertönen. Um der ausgewogenen Basis den nötigen Biss und ein Plus an Durchsetzungskraft mit auf den Weg zu geben, hat Brian Moore der 91.13 eine wunderschöne, gewölbte Riegelahorn-Decke (bookmatched) spendiert. Da der Übergang zwischen den beiden Materialen handwerklich perfekt gemacht wurde, konnte man es sich problemlos erlauben auf ein entsprechendes Binding zu verzichten.

Im ersten der drei Anwendungs-Modi der iGuitar, dem Standard-Betrieb, sorgen insgesamt drei hausgemachte Brian Moore Alnico-PickUps für die nötige Power. Dabei kommt in der Mitte ein iM Single-Coil Pickup zum Einsatz, flankiert von je einem iM' Alnico Humbucker in der Bridge-, und Neck-Position. Geschaltet und kontrolliert werden die Drei über einen 5-Wege Pickup Wahlschalter und einen Master-Volume-, und Tone-Regler.

Verborgen in den Reitern des Standard-Vibratos wartet Abnahme-Instanz Numero #2 auf den Einsatz: Der RMC Piezo-Pickup. Das hochwertige System liefert Sounds, die sich an der Performance elektroakustischer Gitarren orientieren und kommt mit einem separaten Volume-Regler. Das Signal wird über die ergonomisch eingelassene Stereo-Klinkenbuchse auf der Rückseite der 91.13 ausgegeben Um es nutzen zu können benötigt man ein entsprechend konfektioniertes Stereo Y-Kabel. Elektroakustische Sounds sind aber nicht alles, was das Piezo-System drauf hat. Parallel zum "puren" Betrieb nutzt Brian Moore das in der Bridge abgegriffene Signal als Basis für Anwendungs-Mode Numero #3: Das 13-Pin RMC Synth-System. Diese Herangehensweise macht es nicht nur möglich auf einen externen HEX Pickup zu verzichten (gut für die Optik :o)). Auch das Tracking (Synchronisation des Gespielten mit dem verwendeten Synthie) konnte durch den Einsatz der Piezos als Signal-Lieferanten für das Synthie-System weiter verbessert werden. Die Ausgabe des Signals erfolgt über die typische 13-Pin Buchse in der Zarge der iGuitar (siehe Praxis). Kontrolliert wird das Ganze über einen separaten Volume-Regler und zwei Minischalter. Dabei übernimmt Schalter 1(3-Wege Variante) die Auswahl des jeweils aktiven Pick-Up Systems. Nach oben geschaltet sind nur die Magnetischen Pick-Ups aktiv, nach unten nur das Synth-System. In der Mittelstellung laufen beide Systeme synchron und man hat die Möglichkeit auf coole Misch-Sounds zurück zu greifen (siehe Praxis). Der Funktion des zweiten Schalters ist abhängig vom verwendeten Gitarren-Prozessor und dient z.B. dem Weiterschalten der Presets.

Da die Piezo/Synthie Elektronik aktiv ausgelegt ist, muss sie über eine 9V Blockbatterie mit der nötigen Power versorgt werden. Der kompakte Energiespender findet in einem entsprechenden Batteriefach auf der Rückseite der iGuitar platz.

Der Hals

Der Hals (Mensur 648mm) der 91.13 besteht aus einem Stück Ahorn und ist mit einem Palisander-Griffbrett belegt. Vier Bolzenschrauben garantieren eine feste Verbindung mit dem Korpus. Die Mensur wird durch 22 sauber eingesetzte Mediumjumbo-Bünde eingeteilt. Schlichte Dot-Inlays in Griffbrett und Sichtkante, sorgen für die nötige Lagenorientierung. Das gewählte Halsprofil liegt sehr angenehm in der Hand und ergibt, in Verbindung mit dem flachen 15" Radius (Wölbung des Griffbretts) einen sehr gut zu bespielenden Arbeitsplatz, der auch HiTech Spieler problemlos zufrieden stellen wird. Den nötigen Druck auf den Sattel erhalten die Saiten durch eine stark versetzt angeordnete Kopfplatte. Angenehmer Nebeneffekt: Auf stimmungstötende Saitenniedrighalter konnte verzichtet werden. Die Kopfplatte an sich ist das Aushängeschild der Brian Moore Gitarrenlinie und ein designtechnisches Schmankerl .Die schnittige, dreidimensional geshapte "Platte" wurde auf der Front schwarz lackiert und bietet Platz für sechs, unsymmetrisch 4 zu 2 angeordnete Mechaniken. Da die Halsstellschraube am unteren Ende des Halses untergebracht ist, nutzt Brian Moore den freigewordenen Platz auf der Kopfplatte für das obligatorische iM Logo.

Die Praxis

Zunächst soll die 91.13 einmal zeigen was sie im Standard-Modus zu bieten hat. Als Verstärker kommt ein Crate 3112 V-Series Amp zum Einsatz. Der Bridge-Humbucker liefert einen kräftigen Output und entlockt dem Crate satt verzerrte, transparente Sounds. Auch am Gain-Limit des Amps bleibt die Performance sehr differenziert und so sind massive Hard-Rock-Riffs genauso drin, wie das obligatorische Drop D´ing. Und dieser durchweg positive Eindruck setzt sich auch im Lead-Einsatz fort. Nicht zuletzt dank der verbauten Tonhölzer überzeugt die Gitarre mit warmen, sustainreichen Sounds . Das Shaping des Halses ist angenehm dimensioniert und vermittelt aus dem Stand ein sehr komfortables Spielgefühl. Die Saitenlage ist von Werk ab gut eingestellt und lässt alle gängigen Spieltechniken zu. Kommen wir zum Single-Coil. Auch der Sound des iM Einspulers kann sich hören lassen und gibt die typischen Klangeigenschaften der Mittelposition optimal wieder. Das gleiche gilt auch für den Hals-Pick-Up. Besonders die Leads können sich hören lassen.

Der Sound ist warm und sustainreich (von Muff keine Spur), springt zügig an und bildet alle Spieldetails willig ab.

Als durchaus repräsentativ erweisen sich auch die Clean-Sounds der 91.13. Die Performance ist ausgewogen und deckt ein breites stilistisches Spektrum ab. Die Klangeigenschaften des Mahagonis wirken sich mäßigend auf den, im Clean-Betrieb häufig eher spitzen, perkussiven Klangcharakter des Bridge Pick-Ups aus und eröffnen so zusätzliche interessante Sound-Varianten. Der Single-Coil liefert knackige Clean-Sounds - ideal für coole Funk-Vamps und glockige Chord-Work. Auf der Suche nach runden, warmen, raumfüllenden Akkordsounds wird man in der Neck-Position fündig.

Weiter geht´s mit dem Piezosystem. Der Test fand in Verbindung mit dem Clean-Kanal des Crate statt. Aber auch direkt ins Pult gespielt sollte die iGuitar beweisen was sie drauf hat. Schon in Kombination mit dem Clean-Kanal des Amps zeigt sich die Qualität des verbauten RMS Piezo-Systems. Der gelieferte Sound ist piezotypisch trocken und präzise und sorgt, gerade im Bandzusammenhang für gute "quasiakustische" Ergebnisse. Durch die spezifische Klangverarbeitung in einem Mischpult und die Widergabe über ein entsprechendes Lautsprecher-System lässt sich dieser Eindruck noch verstärken. So sind gerade bei Recordings( in Verbindung mit anderen Instrumenten), und dem geschickten Einsatz von "geschmeidig machenden" Effekten (ein wenig Hall und Chorus zum Beispiel) absolut amtliche elektroakustik Sounds im Angebot. Richtig cool ist auch der Mischbetrieb mit den Standard-Tonabnehmern. Da jede der drei "Abnahme-Instanzen" über einen eigenen Volume-Regler verfügt, sind der Kreativität in dieser Hinsicht keine Grenzen gesetzt.

Bleibt uns noch der 13-Pin Betrieb. Als Sound-Lieferant haben wir uns in dieser Disziplin ein Referenzgerät der Klasse ausgesucht: Den Roland GR-33 Gitarrensynthesizer. Das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung eines midifähigen Tonabnehmer-Systems ist die Güte des sogenannten Trackings (der Zeit, die vergeht bis ein auf der Gitarre gespielter Ton im Synthesizer ankommt, verarbeitet und widergegeben wird). In den Anfängen der Technik musste man sein Spiel tatsächlich noch massiv umstellen und quasi vor der Zeit spielen, um im Endeffekt ein in Sachen Timing korrektes Ergebnis zu erzielen - ein gutes Beispiel hierfür sind die Aufnahmen des jungen Pat Metheny Anfang der 80er Jahre. Doch der technische Fortschritt sorgte schnell für Abhilfe. Schon mit normalen hexafonischen Pick-Ups wie dem Roland GK-2A lassen sich heutzutage sehr gute Ergebnisse erzielen. Die iGuitar setzt in dieser Hinsicht noch einen drauf und besticht durch ein absolut natürliches Spielgefühl. Und das nicht nur in Verbindung mit smoothen Synthie-Streichersounds, oder Singlenote-Lines. Auch im Allgemeinen zickiger reagierende Sounds, wie z.B. Piano-Presets sind stressfrei spielbar - selbst dann, wenn man komplexere Akkordfolgen "abdrückt" . Gerade wenn man kein begnadeter Keyboarder ist, seine Recordings aber dennoch mit einigen fetten Flächen, oder Orgel-Fill Ins verdicken möchte (ohne das Ganze in einem Sequenzer programmieren zu müssen), leistet die iGuitar ganze Arbeit. Außerdem lässt sich die Gitarre problemlos mit dem PC vernetzen, so dass auch der Einsatz in Verbindung mit entsprechender Recording-Software bzw. Notationsprogrammen im Handumdrehen möglich ist. Dank der Option des Synchron-Betriebs mit den anderen Tonabnehmer-Systemen ist aber auch die Bühne und der Proberaum eine ideale Umgebung für die iGuitar.

Fazit

Mit der 91.13 bietet Brian Moore ein multifunktionell ausgelegtes Instrument, das schon im Standard-Betrieb zu überzeugen weiß. Die gelieferten Sounds sind amtlich, die Bespielbarkeit top. Und auch in Sachen Verarbeitung wird man bei der optisch gelungenen Gitarre bestens bedient. Genauso schlagkräftig wie die "magnetische Seite" präsentiert sich die "i-Ausstattung" der 91.13. Im Alleinflug liefert der in der Bridge verborgene Piezo-Pickup sehr gute elektroakustische Sounds. Aber auch als Signallieferant für das RMS Synthie-System ist der Piezo ein absoluter Profi. Das Tracking der Gitarre ist perfekt und macht den Einsatz in Verbindung mit einem 13-pin Gitarrenprozessor zum Kinderspiel. Aber auch das technische Handling der beiden Zusatz-Funktionen hat sich das Prädikat "intuitiv" redlich verdient. Gitarristen, die nach einem Instrument suchen, mit dem man die eigene Kreativität in allen möglichen Facetten ausleben kann, sollten die Brian Moore unbedingt mal antesten - und teuer ist das ganze auch nicht!

Specs

  • Korpus: Nato
  • Decke: Massives Ahorn (Bookmatched)
  • Hals: Ahorn, geschraubt
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22, medium Jumbo
  • Mensur: 648mm, 15" Radius
  • Halsbreite: Sattel: 40mm 12.Bund: 52mm
  • Mechaniken: iM' Präzisions-Tuner
  • Hardware: verchromt`
  • Bridge: Vintage Tremolo, mit integriertem RMC Piezo-Tonabnehmer
  • Pick-Ups: 2 x iM' Alnico Humbucker und 1x Single coil
  • Special: 13pin RMC System, kompatibel mit allen 13Pin Gitarren-Prozessoren (z.B. Roland)
  • Preis: 699,00 Euro inkl. Gigbag

Die Test-Sounds zum Download: No1 - No2 - No3

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