Deep Purple's Roger Glovervon Oliver Poschmann Deep Purple-Bassist Roger Glover, hat mit seinen Fähigkeiten als Songwriter und Produzent einen maßgeblichen Anteil am Erfolg der Rock-Legende Deep Purple. Unser Autor Oliver Poschmann traf den Ausnahmemusiker im Rahmen einer Europa-Tour und nutzte die Gelegenheit zu einem sehr ausführlichen Gespräch. Oliver traf einen sympathischen, überaus redseligen Mann, der bereitwillig einen Einblick in seine ganz spezielle Sichtweise des Musik-Business im Allgemeinen und Deep Purple im Speziellen, gab. ?PG: Du hast schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt deiner Karriere als Produzent gearbeitet. Wie waren die Anfänge? !RG: Die ersten Künstler die ich als Produzent betreut habe, waren Rupert Hine und David Mc Iver. Am ersten Studiotag lief ich eine halbe Stunde im Aufnahmeraum herum und fragte schließlich in einer ruhigen Minute den Engineer Entschuldige, wo sitzt normalerweise der Produzent? Ich hatte zu diesem Zeitpunkt wirklich noch keine genaue Vorstellung von dem, was mich erwarten würde. Ich hoffte nur, dass mich meine umfangreichen musikalischen Erfahrungen über die Zeit retten würden. Doch meine Bedenken waren umsonst, denn es lief besser, als ich es mir hätte träumen lassen. Ein Produzent ist eine wichtige und machtvolle Figur. Für mich ist der Begriff Produzieren gleichbedeutend mit dem Akt, eine Platte fertigzustellen. Dazu gehört sicher auch die Fähigkeit, eine gute Stimmung im Studio zu kreieren und alle ankommenden musikalischen und sonstigen Informationen, zentral zu verarbeiten. Gerade in stressigen Situationen, wie zum Beispiel einer Aufnahme-Session, sind Musiker sehr oft nicht in der Lage, ihre eigentlichen Stärken zu erkennen. Sie hängen dem nach, was in ihren Köpfen schwebt und übersehen dabei sehr häufig das Beste. Meine Aufgabe ist, diese Tendenzen zu spüren und weiterzuentwickeln. Ein Job, den ich eigentlich auch schon bei Purple inne hatte. Da wir Menschen dazu neigen, allem was wir tun einen Namen zu geben, nennen wir es eben Produzieren. ?PG: In den frühen 70ern hast du die Band Elf, mit dem Ausnahme-Sänger Ronnie James Dio, produziert. Kann man sagen, dass du diese Band entdeckt hast? (Elf spielte später das erste Blackmore's Rainbow Album ein Anm. der Redaktion). !RG: Die Plattenfirma kontaktierte mich. Ich hatte gerade eine Produktion mit Nazareth hinter mir und auch Purple machte eine Pause zwischen zwei USA Tourneen. Unser Agent bat Ian Paice und mich in Amerika zu bleiben, um eventuell eine Band namens ELF zu produzieren. Ich kann mich noch sehr gut erinnern: Wir wurden damals zu einer sehr erinnerungswürdigen Präsentation in ein Studio eingeladen. Hier hatten sich alle möglichen wichtigen Leute der Plattenfirma, in Schlips und Kragen eingefunden ,hielten Small-Talk und tranken Wein. Nach 20 Minuten des Wartens, betraten vier junge Männer mit unglaublich langen Haaren die Bühne und begannen den tierischsten Rock'n Roll zu spielen, den wir je gehört hatten. Ian und ich riefen nur noch ja, ja, wir machen es..... Du siehst, eigentlich haben wir sie nicht wirklich entdeckt. Sie warteten darauf, entdeckt zu werden und wir waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. ?PG: War es zu dieser Zeit allgemein üblich, namhafte Musiker aus großen Bands, als Produzenten anzuheuern? !RG: Ich glaube, es war der Wert des Namens Deep Purple, der für eine gewisse Anzahl an zusätzlichen Plattenverkäufen bürgte. Wir waren zu diesem Zeitpunkt halt eine große Nummer im Rock-Biz. ?PG: Einen weiteren Meilenstein deiner Karriere stellt sicherlich das Album Down to Earth von Ritchie Blackmore's RAINBOW dar. Hier warst du nicht nur der Producers, sondern hast auch das komplett Album kokomponiert. Das bringt mich umgehend zu dem Composer/Songwriter Roger Glover. Ist Komposition dein wahres Element? Du hast ja auch nahezu alle Songs auf den letzten Purple Platten mitgeschrieben. !RG: Nun, ich spiele Bass und das ist meine Hauptfunktion in der Band. Ich verstehe mich eher als Songwriter, Ideengeber, Produzent, Koordinator. Eben jemand, der Dinge passieren läßt. Das eben angesprochene Rainbow Down to Earth Album, ist ein gutes Beispiel dafür. Ich war zu dem Zeitpunkt als das Album vorbereitet werden sollte, kein Mitglied der Band. Ronnie (Dio) fragte mich, ob ich nicht zusammen mit ihm und Ritchie schreiben/komponieren wolle. Ich empfand das damals als ein großes Kompliment, da mich Ritchie sechs Jahre zuvor aus der Band haben wollte. Er war zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach frischem Blut und mein Art Bass zu spielen, lag ihm wohl irgendwie nicht. Seitdem waren sechs Jahre ins Land gegangen und ich sah keinen Anlass mehr, nicht wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, zumal er offensichtlich meine Songwriting Ideen zu schätzen wusste. Es ist ein Business, ein Job und mit persönlichen Problemen muss man klarkommen. ?PG: Hatte sich dein Verhältnis zu Ritchie B. damals wieder verbessert, denn du bist ja einige Alben lang bei Rainbow geblieben? !RG: Nun, es war folgendes passiert: Als ich begann mit am Down to Earth Album zu arbeiten, brach die Band auseinander und Cozy Powell und Ritchie saßen alleine da. So half ich ihnen Auditions zu organisieren und im Handumdrehen hing ich wieder voll in der Rolle des Produzenten drin. Aber es blieb mir nichts anderes übrig,als die Sache durchziehen, weil es ansonsten nichts mehr gegeben hätte, was ich hätte produzieren können. Im Rahmen des Castings fanden wir alle Musiker, bis auf einen geeigneten Bassisten. Um Zeit zu sparen und das Album fertigzustellen, spielte ich eben bei den Aufnahmen Bass. Am Ende der Sessions fragte mich Cozy: Du hast alle Songs mitgeschrieben, Bass auf dem Album gespielt, warum kommst DU nicht in die Band? und ich antwortete: Nun, es hat mich noch keiner gefragt! Ich hatte sechs Jahre in Studios verbracht und es war eine großartige Gelegenheit, wieder auf die Bühne zurück zu kehren. Denn ich wollte keine eigene Band zusammenstellen, um diesen Schritt zu tun. Also entschloss ich mich, bei Rainbow zu bleiben. Es war allerdings Ritchie's Band und er war der alleinige Entscheidungsträger. ?PG: Du hast auch Musik für einen Zeichentrick produziert, The Butterfly Ball and the Grasshopper's Feast , auf der auch Leute wie Dio und David Coverdale zu hören sind. Dies ist ein schönes Beispiel für den Komponisten, Produzenten und Multiinstrumentalisten Roger Glover. Den Film habe ich leider nie gesehen?! !RG: Tja, dieser Film wurde leider nie gedreht. Es ist ein Soundtrack zu einem Film, der nicht existiert. Ausgangsbasis war ein wundervolles Buch, das damals eben verfilmt werden sollte. Man fragte mich, ob ich nicht die Musik dazu schreiben könne. Ich weiss zwar bis zum heutigen Zeitpunkt nicht, warum gerade ich ausgewählt wurde. Außer meinen Songwriting Credits bei Deep Purple, die zudem ja auch noch durch fünf gingen, gab es keinerlei Indizien nach aussen, welche Songwritingqualitäten ich persönlich haben würde. British Lion Film war das scheinbar egal und so schrieb und produzierte ich Songs, die stark an die Musik der Beatles angelehnt waren. Der Illustrator kannte die Beatles persönlich und sie kamen auch inhaltlich im Stück vor. So fand ich den musikalisch-fröhlichen Bezug dazu sehr sinnvoll. Als ich das Album fertiggestellt hatte, passierte dass, was immer passiert: Ich hasste es! ?PG: Das passiert immer am Ende einer Produktion? !RG: Ja, ich bin nie zufrieden, aber ich akzeptiere, dass es einmal fertigwerden muss. Es ist dennoch schwer, weil ich immer daran zweifle, ob ich wirklich einen optimalen Job gemacht habe. Auf das Butterfly-Album zurückblickend glaube ich aber, dass ich gute Arbeit geleistet habe und ich bin stolz darauf. ?PG: Du hast zwei Solo-Alben gemacht (Elements und Masks)? !RG: Ja, und ein Gillan/Glover Album, das eigentlich auch eher ein Solo-Album ist, nur eben mit Ian (Gillan) als Sänger. Elements entstand, als ich ca. drei Jahre von Deep Purple getrennt war. Ich hatte viel in Studios gearbeitet und produziert, war aber mit meinem Songwriting nicht glücklich. So wuchs die Idee, ein Soloalbum aufzunehmen und zu singen. Ich wusste nur wage die Richtung, in die es gehen sollte. Ich ging also mit Simon Phillips (Drums) und Micky Lee Soule (Keyboards) eine Woche ins Studio und verzichtete ganz bewusst auf Gitarren, denn ich hatte wirklich genug von Gitarrensolos. Musikalisch war es eine sehr interessante Zeit. Es war kurz vor der Punk Ära, die die Rockmusik veränderte. Steely Dan, Randy Newman und Ry Cooder ,waren die angesagten Acts und ich spürte irgendwie, dass ich mich in die falsche Richtung entwickelte. Dieses Gefühl der Unzufriedenheit, spiegelte sich auch in meinen Reaktionen auf das Material wieder, das Simon, Micky und ich aufgenommen hatten. Nach nur einer Woche gefiel mir absolut nichts mehr. Trotzallem hing ich noch eine Woche im Musicland Studio (München) dran und Martin Birch (Engineer/Co-Produzent) ermutigte mich zu tun, was immer ich wollte. Es wurde also ein Album, leicht vor seiner Zeit, vielleicht so wie New Wave sich hätte entwickeln können. Nun, das Album verkaufte sich 18 mal, 17 davon an meine Familie...(lacht) ?PG: Du hast das Material in einer Woche geschrieben? !RG: Ja, es dauerte dann allerdings 18 Monate, bis ich dazu kam, es fertigzustellen, Orchesteraufnahmen hinzuzufügen - im Endeffekt erschien es 1978. Obwohl das Ganze kein grosser kommerzieller Erfolg war, bin ich dankbar dafür, dass ich in dieser Zeit etwas so persönliches machen konnte ?PG: Masks erschien 7 Jahre später. !RG: Als Solokünstler bin ich etwas unsicher. Nick Blagona, unser Toningenieur, überredete mich während einer Rainbow-Produktion, zu diesem Album. Ich schreibe Gedichte und viele davon bleiben in der Versenkung meines Notizbuches. Er borgte sich dieses Notizbuch aus, kam zurück und sagte: Daraus solltest Du mehr machen. Er schenkte mir 4 freie Tage Studiozeit und so passierte es. ?PG: Und du hast sogar das Cover dazu entworfen. Was tust du noch alles? !RG: Ja, ich bin ein Mensch mit vielen Eigenschaften. Ich lebe allerdings ein normales Leben. Ich bin Ehemann, Familienvater und ein Mensch der ständig neue Ideen hat. Nicht nur im Musik-Bereich. Wenn man kreativ ist, dann bleibt man nicht nur auf einem Gebiet kreativ, sondern auf allen Ebenen. Es ist eine Frage des Ausdrucks, nicht des Mediums. ?PG: Der Eindruck, dass ständig irgendwelche Fäden bei dir zusammenlaufen, scheint sich zu bestätigen. !RG: Nun, ich denke, was ich wirklich tue ist: Ich repariere Dinge, ich füge Dinge zusammen. Steve Morse ist auch eine solche Person, aber mehr im wissenschaftlich-theoretischen Bereich. Wenn etwas falsch läuft, dann findet er einen musikalischen, physikalischen oder sonstigen Ausweg. Ich bin eher aktiv auf dem Gebiet der sozialen Dinge oder technischer Abläufe tätig. Wenn man im Studio ist, dann gibt es vielleicht 14 Möglichkeiten, um zum gleichen Resultat zu gelangen. Welchen Weg du wählst entscheidet darüber a) wie das Resultat wird, b) ob es verwendbar ist und c) ob es Zeitverschwendung war dorthin zu gelangen. Der schnellste Weg ist nicht immer der beste für das Endresultat. Ich bin nicht politisch motiviert. Ich tendiere bei allen Auseinandersetzungen eher zum Zuhören, als zum Reden. Ich empfand das lange Zeit als Schwäche, aber das Gegenteil ist der Fall. Leute, die normalerweise mit lauter Stimme eine einfache Lösung vortragen, liegen meistens falsch. Ich misstraue solchen Argumentationsweisen wie wir müssen..., wir sollten..., etc. Das Leben ist zu kompliziert, um es auf einen lautstarken, kurzen Nenner zu bringen. In einer Bandsituation nehmen Leute oft eine solche Rolle ein, weil sie unsicher sind. So werden sie aufbrausend, bösartig, lautstark..., nimm fünf Musiker und du hast Reibung. Wir hatten schon immer viele Reibungspunkte in der Band. Ich bin es gewohnt, damit umzugehen. ?PG: Benutzt Du einen bestimmten psychologischen Trick, um Band-Konflikte zu lösen? !RG: Nicht wirklich, ich bin eher passiv und wenn ein lautstarker Mensch seine Meinung vertritt und Recht hat, dann gehe ich mit ihm Konform und vermeide Streit. Bin ich nicht seiner Meinung, so bringe ich auf subtile Weise eine Idee in die Argumentation ein, von der derjenige nach kurzer Zeit denkt, es sei seine eigene Idee und sie somit auch besser akzeptieren kann. ?PG: Euer Abandon-Album ist von allen Bandmitgliedern gemeinsam geschrieben worden, ein Zeichen für ein gutes Klima?! Wie arbeitet ihr zusammen? !RG: Ja das Klima ist ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit ist recht unkompliziert. Als ich damals zum ersten Mal zu Deep Purple stieß, kam ich aus einer Pop Band mit typischen Songstrukturen. 24 Takte Strophe, Chorus, Solo, etc.. Man übte es und spielte es danach immer auf die gleiche Art. Unsere erste Purple Probe bestand daraus, dass jemand anfing zu spielen und alle anderen nach und nach einstiegen. Dann veränderte jemand etwas und so wurde wieder eine halbe Stunde gejammed. Am Ende waren alle nassgeschwitzt und hatten ein großartiges Gefühl. Im Anschluss daran analysierten wir gemeinsam, welche Teile der Session einen guten Songbestandteil hergeben könnten, verfeinerten die Arrangements, kreierten neue Riffs, einen Chorus, jammten wieder drauf los und so entwickelt sich ein kollektives Bewußtsein für das, was gerade entstand. Jeder Bestandteil des Kollektivs prägte den Song. Das war der Grund, aus dem wir uns damals dazu entschlossen haben, die Writing-Credits durch fünf zu teilen. Es lief auch sehr gut. Zumindest für die ersten paar Alben. Doch je mehr Erfolg wir hatten, desto unglücklicher wurden einige der Bandmitglieder weil sie sahen, dass sie mehr Input gaben, als andere. Nachdem Ian Gillan und ich die Band verlassen hatten, änderte sich das Songwritingsystem. Das kann man schon auf Burn ziemlich gut erkennen . Selbst bei der Reunion 1984 hatten wir Diskussionen zu diesem Thema, aber es blieb bei der neueren Arbeitsweise und änderte sich erst wieder zum Fünf-Mann- System, als Steve Morse in die Band kam. Es war meiner Meinung ein großer Fehler dieses Prinzip so lange aufzugeben, denn das kollektive Schreiben führt zu kollektiver Entspannung. Wie kann man Songwriting messen? Jemand schreibt ein Riff, jemand schreibt einen ganzen Song außer acht Takten in der Mitte und wieder ein anderer füllt diese acht Takte mit einer Idee. Sind diese acht Takte dann 50% des Songs wert? Sind es 30%, sind es 16%. Wieviel ist das Intro wert?! Wenn man denkt, nicht den verdienten Credit zu erhalten, kommt man sehr schnell in dieses alberne unmusikalische Gebiet, das Anspannung, Feindschaft und ein schlechtes Gefühl bringt. Es macht dich abhängig von der Gnade der anderen, Credits an dich abzutreten. Dieser Prozess ist zersplitternd und wenig kooperativ. ?PG: Ein generelles Problem im Bereich Songwriting? !RG: Oh, sicherlich, es ist universell. Als Steve in die Band kam, gab es hierüber klare Einigkeit. Alle schreiben gemeinsam und das erzeugte eine wundervolle Stimmung im Studio. Unsere letzten beiden Alben entstanden unter solchen Bedingungen. Du denkst an nichts anderes mehr, als an die Musik und wenn jemand eine gute Idee hat denkst du: Super,weil du das Gefühl hast, ein Teil der Idee zu sein. Steve sagte einmal: Selbst, wenn Du nichts musikalisches tust und nur in der Ecke sitzt, jemand eine Idee hat und du nur grummelst, njeahh, das ist genauso ein Teil des Schreibens. Ein Editing-Part eben, der sagt: Die Idee ist nicht gut, denk dir was Neues aus. Das Resultat klingt in jedem Fall anders, als der ursprüngliche Gedanke. Diese Arbeitsweise erinnerte mich sehr stark an unsere kreativste Zeit, 1969/70. ?PG: Mag dies der Grund dafür sein, warum Abandon wieder so sehr nach Deep Purple klingt? !RG: Ich denke schon. Deep Purple klingt nach dem, was Deep Purple ist. Fünf Musiker, die ihre Instrumente spielen und deren persönliche Charaktere hervortreten. Und das war vielleicht zehn Jahre lang nicht der Fall. Wir klangen zeitweise weniger nach Deep Purple, als nach irgendwelchen x-beliebigen Session Musiker. ?PG: Wie Eingangs festgestellt, sieht man Dich öffentlich primär als Bassisten auf der Bühne. Gibt es für Dich bei Bass-Aufnahmen ein favorisiertes Verfahren? !RG: Nicht wirklich, ich verwende vielleicht die Hälfte des Equipments, das ich auf der Bühne verwende. Manchmal benutze ich nur einen kleinen Amp und normalerweise zusätzlich immer eine DI-Box. Wir spielen die Tracks gemeinsam ein und anschließend kann ich gegebenenfalls den Basspart erneuern, oder korrigieren. Das ist natürlich sehr angenehm, da ich dazu tendiere mich zu verspielen (lacht!). ?PG: Verwendet ihr Click-Tracks ? !RG: Manchmal, ich mag es nicht besonders und es ist immer ein Anlass zu Debatten innerhalb der Band. Hin und wieder ist es sehr nützlich, sogar im Hard Rock. Mein Idealalbum sähe so aus: Songs komponieren, sie dann live auf Tour spielen und erst dann das Material, bandmäßig im Studio, einspielen. Und alles ohne Click. Unser erstes Purple Album Hush wurde in zwei Tagen aufgenommen. Wir haben dafür 2 Monate geprobt und es dann wie ein Konzert aufgenommen. Es war wundervoll. Das Problem, wenn man den Song erst im Studio schreibt ist sicher, dass es ja im Normalfall eine Weile dauert, bis man den Song wirklich beherrscht. Bei so einen Schnellschuß kommen wichtige Dinge wie Text und Interpretation, häufig zu kurz. Oft spielt man im Studio blind. Dann ist ein Click-Track hilfreich. Er ist ein nützliches Werkzeug, aber es hängt davon ab, wie man ihn benutzt. Manchmal ist es besser, wenn das Tempo in der Strophe etwas zurückgeht und im Chorus wieder anzieht. Ian Paice ist glücklicherweise sehr talentiert. Überhaupt hat er sich großartig entwickelt, von dem flashy Drummer der frühen 70er, manchmal zu busy, über den minimal-orientierten Drummer in den 80ern, mit Triggering und allen möglichen technischen Gimmicks, hin zu dem, was er heute ist und spielt. ?PG: Auf vielen Alben, die mit dir in Zusammenhang stehen, lese ich den Namen Bruce Payne als Manager. Wie wertest Du seine Rolle im Zusammenhang mit deiner Karriere. !RG: Du redest hier über ein Geschäft. Das Business ist ein grauenhaftes Gebiet und Musiker sind meistens nicht besonders gut im Umgang damit. Mein Job bietet nicht die Zeit, mich um solche Dinge zu kümmern. Also vertraut man diesen Part jemandem an, der etwas davon versteht. Bruce war schon in den frühen 70ern unser Agent. Er ist nicht nur mein Manager, sondern auch mein Freund und auch so etwas kann manchmal sehr gefährlich sein. Aber es hat sich nun einmal so entwickelt und ich vertraue ihm. Finanziell und geschäftlich ist er wirklich fit. Die Band promotet sich im Prinzip selbst. Das kann eventuell zwar ein Nachteil sein, da wir eigentlich keine wirklichen Performer sind. Wir sind in erster Linie Musiker und solange wir auf der Bühne stehen und Musik machen können, sind wir glücklich. ?PG: Ihr steht jetzt kurz vor Eurer Show. Macht ihr die Soundchecks noch selber? !RG: Gelegentlich, man kommt auf Tour nicht immer dazu und es ist auch nicht notwendig, wenn sich das Team eingearbeitet hat. Sie brauchen uns nicht zum herumplänkeln. ?PG: Gibt es eine Frage, die du schon immer gerne einmal gestellt bekommen hättest, doch niemals gefragt wurdest? !RG: Witzigerweise gebe ich sehr gerne Interviews, weil man oft nicht wirklich weiß, was man über bestimmte Dinge denkt, bis man schließlich gefragt wird. Es ist eine wunderbare, therapeutische Sache und ich finde jeder auf dieser Welt sollte interviewt und die Resultate anschließend veröffentlicht werden. So würde jeder wahrscheinlich eine Menge über sich selbst lernen.
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