Mission To Planet G - Interview Carl Carlton

- Rockin´all over the world

Der Gitarrist und Songwriter Carl Carlton gehört seit vielen Jahren zum Line-Up der Peter Maffay Band. Aber auch international hat sich der in Dublin lebende Vollblut-Musiker mit seiner Arbeit für Größen wie Robert Palmer, Jimmy Barnes und nicht zuletzt seiner eigenen Band, den Songdogs, einen hervorragenden Ruf erspielt. Im Rahmen der aktuellen Tabaluga-Tour hatte das OFM-Team jetzt die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit dem sympathischen Gitarristen.

?PG: Carl, auf der ersten Tabaluga-Tour vor gut zehn Jahren warst du, bedingt durch deinen Job als Musical Director, mehr hinter den Kulissen tätig. Wie sieht dein Aufgabenbereich bei der aktuellen Produktion aus - mit immerhin 140 Beteiligten ja ein ziemlich fettes Ding?

!Carl Carlton: Auf der ersten Tour war ich tatsächlich mehr im Background beschäftigt. Die Tabaluga Produktion unterteilt sich in drei Ebenen: Sprache, Musik und Geräusche bzw. Soundtracks. Weil die Digitaltechnik vor zehn Jahren noch in den Kinderschuhen steckte, wurde das Einspielen von Hintergrund-Geräuschen während der Spielszenen ausschließlich von Hand erledigt. Da ich die Trax erstellt hatte, wusste ich natürlich am besten wann in der Show welche Sounds zum Einsatz kommen mussten. Also verbrachte ich einen Großteil der Zeit hinterm Mischpult und unterstützte Bernd (Tourmischer) bei seiner Arbeit . So ähnlich sollte es auch diesmal wieder ablaufen. Während der Vorbereitungen zur Tour merkte Peter (Maffay) aber, dass die Heavy-Songs in der geplanten Besetzung nicht genug drückten. Also fragte er mich ob ich nicht Lust dazu hätte bei einigen Nummer unterstützend in die Saiten zu greifen. Waren es am Anfang nur zwei, drei Titel- stand ich am Ende der Probearbeit bei fast allen Songs mit auf der Bühne.

?PG: Wie hat man sich die Proben für eine solch opulente Show wie Tabaluga eigentlich vorzustellen?

!CC: Ziemlich gigantisch! Das ganze fand in den Babelsberger Filmstudios statt. Um die Probearbeit so realistisch wie eben möglich zu gestalten, wurde zunächst eine grobe Struktur der späteren Bühnen-Kulisse aufgebaut, inklusive Licht. Dann kamen die Tänzer ins Spiel. Da wir im Vorfeld bereits Demos der Songs aufgenommen hatten, konnte die Choreographie mit CD-Begleitung einstudiert werden. So war gewährleistet, dass sich die Band nicht bereits im Vorfeld der Tour " tot spielt. Die eigentlichen Band-, und Gesangsproben starteten dann ca. zwei Wochen vor dem ersten Job.

?PG: Nicht wirklich viel Zeit, aber ihr seit ja ein eingespieltes Team.

!CC: Das kann man wohl sagen. Gerade Bertram (Engel/Drummer), Ken (Taylor/Bassist) und ich haben schon so manchen Job zusammen gespielt und sind dementsprechend gut aufeinander eingeschossen. Und auch stilistisch sind wir sehr flexibel. Von Acts wie Amanda Marshall oder Robert Palmer, über Jimmy Barnes, bis Peter Maffay, Wolfgang Niedecken und Udo Lindenberg - unser Spektrum ist ziemlich breit. Dementsprechend schnell sind wir im Erarbeiten neuer Songs oder Arrangements. Nach all den Jahren verstehen wir uns blind.

Carl Carlton

?PG: Du bist auch international sehr aktiv. Wie sind deine Verbindungen zu "Welt-Acts" wie Robert Palmer eigentlich zustande gekommen?

!CC: Ken, Bertram und ich arbeiteten damals gerade an Wolfgang Niedeckens Leopardenfell-Album, einem Tribut an Bob Dylan. Und durch die Tatsache, dass es bei diesem Projekt nicht ums Geldverdienen ging, sondern einzig und alleine um die Liebe zur Musik, hat uns das unglaublich viel Spaß gemacht. Robert war zu dieser Zeit bei der selben Plattenfirma wie wir und hatte gerade ein Greatest Hits Album rausgebracht. Im Zuge der Promoarbeit wollte er auch einige Jobs in Europa spielen. Die Plattenfirma schlug uns als Begleitband vor. Robert hatte zunächst ziemliche Bedenken, ob deutsche Musiker sein Material groovy genug rüberbringen würden. Aber letztendlich hat die Plattenfirma ihn dann doch überreden können. Ich erinnere mich noch wie heute an den Tag, an dem wir Robert zum ersten mal trafen. Wir probten gerade "Sneakin´ Sally" als er den Proberaum betrat. Er sagte: "That sounds fucking great" und das Thema war durch. Alle seine Bedenken und Vorurteile hatten sich in Luft aufgelöst. Robert und ich haben uns vom ersten Augenblick an großartig verstanden. Sein plötzlicher Tot im September hat mich kalt erwischt. Ich war ziemlich am Boden Er war wie der große Bruder, den ich nie hatte. Seinem guten Zureden ist es übrigens auch zu verdanken, dass ich das Songdogs Projekt überhaupt aus der Taufe gehoben habe. Ich bin ihm sehr, sehr dankbar.

?PG: Seit ihr bei internationalen Acts die Begleitband für Europa, oder arbeitet ihr mit ihnen auch weltweit und im Studio?

!CC: Nein, nein, wir sind schon global am Start. Mit Jimmy Barnes haben wir zum Beispiel ein ganzes Jahr in Australien verbracht, dort ein Album eingespielt und getourt.

?PG: Man kann also sagen, dass du mit den Acts für die du arbeitest im allgemeinen sehr eng verbunden bist. Würdest du dich dennoch als typischen Sessiongitarrist bezeichnen.

!CC: Im Grunde genommen nicht. Ich spiele immer so wie Carl. Mach´s mal so wie "der" oder "jener", ist nicht mein Ding. Außerdem kommt man als Sessionmucker immer wieder in die Situation, Sachen spielen zu müssen, hinter denen man überhaupt nicht steht. Und wenn ich von einer Sache nicht mindestens zu fünfundsiebzig Prozent überzeugt bin, lasse ich lieber die Finger davon. Das bringt mir nichts und den Auftraggebern auch nicht. Eigentlich sehe ich mich sowieso eher als Songwriter und Producer. Da liegen meine wahren Stärken.

?PG: Das kann man wohl sagen. Deine beiden Songdog Alben "Revolution Avenue" und "Love & Respect" sind ein echter Hammer. Woher nimmst du deine Inspirationen. Deine Songs klingen phantastisch und stehen, im besten Sinne des Wortes, in der Tradition des amerikanischen Rhythm ´n´Blues, mit klarer Bekenntnis zum Südstaaten-Feel. Außerdem singst du richtig gut!

!CC: Danke! Als Kind bin ich sozusagen in den "schwarzen Topf" gefallen. Das ganze war eine ziemlich skurrile Sache. Ich bin in Friesland aufgewachsen. Mein Vater war Farmer und Viehhändler und immer wenn wir in die Stadt kamen um Tiere auf dem Markt zu verkaufen, nahm er mich anschließend zum Skatspielen mit in eine Kneipe. Und genau das wurde zu meinem Schicksal (lacht!!). Der Kneipenwirt, ein echt abgefahrener Typ, stand nämlich total auf Soul und in seiner Jukebox fanden sich Songs von Otis Redding und Konsorten. Du musst dir das mal bildlich vorstellen: Da sitzen all diese Bauern mit ihren großen Hüten und im Hintergrund läuft "Turn me loose" von Otis Redding. Schon ziemlich abgefahren. Ich war auf jeden Fall infiziert und bevor ich überhaupt mit der Musik von den Stones oder den Beatles in Kontakt kam, kaufte ich mir Singles wie "Sitting on the dock of the bay".

?PG: Die Stones haben dein Songwriting aber auch ziemlich beeinflusst, oder?!

!CC: Sicher. Ich bin der Band sogar sehr zu Dank verpflichtet. Die Stones waren von jeher ein Forum für erstklassige Musiker und durch das Studium ihrer Platten-Credits lernte ich in meiner Jugend viele Leute kennen, die in meiner späteren musikalischen Entwicklung eine große Rolle spielen sollten- zum Beispiel Ry Cooder. Er spielte auf einer Stones-Scheibe Mandoline und Slide-Guitar. Als ich seinen Namen auf dem Cover entdeckte, bin ich sofort in den Plattenladen gerannt, habe mich schlau gemacht und eins seiner Soloalben gekauft. Durch die Stones bin ich auch an die "Meters" oder "Little Feet" geraten.

?PG: Kommen wir noch mal zur Gegenwart. Wie sieht es mit deinem aktuellen Equipment aus?

!CC: Das ist, wie immer, recht überschaubar. Als echter Vox-Fan habe ich einen 65er AC 30 TB im Einsatz. Außerdem verwende ich einige Bodentreter, z.B. einen MXR Phaser und einen Kompressor für´s Slide-Spiel. Für die fetten Sounds habe ich mir gerade eine 7-Saitige Music Man John Petrucci gegönnt. Heißes Teil, macht genau den richtigen Druck für die aktuelle Produktion. Ich bin schon seit vielen Jahren Music Man Fan. Eigentlich schon seitdem sie in Deutschland erhältlich sind - das muss so 1977 gewesen sein. Ich habe sogar eins der ersten Modelle der Sabre Two Serie- Seriennummer 0007, oder irgend so was.

?PG: Carl, vielen Dank für das sehr nette Gespräch. Alles gute für deine weitere Arbeit

Weitere Infos zu Carls Band, den Songdogs gibt´s im Netz unter unter www.carl-carlton.de


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