Die Ibanez RG 2020 X Handlicher Doppelpack

Ein Test von Hansi Tietgen

Wer hat ihn nicht schon einmal geträumt, den Traum von einer Gitarre für alle Gelegenheiten. Mit der RG 2020 X hebt die Firma Ibanez jetzt ein Modell aus der Taufe , das uns diesem Traum einen gehörigen Schritt näher bringen kann. 2 in 1 gehört ab sofort auch in der Welt der Sechs-Saiter zum guten Ton.

Gerade im Studio hat man unglaublich viele Möglichkeiten, die eigenen Songs, durch den Einsatz unterschiedlichster Instrumente, aufzuwerten. In der harten Realität der Bühne scheitert die Sound-Vielfalt oftmals schon am erstbesten Akustik-Gitarrenpart. Doch das muss nicht so sein. Mit dem neuen Double Edge Tremolo System bietet Ibanez jetzt ein Konzept an, das dem soundverliebten Vielseiter ein ziemlich komplettes Klangspektrum liefern kann. Neben den bekannten Standards der E-Gitarren-Sounds bietet der im Tremolo-System integrierte Piezo-Tonabnehmer, akustische Klänge en gros.

Der Korpus - Beim Grundkonzept der Gitarre setzt Ibanez einmal mehr auf das erprobte Design der RG Serie. Geformt wurde der Klassiker diesmal aber nicht aus amerikanischer Linde (Basswood) sondern aus Mahagoni, einer Holzart also, die mit ihrem spezifischen Schwingungsverhalten, die geforderten Klangeigenschaften der Gitarre noch unterstützen kann. Das Shaping des Bodies macht die Gitarre sehr komfortabel zu händeln und die tief eingeschnittenen Cutaways garantieren einfachsten Zugriff, auch auf die höchsten Lagen des Halses. Die Lackierung der Klampfe hört auf den Namen Transparent Red (TR) und macht ihrem Namen alle Ehre. Sie bietet einen ungehinderten Einblick auf die Mahagoni-typische Maserung der Axt. Die Lackierung ist perfekt ausgeführt. Apropos perfekt ausgeführt: Sowohl die Aussparungen für die Pick-Ups, als auch die Unterfräsung des Lo-Pro Edge Tremolos sind den Ibanez-Standards entsprechend sauber und überaus akurat in die Tat umgesetzt worden. Das gleiche gilt auch für Halsaussparung und den Easy-Access-Übergang (Tilt-Joint Neck) vom Korpus zum Hals der RG. Wo wir schon mal dabei sind:

Der Hals der Gitarre entspricht, in Form und Ausmaß, einem Profil, das im Hause Ibanez unter dem Logo Wizard 7 firmiert. Er besteht aus Ahorn, ist aus drei Teilen gefertigt und liegt sehr gut in der Hand. Die Dimensionierung hat Idealmaße: Nicht zu dick und nicht zu dünn. Das gute Stück wurde mit 24 Jumbo Frets bedacht. Die Zusammenarbeit zwischen wohlproportionierter Form und üppigen 24 Bünden lässt sich sehr gut an und die Bespielbarkeit der 2020 X verdient die Bewertung sehr gut. Auf Griffbretteinlagen hat man nahezu komplett verzichtet. Lediglich auf halbem Wege (12. Bund) wurde eine dezente Signatur im Doppelpunktformat in das Palisandergriffbrett eingelassen. Aber keine Sorge: Dafür, dass auch die wildesten Spielorgien nicht in der Orientierungslosigkeit enden, sorgen die seitlich angebrachten Standard-Dot Inlays. Der Headstock hat die mittlerweile klassische Ibanez-Silhouette und wird von 6 geschlossenen GOTOH-Mechaniken dominiert, die ein präzises und leichtes Stimmen zulassen. Besonders erwähnenswert ist, dass man diesmal gänzlich auf eine Abdeckung der Ausfräsung für die Stellschraube des Halsstellstabes verzichtet hat. Eine Tatsache, die gerade den Einstellungsfreaks entgegen kommen dürfte. Wer öfter mal an seiner Gitarre herumschraubt, der lässt die Plastikhaube sowieso weg und nimmt die zurückbleibenden Schraubenbohrungen in Kauf. Das ist vorbei: Keine Abdeckung, keine Bohrung.

Die Elektronik ist durch den im Lo-Pro Edge Tremolo integrierten L.R. Baggs Piezo Pick-up etwas aufwendiger als gewohnt. Der Vorverstärker des Tonabnehmers wird duch eine 9 V Block-Batterie versorgt, die in einem eigens dafür eingerichteten Fach auf der Korpus-Rückseite eingelagert wurde. Die Batterie ist ausschließlich für den akustischen Teil des RG-Soundpakets zuständig. Die beiden, direkt in den Korpus eingelassenen Humbucker (Ibanez Typ V7/V8) sind passiv ausgelegt, laufen also auch ohne Batterie. Die einzelnen Pick-Up-Kombinationen der E-Gitarrensektion werden über einen typischen 5-Wege-Switch geschaltet (siehe auch animierte Abbildung 1). Ob man den akustischen oder den elektrischen Weg einschlagen will, das entscheidet man mit einem kleinen, zentral angeordneten Kippschalter. Alle weiteren Schaltungs-Feature findest du in der Abteilung

Sounds And More. Um dir die vielfältigen Möglichkeiten der RG 2020 X standesgemäß präsentieren zu können, haben wir uns diesmal etwas ganz besonderes einfallen lassen. Zwei animierte Abbildungen sollen dir dabei helfen die Einstellmöglichkeiten der Gitarre besser verstehen und nutzen zu können. Eine ausführliche Beschreibung des Klangcharakters findest du hier.

Die Abbildung gibt dir Auskunft über die Schaltung der beiden Standard-Tonabnehmer (Magnetics) in Verbindung mit dem Fünf-Wege-Schalter und den kompletten übrigen Bedienungsapparat. Doch damit nicht genug: Damit auch wirklich nichts schiefgehen kann, haben wir dir unter der Abbildung noch zusätzlich eine kleine Beschreibungen des praktischen Gebrauchs der Gitarre anzubieten. Bedien dich!

Variante Numero 1 – Ein Amp und eine Gitarre Zunächst verkabelst du die Gitarre wie gewohnt mit deinem Amp (Gitarren-Output A). Der Druckschalter (Output Mode Switch), der für die Zuordnung des Piezo-Sounds auf die Ausgänge A + B zuständig ist, bleibt in der Grundeinstellung (gedrückt), so dass sowohl das Piezo- als auch das Magnetic-Signal (Standard-Tonabnehmer) über den Output A ausgegeben wird. Wenn du jetzt mit dem Kippschalter (Signal Switch Mode) den Grundsound Humbucker wählst, kannst du mit deinem Amp die typischen cleanen und verzerrten Klänge einer normalen E-Gitarre abfeiern. Um zum Akustiker zu konvertieren schaltest du den Kippschalter auf die Einstellung Piezo und schon steht dir die ganze Welt der Akustik-Sounds zur Verfügung.

Aber Achtung: Falls du gerade vom verzerrten Humbucker-Sound kommst, musst du natürlich zwei Schaltvorgänge erledigen. Zum einen den Kippschalter (Signal Mode Switch) deiner RG auf die Piezo-Stellung umswitchen, zum anderen deinen Amp auf den cleanen Kanal umstellen. Aber das ist ja recht einfach zu managen. Doch es geht noch leichter, wie dir unsere zweite Variante zeigen kann.

Variante Numero 1- Zwei Amps und eine Gitarre Für diese Version benötigst du zwei Amps, einen normalen Gitarrenverstärker für die Magnetic-Sounds und einen Amp für die akustische Piezo-Abteilung. Um den Sound des Piezos optimal rüberzubringen, eignet sich am besten ein spezieller Akustikgitarren-Verstärker. Aber auch mit einer D.I. Box, direkt ins Pult gespielt, weiß die RG zu überzeugen. Doch es geht auch einfacher, denn das auch ein normaler Amp, wie der Roland JC-120 durchaus in der Lage ist, den akustischen Sound der Gitarre rüber zu bringen zeigt die Aufnahme, die in unserem interaktiven PG Gear Check für dich bereit liegt! Zurück zum Thema. Schaltungstechnisch gehst du folgendermaßen vor: Wähle mit dem Vorwahldruckschalter (Output Mode Switch) den Ausgang B, als Output für das Piezo-Signal. Jetzt verbindest du Buchse A mit deinem Standard Amp. Den Ausgang B hängst du an deinen Akustik-Combo, dein Mischpult/Endstufe etc. Wenn du jetzt mit dem Kippschalter (Signal Mode Switch) zwischen E- und Akustik-Sound hin und her schaltest, hast du die absolute Gewähr, das beide Signale komplett voneinander getrennt arbeiten. Schalte den Kippschalter auf Magnetic und du hast die volle Power deiner Gitarren-Amp-Verzerrung. Lege den Kippschalter auf die Piezo-Stellung um und schon gibt es Akustik-Power pur.

TIPP: Technische Fragen zu Gitarren und Bässen der Ibanez Range beantwortet dir Wolfgang Payerl von der Ibanez Technik-Hotline : Tel :09161/788182

Fazit: Mit der RG 2020 ist Ibanez ein ganz grosser Wurf gelungen. Das Soundspektum der Gitarre ist schon ohne den zusätzlichen Piezo Pick-Up als absolut vorbildlich zu bezeichnen. Der Clou ist das brandneue Double-Edge Tremolosysteme mit integriertem L.R. Baggs Piezo Tonabnehmer. Es beschert dem Spieler hervorragende, vollwertige Akustik-Gitarrensounds, die viel, viel mehr sind als nur ein praktischer Kompromiss für die Bühne. Die RG lässt so manche Elekto-Akustik soundmäßig im Regen stehen. Bespielbarkeit und Verarbeitung sind sehr gut und machen das Instrument zu einer unwiderstehlichen Versuchung. Unbedingt testen!

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