Interview mit Godsmacks Tony Rombola

von Hansi Tietgen

Tony Rombola?Planet Guitar: Euer aktuelles Album Awake zeigt eine für Gitarristen absolut erfreuliche Tendenz; es bringt das Gitarrensolo zurück auf den Plan. Und das in absolut zeitgemäß gespielter Form, mit Riffs die so manche New Metal Band in den Grundfesten erschüttern dürften. Wie sieht es denn eigentlich mit deinem musikalischen Background aus?

!Tony Rombola: Ich liebe Gitarrensolos. Das habe ich schon immer getan. Meine ersten Hörerfahrungen in Sachen Rock habe ich mit der Musik von Black Sabbath gemacht. Tony Iommi hat mich sehr beeinflußt. Auch Ozzy Osbourne bin ich nach seinem Weggang bei Sabbath ein treuer Film geblieben und das Spiel seines Gitarristen Randy Rhodes bereitete mir sehr viel Freude. Aber ich stehe nicht nur auf harte Sachen, sondern bin auch ein absoluter Blues-Fan. Stevie Ray Vaughan war ein enormer Gitarrist und auch die Power im Spiel von Gary Moore finde ich heiß. Eine zeitlang hat es mir auch die Garde der technischer spielenden Gitarristen angetan. Ich habe die Songs und Gadgets von Vai und Satriani geradezu aufgesogen.

?PG: Wie genau bist du vorgegangen. Hattest du Unterricht, oder hast du dir alles selbst beigebracht?

!TR: Unterricht habe ich nie genommen. Schließlich hatte ich doch einen Plattenspieler (lacht!). Immer dann, wenn mir ein Lick besonders gut gefallen hat, versuchte ich umgehend ihn herauszuhören. Und wenn ich recht überlege habe ich mir die meisten Sachen die ich spiele, tatsächlich beim heraushören oder jammen zu meinen Scheiben draufgeschafft. Doch von Theorie, Noten oder solchen Dingen, habe ich ehrlich gesagt bis heute nicht allzuviel Ahnung.

?PG: Ich denke, das ist ja auch nicht unbedingt nötig!

!TR: Yeah, not really. Music is more feeling. It comes from the heart.

?PG: Checkst du deine Solos vorher aus, oder läuft das eher spontan ab?

!TR: Absolut spontan. Das Solo zu Trippin' bildet die einzige Ausnahme. Ich habe mir Robbies Bassriff auf einem kleinen Cassettenrecorder aufgenommen und dann solange darüber gejammt, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Das war aber wirklich eine Ausnahme. Normalerweise entstehen die Leads während der Aufnahmesession im Studio. Sully, Tommy und Robbie fungieren als Jury und entscheiden, welche Tracks cool sind und welche nicht. Ich mache mir dabei keine Gedanken über Spieltechniken. Mir kommt es in erster Linie darauf an, dass die Solos eine gewisse Attitude haben. Wenn sie dann auch noch technisch richtig losgehen, um so besser!

?PG: Du arbeitest sehr häufig mit ziemlich exzessiven Wah-Wah Sounds. Welches Pedal benutzt du?

!TR: Aussschließlich Dunlop Cry Babies!

?PG: Wie hast du eigentlich diesen abschwellenden Staccato-Tremolo Sound in Goin' Down hingekiegt.

!TR: Den schwebenden Grundsound habe ich mit einem Rotovibe gemacht. Für den Staccato Effekt beim Slide Down kam ein Dunlop Tremolo zum Einsatz.

?PG: Wie ist es denn grundsätzlich um deine Effektabteilung bestellt?!

!TR: Ich verwende hauptsächlich Dunlop und Boss-Effekte. Ich spiele ein Dunlop Rotovibe und Tremolo, Boss Phaser, Boss Digital Delay, ein Boss Noise Gate und ein Cry Baby. Das ist schon alles.

?PG: Zurück zum Album. In eurem Info habe ich gelesen, dass ihr das Material nahezu komplett On The Road geschrieben habt. Wie hat man sich so etwas eigentlich vorzustellen?

Godsmack-Tony Rombola erster von links!TR: Es gab unterschiedliche Wege. Viele Songs hat Sully während unserer Tourneen alleine mit seiner Gitarre auf dem Hotelzimmer geschrieben. In solchen Fällen habe ich dann lediglich die Gitarrenparts entwickelt, da ich besser Gitarre spielen kann als er. Zusätzlich mußte ich dann vielleicht noch das ein oder andere Solo einspielen, das war's. Songs wie Greed oder Awake sind auf diese Weise entstanden. Bei Black Magick kam ich mit einem einzigen Akkord an. Sully hat, vom Sound des Chords inspiriert, den Rest der Nummer in sein Diktiergerät gesummt. Wir haben dann versucht, die zur Melodie passenden Akkorde und Riffs herauszufummeln. Andere Nummern sind in echter Teamarbeit enstanden. Trippin' zum Beispiel. Ich hatte den Song soweit fertig. Was mir fehlte war ein griffiger Refrain. Dem Ref, den ich gemacht hatte, fehlte es irgendwie an der nötigen Griffigkeit. Und jetzt kam Sully ins Spiel. Er hatte einen coolen Refrainpart, ihm fehlten jedoch die anderen Teile. Also schmissen wir meinen Refrain rauß und positionierten an dieser Stelle Sullys Teil. Und siehe da, es funktionierte wunderbar! Auch Spiral ist ein echter Duosong. Sully kam mit diesem ziemlich coolen Muted Riff an und fragte mich, ob ich nicht eine Idee für eine Melodie hätte. Mir viel sponatan eine Gitarrenmelodie ein, die er aufgriff und gesanglich umsetzte. Das gab seinem Riff eine ganz andere Dimension und der Rest war dann nur noch ein Kinderspiel.

?PG: Wie und wann probt ihr die neu entstandenen Songs On The Road?

!TR: Das passiert während der Soundchecks. Bevor wir ins Studio gegangen sind, um unser neues Album einzuspielen, absolvierten wir eine zweimonatige Headliner Tour quer durch die Staaten. Bei jedem Soundcheck haben wir dannn zwei, manchmal drei neue Songs angetestet, um an ihnen zu feilen. Bevor wir aber letztendlich mit den Aufnahmen zum neuen Album begannen, schoben wir noch eine Preproduction Phase dazwischen und nisteten uns in einem Studio ein, um die bestehenden Arrangements zu checken und den ein oder anderen Teil zu ergänzen. Das ganze dauerte dann noch mal anderthalb Monate. Wir wollten absolut sicher gehen, dass wir mit allen Parts zufrieden waren, bevor wir entgültig ins Studio gingen.

?PG: Die Songs auf Awake strotzen nur so vor Dynamik. Wie seit ihr im Studio vorgegangen, um diese fast live wirkende Atmospähre auf's Band zu bekommen?

!TR: Das Studio in dem wir aufgenommen haben, hatte einen sehr großen Schlagzeugraum. So konnten auch Robbie und ich unsere Amps dort aufbauen und die Songs-zusammen mit Tommy und Sully- in einer Quasi-Live Situation einspielen. Die kompletten Drum Tracks und einige Bass und Gitarrenspuren haben wir dann behalten und sie durch entsprechende Overdubs ergänzt. Das war's!

?PG: Dein Gitarrensound ist sehr fett. Welches Equipment hattest du im Studio am Start gehabt?

!TR: Einen Mesa Triple Rectifier und alle möglichen Gibson Les Pauls. Custom, Studio und Standard Modelle. Wir hatten für die Gitarrenaufnahmen diesmal etwas mehr Zeit. So konnten wir uns intensiver um Dinge wie das richtige abmiken, oder die Wahl des für einen bestimmten Take am besten geeigneten Mikros kümmern. So kam es stellenweise zu ziemlich lustigen Situationen. Ich saß in der Regie und hörte mir den abgemikten Gitarrensound an. Sullys mußte sich im Lärm des Aufnahmeraums aufhalten und das Mikro vor der Box hin und herschieben. Ich dirigierte ihn. Kein schlechter Job (lacht!). Viele Gitarrenparts bestehen aus drei, parallel zueinander gespielten Einzelspuren. Wenn die Erste im Kasten war, wiederholte sich das Mikrohinundhergeschiebe und wir suchten einen Sound, der sich von dem der ersten Spur minimal unterschied. Nachdem das geschehen war, mixten wir den Stuff zusammen. Oft habe ich dann noch einen Track mit einem einfachen Fender Bullet Amp nachgeschoben. Der Amp ist echter Trash, hat aber einen unschlagbaren mittigen Sound, den man mit Hilfe des EQ`s sehr schön aufblasen kann. Dasselbe haben wir auch schon bei den Aufnahmen zu unserem letzten Album gemacht (lacht!). Einige Zusatztrax auf Awake habe ich auch mit dem Line 6 Pod eingespielt. Zum Beispiel die kleine Melodie in Spiral, bei der sogar eine Strat zum Einsatz kam.

?PG: Bei eurem Sound immer eine Frage wert: Welches Tuning bevorzugst du?

!TR: Sehr häufig Dropped D. In einigen besonders brachialen Fällen wird dann alles noch einmal um einen Ganzton runtergetunt. Das kracht!

?PG: Welche Saitenstärken bringst du zum Einsatz, um den Spannungsverlust beim detunen der Strings auszugleichen?

!TR: Einen normalen 10er Satz (010-046) beim Dropped D Tuning und einen 011er (011-052) für die Brachialvariante.

?PG: Eure Musik lebt vom toughem Zusammenspiel der Band. Habt ihr eine Art Standardherangehensweise, in der ihr eure sehr präzise Rhythmusarbeit trainiert?

!TR: Nein eigentlich nicht. Wir spielen halt schon recht lange zusammen. Gerade das neue Material haben wir in allen möglichen Lebenslagen getestet und performed. Um auszuprobieren wie neue Nummern bei unserem Publikum ankommen, haben wir die meisten Songs des Awake Albums im letzten Jahr regelmäßig in unser Live-Set integriert. So hatten wir die Möglichkeit sie ausgiebig zu trainieren und waren zur Aufnahmesession auf den Punkt fit.

?PG: Du spielst sehr häufig Riff, die von totenstillen Stops unterbrochen werden, bevor es dann urplötzlich gewohnt laut und highgainlastig weitergeht. Welchen Trick setzt du ein, um diesen "Ruhe vor dem Sturm- Effekt" in die Tat umzusetzen?

!TR: Zu meinen Standard-Equipment gehört natürlich ein gutes Noise Gate. Zusätzlich dazu habe ich vor ein paar Jahren damit angefangen mit einem parametrischen EQ zu experimentieren, mit dessen Hilfe ich störende Frequenzen finden und effektiv ausschalten kann. Das klappt mittlerweile so gut, dass ich meinen Amp richtig laut machen kann und er- wenn ich es nicht will- fast gar keinen Mucks mehr von sich gibt. Eine Millisekunde später ist er dann wieder voll da. Diese absolute Kontrolle über den Sound macht sehr viel Spaß und inspiriert zu immer neuen Riffs.

?PG: Ihr kommt, genau wie Aerosmith oder seinerzeit Extreme, aus Boston. Ist die Stadt eine Music City?

Tony Rombola!TR: Boston hat eine ziemlich ausgeprägte Club Szene. Ich denke immer dann, wenn Musikern in einer Stadt die Möglichkeit geboten wird sich live zu präsentieren, entwickelt sich paralle dazu auch eine rege Musikszene. Die Bostoner Scene ist dabei musiklalisch sehr offen geblieben und von Hardcore bis Jazz ist alles vertreten.

?PG: Kennst du Nuno Bettencourt (Gitarrist von Extreme Anm. der Red.) persönlich? Es ist ja in Europa eher still um ihn geworden geworden!

!TR: Ich kenne Nuno ganz gut. In den Staaten ist er nach wie vor sehr aktiv. Wir spielen demnächst einige Jobs mit ihm und seiner neuen Band, den Mourning Widows. He is an awesome guitar player. Die Widows sind ein Trio, so dass Nuno richtig gut zum Zuge kommt. Sein Bruder spielt Bass!

?PG: Danke für die Infos und das interessante Interview. Viel Glück bei eurer anstehenden Tour mit Limp Bizkit!

Weitere coole Infos und brandheiße Lix findest du in unserem How To Play Like Tony Rombola Special.

 

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