PG Buch Rezension - "Die Kunst des Grooves"
Von Oliver Poschmann
Jaques Bono begegnete ich zum ersten mal im Jahr 1987, als er auf Tournee mit dem Musical "Hair" quer durch Europa reiste. Unsere Wege kreuzten sich zu jener Zeit recht häufig und schon damals beeindruckte mich seine ungeheuer ausgefeilte Spieltechnik. Und die kam, wie ich später noch erfahren sollte, natürlich nicht von ungefähr. Da Jaques vom musikalischen Werk des Barockgenies Johann Sebastian Bach fasziniert war hatte er nämlich bereits damals damit begonnen Bach´s Ideen auf den E-Bass zu übertragen. Als Vorlage dienten Jaques insbesondere die Cellosuiten. Das Ergebnis dieser Arbeit waren anspruchsvolle Bass-Etüden, die mit ihren, für den E-Bass eher untypischen Bewegungen, eine extreme Herausforderung für den Übenden darstellten . Jaques Bono meisterte diese durch große Disziplin und Präzison und so war es im Grunde nur eine Frage der Zeit bis aus seiner Passion eine Solo-CD ("breaking free") und das Konzept einer Übungsanleitung für den E-Bass reifte.
Mit seinem 64 Seiten starken Buch "Die Kunst des Grooves" legt Jaques nun seine Erfahrungen in die willigen Hände ambitionierter Basskollegen und Nachwüchsler. Der Schwierigkeitsgrad des Material reicht dabei von Medium bis Fortgeschritten. Notenkenntnisse werden vorausgesetzt, das Buch enthält keine Tabulaturnotation. Auch Fingersatzangaben sind im Notentext nicht enthalten (mit einer einzigen Ausnahme). Man muss seinen Grips also schon etwas anstrengen was aber durchaus dem Sinn und Zweck des Buches entspricht. Wer sich bewusst an Jaques Empfehlungen hält, hat dann auch gute Chancen technisch relativ schnell fortzuschreiten. "Relativ schnell" heißt wie Jaques es im Buch im Umfeld der Studie "Gigue aus der 4. Suite von J.S. Bach" formuliert: "Gönnt euch für so ein Werk drei bis sechs Monate"!
Ein Appell gegen die Fastfood Mentalität? Sicherlich nicht mit erhobenem Zeigefinger, aber mit einem motivierenden Augenzwinkern.
Nun muss leider erwähnt werden, dass der Buchtitel vollkommen irreführend ist und vom Verlag etwas zu kurzsichtig gewählt wurde. Mit "Groove" hat dieses Buch rein gar nichts zu tun. Die Idee für den Titel "Die Kunst des Grooves" wurde J.S. Bach's "Die Kunst der Fuge" entliehen in Anspielung an den klassischen Kontext des Buches. Da aber selbst erfahrene Bassisten nicht in dieser Form der Doppeldeutigkeit denkt wird es, angesichts des unglücklichen Titels, sicherlich zu gelegentlichen Fehlinterpretationen seitens der Käufer kommen gerade dann, wenn sie das Buch eventuell bei einem Versand unter falschen Erwartungen bestellen.
Das ist schade, denn Jaque´s Buch leistet einen hervorragenden Beitrag zur Verbesserung der Spieltechnik. In der Tat ist nahezu keine Literatur so gut zur Verfeinerung spieltechnischer, motorischer und timingrelevanter Aspekte auf dem E-Bass geeignet, wie Klassik und Barock. Zu den Übungen zeigt Jaques auf der mitgelieferten CD, wie das Material auf dem E-Bass gespielt klingen kann beeindruckend und motivierend zugleich. Natürlich steht es jedem frei, sich eigenhändig Bachliteratur zu besorgen und als Übungsvorlage zu verwenden. Jaques hat sich allerdings die Mühe gemacht die Etüden für den E-Bass in funktionelle Tonarten zu transponieren und dies erspart von vornherein viel Zeit und Mühe gerade dann, wenn man sich zum ersten Mal an solches Material heranwagen möchte.
Wer also nach Wegen sucht, seine Spieltechnik unter erwähnten Aspekten zu verbessern, dem sei dieses Konzept von Jaques Bono wärmstens empfohlen. Wer sich nach Literatur sehnt, die das Thema "Groove" behandelt, dem seien andere Bücher empfohlen, die sich tatsächlich diesem Thema widmen.