Know How Zone
Die Einstellung der Halskrümmung

Ein korrekt eingestellter Hals ist eine Grundvoraussetzung für eine Gitarre (einen Bass), deren Schnarrverhalten auch bei einer guten Saitenlage im üblichen Toleranzbereich bleiben soll. Leider "fuhrwerken" schlechtinformierte Gitarristen häufig eher intuitiv an der von vielen Mythen umwobenen Halsstellschraube herum und verschlimmbessern so den Zustand ihres Schätzchens mehr, als das sie wirklich weiterkommen. In unserem aktuellen Know How Zone Update wollen wir dir die Funktion und die Wirkungsweise des Halsstellstabs etwas näher bringen und dich so optimal auf deine künftigen Einstellmanövern vorbereiten.

Zunächst aber einige grundsätzliche Informationen zur Funktion des Halsstabs. Die Saiten einer Gitarre (und natürlich auch die eines Basses) üben einen nicht unbeträchtlichen Zug auf den Hals aus. Das Ergebnis: Der Hals gibt mit der Zeit nach und biegt sich langsam aber stetig nach oben. Die Saitenlage wird unerträglich und überhaupt ....! Um diesem "Phänomen" effektiv entgegen zu wirken, kamen findige Gitarrenbauer auf die Idee die Hälse ihrer Instrumente mit Halsstäben aus Stahl oder Aluminium zu stabilisieren. Dabei gab es grundsätzlich zwei Ansätze: Den einstellbaren Stahlstab und eine nicht einstellbare Variante. Modernere E-Gitarren (aber auch A-Gitarren) sind im Normalfall mit einem einstellbaren Halsstab ausgerüstet. Die für eine Justierung nötige Einstellschraube ist entweder unter einer entsprechenden Abdeckung auf der Kopfplatte, oder der Korpusseite des Halses zu finden. Eingestellt wird meistens mit einem mitgelieferten Inbusschlüssel, einem Steckschlüssel oder einem gewöhnlichen Schraubenzieher.

Bevor wir zum "Wie" kommen, wollen wir uns zunächst einmal vergewissern, ob überhaupt ein "Muss" vorliegt. Also fassen wir grob zusammen: Ein zu krummer Hals sorgt für eine Erhöhung der Saitenlage und damit eine Verschlechterung der Bespielbarkeit. Das tragische dabei: Trotz der "Männersaitenlage" kann die Gitarre scheppern. Meistens in den ganz hohen, oder ganz tiefen Lagen.

Am wenigsten schnarren die Saiten, wenn der Hals nahezu gerade ist. Doch wie erkennt man überhaupt ob der Hals einer Gitarre einen ungewollten Verzug aufweist?!?!? Einige kleine Tricks können helfen.

Variante 1
Variante 1

1. Die erste Variante erfordert ein gutes Auge und etwas Training. Hierzu nimmt man die Gitarre in die Hand und wirft einen Blick über die Kopfplatte den Hals entlang in Richtung Korpus. Aus dieser Sicht lässt sich sehr leicht feststellen ob der Hals einen Verzug aufweist. Am besten geht das, wenn man die zwangsläufig gerade Saite als Referenzlinie nimmt und mit dem Verlauf der Bundstäbchen vergleicht.

2. Die zweite Methode ist auch für ungeübtere Gitarristen problemlos in die Tat umzusetzen. Hierbei drückt man die tiefe E-Saite zeitgleich jeweils am ersten und letzten Bund ab und vergleicht dann den Saitenverlauf mit der Oberseite der Bünde. Bei einem optimal eingestellten Hals sollte im Bereich um den 10.Bund ein maximaler Saitenabstand von 0,4- 0,6 mm herrschen.

Einstellschraube
Halseinstellschraube
Variante 2
Variante 2
Problemlösung

Grundsätzlich gilt: Das Drehen der Halsstellschraube im Uhrzeigersinn (nach rechts), spannt den Halsstab und der Hals bewegt sich nach hinten- wird also gerader.

Das Drehen gegen den Uhrzeigersinn bewirkt eine Lockerung des Stahlstabs: Der Hals bewegt sich nach vorne- er wird "krummer" und die Saitenlage höher.

Aber vorsicht! Die beschriebenen Aktionen sollten mit viel Fingerspitzengefühl ausgeführt werden. Schließlich kann ein Stahlstab auch brechen und das würde dann eine ziemlich kostspielige Reparatur nötig machen. Das kann man sich sicher sparen!

Unvorhergesehene Probleme

Trotz aller Mühe und einem offensichtlich perfekt eingestellten Hals kann es allerdings passieren, dass die Saiten immer noch schnarren. In solchen Fällen liegt meistens ein ungleichmäßiger Verzug des Halses vor, der sich mit dem Stahlstab alleine nicht mehr in den Griff bekommen lässt.

Ob dem so ist und wenn ja, an welcher Stelle des Halses ein Verzug vorliegt, lässt sich recht einfach feststellen. Man drückt die tiefe E-Saite am ersten und letzten Bund ab und spielt dann die Saite zwischen den beiden Punkten an. Schnarrt sie nicht, ist alles im grünen Bereich. Jetzt drückt man am ersten und vorletzten Bund ab, spielt die Saite an und wenn wieder nichts schnarrt ist auch hier alles okay. So arbeitet man sich langsam durch alle Lagen, jedes Mal prüfend ob ein klarer Ton erklingt. Hat man alle Bünde durchgecheckt, geht man den umgekehrten Weg. Man drückt also zunächst den ersten und den letzten Bund ab und kontrolliert das Schwingverhalten der Saite. Jetzt hält man den letzten Bund permanent gedrückt und wandert mit der linken Hand in den zweiten Bund, dann in den dritten usw.. Natürlich immer begleitet von der Kontrolle des jeweiligen Schnarrverhaltens. Erklingen auch hier klare Töne, ist der Hals perfekt eingestellt und verzugsfrei. Scheppert es an einigen Stellen, weist der Hals sehr wahrscheinlich in genau diesen Bereichen einen Verzug auf. In solchen Fällen ist, wie eben schon erwähnt, mit dem Stahlstab alleine nichts mehr zu wollen. Doch keine Angst, es gibt eine Alternative. Durch das Abrichten der entsprechenden Bünde, lässt sich das Problem sehr häufig beheben, auf jeden Fall aber stark abschwächen. Das Abrichten (befeilen) der Bünde sollte man allerdings dem Fachmann überlassen. Ein Gitarrenbauer, oder ein gutes Musikgeschäft in deiner Nähe kann dir in solchen Fällen sicher weiterhelfen.

Hansi Tietgen

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