Lick der Woche 16 Special Seite 2

Die Haupttonleiter auf die Carlos Santana in seiner Improvisation zurückgreift, ist die A Natürlich Moll Scale. Ihre Töne eignen sich bestens für den Einsatz über der Akkordfolge. Ihren interessanten Sound schöpft die Studie aus der Tatsache, dass im Jam Track mit Bm7b5 und dem E7b9, zwei sehr farbige Chords Verwendung gefunden haben. Doch trotz der recht komliziert anmutenden Bezeichnung, finden wir zumindest einen von ihnen in der normalen A Moll Skala:

Jetzt ist klar, warum die A Natürlich Moll Scale über dem Bm7b5 eine gute Figur macht. Schließlich besteht der Akkord ausschließlich aus Tönen, die wir auch in dieser Tonleiter finden.

Übrigens: Startest du die A Moll Skala nicht, wie üblich, vom Ton A aus, sondern wählst das B (Grundton des Bm7b5 Akkordes) als Ausgangspunkt, so erhältst du eine Tonleiter, die in Fachkreisen den Namen Lokrisch trägt. Sie gehört zum Clan der berühmt berüchtigten Kirchentonleitern. Der informierte Engländer spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von Modes.

Der Sachverhalt ist in diesem Fall zwar sehr abgekürzt erklärt, aber eine detailliertere Beschreibung würde hier den Rahmen sprengen. Falls du dich mit weiteren Hintergrundinfos zum Thema versorgen willst empfehle ich dir, wie immer in solchen Fällen, mal einen Blick in mein Buch Scales 'n' more zu werfen. Hier findest du alles, was du brauchst.

Besondere Aufmerksamkeit benötigt auch der zweite Abweichling in unserer Akkordfolge: Der E7b9 Chord bzw. sein braver Bruder, der E-Dur Akkord. Um einen solchen Akkord tonmäßig korrekt zu bedienen, verwendet man im Normalfall eine Variante der A Natürlich Moll Skala.

Wie du siehst, unterscheidet sich die A harmonische Moll Tonleiter nur durch einen Ton von der normalen natürlichen Moll Skala: Das G#. Doch dieser Ton hat es in sich: Er macht aus einem ganz gewöhnlichen E-Moll Chord (E-G-B), wie wir ihn in auf der V.Stufe jeder A Natürlich Moll Tonleiter finden, einen waschechten Dur Dreiklang. Füge ich zusätzlich die b9 (F) hinzu, erhalte ich einen extrem coolen Sound.

Dieser E7b9/ E-Dur Akkord hat aber mehr drauf, als nur interessant zu klingen. Er löst sich auch wunderbar in den Tonika Akkord A-Moll auf. Schaltet man zusätzlich noch den Bm7b5er vor, so spricht der Fachchinese von einer II.-V.-I. Verbindung in Moll!

Wie gesagt: Weitere Infos in Scales 'n' more!

Zurück zur Praxis: Für unser Solo bedeutet das also, dass immer dann, wenn der E-Dur bzw. der E7b9er zum Einsatz kommt, auch die A Harmonisch Moll Skala die richtige Wahl ist. Carlos beweist aber, dass das kein "Muß" sein muß. Zu Beginn seiner Impro setzt er, auch in Verbindung mit dem E7b9er, auf die herkömmliche A-Moll Scale (Takt 3). Erst in Takt 7 startet er mit seiner G# Attacke (Im Notentext blau markiert). Du kannst natürlich auch eigene Versuchsreihen an den Start bringen, in denen du ausgiebiger auf die coole Tonleiter zurückgreifen kannst. Du wirst schon sehen: Es wirkt!

Viel Spaß beim Experimentieren und bis zur nächsten Woche.

Hansi Tietgen

 

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