Mission to Planet G

The Southern Comfort oder Die Leichtigkeit des Seins

PG Interview mit dem Emil Bulls Gitarristen Moik

Mit The Southern Comfort haben die Emil Bulls gerade ihr drittes Album vorgelegt.PG nutzte die Ruhephase vor der ausgedehnten Herbsttour, zu einem interessanten Interview mit Gitarrist Moik.

?PG : Nach der Auflösung eures Vertrags mit Mercury Island, ist "The Southern Comfort" das erste Emil Bulls Album, das auf einem kleineren Independent Label erscheint. Wie ist es 2004 eigentlich zu dem Split gekommen ?

!Moik: Das Ganze fing mit der Umstrukturierung des Mutter-Konzerns Universal an. Im Zuge der Maßnahmen entschloss sich Universal alle Unter-Labels dicht zu machen und sie Polydor bzw. Motor zu zuordnen Als "Rocker" landeten wir logischerweise bei Motor. Die Mitarbeiter des Labels sahen sich also von heute auf morgen mit einer Flut neuer Bands konfrontiert und waren damit ziemlich überfordert. Dazu kam, dass sie nicht hundertprozentig hinter uns standen und so wurde unser zweites Album eine ziemlich schwere Geburt. Auch die Promo ließ, im Vergleich zu unserer Zeit bei Island ,ziemlich zu wünschen übrig. Als Motor uns dennoch ein Angebot für ein drittes Album machte, lehnten wir dankend ab. Danach hatten wir erst einmal eine ganze Zeit lang gar kein Label. Auf der faulen Haut haben wir aber trotzdem nicht gelegen. Im Gegenteil! Wir experimentierten sehr viel herum, schrieben neue Songs und suchten nach einer Plattenfirma mir der wir uns identifizieren konnten. Mit unserem aktuellen Label Pirate Records/Track 1 haben wir jetzt endlich den perfekten Partner gefunden. Hier stimmt es nicht nur geschäftlich, sondern auch auf der menschlichen Seite - das finden wir extrem wichtig.

?PG : Habt ihr nach dem Cut immer daran geglaubt, dass es mit der Musik weiter gehen würde, oder auch nach "bürgerlichen" Alternativen gesucht, um euren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich glaube euer Drummer hat sich damals entschieden sein Studium fortzusetzen?!

!Moik: Ja, dass stimmt. Fini ist an die Uni gegangen. Für uns andere gab es aber nur einen Weg: Die Musik. Außerdem lief es "live" bei uns immer sehr gut und wir wussten, dass wir uns auf unsere Fans verlassen konnten. Das gab uns ein sicheres Gefühl.

?PG : Lass uns über eurer neues Album reden. Neben dem gewohnt harten Brett gibt es da ja durchaus auch Neues zu entdecken. Beim Durchhören hatte ich den Eindruck: "Hey, die Jungs wollen jetzt allen zeigen was, ne Harke ist". Nehmen wie nur das jazzig angehauchte Intro "The Southern Comfort", das akustische "Friday Night", oder das "collegerockige" "Newborn"?

!Moik: Wir haben uns in einem Ferienhaus am Chiemsee eingemietet und 14 Tage lang nahezu 24 Stunden am Tag gejammt und Songs geschrieben. Dabei haben wir uns keine Gedanken über Konventionen gemacht, sondern das ausprobiert, wozu wir Lust hatten. Und das kann eben auch mal Jazz sein.

?PG : Habt ihr den einschlägige Erfahrungen in Sachen Jazz? Ich meine, dass macht man ja nicht einfach mal so?

!Moik: Jeder von uns hat, parallel zu den Bulls, Nebenprojekte. Und da wird mitunter ganz schön heftig experimentiert. Aber auch mit den Bulls haben wir, wie ich finde, schon immer Stile gemischt. Vielleicht hört man es auf den älteren Alben einfach nur weniger stark heraus, als auf "The Southern Comfort"!

?PG : Hattet ihr keine Angst, dass irgendwelche engstirnigen Kritiker euch auf´s Korn nehmen könnten? Gerade im harten Genre sieht man die Sache ja häufig recht unentspannt

!Moik:Die meisten Kritiken waren positiv. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kritiker, die sich wirklich mit dem Album beschäftigt haben, keine Probleme damit hatten unseren neuen Weg zu verstehen. Am wichtigsten sind uns aber sowieso unsere Fans. Und die stehen hinter uns wie eine Wand. Klar, einigen ist "The Southern Comfort" vielleicht ein bisschen zu soft. Aber wir haben wirklich keine Lust fünfzehn mal hintereinander das selbe Album zu machen.

?PG : Die Plattenfirmen sind mittlerweile ja immer mehr darauf aus ihre Bands in irgendwelche Schubladen zu drücken. Gab es Versuche seitens euer alten Company Einfluss auf eure Musik zu nehmen, um euch so "kompatibler" zu machen?

!Moik: Ne, von Seiten der Plattenfirma kam nichts. Wir haben es ja eigentlich auch gar nicht erst drauf ankommen lassen und das Angebot für das dritte Alben von vornherein abgelehnt (lacht!). Und bei "Southern Lullaby" konnten wir ohnehin machen was wir wollten.

?PG : Wir war es denn im Studio. Gab es da Unterschiede zu den vorherigen Produktionen?

!Moik: Ja, total. Als wir unseren ersten Vertrag unterschrieben haben, das war glaube ich 2000, ging es denn Plattenfirmen noch richtig gut. Die Verkäufe stimmten und es war Geld in Hülle und Fülle da. Wir haben teilweise in Köln im Heartbeat Studio, teilweise aber auch in Spanien aufgenommen und hatten dabei Zeit satt. Geld spielte keine große Rolle. Ich glaube die gesamte Produktion des neuen Albums hat soviel gekostet, wie das Fotoshooting für das erste Album (lacht). Im nachhinein betrachtet ist das ganz schön albern.

?PG : Wo habt ihr "The Southern Comfort" aufgenommen?

!Moik: Komplett in München. Unser Produzent Klaus Scheuermann ist Münchener und da lag es nahe, hier zu bleiben.

?PG : Wie seit ihr auf Klaus gekommen?

!Moik: Im Sommer letzten Jahres haben wir verschiedenen Produzenten ausprobiert ...

?PG :Wenn ich dich da direkt mal unterbrechen darf. Wie macht man das (lacht)?

!Moik: Zuerst schick man ein Tape raus.. Wenn dem Produzenten das Material gefällt macht man einen Termin, fährt hin, schläft auf Teppichböden, trinkt ne´Menge Alkohol (lacht) und nimmt probeweise ein, zwei Songs auf. Dann merkt man schon ob´s passt. Klaus hatte gerade ein neues Studio in München aufgebaut und es war natürlich sehr reizvoll "quasi" zu Hause arbeiten zu können. Kein Hotels, keine Teppichböden (lacht), Sehr angenehm. Klaus entpuppte sich als genialer Produzent und so haben wir uns sehr schnell dafür entschieden, das Album unter seiner Obhut zu machen.

?PG :Ist man nicht abgelenkter, wenn man in seiner Heimatstadt aufnimmt? Ich kann mir vorstellen, dass es sich in der Fremde konzentrierter arbeiten lässt?

!Moik: Klar, bei unserem ersten Album wäre es sicher so gewesen. Wir waren jünger und hätten damals sicher Probleme gekriegt, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Da war es schon besser, dass wir weit ab vom Schuss gearbeitet haben. Heutzutage sieht die Sachen ganz anders aus. Wir haben uns weiterentwickelt und so fanden wir es durchweg positiv - und auch inspirierend- in vertrauter Umgebung arbeiten zu können. Nur das Remastering fand - wie immer - in New York statt. In Deutschland haben wir noch niemanden gefunden, der es richtig drauf hat.

?PG : Wart ihr dabei?

!Moik:Nein, eigentlich war nur beim ersten mal einer von uns vor Ort. Wir wissen wie der Typ arbeitet und haben vollstes Vertauen. Professioneller geht es nicht! Da kann man getrost zu Hause bleiben!

?PG : Kommen wir zu was ganz anderem. Wie sieht es eigentlich mit eurem Equipment aus? Ich glaube du spielst MusicMan Gitarren?

!Moik: Ja genau. Ich habe eine Axis SuperSport und eine John Petrucci 7-String!

?PG :Welches Tuning verwendest du auf der Axis?

!Moik:Hauptsächlich Drop D. Auf der Petrucci spiele ich ein Standard Tuning . Die tiefe B-Saite stimme ich auf B. Das drückt wie die Hölle.

?PG :Apropos, ist das eigentlich ein Bass im Intro von "At Fleischbergs"?

!Moik: Ne, dass ist meine 7-saitige MusicMan Petrucci. Wie gesagt: Die zusätzliche tiefe B-Saite drückt wie die Hölle (lacht). Als Effekt kommt übrigens ein "Big Muff" zum Einsatz.

?PG :Auf dem neuen Album hört man euch auch schon mal akustisch." Friday Night" ist sogar komplett auf einer Akustik-Gitarre eingespielt. Welche Instrumente verwendet ihr?

!Moik: Das ist meine Ovation. Ich hab´ die Gitarre vor zirka fünf Jahren in einer Videothek gekauft!

?PG :Wie das?

!Moik: Na ganz einfach. Ich wollte mir gerade einen Film ausleihen, als ein Typ mit einer Ovation reinkam. Er hatte sie beim Verkäufer der Videothek angezahlt, war aber im Endeffekt doch nicht flüssig genug um den Deal perfekt zu machen. Ich habe die Gitarre gespielt, war begeistert und habe das edle Stück gleich mitgenommen. Das war´s!

?PG :So kann´s gehen. Mittlerweile seit ihr ja sogar offizielle Ovation-Endorser!

!Moik: Ja, genau. Die Gitarren sind wirklich erste Sahne und machen sowohl im Studio, als auch im harten Alltag "On The Road" einen erstklassigen Job!

?PG : Wie geht es mit den Bulls jetzt weiter?

!Moik: Wir machen noch ein paar Tage Urlaub und dann gehen wir auf eine ausgedehnte Tour.

?PG :Hört sich gut an. Na dann viel Spaß beim Rocken und alles Gute für "The Southern Comfort".


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