Know How Zone Pick Up Special Seite 2

Womit wir beim Thema wären: Die ersten in Serien-Gitarren eingesetzten Pick-Ups waren, ob ihrer Größe und ihres Klangs, tatsächlich eher Verlegenheitslösungen. So umschlossen die hufeisenförmigen Magnete der Abnehmer (Horseshoe Pick-Ups) der frühen Epiphone-, und Rickenbacker-Gitarren die Saiten komplett und behinderten den Spieler auf diese Weise doch recht massiv bei seiner Arbeit. Der erste Tonabnehmer, der sich auch in der harten Realität des Musikeralltags souverän bewähren konnte war der für Gibson entwickelte P-90, ein Single-Coil Pick-Up der mit seinem druckvollen, natürlichen Sound und seinem praktischen Design, Maßstäbe setzte.

Und genau jetzt kommt ein weiterer großer Name ins Spiel. Leo Fender, ein ausgebildeter Radiotechniker, entschied sich bei seinen Bestrebungen die Abmessungen magnetischer Tonabnehmer weiter zu reduzieren für ein vollkommen neues Konzept. Anders als beim P-90, der durch seine zwei kräftigen, unterhalb der Spule laufenden Magnete recht bullig daherkam, entschied sich Leo dafür sechs einzelne Magnet-Stifte (Pole Pieces) senkrecht unter jeder Saite zu platzieren, um auf diese Weise deren Schwingungen separat abgreifen zu können. Fender war es auch der als einer der ersten das neue Material Alnico einsetzte, eine Legierung aus Aluminium, Nickel und Kobald (daher auch das Kürzel), die durch ihren hohen Gauss Wert mehr magnetische Kraft zur Verfügung stellen konnte, als jeder natürliche Magnet.

Gibson P 90

Einzige Konkurrenz für das Top-Produkt waren seinerzeit Tonabnehmer mit der DeArmond Signatur (Hersteller Rowe Industries), die z.B. auf Gitarren aus dem Hause Gretsch zum Einsatz kamen.

Gibson 57 Classic

Doch damit war die Entwicklung noch lange nicht am Ende. Wieder war es die Unzufriedenheit einiger Musiker, die neue kreative Energie freisetzte. Die Single-Coils hatten nämlich, trotz ihres sehr ausgewogenen Sounds, einen ganz entscheidenden Nachteil- sie brummten mitunter doch ganz erheblich! Der Druck auf die Industrie wuchs erneut und als Resultat daraus sahen die 50er Jahre einige mehr oder weniger erfolgreiche Versuche der Industrie die Nebengeräuschempfindlichkeit ihrer Produkte zu reduzieren. So rüstete z.B. Fender den sehr brummfreudigen Hals Pick-Up der Broadcaster (später Telecaster) mit einem Einstreuschutz in Form einer dicken Metall-Kappe aus. Komplettiert wurden die Abschirm-Maßnahmen Fenders durch eine unterhalb des Tonabnehmers montierte Kupferplatte. Eine Baumaßnahme die, wie sich später herausstellen sollte, nicht nur dabei half Brummgeräusche zu reduzieren, sondern ganz nebenbei auch eine unmittelbare Auswirkung auf den Sound der Gitarre hatte. Der typische Tele "Twang" war geboren.

Im Hause Gibson sah man die Maßnahmen der Konkurrenz eher als einen halbherzigen Versuche an, den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen zu können und wandte sich engagiert der Realisation ganz anderer Lösungsansätze zu. Der endgültige Durchbruch gelang dem Gibson Techniker Seth Lover. Seine Idee dem Tonabnehmer durch den Einsatz einer zusätzlichen, gegenphasig geschalteten Brummkompensationsspule die Nebengeräuschempfindlichkeit "abzugewöhnen", war ein voller Erfolg und führte zur Markteinführung des, nach der englischen Bezeichnung der Zusatz-Spule (Humbucking Coil) benannten, Tonabnehmer-Konzepts Humbucker.

Mini Humbucker

 

Seite 1

 

Nächste Seite...