Die Gibson History

Von jeher steht der Name der amerikanischen Edelschmiede Gibson für erstklassige Qualität und innovative Ideen im Instrumentbau. Wie alles anfing und welche Menschen im Hintergrund für den Erfolg des Traditionsunternehmens verantwortlich zeichnen erfahrt ihr in unserer umfangreichen Gibson History.

Orville Gibson wurde im Jahr 1856 in Chateagay, New York geboren. Im Alter von 25 Jahren zog er nach Kalamazoo, einem eher unbedeutenden Nest in Michigan, wo er zunächst eine zeitlang als Schuh-Verkäufer arbeitete. Nicht gerade ein Traumjob für einen Mann dessen ganze Liebe der Musik gehörte und der ganz nebenbei auch noch ein Faible für die Arbeit mit Holz hatte. Was lag also näher, als sich genau diese Talente zu nutze zu machen und über eine neue Karriere als Gitarren-, und Mandolinen-Bauer nachzudenken. Gesagt, getan. Orville´s Ansatz war so einfach, wie genial. „Warum“ fragte er sich, „werden Gitarren und Mandolinen mit flachen, plangehobelten Decken und Böden gebaut, wo ihre klassischen Verwandten, die Streichinstrumente, doch mit geschnitzten, gewölbten Decken zur Bestform auflaufen!“ Zahlreiche Experimente mit diversen Prototypen brachten Orville die Erkenntnis, dass Instrumente mit gewölbt geschnitzten Böden und Decken (Carved Top/Bottom) tatsächlich wesentlich besser klangen, als solche in der damals üblichen flachen Bauweise. Das der eingeschlagene Weg der richtige war, spiegelte sich auch in den Verkaufszahlen wieder, die sich bereits kurz nach dem Erscheinen der ersten „Gibsons“ im Jahr 1894 sehen lassen konnten.

Das Interesse an seinen Instrumenten wuchs und wuchs und als Orville den Bedarf nicht mehr in Eigenleistung decken konnte, machten ihm einige ortsansässige Geschäftsleute, die seine Aktivitäten aufmerksam verfolgt hatten, den Vorschlag die Gründung einer Firma zu finanzieren. (Gründungsdatum der Gibson Mandolin - Guitar Co., Ltd – der 11 Oktober 1902). Als Mann der Praxis hatte Orville allerdings kein Interesse am Management und so willigte er zwar ein, überließ die Abwicklung des Tagesgeschäfts aber anderen und übernahm stattdessen die Aufgabe eines technischen Beraters.

Da Gibson erstklassige Mandolinen baute bescherte der Anfang des 20.Jahrhunderts aufkommende Mandolinen-Boom der jungen Firma einen Traumstart und machte sie innerhalb kürzester Zeit zur unangefochtenen Nummer eins. Aber auch der Gitarren-Sparte widmete sich die Edelschmiede mit Akribie und Hingabe. Eines der erfolgreichsten Modelle dieser Zeit war die L-1 (nicht zu Verwechseln mit der Flattop L-1, die durch den legendären Bluesgitarristen Robert Johnson berühmt wurde). Die Gitarre kam mit einer sorgfältig von Hand geschnitzten gewölbten Fichten-Decke und Boden-, und Zargenelementen aus Birke. Da die Decke recht dünn ausgearbeitet war und keinerlei Verstrebungen besaß, platzierte man unterhalb des Stegs eine Ahornplatte, die für eine Ableitung der Saiten-Zugkräfte sorgen sollte. Der einteilige Hals wurde aus Mahagoni gefertigt und lag mit seinen üppigen Maßen recht satt in der Hand. Da stabilisierende Stahleinlagen, die dünnere Halsprofile ermöglicht hätten, damals noch nicht bekannt waren, blieb den Gitarrenbauern nichts anderes übrig als dem, durch die verwendeten Stahlsaiten auftretenden Saitenzug mit entsprechend dicken Profilen zu begegnen. Parallel dazu kam die erste L-1 mit einer Mensur von knappen 57,8 cm. Auch das eine Maßnahme die dabei half den massiven Zug der Stahlsaiten zu reduzieren. Zur Info: Je länger eine Saite ist, um so stärker muss sie gespannt werden um in die korrekte Stimmung gebracht zu werden.

Doch schon in der zweiten Generation der L-1, die einige Jahre nach der Ur-Version auf den Markt kam, sollte sich einiges ändern. Um die Decke zu entlasten ging man dazu über den Saitenhalter nicht mehr direkt auf der Decke sondern an der Zarge zu befestigen. Auch der Steg wurde nicht mehr mit der Decke verleimt, sondern lediglich aufgelegt. Parallel dazu winkelte man den Hals, wie bei einem Streichinstrument nach hinten ab, was den Druck auf Sattel und Steg erhöhte und so für mehr Sustain und eine bessere Übertragung der Saitenschwingungen auf Korpus und Hals sorgte. Dem auf die Decke wirkenden Druck setzte man spezielle Verstrebungen entgegen. Auf Grund des Stabilitätsplus konnte jetzt auch die Mensur verlängert werden und wuchs in der Folge auf 61,6 cm. All diese Neuerungen dienten nur einem Ziel: Die Durchsetzungskraft und damit die Praxistauglichkeit der L-1 weiter zu erhöhen.

In der Folgezeit überschlugen sich die Ereignisse. Gibson entwickelte kompensierte Brücken für eine perfekte Intonation, rüstete die Instrumente mit dünneren, komfortabler zu spielenden Hälsen aus, legte die Pickguards höher (Raised Pickguard) und entwickelte bessere Methoden zur Produktion der gewölbten Decken und Böden.

1917, nach vier Umzügen, eröffnete Gibson schließlich die legendäre „Factory“ in der 225 Parson Street. Auf Grund der Tatsache, dass Kalamazoo im sogenannten „Furniture Belt“, der Möbelbau-Region der U.S.A. lag, hatte Gibson hier nicht nur Zugriff auf die besten Holzbearbeitungs-Maschinen, auch das verfügbare Personal war topausgebildet. Und auf diesen beiden Grundpfeilern, basiert bis heute die Produktions-Philosophie und der Erfolg der amerikanischen Edelschmiede.

Richtig Fahrt nahm die Entwicklung auf nachdem Gibson im Jahr 1919, knapp ein Jahr nach dem Tod Orvilles, den landesweit bekannten Mandolinen-Virtuosen Lloyd Loar als Leiter der Entwicklungs-Abteilung einstellte. Dank seiner einschlägigen praktischen Erfahrungen war Lloyd der ideale Mann um die von Orville Gibson angestoßenen Entwicklungen weiter zu führen. Die ersten Instrumente für die Lloyd komplett verantwortlich zeichnete waren die F-5 Mandoline und eine Gitarre mit der Typen-Bezeichnung L-5 (1923), bis heute das unangefochtene Flaggschiff der Gibson Akustik-Modelle. Kein Wunder, schließlich hatte es die L-5 faustdick hinter den Ohren und steckte voller innovativer Ideen. So war sie serienmäßig mit dem von Gibson Mitarbeiter Thaddeus „Ted“ McHugh entwickelten höhenverstellbaren Steg ausgestattet. Außerdem wurde das Griffbrett ab dem Korpusansatz nicht mehr auf die Decke geleimt, sondern schwebend montiert. Das Ergebnis: Die Decke konnte freier schwingen und dankte dies mit einer verbesserten Performance. Doch es gab noch mehr zu berichten. Ganz nebenbei war die „Neue“ nämlich auch noch das erste Bund-Instrument überhaupt, das, anstelle des normalen Mitten-Schallochs, mit F-Löchern daher kam. Der Traum Orville Gibson´s von einer Gitarre, die sich ganz und gar am Vorbild klassischer Streichinstrumente orientierte, war damit entgültig Realität geworden. In den Händen von Stargitarrist Eddie Lang trat die L-5 ihren Siegeszug an. Sie war die erste Gitarre die in der Lage war eine ernstzunehmende Rolle in einem Orchester zu übernehmen und so das bis Dato tonangebende Tenor-Banjo als Rhythmus-Instrument zu ersetzen.

Um der Gitarre zu noch mehr Durchsetzungsvermögen zu verhelfen und sie so zu einem erstzunehmenden „Gegner“ für die hupende Konkurrenz aus den Bläsersektionen der mehr und mehr in Mode kommenden Jazz BigBands zu machen, entschied sich Gibson 1934 dazu das Korpus-Volumen der L-5 weiter zu vergrößern. Parallel dazu präsentierte man mit der Super400 ein neues Design - eine Mega-Archtop mit der satten Power eines auf eine Breite von 18 Zoll „aufgeblasenen“ Korpus. Obwohl die Super400 den Höhepunkt des Archtop-Designs darstellte, markierte sie auch einen Wendepunkt. Denn ganz klar: Noch größer konnte man den Korpus im Kampf um mehr Lautstärke nicht machen. Alles andere wäre schlichtweg auf Kosten eines komfortablen Handlings gegangen.

Auf ihrer Suche nach immer mehr Power gingen die findigen Gibson-Mitarbeiter schließlich neue Wege und präsentierten bereits ein Jahr später, 1935 die EH-150, eine elektrische Hawai-Gitarre. Der Korrektheit halber muss man allerdings sagen, dass die Gitarre zunächst nur eine Art Versuchsballon war, der aus dem wachsenden Druck des Marktes und des Erfolgs der ersten „echten“ E-Gitarre aus der Rickenbacker-Produktion resultierte (Model B, 1931). Das eher konservativ agierende Gibson-Management hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt lediglich darauf beschränkt die Entwicklung adäquater Tonabnehmer-Systemen aus der Ferne zu beobachten. Jetzt wurde es Zeit! Maßgeblich verantwortlich für die Elektrifizierung des Gibson-Fuhrparks war ein Mann namens Walter Fuller, der im Jahre 1933 mit der Aufgabe betraut wurde einen praktikablen Tonabnehmer zu entwickeln, mit dem man, sollte das Projekt EH-150 Erfolg haben, gegebenenfalls auch andere Instrumente bestücken konnte. Und da die EH-150 sehr gut angenommen wurde, legte man bereits ein Jahr später nach und präsentierte mit der ES-150, endlich auch eine vollwertige Gitarre im bewährten Archtop-Design, die mit einem Pick-Up in der Hals-Position ausgestattet war. Das Kürzel „ES“ steht übrigens für Electric Spanish! Dank seiner Praxistauglichkeit und der bewährten Gibson-Qualität veränderte dieses Instrument endgültig die Rolle der Gitarre und machte die praktische Six-String zu einem kraftvollen Lead-Instrument. Einer der Vorreiter des elektroakustischen Wegs zu dieser Zeit war der aus Oklahoma stammende Gitarren-Virtuose Charlie Christian, der im berühmten Benny Goodman Orchester arbeitete und mit seinem faszinierenden Spiel ganze Musikergenerationen beeinflusst hat. Grund genug dem von Walter Fuller entwickelten Pick-Up seinen Namen zu geben. Der „Charlie Christian PU“ in der ES-150 bestand aus einem quer unter den Saiten laufenden, drahtumwickelten Eisenkern. Die beiden Magnete waren unterhalb dieser Spule angebracht. Diese Konstruktionsweise erlaubte den Einsatz relativ großer Magnete und sorgte so für eine, laute, volle Performance. Nicht umsonst gilt der „CC“ bis heute als einer der besten Jazz-Tonabnehmer aller Zeiten.

Der zweite Weltkrieg und der damit einsetzende Material-Mangel bereitete weiteren Entwicklungen ein jähes Ende. 1944, kurz vor Kriegsende, entschloss sich Gibson zu einer Kooperation mit CMI (Chicago Musical Instruments Co.), einem der größten Musikinstrumenten-Vertriebe der USA.

Die McCarty Ära

Die Nachkriegsjahre wurden maßgeblich vom 1948 zum Präsidenten der Company berufenen Industrie-Veteranen Ted McCarty beeinflusst. Während seiner „Regentschaft“ die bis 1966 dauern sollte, schaffte es der ausgefuchste Profi die Verkäufe um 1250% zu steigern und den Gewinn zu verfünfzehnfachen. Gleichzeitig wuchs die Belegschaft auf das zehnfache ihrer ursprünglichen Größe. Aber Profit ist natürlich nicht alles, was man mit dem legendären Namen in Verbindung bringen kann. Ganz im Gegenteil: Unter der Regie von McCarty und seinem qualifizierten Team entstanden Instrumenten-Klassiker wie die Les Paul, die SG, die Byrdland, die ES-335 sowie die extravaganten Modelle Flying V und Explorer. Außerdem schenkte Gibson der Welt während der McCarty Ära Errungenschaften wie die Tune-O-Matic Bridge, das Stopbar-Tailpiece und - nicht zuletzt - den Humbucker. Aber auch auf der akustischen Seite waren McCarty und sein Design-Team nicht untätig und so entstanden unter seiner Federführung unter anderem Mega-Seller wie die Hummingbird und die Dove.

Die Les Paul

Ein massiver Einschnitt in die Modellpolitik Gibsons kam aus einer ganz anderen Richtung und hatte seine Wurzeln in den frühen 40er Jahren. Damals nutzte ein kreativer Querdenker, der Gitarrist und Tüftler Les Paul, die in der Fabrik des Gibson Konkurrenten Epiphone bereitgestellten technischen und handwerklichen Ressourcen um seine Vorstellung von einem optimal „verstärkbaren“ Instrument in die Tat umzusetzen. Und das hieß für ihn vorrangig: Massive Reduktion des lästigen Feedbacks! Um den verantwortlichen Resonanzraum in den damals üblichen Hollow-Body Instrumenten zu eliminieren nahm Les, damals sicher der berühmteste Gitarrist der U.S.A., kurzerhand einen massiven Klotz aus Ahorn und befestigte an ihm einen Steg, Tonabnehmer, einen Saitenhalter und einen normalen Gibson-Hals. Dann zerschnitt er eine seiner Epiphone-Gitarren der Länge nach und klebte die Korpushälften seitlich an den Klotz. Fertig war „The Log“ (Der Klotz), Les Paul´s erste elektrische Solidbody-Gitarre. Sicher keine Schönheit, aber ein funktionierendes, und wegen der massiven Bauweise, vor allem feedbackresistentes Instrument! 1946 stellte der erfinderische Saiten-Virtuose sein Konzept schließlich Gibson vor - ohne Erfolg! Mit den Worten “Wir haben kein Interesse an einem Besenstiel mit Saiten“ , machte der damalige CMI President M.H. Berlin unmissverständlich klar was er von Les Pauls Entwicklung hielt.

Einmal mehr sah das konservativ denkende Gibson Management den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das sollte sich aber sehr bald ändern, denn trotz einer gewissen Borniertheit beobachtete man den Markt sehr genau und als Anfang der 50er Jahre Leo Fender im sonnigen Kalifornien mit seiner Broadcasters an die Öffentlichkeit trat und erste Erfolge verzeichnen konnte, wusste auch Ted McCarty, dass es an der Zeit war zu reagieren. Im Zuge des Brainstormings erinnerte man sich auch an Les Paul´s „Log“ und so kam der Marketingfuchs McCarty auf die Idee zu versuchen den berühmten Gitarristen als Zugpferd für ein Gibson Solidbody Modell zu gewinnen. Während der Verhandlungen wurde Les allerdings vor vollendete Tatsachen gestellt, denn es ging bei diesem Deal um ein Instrument, dass die Gibson-Designer bereits als Prototyp gefertigt hatten. Das „Les Paul Modell in Spe“ war im Prinzip nichts anderes als eine aus massivem Holz gefertigte, verkleinerte akustische Archtop-Gitarre, die man mit einem Cutaway ausgestattet hatte. Trotz der massiven Bauweise setzte man, frei nach dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ also in Sachen Design auf Bewährtes. Und das war eine ganz bewusste Entscheidung. Die Edelschmiede legte nämlich höchsten Wert drauf sich mit ihrer ersten Solidbody recht eindeutig vom Erscheinungsbild der kalifornischen Telecaster (Fender hatte die Broadcaster mittlerweile umgetauft) abzugrenzen. Deshalb auch die gewölbte Decke, die Quasi als Symbol für Qualität und gehobene Handwerkskunst stand. Auch die Kombination aus einer Mahagoni-Basis und einer Ahorn-Decke, zum Zweck der „Feinjustierung“ des Sounds, war für eine Solidbody-Konstruktion ein absolutes Novum.

Das offizielle Debüt der Les Paul fand im Jahr 1952 statt. Auf Wunsch des Taufpaten kam die erste Serien-Paula im edlen Goldtop-Design und mit einem trapezförmigen Saitenhalter. Dieser fiel aber bereits 1954 einem Update zum Opfer und wurde durch ein Wraparound-Tailpiece ersetzt. Mit dem Release der Les Paul Custom (ebenfalls 1954), sah die Welt zwei weitere Neuheiten: Die legendäre Tune-O-Matic Bridge und das Stopbar-Tailpiece. In Sachen „Motorisierung“ kamen in den ersten Jahren ausschließlich P-90 Pick-Ups zum Einsatz, ein 1946 erschienener Single-Coil Tonabnehmer, der dank seines fetten, rauen Sounds bis heute zu den beliebtesten Modellen aus dem Gibson-Sortiment gehört. Die erste Les Paul mit Humbucker wurde im Jahr 1957 der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt. 1958 war es dann soweit: Mit einer Version der Paula im attraktiven Cherry Sunburst Outfit veröffentlichte Gibson einen Design-Klassiker, der bis heute die Herzen höher schlagen lässt.

Humbucker - Mit zwei Spulen zum Erfolg

Bevor wir weiter machen, noch ein paar Worte zum Thema Humbucker: Neben Highlights wie dem Charlie Christian Pick-Up und dem phantastischen P-90, war die Veröffentlichung des ersten Gibson Humbuckers sicher eines der wichtigsten Ereignisse für die gitarrespielende Zunft. Da Single-Coils zwar sehr gut klangen, wegen ihrer einspuligen Bauweise aber recht sensibel auf Störungen von Außen reagierten, beauftragte Gibson den Spezialisten Seth Lover mit der Entwicklung eines neuen, nebengeräuscharmen Pick-Up Systems. Dank eines aus dem Verstärkerbau adaptierten Tricks, der sogenannten Brummkompensations-Spule (Humbucking-Coil) gelang Seth der Durchbruch. Sein Prototyp bestand prinzipiell aus zwei separaten einspuligen Pick-Ups, die phasenverdreht in Reihe geschaltet wurden. Das Ergebnis: Störgeräusche, die die erste Spule aufschnappte wurden durch das gegenphasige Signal der Zweiten eliminiert. Um dabei sicher zu stellen, dass dies nicht mit dem kompletten Signal geschah, mussten die Magnetfelder der beiden Spulen allerdings gegensätzlich verlaufen.

Als Zugeständnis an den Geschmack der Zeit orientierte sich der Sound des 1957 vorgestellten „Brummfreien“ noch an der Performance des P-90. Veränderungen in den verwendeten Materialien (Abmessungen der Magnete, Wickeldraht) machten den Klang später mittiger, fetter und etwas weniger bissig: Die 1958er Version des Pick-Ups lieferte schließlich genau die Performance die man heutzutage gerne als typischen PAF-Sound beschreibt. Das Kürzel „PAF“ geht übrigens auf die Bezeichnung „Patented Applied For“ zurück. Um unmissverständlich klar zu machen, wer der legitime Erfinder dieser Art Pick-Up ist, wurden die ersten Gibson Humbucker nämlich mit einem kleinen schwarzen Aufkleber, mit dem Aufdruck „Zum Patent angemeldet“ ausgestattet. Spätere Modelle kamen dann mit einer ins Blech geprägten Patentnummer.

Expansion - Epiphone and more

In den 30er und frühen 40er Jahren gehörte Epiphone zu den schärfsten Konkurrenten Gibsons. Doch der Wettbewerbsdruck hatte auch etwas Gutes, brachte er Firmengründer Epi Strathopoulo doch dazu mit Erfindungen wie dem Extension Truss Rod (erweiterter Halsstellstab), dem ersten Tonabnehmer mit verstellbaren Pole-Pieces, oder dem sogenannten Tonexpressor, einem Vorläufer des Wah Wah, die Funktionalität und das Erscheinungsbild der E-Gitarre nachhaltig mit zu prägen.

Im Jahr 1943 starb Epi an Leukämie und seine Brüder Orphie und Frixo übernahmen die Leitung des Unternehmens. Doch das sollte nicht lange gut gehen. Die beiden zerstritten sich und im Jahr 1948 verkaufte Frixo seine Firmenanteile. Die Nachkriegszeit wurde hart und die Geschäfte liefen immer schlechter. 1957 übernahm die Gibson-Mutter Chicago Musical Instruments das angeschlagene Unternehmen für 20.000 $. Vordergründig ging es dabei zunächst nur um die wertvollen Werkzeuge und das Equipment zur Herstellung von Bässen. Doch dann entschloss sich CMI dazu den bekannten Markennamen Epiphone zu erhalten und als Tochterunternehmen der Firma Gibson zu etablieren. Bereits ein Jahr später konnte man eine ganze Palette neuer akustischer und elektrischer Instrumente präsentieren. 1958 wurde die Epiphone Produktion schließlich komplett nach Kalamazoo verlegt, dem Gibson Stammsitz in Michigan und so konnte auch diese Erfolgsstory weitergeschrieben werden. Aber das ist ein anderes Thema!

Zurück zu Gibson. Die 60er Jahre brachten einen unglaublichen Musik-Boom. Der Rock´n´Roll war seinen Kinderschuhen entwachsen und immer neue aufregende Bands eroberten die Szene. Aber auch Jazz und Folk-Gitarristen suchten permanent nach adäquaten, neuen Werkzeugen. Und so wundert es sicher niemanden, dass die Auftragsbücher des Marktführers Gibsons aus allen Nähten platzten. Die Marke hatte den Zenit ihres Erfolgs erreicht. Angelockt von diesen Erfolgen wurde CMI im Jahr 1969 von Norlin Industries aufgekauft. Ziel des Konzerns: Produktions-, und Gewinnoptimierung durch ökonomischere Herstellungsmethoden. Im Zuge dieser Entwicklung eröffnete Gibson übrigens 1975 eine neue, nach modernsten Gesichtpunkten ausgestattete Fabrik in Nashville, in der bis heute ein Großteil der Produktion gefahren wird.

Die 80er Jahre - Rezession und ein Neuanfang

Anfang der 80er registrierte das Gibson Management ein wachsendes Interesse des Marktes an Vintage Instrumenten und so begannen die Ingenieure damit, inmitten der wirtschaftlichen Rezession der Jahre 80-81, Instrumente wie die Les Paul und ES-335 mit den -Spezifikationen der klassischen Originale zu bauen. Parallel dazu wurden aber auch neue Modell-Designs entwickelt. So entstand zum Beispiel die Chet Atkins CE, eine Solid-Body Gitarre mit klassischen Ambitionen. Trotz aller Bemühungen von Seiten der Industrie und einer angepassten Modell-Politik hielt die vorherrschende Flaute im Musik-Business aber an und so entschloss Norlin sich schließlich, das für sie „unrentabel“ gewordene Geschäftsfeld auf zu geben. Doch damit war es, wie wir alle wissen, natürlich nicht vorbei. Im Gegenteil! Am 15 Januar 1986 wurde Gibson von einem kompetenten Team, angeführt von Henry Juszkiewicz und David Berryman, übernommen.

Das neue Gibson Management hatte das richtige Gespür für die Wünsche des Marktes und hielt an der Idee der Rückbesinnung auf die Vorzüge der besten Vintage-Instrumente fest.

Aber auch bei der Wahl der verwendeten Materialien und der Verarbeitungsqualität orientierte man sich an der Philosophie der „Good Old Days“ :Doch mit der Verfeinerung der traditionellen Produktlinien gab sich das neue, überaus kreative Entwicklungsteam nicht zufrieden und so arbeitete man kontinuierlich an neuen Modellreihen. Die Chet Atkins Serie wurde erweitert und mit der M-3 setzte man neue Maßstäbe in Punkto ergonomischem Design und dem kreativem Einsatz von Elektronik-Features.

Ähnliche Entwicklungen waren auch in der Akustik-Sparte zu beobachten. Auf der einen Seite beglückte Gibson die Szene mit erstklassigen Repliken historischer Originale. Auf der anderen Seite arbeitete man mit Akribie und Leidenschaft an der Entwicklung neuer, interessanter Instrumente. Um die Fertigung zu optimieren eröffnete Gibson 1990 ein neues Werk in Bozeman, Montana, in dem ausschließlich akustische Instrumente gefertigt werden sollten. Die klimatischen Bedingungen in Montana machten Bozeman zum idealen Produktions- Standort und so gelang es Gibson in Sachen Verarbeitungsqualität und Performance auch im Akustik-Bereich neue Maßstäbe zu setzen.

Im Jahr 2002 feierte man schließlich das 50jährige Jubiläum der Les Paul, einer Gitarre, die garantiert auch zu ihrem 100ten Jubiläum im Jahr 2052 noch ganz oben auf dem Wunschzettel von Millionen Gitarristen weltweit stehen wird. Doch damit nicht genug der Festivitäten. Mit dem Release der Les Paul Standard im brandneuen Faded Finish begeht die Edelschmiede nämlich auch 2005 ein wichtiges Jubiläum: Den 50ten Geburtstag des legendären PAF Pick-Ups.

Weitere Infos zum aktuellen Gibson/Epiphone Angebot findest du im Netz unter mundt.de epiphone-signature.de gibson.com und epiphone.com


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