Mit All I Wanna Do is Rock veröffentlichte das Glasgower
Quartett um Sänger und Hauptsongschreiber Fran Healy 1996 ihre
erste, selbstfinanzierte E.P. und genau ein Jahr drauf - das von
Steve Lillywhite produzierte Debütalbum, Good Feeling.
Man rockte, wie es jede zweite Pubband der britischen Inseln nicht
schlechter tun würde, wenn man ihr nur genug Lager, Zigaretten
und angeschiggert-begeisterungsfähige, weibliche Pubgäste
bereitstellte. Kein Wunder, dass sie schnell als Noel Gallaghers
Lieblingsband galten. Doch anders als die streit- und publicitysüchtigen
Oasisbrüder waren die Musiker eher zurückhaltend, eine
Einstellung die sich sicher auch in der Tatsache wiederspiegelt,
dass sie auf dem Album Cover kaum zu erkennen waren - und das lag
ausdrücklich nicht an der oft beweinten Größe der
CD-Umhüllung.
An ihrem Konzept der unsichtbaren Band hat Travis konsequent gearbeitet.
Und so glaubt ein Großteil der britischen Musikhörer
nach dem Erfolg von Why Does It Always Rain On Me noch heute,
Travis sei dieser kleine, freundlich dreinblickende Sänger
mit dem schlammfarbenem Schottenrock und dem albernen Streifenhörnchenschweif
auf dem Kopf. Von einem freien Wochenende abgesehen, begann die
Arbeit an The Invisible Band direkt im Anschluss an 237 (!)
Konzerte der The Man Who-Tour im Ocean Way Studio in L.A..
Mit von der Partie The Men Who-Producer Nigel Godrich, der
direkt aus den letzten Sessions mit Radiohead angereist war. Auch
wenn beide Seiten eigentlich mit ihren Kräften am Ende gewesen
sein dürften, dem Album hört man es nicht an.
Goldrich eröffnet die CD mit einem Surren, das er wohl noch
von den Kid A/Amnesiac -Sessions übrig hatte, doch dann
kommen Travis: Begleitet von Banjogezupfe erzählt Healy
in Sing von seiner Verlobten, die sich immer weigert zu singen,
wenn er dabei ist. Ein Gefühl, das er eigentlich gut kennen
müsste - schließlich stand er selbst mal vor Aufregung
ohne eine Restahnung von Text dümmlich lächelnd da. Ort:
Ein britisches Sylvesterspecial. Duettpartner: Paul McCartney. Zerbrechlich
der zweite Track, Dear Diary - und Godrich greift wieder
tief in die Effektkiste. Travis schraddeln und zupfen sich durch
die kommenden 10 Tracks - Godrich gibt den Dingen die notwendige
Tiefe. Ergänzt sich bestens. Keiner der Songs will den Pop
neu erfinden, keiner ist für die Ewigkeit, aber viele zeigen,
wie man mit einfachen Worten schöne Dinge sagen kann und wie
man das beste aus ein paar Akkorden herausholt. Anspieltipps sind
das hymnische Follow The Light, das verhaltene Last Train,
das radiofreundliche Side, das McCartney-esque Flowers
In Your Window.
Fazit: Wer befürchtet
hatte, dass Travis mit Turn ihren künstlerischen Zenit
erreicht hätten, hat sich getäuscht. Das Album zeigt mal
wieder, dass weniger oft mehr sein kann und überzeugt durch
Geradlinigkeit und Kontinuität. (mb)
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